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Donnerstag, 4. Oktober 2007

Lob der Heuchelei

Um es gleich vorwegzunehmen - nein, Heuchelei ist keine Strategie. Und Strategien sind keine Heuchelei. Obwohl das Heuchler gerne bewusst verwechseln. Spinnen und spinnen ist eben auch nicht immer das Gleiche.

"Auf dem Schachbrett der Meister gilt Lüge und Heuchelei nicht lange. Sie werden vom Wetterstrahl der schöpferischen Kombination getroffen."

Das Rauchverbot kommt – die Menschheit ist gerettet. Der gesundheitsbewusste Zeitgeist hat gewonnen. Hurra! Jetzt kann man vielleicht noch ein Mal zurückblicken, ein letztes Mal das Wort ergreifen und – ohne jegliche Nähe zur Tabaklobby – die ganze Kampagne als das bezeichnen, was sie in Wahrheit ist: Gesundheitshysterie, heuchlerisch, undemokratisch, hypochondrisch und paranoid.
(Die Welt)

Es gibt da den berühmten Vergleich mit dem Gewand mit den vielen Knöpfen, bei dem man alle unteren Knöpfe falsch knöpfen muß, weil man beim obersten Knopf schon etwas falsch gemacht hatte. Heuchelei also als Kettenreaktion?

Ob nicht unsere Zeit vor allem deswegen so kaputt ist, weil so viel geheuchelt wird?


















zitiert aus einem Beitrag von Stefan Kröhl in der "Zeit"

"[...]Parteien, öffentliche Verwaltungen, überstaatliche Organisationen und Unternehmen haben gefälligst so zu handeln, wie sie reden. Visionen, Leitbilder, Werthaltungen und Programme müssten, so die dominierende Vorstellung, möglichst eng mit den konkreten Entscheidungen in Organisationen gekoppelt sein. Dieser Konsens liegt dem Mantra jeder Parteipolitik - die machen ja am Ende doch nicht, was sie versprechen - zugrunde.
Bei aller Klage übersieht man jedoch einen zentralen Punkt: den Nutzen, den Heuchelei für Organisationen hat. Scheinheiligkeit, darauf hat zuerst der schwedische Ökonom und Organisationsforscher Nils Brunsson aufmerksam gemacht, ist für Organisationen nicht ein Problem, sondern vielmehr eine Lösung. Regierungs- und Oppositionsparteien, multinationale Entwicklungsorganisationen genauso wie globalisierungskritische Nichtregierungsorganisationen, Betriebsleiter grosser Automobilkonzerne genauso wie der Betriebsrat dieser Firmen - sie alle sind, so die These Brunssons, darauf angewiesen, möglichst professionell zu heucheln.[...]
Das ungeschriebene Gesetz lautet jeweils, dass die Mitarbeiter am Ausschmücken ihres Schaufensters nach aussen mitwirken. Man beobachte nur, wie sich das Reden eines Mitarbeiters über seine Organisation verändert, sobald ein Mikrofon eingeschaltet ist oder eine Kamera läuft. [...]"

Dienstag, 25. September 2007

Dietrich Kittner in der Gems

Die Singener Attac-Gruppe wird am Dienstag, den 2. Oktober einen Kabarettabend mit dem bekannten Kabarettisten Dietrich Kittner veranstalten. Die Veranstaltung findet im
Kulturzentrum Gems statt (Mühlenstr. 13), und beginnt um 20 Uhr.
Der Eintritt beträgt 8 Euro, bzw. 6 Euro für Ermäßigte.





Dietrich Kittner, Jahrgang 1935, entdeckte seine Liebe zur Satire während seines Göttinger Studiums der Geschichte und Rechte.

Er brach die akademische Laufbahn ab, um sich der Leitung des von ihm 1960 gegründeten Kabaretts Die Leid-Artikler zu widmen.
Bis 1964 zog er mit den Leid-Artiklern (u.a. Christel Kittner, Rosemarie Schulz, Gisela Kugel, Dor Knecht, Willi Weist-Bosch) u. a. mit den Programmen "In höheren Kr(e)isen" und "Der Freiheit eine Kasse" durch die Republik. Ab 1964 ließ sich die Truppe im Hannoveraner INTIMEN THEATER nieder.

Weitere Programme u.a. "Im Westen nichts Treues", "Goldene Pleiten", "Arm aber kleinlich", folgten. Nach zwei weiteren Jahren löste sich das Ensemble wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf. Kittner arbeitete alleine weiter.
Aus dem Nachlass des letzten Leid-Artikler Programms und unter Verwendung von einigen neuen Texten stellte Kittner sein erstes Soloprogramm "Die bornierte Gesellschaft" zusammen.
1968 demonstrierte Kittner mit dem Programm "Wollt ihr den totalen Mief", das politische Dichtungen und Chansons der Zeit seit der Jahrhunderwende enthielt, die unverminderte Gültigkeit und Aktualität der Werke Tucholskys, Brechts, Weinerts und Mühsams.
In unregelmäßiger Folge wurden viele neue Programme präsentiert.
Seit 1975 hat Kittner sein festes Domizil im Theater an der Bult in Hannover. 1980 erhielt er den deutschen Schallplattenpreis und 1984 den Deutschen Kleinkunstpreis.

Dietrich Kittner ist unterwegs. Er spielt jährlich vor über 100000 Zuschauern überall im Land. Seine Programme haben auch nach den vielen Jahren seiner kabarettistischen Tätigkeit nichts von Ihrem Witz und Ihrer Schlagfertigkeit verloren. Seine volkstümliche Sprache, seine Geradheit und sein Einfallsreichtum beeindrucken nicht nur sein begeistertes Publikum. Auch öffentliche Institutionen reagieren auf Ihn.... womit? .....z.B. mit Auftrittsverboten.

Verfasser: attac

Jake Shimabukuro - While My Guitar Gently Sweeps [mp3]

Tibetian Buddhist Monks - Words Of Prayer [mp3]

Dienstag, 18. September 2007

Ausbildung für Alle!

Auf Anregung einiger Landesschülervertretungen wurde innerhalb der DGB Initiative „Ausbildung für alle“ eine Online Petition in den Deutschen Bundestag eingebracht.
Die Petition fordert ein Grundrecht auf Ausbildung für alle.

Begründung:
Alle Jugendlichen haben das Recht auf eine Lebensperspektive.
Ein Grundrecht auf Ausbildung ist erforderlich, weil …
...in Deutschland inzwischen mehr als 1,5 Millionen Menschen unter 25 Jahren ohne Ausbildung keine Chance auf Arbeit haben.
… sich seit 1995 jährlich bundesweit hunderttausende Jugendliche um einen Ausbildungsplatz bewerben und keine bekommen können.
… alle Vereinbarungen und Notprogramme zwischen Politik und Wirtschaft den Ausbildungskandal nicht beseitigen konnten.
… eine qualifizierte Ausbildung über die Zukunft junger Menschen und die Zukunft der Gesellschaft entscheidet.
… dadurch der Übergang von der Schule in den Beruf ohne Wartezeiten auf einen Ausbildungsplatz möglich wird.
… der Staat für die Ausbildung junger Menschen Verantwortung trägt!

Ich möchte euch bitten, die Petition unter folgendem Link zu unterzeichen:
Deutscher Bundestag

Weitere Informationen befinden sich unter:
www.ausbildung-fuer-alle.de

Donnerstag, 9. August 2007

Rauchverbot

Zu diesem Thema ist in letzter Zeit wahrlich genug Wasser auf die Mühlen gekippt worden. Eigentlich ist schon alles gesagt, was gesagt werden kann - die einen finden's gut, die andern nicht. Und diejenigen, die nichts sagen, die haben nichts zu sagen oder denen ist es schlicht und ergreifend wurscht, weil sie z.B. keine Kneipengänger sind.

Standesgemäss verspritz ich jetzt dazu doch noch etwas Senf, denn ich zähle mich zur Spezies der bio-dynamischen Genussraucher. Das sind diejenigen welchen, die es tagsüber geniessen, nicht zu rauchen, weil es blöd ist, abends aber, nach dem bio, voll dynamisch zur Fluppe greifen. Und zwischendurch mal, weil die Ausnahme zur Regel gehört.
Das war bisher toll, vor allem in meinen Lieblingskneipen wie der Seekuh, dem Shan oder im Turm, am liebsten zu Musik und Guinness. Das beste am Kneipen-Genussrauchen ist: man hat das Gschmäckle zwar nachher in den Klamotten, nicht aber in der eigenen Bude.
Das hat uns Vatter Staat nun ganz schön vermasselt. Obwohl der Vatter sich eigentlich dringend um ganz andere Spezies kümmern sollte - die unfreiwilligen Nichtverdiener, die hätten wahrlich genau so viel Fürsorge verdient. Und was ist mit dem Gesundheitsschutz für Nichtautofahrer? Und wer schützt mich vor den Gesundheitsgefahren einer verblödeten Politik?
Die Nichtraucher hacken auf den Rauchern rum und umgekehrt, und schwupps - hat der Mop ein Problem, was eigentlich keines ist. Das ist der Trick, mit welchem von echten Problemen abgelenkt wird. Altbekannt und altbewährt.
Die einzig richtige Lösung wäre nach meiner Meinung, den Wirten aufzuerlegen, ihre Lokalität als Raucher- oder Nichtraucherzone zu deklarieren und es den Menschen selbst zu überlassen, ob sie lieber qualmend oder nichtqualmend kommunizieren. Alles andere ist Quatsch!

An dieser Stelle möchte ich Norbert, Wirt der Seekuh, zitieren:

"Wenn man täglich in der Gastronomie arbeitet und dazu gezwungen wird an der allmählichen Vergiftung des Einzelnen mehr oder weniger unfreiwillig teilhaben zu dürfen ist es geradezu eine
Wohltat nach den vielen, vielen Nächten mal endlich abends nicht in dem Qualm stehen zu müssen.
[...]Werde mir die Rauchraum-Geschichte noch in aller Ruhe überlegen. Tendiere aber - ehrlich gesagt - eher dazu das ganze Lokal als Nichtraucherbereich zu betreiben. Ist jedoch noch nicht endgültig entschieden."

Diesen Standpunkt verstehe und akzeptiere ich. Obwohl ich gerade die Seekuh als Raucherkneipe immer sehr geschätzt habe. Wenn das Rauchverbot den Wirten überlassen würde, könnte ich immerhin selbst entscheiden, mich für einen geschmacksneutralen Abend in die Seekuh zurückzuziehen oder eben die Socken und die Kippen zum Rock im Turm qualmen zu lassen, dessen Wirt Ali ganz anders tönt:

"Das Rauchverbot schadet unseren Umsätzen.
[...] Es ist dumm gemacht und es sollte uns überlassen werden, ob wir es so oder so handhaben wollen. Uns vorzuschreiben, was wir sein sollen ist einfach undemokratisch.
[...] Falls es wirklich so schädlich ist, müssten Zigaretten komplett verboten werden."

Heut abend sass ich nach rauchfreier Arbeit zur ersten Urlaubszigarette auf der Terasse des Kula und hab mir bei herbstlichen Temperaturen schier den Popo abgefroren. Aber die Hoffnung auf sommerliche Grade im Winter durch die wärmefördernden Abgase bleibt, falls uns das Wasser nicht vorher bis zum Hals steht.

Metallica - Smoke On The Water [mp3]

Joe Nichols - She Only Smokes When She Drinks [mp3]
Deep Purple - Smoke On The Water [mp3]
Mike Jones - I Smoke I Drink [mp3]
Placebo - Been Smoking Too Long [mp3]
Motley Crew - Smoking In The Boy's Room [mp3]

Mittwoch, 4. Juli 2007

Stalking - von Verfolgern und Verfolgten














Mit dem Thema "Stalking" kam ich das erste Mal intensiver in Berührung, als ich vor ca. 2 Jahren selbst Stalking-Betroffene war. Dieser Umstand ging zwar ziemlich an die nervliche Substanz, als Opfer würde ich mich dennoch nicht bezeichnen, da ich mich relativ schnell und effektiv zu wehren wusste. In meinem Fall war es eine Stalkerin, die mir über Briefe, emails und Anrufe frei erfundene, haarsträubende Geschichten andichtete. Die Spanne ging über "ich hätte einen Mann angestiftet, bei ihr Telefonterror auszuüben" bis "ich hätte ihr Leben zerstört" - und zu guter Letzt startete diese überspannte, phantasieüberfrachtete Person eine Verleumdungskampagne, die letztendlich doch zu dem glücklichen Ergebnis führte, im Freundeskreis die Spreu vom Weizen zu trennen.
Äusserst abstrus an dieser Geschichte ist, dass diverse Trittbrettfahrerinnen, welche ich weder jemals zu Gesicht bekam, geschweige denn ein Wort mit ihnen gewechselt hab, sich bis heute noch in übler Nachrede versuchen.
Vielleicht muss man wirklich nicht alles verstehen in dieser Welt, ich hab das Thema für mich erstmal unter der Rubrik "Denn sie wissen nicht, was sie tun" abgelegt und nach einem kurzen Anwaltsgeplänkel ist dann weitgehend Ruhe eingekehrt.
Nebenbei bemerkt, es war eine Anwältin, eine sehr gute.

Nun bin ich bei seemoz über einen interessanten Beitrag zu diesem Thema gestossen:

[...]
Die Ohnmacht der Opfer


Und die betroffenen Frauen bleiben allein mit ihren Ängsten. Oder grübeln über eigene Versäumnisse: „Hätte ich nicht konsequenter sein sollen?“, „habe ich nicht doch provoziert?“, „war ich nicht einmal zu häufig allein in der Kneipe?“. Kein Mann käme auf solche Selbstbezichtigungen - Frauen aber scheinen solche Zweifel anerzogen. Als wäre das Opfer die Schuldige und der Täter nur der Getriebene. Man kennt das aus Gerichtsverhandlungen in Vergewaltigungs-Verfahren.
[...]

Die Aussage: "Frauen scheinen solche Zweifel anerzogen" finde ich sehr pauschalisiert.
Mag sein, dass manche Frauen anders damit umgehen und es vielen Männern an kritischer Eigenreflektion mangelt, es gibt aber durchaus Frauen, die selbstbewusst in solchen Situationen auftreten und handeln.
Jüngst gibt es in meinem Umfeld einen besonders widerborstigen Fall von Stalking, in dem dieser Kreis von Zweifel durchbrochen wurde und die betroffene Frau nicht allein blieb mit ihren Ängsten.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass der Versuch der Gestalkten, auf ihre Geschichte aufmerksam zu machen, mehrfach mit der Behauptung, es handle sich hierbei um "persönliche Animositäten" verharmlost wurde.

Die Fragen drängen sich mir auf: gibt es überhaupt "persönliche Animositäten"?
Wenn ja, wie definiert man sie?
Wenn ja, wo fängt "persönlich" an und wo hört es auf?
Wie lange muss man zuschauen/hören, bis man sich zum Mittäter macht?

Auf diese Fragen hätte ich gerne Antworten. Nicht von Gesetzestextkundigen - könnte ich selbst nachlesen - und auch nicht von Feiglingen, sondern von denen, die im Besitz gesunden Menschenverstandes und Zivilcourage sind.

Der aktuelle Stalking-Fall ist zwischenzeitlich auf den Schreibtischen der Behörden und der Anwältin, mit guten Aussichten auf Erfolg.

Boondox - Sleep Stalker [mp3]
Funeral Dress - Stalking [mp3]
Inside Out A Cappella - Stalking Song [mp3]
Piebald - The Stalker [mp3]

Montag, 18. Juni 2007

Kreuzweg der Arbeit

Mittwoch, 27.06.2007 um 17.00 Uhr in Konstanz
Anlässlich drohender betriebsbedingter Kündigungen in Konstanz.

ca. 780 Arbeitsplätze bei Nycomed in Konstanz/Singen
Wieviele Arbeitsplätze bei der Deutschen Telekom in Konstanz?

Start um 17.00 Uhr an der Agentur für Arbeit, Stromeyersdorfstr.1
Nach einem Prozessionsumzug, von der Agentur für Arbeit zur Altana/Nycomed, endet der Kreuzweg mit der letzten Station der Aufstellung des Kreuzes der Arbeitslosigkeit.

Mit dem Kreuzweg der Arbeit haben wir eine Form gewählt, die es uns ermöglicht unsere
Betroffenheit und Hoffnung, unsere Ohnmacht und Wut zum Ausdruck zu bringen und unsere
Anliegen im Gebet vor Gott zu tragen. Wir gehen den Kreuzweg der Arbeit in dem Wissen der Wirklichkeit, in der wir hier und heute leben und die wir sehen und wahrnehmen. Jesus betet:
„Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt!“ Sein Kreuzweg und sein Tod sind die Folgen der Ungerechtigkeit der Welt.
Wir, die sich einsetzen für den Erhalt der Arbeitsplätze in Konstanz, schauen auf die Spuren der Menschen, die heute sein Kreuz tragen. Wir folgen ihm nach, indem wir die Ungerechtigkeit der Welt entlarven und das Reich des gerechten Vaters mehr und mehr selber zu leben versuchen.
Deswegen ist unser „Kreuzweg der Arbeit“ ein Gang der Hoffnung.

Das Stadttheater lädt in diesem Zusammenhang zu einem Theaterstück:
Eiszeit“ ein, das am Sonntag, 08.07.2007 in der Spiegelhalle in Konstanz gezeigt wird. Der Beginn ist um 20 Uhr. Eine Diskussion im Anschluss ist vorgesehen.

Es laden ein:
Evangelische Arbeitnehmerschaft (EAN) Bodensee,
Katholische Arbeiternehmerbewegung (KAB) Bodensee-Hohenzollern
und Referat Arbeitnehmerpastoral, Theater Konstanz,
Arbeitgemeinschaft Christlicher Kirchen ( ACK) Konstanz, Kirchlicher Dienst in der
Arbeitswelt (KDA) Südbaden, Johannisgemeinde Wollmatingen,
Es rufen auf:
DGB Region Bodensee-Oberschwaben, IGBCE Bezirk Freiburg und Betriebsrat
Nycomed Konstanz

Gehen Sie mit uns den Kreuzweg der Arbeit!
Setzen Sie ein Zeichen der Solidarität und Gerechtigkeit!

Kontaktadresse: Referat ANP/KAB Markus Keßner, Schauinslandstraße 41a, 79100 Freiburg
Tel.: 0761/2929024 eMail: m.kessner@kath-region-fr.de

Mittwoch, 30. Mai 2007

Was haben wir damit zu tun?







































Fragte mich heute ein Kollege ernsthaft, als ich mich zur Telekom-Kundgebung aus dem Büro verabschiedete.
Eine aus seiner Sicht durchaus berechtigte, aber dennoch denkwürdige Frage. Zwischen Tür und Angel gab ich ihm den Tipp, über den Begriff "Solidarität" nachzudenken.
Diese Bulldozer-Politik, welche zur Zeit von der Telekom-Führung betrieben wird, die alle bisher versuchten Kahlschlagattacken in den Schatten stellt, wird bei Erfolg Signalwirkung für andere Konzerne haben. Wenn ganze Bereiche in den Niedriglohnsektor abgedrängt werden, mit Löhnen, die zum Teil unter der Mindestlohnschwelle von 7,50 Euro liegen, dann geht das nicht nur an die Grenze des Zumutbaren für die Arbeitnehmer, sondern schwächt auch in Folge die sozialen Sicherungssysteme. Und das geht widerum uns alle etwas an.
Wenn Telekom gleichzeitig ohne Not 5 Prozent - 3,1 Mrd. Euro - ihres Umsatzes an Dividende ausschüttet, kann man das nur noch als Zynismus bezeichnen. "Pfui Teufel", war die treffende Bezeichnung Berthold Maier's auf der heutigen Kundgebung dafür.
Falls es den Streikenden gelingt, die unverschämten Versuche von Lohndumping abzuwehren, wird auch dieses Signalwirkung haben. Sowohl für das Managment anderer Unternehmen, welche mit Argusaugen auf den Ausgang der Auseinandersetzung schauen, als auch im besonderen für die Arbeitnehmer anderer Branchen, welche dadurch ermutigt werden, sich gegen ähnliche Angriffe zur Wehr zu setzen.
Also, wir haben etwas damit zu tun, und ich hoffe, dass noch viele andere ihre Solidarität mit den Streikenden in der Öffentlichkeit bekunden!

Bei SeeMoz gibts auch einen ausführlichen Bericht über den Demo-Verlauf zu lesen.

Skunk Anansie - Political [mp3]

Donnerstag, 24. Mai 2007

Telekom-Streik - Aufruf von ver.di

Aufruf zur Solidarität mit den streikenden Telekomlern/innen

Mittwoch, 30. Mai 2007
Demonstration und Kundgebung
Treffpunkt: Telekom-Gebäude, Moltkestr. 4, Konstanz

"Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Tarifauseinandersetzung unserer Kolleginnen und Kollegen bei Telekom verschärft sich zusehends. Der Vorstand plant weiterhin, die Einkommens- und Beschäftigungsverhältnisse seiner Mitarbeiter/innen in unverschämter Weise zu verschlechtern. Die Arbeitsplätze und Existenzen von bis zu 50.000 Mitarbeiter/innen werden massiv bedroht. Sie sollen in „Service-Gesellschaften“ abgeschoben werden, eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 34 auf 38 Stunden ohne Lohnausgleich in Kauf nehmen und als Dankeschön auf 9 % Gehalt verzichten. Gleichzeitig wurden an die Aktionäre über 3 Mrd. Euro ausgeschüttet.
Eine solche „Bulldozerpolitik“ darf sich in unserer Republik nicht durchsetzen. Dies kann und darf in unserem Land niemals Vorbildcharakter erreichen.
Unterstützt alle den Streik der Telekomler/innen, kommt zu unserer Demo und Kundgebung am 30. Mai."

Mehr zum Telekom-Streik bei ZEIT online

Mittwoch, 23. Mai 2007

Peter Löscher wird neuer Siemens-Chef

Der Österreicher Peter Löscher ist vom Siemens-Aufsichtsrat zum Nachfolger von Klaus Kleinfeld nominiert worden. Löscher, Pharmamanager bei Merck, gilt als überaus stiller Mensch, dem Selbstdarstellung fremd ist. Sein Name ist Verpflichtung, der "Neue" wird auch sein Debut als Löscher von Skandalfeuern geben, um den Konzern dann hoffentlich in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Keine leichte Aufgabe, man darf gespannt sein, wie er diese löst.

Der stellvertretende Aufsichtsratschef und Zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber betonte, die Arbeitnehmer hätten ausführlich mit Löscher gesprochen. Löscher habe zugesagt, keine Kahlschlagpolitik zu betreiben sowie den Erhalt der Arbeitsplätze in Deutschland und anderswo in den Mittelpunkt seiner Bemühungen zu stellen.

Das lässt hoffen.

Montag, 7. Mai 2007

Metall-Tarifabschluss

Das diesjährige Zähnezeigen in der Tarifrunde der Metallindustrie hat Wirkung gezeigt und ist überraschend erfolgreich beendet.
Warnstreiks und Streik hätten bei der momentan hervorragenden Auftragslage fatale Auswirkungen gehabt. Auch bei Siemens in Konstanz, wo wegen des bevorstehenden FAT's zur Zeit auf Hochtouren - sogar am Wochenende - gearbeitet wird. Deshalb waren wohl beide Parteien an einer raschen Einigung interessiert.
Ein moderates Ergebnis. Sicherlich hätten die Metaller mit mehr Ausdauer und Druck
hinter dem Komma noch eine Bewegung nach oben erstreiten können, was allerdings für den gesamtwirtschaftliche Nutzen fraglich gewesen wäre.
Als wirklichen Erfolg kann man den Erhalt der tariflichen Bestandteile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes in seiner bisherigen Form werten; diese tariflichen Sonderzahlungen sind dem Arbeitgeberlager schon lange ein Dorn im Auge und auch in der vergangenen Tarifrunde wurde der hartnäckige Versuch, die tarifvertraglichen Leistungen zu schmälern und erfolgsabhängig zu gestalten, von der Arbeitnehmerseite wieder mal zugunsten der Beschäftigten abgewehrt.

Hier die Eckpunkte des zweistufigen Tarifabschlusses:

Der in Baden-Württemberg erzielte Tarifkompromiss sieht unter anderem eine zweistufige Lohnerhöhung vor. Zunächst sollen die Tabellenentgelte ab Juni um 4,1 Prozent und ein Jahr später um weitere 1,7 Prozent erhöht werden. Zudem erhalten die Beschäftigten in der zweiten Stufe einen auf fünf Monate befristeten Konjunkturbonus in Höhe von 0,7 Prozent, der aber anders als die 1,7 Prozent nicht in die Tariftabellen eingearbeitet wird und deswegen keine dauerhafte Wirkung hat. Die Arbeitgeber können die zweite Vertragsstufe in Ausnahmefällen bei einer schlechten wirtschaftlichen Lage um bis zu vier Monate verschieben. Für die Monate April und Mai 2007 ist außerdem eine Einmalzahlung in Gesamthöhe von 400 Euro vorgesehen. Für Auszubildende liegt die Einmalzahlung bei 125 Euro. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 19 Monaten bis zum 31. Oktober 2008.

The Godfathers - Birth,School,Work,Death [mp3]

Samstag, 28. April 2007

Kundgebung am 1.Mai 2007 in Konstanz

fällt dieses Jahr aus.

Nein, nicht ganz.
Sie wird grenzenlos.
Denn gleich nachdem
die kundgebungswilligen
Konstanzer
Kolleginnen und Kollegen
mit
Schwester Gaby
in den Mai
gerockt sind,
rücken sie aus,
um in die
Schweiz
einzumarschieren.


Marianne Faithfull - Working Class Hero [mp3]

Um
9:45 Uhr
werden sie am Hauptzoll in der Kreuzlingerstrasse von den schweizer Gewerkschafter/innen empfangen und gemeinsam, mit musikalischer Begleitung durch die Samba-Gruppe Konstanz, zum Dreispitzsaal in Kreuzlingen marschieren.
Nach der Eröffnung um
11:00 Uhr
durch Peter Keller vom Gewerkschaftsbund Kreuzlingen und Bernhard (Fips) Hanke vom DGB Konstanz, sprechen Paul Rechtsteiner, Präsident Schweizerischer Gewerkschaftsbund, und Helga Nielebock, DGB-Bundesvorstandsverwaltung.
Das DGB-Frauenkabarett "Menschen zufällig weiblich" hat seinen Auftritt um
12:00 Uhr
und um
13:00 Uhr
wird abschliessend die Samba-Gruppe Konstanz spielen.

Das Centro Italiano wird für Speis und Trank sorgen und der Nachwuchs kann sich in der Hüpfburg austoben.

Samstag, 14. April 2007

Touren mit Herz

Bayerns Metallarbeitgeber haben eine "Tour mit Herz" gestartet, um für einen Mini-Lohn-Abschluss zu werben.
Der Siemens Konzern hat schon eindrucksvoll Herz bewiesen. Erst gab es dicke Geschenke an ausländische Kunden und dann auch noch etliche Millionen für eine "unabhängige Arbeitnehmerorganisation" Und letzteres, ohne auch nur die geringste Gegenleistung zu erwarten, aus purer Nächstenliebe.
Denn Siemens-Chef Kleinfeld hat "nicht den Eindruck, dass die AUB besonders arbeitgeberfreundlich ist".
Und trotzdem bekam sie 4 mal so viel Geld, wie Kleinfeld als Jahresvergütung erhält. Kleinfeld ist übrigens mit seinen gut 3,6 Millionen Jahressalär nicht der Spitzenverdiener unter den deutschen Vorständlern. Im Schnitt kassierte der Vorstandsvorsitzenede eines Dax-Unternehmens 2006 laut "Frankfurter Allgemeine" über 4,7 Millionen Euro - knapp 160 mal soviel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer.
2006 gönnten sich Dax-Vorstände über 15% Gehaltserhöhung. Wir wollen noch nicht mal die Hälfte, sind aber nicht sozialneidisch.
Schliesslich können Vorständler
a) 160 mal soviel leisten wie wir und
b) tragen sie die Verantwortung - z.B. bei Siemens.

Montag, 19. März 2007

Peto

In Monheim - einer 43.000 Einwohner zählenden Kleinstadt zwischen Köln und Düsseldorf ereignete sich 1998 Bemerkenswertes: 4 Jugendliche hatten die Nase voll - nicht von der Politik, was man durchaus verstehen könnte - nein, sie hatten genug von Desinteresse, wollten ihr eigenes Ding machen und sich einmischen in die etablierte Kommunalpolitik. So kam es, dass die vier Jugendlichen die erste deutsche Schülerpartei Deutschlands gründeten. Die Ziele waren klar formuliert: ein Jugendcafe sollte her, eine Nacht-Bus-Linie und billigere Bus-Tickets. Da in Nordrhein-Westfalen seit 1998 bereits 16-Jährige zur Kommunalwahl ihren Stimmzettel abgeben dürfen, war die Hürde zu den 1000 Stimmen für einen Ratssitz nicht allzu gross.
1999 bei den Kommunalwahlen schaffte es die Partei "Peto" auf 6,1% und zwei Sitze im Stadtrat.
Dies war kein Betriebsunfall. Bei den nächsten Wahlen 2004 eroberte Peto bereits 16,6% und sieben Sitze im Rat der Stadt. Sie wurden damit die drittstärkste Kraft hinter Der CDU und SPD und verbannten die FDP und die Grünen mit jeweils zwei Sitzen ins Abseits.
Seither hat sich Peto enormen Respekt in der Gemeinde verschafft und kämpft unverdrossen und erfrischend für die Schaffung von Lehrstellen, Verbesserungen in der Kinder- und Jugendpolitik und die Einführung eines autofreien Sonntags.

Diese Jugend-Erfolgsgeschichte imponiert mir sehr, ich bewundere den Mut und das Durchhaltevermögen der jungen Leute und wünschte mir, sowas würde Schule machen.
Betätigungsfelder gäbe es zur Genüge.

Die pfiffigen Leutchen haben selbstverständlich auch ne eigene Internetpräsenz: Peto

Sonntag, 7. Januar 2007

Auf der Roten Liste der bedrohten Arten...


...oder Deutschland entdeckt seine Kinder.

Stoibers Ede, unser toller Spitzenbayer ganz vorneweg: wir brauchen Vorsorgeuntersuchungen, damit wir rechtzeitig Endsymptome des Aussterbens erkennen; geistige Wohlstandsmagersucht von Hartz4-Unterernährung unterscheiden lernen.
Klobale Medienverdummung wird hoffentlich in Zukunft endlich wie Drogen im Strafgesetz behandelt und als Strafmassnahme den Verbreitern ihren Schund 24 Stunden am Tag und das für mindestens 100 Jahre um Augen und Ohren gewedelt werden.
Sonst noch was?
Ach ja, Kleinfamilie, wir lieben dich. Und, Kinder, wir schützen euch in Zukunft auch vor euren Eltern! Grüss di Gott sei dank, endlich sind die Verursacher der Kindheitsträume, -traumata und -dramas ausgemacht. Jawoll. Eltern! und Killerspiele gehören endlich verboten und die freilaufenden süssen Kleinen in die verstaatlichte, CDU/CSU nahe Kinder-WehGeh gesperrt, hehe klasse Idee! Für die weniger Süssen, wär ich dafür, Käfighaltung einzuführen.

Zukunftsmusik? Vermutlich wird dieses hohle Gesabbel nur eine weitere Panikattacke vor dem politischen Offenbarungseid.

Ich persönlich bin stark für gentechnisch bereinigtes Erbgut, welches endlich dieser grauenvollen bunten Vielfalt ein Ende bereitet und uns den perfekt gestylten, angepassten, ewigjugendlichen, physisch-psychisch-photoshopgeglätteten, erfolgreichen, geist- und gefühlfreien, medientauglichen Einheitslangweiler beschert, gezeugt im sterilen Familienzeughaus von staatlich geprüften Batteriewesen.

"Reproduktionsmedizin" - oh Schwachsinn, wir brauchen dich!


Mädels und Bubels, lasst euch nicht allgemein verunsichern. Falls ihr euch weiterhin von diesen Damen und Herren vereiert fühlt - bevor ihr ausrastet, füllt dieses Amokformular aus und schickt es zuhauf an: Familienministerium.

Samstag, 9. Dezember 2006

Prahlen mit Zahlen

Anteil des Gesamtumsatzes, den die Spielwarenbranche 2005 allein im Dezember erzielte, in Prozent: 28,9

Geschätzte Zahl der in Deutschland jährlich hergestellten Schokoladen-Weihnachtsmänner, in Millionen: 100
Brennwert eines Schoki-Mannes der Marke "Lindt Edelbitter", in Killerkalorien: 537
Dauer eines Spaziergangs, der nötig ist, um diese Kalorien abzulaufen, in Minuten: 160
Dauer eines Liebesspiels, das nötig ist, um diese Kalorien abzulieben, in Minuten: 67

Zeit, die mindestens nötig ist, um sich einen Rauschebart wachsen zu lassen, in Jahren: 2

Anteil der 6- bis 12-Jährigen, die nicht wissen, warum das Weihnachtsfest gefeiert wird, in Prozent: 39

Anteil der Grundschüler in Deutschland, die es sehr wichtig finden, dass Eltern "zuhören und ohne Hektik über Sachen reden, die mich interessieren", in Prozent: 74
Anteil der Eltern in Deutschland, die meinen, Kinder bedeuteten Sorgen, in Prozent: 72

Freitag, 24. November 2006

Fortsetzung - neue Lehrer braucht das Land

Es gibt tolle, kompetente Lehrer/innen.
Zum Beispiel auch jene Lehrerin, die damals, als einer meiner Sprösslinge mit 12 Jahren in Gemeinschaft mit anderen in einem Ramschladen Handyabdeckungen geklaut hat, ihren gesundem Menschenverstand walten liess; die klug, verständlich und liebevoll, aber eindeutig und ohne Doppelbotschaft ihre Entscheidungen traf. Die Konsequenz war, daß eine andere Mutter und ich die Jungs geschnappt haben und mit ihnen und den Handyhüllen in den Laden marschiert sind, wo sie die beim Besitzer abliefern und sich entschuldigen mussten.
Bella Madonna, peinlich war das... aber von durchschlagendem Erfolg gekrönt.
Das Thema "Klauen" konnten wir von da an in den Erledigt-Ordner abheften und Ruhe war.

Dann gibts andere, äusserst inkompetente Lehrer, die meiner Meinung nach leider in der Überzahl die Schulen bevölkern. Die Ursachen sehe ich einer verfehlten Bildungspolitik und Schwerpunktlagerung in deren Ausbildung. Die eigentliche Crux liegt jedoch in der Verbeamtung und daraus resultierenden Machtschieflage. Lehrer sollten nach ihrem Bildungserfolg bezahlt werden und auch aus dem "Verkehr" gezogen werden können, wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllen. Dann müssten nicht mehrere Schülergenerationen sich von solchen Exemplaren demütigen lassen, wie von jenem, der schon in meiner Schulzeit seine perverse Ader an uns ausgetobt hat. "Wenn Du nicht...dann hau ich Dir so in die Fresse, dass das Blut spritzt" - solche Redewendungen waren bei ihm an der Tagesordnung. Dieser "Bildungsauftrag" treibt immer noch sein Unwesen, an der selben Schule. Alle wissen es, keiner macht was, aus Machtlosigkeit, aus Angst.
Oder ein anderer, der die Mädels nach der Länge ihrer Röcke und Haare benotet und nicht nur einmal und auch nicht aus Versehen während der Physik- und Chemieexperimente das Reagenzglas und den Bunsenbrenner mit dem Busen oder Po der Experimentierenden verwechselt hat.
Noch nicht all zu lange her, der Vorfall an der Geschwister-Scholl-Schule, in der mein Sohn das Gymnasium besucht. Er hatte sich aus seiner Clique gelöst, kurz nach der Klauaktion.
Die Jungs fanden das blöd und haben ihn danach fast ein jahr lang traktiert und bedroht. Er wollte keinen Ärger mehr und verhielt sich still, bis zu dem Tag, als sie ihm Hefte versteckten und er für die vermeintlich fehlenden Hausaufgaben eine Strafe bekam. Unter Tränen erzählte er mir alles und bat mich um Hilfe, weil er Angst davor hatte auszurasten, die Jungs zu verdreschen und hinterher womöglich noch schlimmeren Repressalien ausgesetzt zu sein. Mehrere Gespräche mit seinem Klassenlehrer folgten und dieser versicherte mir, sein Augenmerk auf diese Problematik zu legen. Es passierte nichts. Die Geschichte eskalierte immer mehr, ich knöpfte mir die Bande und deren Eltern vor, doch keiner wollte etwas davon wissen, geschweige denn tun. Am Tag X, als Sohn dann seine Fäuste zu Hilfe nahm, fing das grosse Wehklagen an. Was bisher passierte, war offensichtlich nur die Spitze des Eisbergs.
Diese Aktion trat eine Lawine los und enthüllte in der Folge eine unglaubliche Serie von Quälereien und Erpressungsversuchen über einen langen Zeitraum.
Als strafende Massnahme bekam mein Sohn 2 Tage Schulausschluss, mit dem Argument "es werde erwartet, dass die Schule handelt, um keinen Gesichtsverlust zu erleiden".
Die anderen gingen schulisch straffrei aus. Von der Strafvollzugsbehörde wurden sie eindeutig als Schuldige ausgemacht und bekamen gemeinnützige Arbeitsstunden aufgebrummt.
Das Bauernopfer war vollbracht.

Man kann sicherlich mit solchen Sachverhalten keine Gewalttat entschuldigen, aber diese Fälle gehören leider zur schulischen Alltagsunordnung.
Wir brauchen Lehrer mit Zivilcourage. Wir brauchen Lehrer, die ihren Auftrag und ihre Schüler ernst nehmen. Und wir brauchen Lehrer, die mit wachem Geist, mit Rat und Tat zur Seite stehen und Verantwortung übernehmen. Die Ausrede, durch die vielfältigen komplexen Probleme, die unsere heutige Zeit mit sich bringt, keine Zeit für den Einzelnen zu haben, rächt sich spätestens dann, wenn der Einzelne mit einer solchen Tat, wie in Emsdetten geschehen, die Zeit einfordert.
Denn Reparieren ist immer mit mehr Zeit- und Energieaufwand behaftet als Prävention.

Donnerstag, 23. November 2006

Gedanken zum Amoklauf in Emsdetten

Wieder ist ein junger Mensch durchgedreht und hat in der Schule rumgeballert.
Und wieder geht Entsetzen und Aufschrei durch die Medien.
Ja, es ist schrecklich. Ja, es wirft Fragen auf. Ja, es macht Angst. Auch mir.
Klar, wie meistens folgt die Suche nach dem/den Schuldigen bei Fuß, ist bequem, mir persönlich als Ansatz zu einfach, jedoch in den vielfältigsten Lebensbereichen und -Situationen als vermeintliche Problemlösungsstrategie viel gebraucht und beliebt.
Die Politik, die Lehrer, die Eltern, das Schulsystem, PC-Spiele, die Gesellschaft - die Schuldigen sind schnell ausgemacht, nur, hilft das Lamentieren wirklich, solche menschlichen Kurzschlussreaktionen im Vorfeld wahrzunehmen und vielleicht dann zu verhindern?
Wir sollten uns statt dessen erst mal selbst an die Nase fassen und überprüfen, welches urpersönliche Verhalten in unserem Alltag, der leider allzu oft gespickt ist mit subtiler Gewalt, solche Handlungen fördern oder nicht verhindern.
Ausser mit mir selbst, hadere ich mit zwei Sachverhalten jedoch besonders, zum einen sind das der Konsum diverser PC-Spiele, zum anderen, ja, der Schulalltag.

Zu den Spielen: in der militärischen Ausbildung, vor allem in USA, werden seit langem auch Killerspiele eingesetzt, um die Soldaten aufs Töten zu konditionieren.
Jeder, der sich ein wenig mit Psychologie auskennt, weiss, welche Wirkung solche Bilder, regelmässig und gezielt konsumiert, aufs menschliche Unterbewusstsein haben können.
Ich persönlich finde das einfach nur krank, wenn Menschen Teile ihrer Lebenszeit mit solch einer Beschäftigung "totschlagen".

Ich hör schon den Aufschrei der Spielerlobby "alles ganz harmlos" "spiel schon lang und bin noch nicht Amok gelaufen" "macht Spass" etc. pp., die Argumente-Dafür-Liste wäre whrscheinlich seitenfüllend.
Nur ist diese Sicht sehr einseitig und blauäugig, denn hinter der Spielerlobby steht dann noch die gewaltige Spieleindustrielobby, die mit dieser verballerten Lebenszeit gewaltiges Geld verdient. Und die damit bestimmte, beileibe nicht menschenfreundliche Interessen verfolgt.
Aber die kann man leider nicht fassen. Denn die haben ihre Söldnertruppen in den Medien und unter den abhängigen Spielejunkies, die immer wieder gebetsmühlengleich verkünden, wie glücklich wir alle mit diesen sinnfreien virtuellen Lebensinhalten werden könnten, würden wir nur endlich aufhören, nach dem Sinn zu fragen. Und eigentlich sind ja die neurotisch, die nicht abgehärtet genug sind, mit so einem Dreck umgehen zu können, oder war das anders?
Ich sehe in der verdummenden, virtuellen Müll und Schwachsinn verbreitenden Industrie durchaus eine grundlegende Wurzel vielen Übels, nicht nur von Amokläufen, sondern auch deren vielfältige Wegbereiter.
Zum Nachlesen:
Virtuelle Killerspiele
Hilflose Gewalt

Zur Schule schreib ich morgen was, das würde den heutigen Blogbeitrag sprengen.

Dafür gibts noch was auf die Ohren: Mütterlein

Montag, 6. November 2006

Inder statt Kinder? Als ob Geographie noch eine Rolle spielt

Ganesha und das Indernet

Nun haben wir sie also auch, unsere Inder. Seit letzter Woche mischen unsere eher mittelalterlich geprägte Firmen-Altersstruktur junge Ingenieure auf, frisch aus dem indischen Subkontinent importiert. "Das ist mal ein Versuch" und "wir finden auf dem Binnenarbeitsmarkt nicht genügend vergleichbar gut ausgebildete Arbeitskräfte" lautet die lapidare Antwort auf die vielgestellte Frage, ob denn in einem - zur Zeit etwas schöngeredeten - deutschen Arbeitslosenheer von knapp 5 Millionen, nicht ein paar entsprechend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden waren. Solche, die hier auch ihre Steuern und Sozialabgaben zahlen. In deren Ausbildung unser Staat enorme Finanzmittel gebuttert hat. Die dann z.B. auch mit einer nachhaltigen Zukunftsperspektive dafür sorgen könnten, dass der zu erwartende Gau
der Renten- und Gesundheitskassen etwas gemildert wird.
Nein, ich habe nichts gegen Inder, ganz im Gegenteil.
Esse gerne indisch, mache Yoga, finde die Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte, durchaus angenehm und sympathisch. Auch jenen Inder, welcher mir annodazumal zwecks Daueraufenthaltsgenehmigung zur Heirat angeboten wurde, wenn ich denn nur die 20.000 DM dafür genommen hätte.
Aber ich hab ausdrücklich was dagegen wenn Menschen allein auf den Kosten-Nutzen Faktor reduziert werden.
Inder sind billig und willig. Die maulen nicht, bestehen nicht auf irgendwelche Rechte, gehören keiner Gewerkschaft an, machen was man ihnen sagt und verschwinden einfach wieder, wenn man sie nicht mehr braucht. Wer macht wohl den Reibach bei diesem Geschäft?
Analog zu dieser denkwürdigen Entwicklung gibt es da noch den anderen Trend:
In Deutschland stürmen jährlich etwa 12.000 Medizinerstsemester an die Uni's; weniger als 7.000 arbeiten nach abgeschlossenem Studium in Kliniken oder Praxen. Davon verlässt knapp die Hälfte Deutschland, um im Ausland einen Job mit Perspektive zu finden.
Die Ausbildung der 3.000 kostete den Staat 600 Mio Euro...

"Abfluss der Hirne" nennt man dieses Phänomen.

Oooohhhmmmm

Donnerstag, 26. Oktober 2006

Shit, Frau Schmidt!

"Uns wird die Reformmissgeburt erst so richtig weh tun, wenn das Baby laufen kann."
Zitat Michael Reufsteck, heute, SWR 3.
"Ganz am Ende könnte stehen: Wer arm ist, muss früher sterben", prognostizierte der Barmer-Chef Vöcking.
Wie abgehoben müssen Politiker sein, einen Gesetzesentwurf durchs Kabinett zu jagen,
der weder mit Nachhaltigkeit noch mit sonstigen Vorteilen für die Bevölkerung aufwarten kann?
Der von Sozialverbänden, Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Kirchen und auch Politikern einmütig abgelehnt wird?
Ein Minimum an gesundem Menschenverstand hätte ich unseren Reformern schon zugetraut, aber hinter diesem "Minimalkompromiss" kann man lange suchen, der höhere Sinn dessen, was da beschlossen wird, bleibt bislang der Mehrheit verborgen.
Auch im Bezirksrat der Kasse heute machte sich Ratlosigkeit breit, die brandaktuellen Nachrichten von der Kabinettshotline führten zu keinem besseren Verständnis.
Ein staatlich gelenkter Fonds, in den ursprünglich Steuermittel und Beiträge der PKV einfliessen sollten, bleibt. Die Steuermittel und die PKV-Beiträge fallen weg, die Tabaksteuer, die zur Finanzierung der Kassen versprochen wurde, gibt es nun doch nicht. Nach dem Motto: "was kümmert mich mein blödes Geschwätz von gestern?"
Die Selbstverwaltung der Kassen ist in Frage gestellt, durch die Festzuweisung der Beträge bleibt kein Entscheidungsspielraum mehr. Die Krankenkassen werden sich hüten, die Zusatzprämien zu erhöhen, weil dadurch eine Massenabwanderung der Mitglieder und somit Insolvenz zu befürchten ist. Die Folge davon wird eine Sparorgie an Krankenhäusern und Ärztevergütungen sein und dem Hauen und Stechen um "Billig"-Dienstleistungsanbieter ist Tür und Tor geöffnet. Am Ende werden die Versorgerkassen, die einen hohen Mitgliederanteil an chronisch Kranken und Alten haben, den Finanzierungstod sterben und wenige Grosskassen oder gar die verstaatlichte Einheitskasse bestimmt über gesund oder krank.
Im Jahr 2009 soll die Gesundheitsreform greifen. Im Jahr 2009, falls nicht vorgezogen, sind Bundestagswahlen.

Montag, 23. Oktober 2006

Samstag in Stuttgart








Der Schlossplatz hätte bersten müssen angesichts einer Politik,
welche die Bismarcksche Sozialgesetzgebung zugunsten unsolidarischer
Gesetzesentwürfe in die Tonne kippt.














Zu viel freier Platz, der gefüllt werden könnte, von denen, die sich in Zukunft mit einem zweitklassigen Dasein auseinandersetzen müssen.
Immerhin war die Gewerkschaft der Polizei unter den Demonstranten fast so stark vertreten, wie ihre diensthabenden Kollegen am
Rande.