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Sonntag, 16. November 2008

Ein Nasenbein für Jimi

Mitch Mitchell Memory Post













So Mitch is back jamming with Jimi and Noel. The Experience has now left Planet Earth.

Einer, der Gitarre spielte wie ein Gott, hat seine Experience wieder um sich versammelt und - wer weiss - vielleicht machen sie eine Revival Tour im Himmel...

Rückblick

Es war ein warmer Spätsommertag. Ich sass im Garten meiner Mutter mit Blumen im Haar, Frieden im Herzen und "The Cry Of Love" auf dem Plattenteller meines Bruders. Es war die erste eigene Schallplatte, mühsam zusammengespart vom Restgeld des weinroten Cord-Maximantels, den ich mir bei einem Ferienjob in der Schokoladenfabrik Stehlin erarbeitet hatte.
"Angel came down from heaven yesterday..." sang Jimi und ich träumte...tomorrow I will be on your side...wie liebte ich diese Stimme, die Gitarre, die Riffs...er war meine erste grosse Liebe, unerreichbar und doch immer nah. Durch seine Musik, die jetzt in Form einer schwarzen Plastescheibe mein war. Wie hütete ich diesen Schatz! Kind noch, ein Mini-Teeny, schwärmte ich mich mit "Freedom" durch den friedlichen Tag. Einmal Gitarre spielen können wie er...
Dann:
"Jimi ist tot."
Meine Schwester.
Ich schrie... .
Doch, sagte sie.
Ich weinte.
Lief zum Plattenteller und drehte auf. Auch die Nachbarn sollten es hören "Sailing for your love Sailing home..."
Meine Mutter hatte Besuch. Ein Onkel, schwer verwundet an Körper und Seele. Im Krieg.
Einmal zeigte er uns seine körperlichen Narben und ich erschrak und verstand doch nicht viel.
Und er redete von merkwürdigen Dingen. Oft klang Hass aus seiner Stimme.
Auch dann, als er aus dem Zimmer trat und mich anbrüllte "mach diese Negermusik aus".
Erschrocken drehte ich ab um dann zwei Minuten später wütend wieder aufzudrehen. Volle Lautstärke.
Fast ein Kind noch, ein Mini Teeny, mit Blumen im Haar aber rebellisch.
Kurz darauf kam er wieder, sagte nichts, holte mit der Hand aus und schlug zu.
Es schmerzte und das Blut lief und die Tränen liefen.
Und doch verdrängte dieser Schmerz den um Jimi's Tod für eine fast wohltuende Weile.

3o Jahre später - meine Nase war inzwischen längst geflickt - bat mich der Onkel um Verzeihung. Der Onkel hat uns längst verlassen, aber die Musik von Mitch, Noel und Jimi ist geblieben, lebt weiter und hat nie etwas an Faszination eingebüsst.

"You got to tell the children the truth
They dont need a whole lot of lies
Because one of these days, baby
Theyll be running things
So when you give them love
You better give it right
Woman and child and man and wife
The best love to have is the love of life"

Jimi Hendrix - Remember [mp3]
Jimi Hendrix Experience - The Wind Cries Mary [mp3]

Samstag, 20. September 2008

Ein Samstag im September


Besuch ist toll, meistens freu ich mich über Besuch. So auch heute, in den frühen Morgenstunden.
Ich machte die Augen auf und die Sonne hätte mir frech ins Gesicht gelacht, wäre da nicht das Rollo zwischen uns gewesen. Tausend Ideen galoppierten schon durch meinen Kopf und voller Tatendrang sprang ich aus dem Bett.
Das passiert mir gar nicht mal so oft und wenn, dann am Wochenende. Gut, heute ist auch Wochenende, also machte ich mir keine Sorgen darüber. Als erstes stürmte ich zur Terassentür, um etwas Frischluft zu tanken und nachzuschauen, ob vielleicht irgendwo eine Spinne ihr Netzt gesponnen hätte. Die sehen immer besonders schön aus morgens früh, vor allem, wenn sich Tautropfen darin verfangen haben. An der Türe angekommen, entdeckte ich ein kleines, braunes Häufchen. Diese Katzenviecher...als ich meine Schimpfkanonade starten wollte, bekam der Haufen plötzlich Beine und stakte davon, mitten übern Teppich. Fasziniert rieb ich mir die Augen - dann fing der Haufen auch noch an zu hüpfen...naja, Frühsport ist ja nicht das Schlimmste und jedem seinen Spass. Instinktiv befürchtete ich jedoch, dass es nicht die Bestimmung dieses Springhaufens ist, über Berberteppiche zu hüpfen um es sich dann unter einem Sofa gemütlich zu machen. Vermutlich hatte die Kröte draussen einen kalten Po bekommen und sich unbemerkt am Abend zuvor in meine warme Bude geschlichen, offensichtlich auch unbemerkt an den Miezen vorbei, denn das Tier sah ziemlich frisch und unbespielt aus.
Jeden Tag ein gutes Werk dachte ich, griff mir das nette Tierchen, liess sie eigennützig vorher noch über meine Warze laufen und dann...schwupps und raus zur Tür.

Weil der Tag so gut anfing, hab ich mir dann heut noch was ganz Tolles gegönnt. Ich hab mir eine neue Brille gekauft. Nee, keine für den Durchblick sondern eine für den Durchschiss, sprich, ne Klobrille. Meine alte war nämlich kaputt, am Scharnier gebrochen. Wenn man sich da drauf setzte, rutschte man in letzter Zeit manchmal seitlich weg. Das könnte in die Hose gehen. Ausserdem fand ich das Plaste-Design inzwischen hässlich und geschmacklos. So kam es, dass ich mir eine schicke, gestreifte Bambusbrille kaufte. Um ehrlich zu sein, ich träumte schon lange von einer Holzklobrille, Holz ist einfach ein feines Material. Es fühlt sich gut an, sieht gut aus, ist strapazierfähig und ziemlich schmutzneutral. Und Bambus steht dem in nichts nach. Für ganze läppische 19,95 Euros hab ich das gute Teil erstanden, an anderer Stelle hätte ich auch über das doppelte ausgeben können. Wenn man bedenkt, wieviel an guter Lebenszeit auf dieser Sitzhilfe ausgesessen wird, dann find ich diese Investition absolut lohnenswert.
Inzwischen schon mehrfach getestet - auch mit Zeitung - und für gut befunden!

Und dann, zu guter Letzt mailte mir mein Wanderkumpel, wir würden morgen das "hohe Überraschungsei" erklimmen und starten werden wir dorthin "ca. mitten in der Nacht", um 7:00 Uhr...
Das Leben steckt eben immer wieder voller Überraschungen!

Johnny Cash- Don't Take Your Guns To Town [mp3]
George Harrison - Here Comes The Sun [mp3]

Sonntag, 7. September 2008

Vom Verlassen und Ankommen






















Einfach ankommen. Oder Ankommen ist einfach. Es ist aber nicht einfach, einfach nicht anzukommen. Und immer geht dem Ankommen ein Verlassen vorraus. Umgekehrt ist das nicht zwingend, dem Verlassen folgt nicht unbedingt ein Ankommen.

So geschehen am Mittwoch, als ich nach 22 Stunden Reisezeit und dem Überfliegen von 10 zeitzonen wieder in der lieblichen Heimat gelandet bin.
Angekommen ist mein Körper - meine Seele und ein Teil meines Herzens sind noch gefangen, brauchen wohl noch eine Weile, um zu folgen.
Einfach verlassen?
Zu tief die Spuren, zu stark die Eindrücke, zu still die Einsamkeit, zu aufwühlend die Liebe, zu unbarmherzig die Natur und zu gross die Freiheit um sie zu entlassen in die beklemmende Enge der Zivilisation.
Verfangen und verloren in der unendlichen Weite der Wildnis.
Verlassen ist nicht einfach.
Gespalten und zerrissen, noch nicht hier und nicht mehr dort.
Einfach ankommen?

Ich hab ihm noch eine Karte geschrieben. Am letzten Tag vor dem Abflug hab ich sie zur Post in Whitehorse gebracht. Weil ich es ihm versprochen hab. Weil er es sich gewünscht hat.
Ich hab ihm auch versprochen, Bilder zu zeigen, nach meiner Rückkehr.
Weil er sich immer für meine Reisen interessierte und im Atlas nachschlug, in welche verlorene Ecke der Welt es mich treiben würde.

Als es nach meiner Ankunft an der Tür klingelte, war mir noch nicht aufgefallen, dass am Eingang ein Namensschild fehlte. Nicht der Henning - wie erwartet - stand vor der Tür, um mich willkommen zu heissen, nein - es war die Nachbarin mit der Mitteilung, die Hausordnung wäre noch zu erledigen und einen an mich adressierten Brief in der Hand, der wohl versehentlich beim Henning im Briefkasten gelandet ist.
Meine Frage, ob denn der Henning im Urlaub sei, wurdevon ihr mit einem erstaunten: "Oh...wissen Sie's denn noch nicht..." quittiert.
Sofort fiel mir wieder dieser unangenehme Geruch auf, den ich schon beim ersten Betreten des Hauses bemerkt hatte.
Der Henning hat uns also verlassen. Vor drei Wochen. Suizid, meint die Polizei. Eine knappe Woche sass er sich unbemerkt in seinem Sessel schwarz.

Leise schloss ich die Tür, um den süsslichen Geruch des Verlassens auszusperren.
So gerne hätte ich ihm noch erzählt, wie der Bär mit unseren Kajaks um die Wette schwamm, wie sich die Füsse anfühlen, nachdem sie durch die kalten Flüsse des Nordens wateten und wie frischer Lachs und ein Caribousteak schmeckt.

Ob Verlassen für ihn einfach war? Ich wünsche ihm so sehr, dass er vor dem Verlassen irgendwo angekommen ist...

Jim Croce - One Less Set Of Footsteps [mp3]

Rolling Stones - Tar And Feathered Blues [mp3]

Montag, 7. Juli 2008

Über den Wolken


Manchmal holt einem die Realität schonungslos grausam in die Niederungen des Alltags zurück, schmerzlich und heilsam, um mit klarem Kopf dem kommenden Tagesgeschäft nachgehen zu können.
Nein, ich hatte keinen guten Flug, obwohl ich zwei zur Auswahl hatte, Hamburg - Düsseldorf und Düsseldorf - Zürich. Es hätte einer besser sein können als der andere. Aber es war definitiv keiner von beiden auch nur annähernd gut, ganz im Gegenteil, einer war noch schlimmer als der andere. Wenn ich es genau überlege, kann es eigentlich gar keinen guten Flug von Hamburg zurück geben.
In Fuhlsbüttel fing das Unheil schon an. Aprupt wurde ich meinem Liebsten entrissen und vom quirligen Flughafenumtrieb verschluckt, um mich in einer fürchterlich langen Schlange von kurzhosigen, bedelatschigen und vorurlaubsfreudig lärmigen Menschen wieder zu finden - Stop and Go in einer Abgaswolke billigen Parfüms.
Endlich spuckte mich die Schlange am Schalter aus und das eine Kilo Übergewicht meines Koffers veranlasste die Dame hinterm Schalter dazu, ein Auge zuzudrücken. Immerhin. Ich war schon über die Boarding Time, also rannte ich zum Gate, schmiss mein Handgepäck aufs Band und stürmte durch die Pforte.
Irgendetwas piepste, vermutlich ging mir ein virtuelles Messer in der Hosentasche auf. Eine Dame befummelte mich von oben bis unten, dann von hinten bis vorne und befahl mir meine qualmenden Schuhe auszuziehen, bevor sie von mir abliess. Die nächste Schlange erwartete mich daraufhin vor der Damentoilette. Meine neuerworbene Stehpinkelhilfe hatte ich leider mit dem Gepäck aufgegeben, also kniff ich die Pobacken zusammen und beschloss mein Geschäft
über den Wolken zu verrichten. Eine weitere Warteschlange im Flieger wurde mir erspart, hatte ich doch in weiser Vorraussicht einen Platz in der ersten Reihe gewählt. Die erste Durchsage des Flugpersonals klärte uns über verspäteten Start auf - wir mussten noch auf einen Koffer warten. Vermutlich meinen. Bei der zweiten Durchsage waren es dann falsche Gepäckstücke, die
wieder aussortiert werden mussten. Ich hoffte, nicht meine. Das dauerte, und zwar eine komplette Stunde. Immerhin las ich in dieser ganzen Zeit meine halbe "Zeit" und mir
wurde dabei klar, für welches Klientel ein grosser Teil der Auflage dieser umfangreiche Wochenzeitung gemacht wird.
Der Flug verlief erstaunlich friedlich und der Anschlussflug schien zeittechnisch auch gesichert. Eigentlich war ich froh, mich in Düsseldorf nicht 1 Stunde auf dem Flughafen rumquälen zu müssen.
Direkt aus dem Hamburg Flieger konnte ich in den Zürich Flieger hüpfen, wo ich abermals einen Platz in der ersten Reihe hatte. Den Platz musste ich aber diesmal mit einem charmanten, ca. 4 Monate jungen Mann teilen. Doch, ich mag Kinder. Und verspüre so etwas wie Solidarität mit ihren Müttern. Also versuchte ich mich zu freuen, als der kleine Prinz mit seinen entzückenden, noppenbesockten Füsschen, in flottem Rhythmus in meine Seite strampelte und versorgte die
Mutter nebenbei mit dem Notwendigsten, da ich zwei Hände mehr frei hatte als sie.
Als die Durchsage kam, der Flug würde sich wegen mangelnden Flughafenpersonals verspäten, fing Prinzchen fürchterlich an zu schreien. Seine Mama wollte ihn nicht vor dem Startflug stillen, denn das Stillen fördert wohl den Druckausgleich.
Beinahe hätte ich mitgeschrien.
Es war wie Freitag Morgen im Bürgerbüro nach dem Markeziehen. Die Flugzeuge
standen in Reih und Glied vor der Startbahn und fuhren ca. alle 5 Minuten 100m weiter.
Go - Stop - Go - Stop - 45 Minuten und Prinzchen kommentierte fleissig und lautstark.
Ich war kurz davor, in den Klapptisch zu beissen.
Als der Airbus dann endlich durchstartete, wurde es still neben mir, Prinz Valentin nuckelte genüsslich und sein anschliessendes Bäuerchen machte er ordentlich in die dafür bereitgelegte Stoffwindel. Die Allianz aus säuerlichem Babymageninhalt und süsslichem Billigparfum ergab eine fast unwiderstehliche Duftmischung. Heimlich zog ich die Windel in Reichweite, um
dem Schlimmsten vorzubeugen.
Als wir dann über den Wolken schwebten, schien sich alles zum Guten zu wenden. Prinzchen gluckste vergnügt bei jedem Luftloch, ich kam der Klärung des Mordfalls in meinem Buch zweieinhalb Seiten näher und die monotone Kommunikation zwischen Mutter und Kind verführte mich zu einem Nickerchen und liess mich die Sorge um meinen wartenden Taxifahrer am Züricher Flughafen fast vergessen.
Als Erste stand ich dann in Zürich am Gepäckförderband, was mir aber nichts nützte, denn die Koffer waren langsamer. Nach einer Viertelstunde Wartezeit lief das Band an und ich war gespannt, ob mein Gepäck mir gefolgt war. Offensichtlich hatte es der Trolly genauso eilig, er kam als Dritter.
Fast glücklich zog ich ihn vom Band und dann hinter mir her Richtung Ausgang. Unter den Wartenden waren einige Taxifahrer vertreten, aber keiner von Dornheim. Ich schaute draussen, aber auch da sah ich nirgends ein Dornheimer Taxi. Nach einigem hin und her fragte ich einen anderen Konstanzer Taxifahrer, ob er Dornheim gesehen hätte. Er versicherte mir, diesen am Terminal 1 gesichtet zu haben. Mit flottem Tempo schritt ich Richtung Terminal 1, um dort festzustellen, dass Taxi Dornheim sich wohl schon auf dem Rückzug befand. Nachdem ich ihn erfolglos ausrufen liess funkte ich, leicht resigniert, mit der Konstanzer Zentrale, um genau
das zu erfahren, was ich schon befürchtet hatte. Mir wurde aber versichert, dass gleich ein Taxi losgeschickt würde, um mich spätestens in einer Stunde einzusammeln. Etwas zerknautscht sass ich im Cafe und freute mich, als der Taxifahrer schon nach einer halben Stunde erschien.
Als ich ihn auf der Rückfahrt fragte, warum er statt am Terminal 2 am Terminal 1 wartete und ob er nicht wusste, dass der Flug sich verspäten würde, sagte er mir, die ihm gemeldete Flugnummer wäre auf dem Ankunftsplan gar nicht erschienen. Ich verglich die Nummer mit meinem Flugschein - er hatte die von Hamburg nach Düsseldorf auf seinem Zettel...das gibt Ärger.

Zuhause wartete ein zufriedener Sohn mit Freundin, zwei hungrige Katzen, durstge Blumen, ein fast leerer Kühlschrank und - kein Liebster. Das fand ich am Schlimmsten.
Noch 3 lange Wochen, dann treffen wir uns im Yukon wieder...

Montag, 14. Januar 2008

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Whitehorse with frozen Yukon

Weiter geht's.
Kaum aus der Wildnis zurück, treibts mich schon wieder um. Wie so allgemein üblich - kaum ist der Januar rum, kommt schon wieder der Sommer und das geht schneller als man gucken kann. Die Yukon-Planung ist dieses mal nicht so aufwändig, weiss ich doch ungefähr, wo's lang geht. Diesmal mit dem Kanu, das ist allerdings ein Novum. Neuer Reisepartner - neues Fortbewegungsmittel - neue Herausforderung :) We'll see...Flug nach Hamburg ist gebucht und dann geht's ans Planen.
Passend zum Thema kommt demnächst der Film "Into The Wild" nach dem Buch Jon Krakauers "In die Wildnis" ins Kino. Der Song zum Film "Guaranteed" hat soeben den Golden Globe erhalten und das zurecht. Die Filmmusik ist einfach klasse, ich konnte mich heute nicht satthören an Eddie Vedder's Stimme - sie geht mitten ins Herz.
Ich mochte Pearl Jam immer, nicht zuletzt wegen Vedders Stimme, seines unverwechselbaren Gesangs.

Guaranteed - Eddie Vedder [mp3]

Hard Sun - Eddie Vedder [mp3]

Mittwoch, 2. Januar 2008

Das Jahr ist ein Jah ist ein Ja ist ein J war ein...

...ja, war ein tolles Jahr. Ein grossartiges Jahr, voller Geschenke, die nicht am Geburtstag oder an Weihnachten kamen, sondern einfach so, zwischendurch, als ich nicht an Geschenke dachte. Ein Jahr voller Liebe, die ich nicht forderte, nicht brauchte und nicht erwartete, die einfach da war. Und das Schöne ist, es geht weiter.
Das wertvollste Geschenk dieses Jahr war das Erleben einer Freiheit, wie ich sie bis dahin nicht kannte. Schwer, in Worte auszudrücken. Wenn ich daran zurückdenke, was ich als Jugendliche unter "Freiheit" verstand, würde ich mich am liebsten in den Arm nehmen und ganz fest drücken und sagen "es ist ein langer, steiniger Weg in die Freiheit und du wirst aus vielen Gefängnissen ausbrechen und es wird weh tun, aber ich bin bei dir".
Freiheit.
Für die einen mehr, die anderen weniger wichtig, für manche gar bedrohlich, für mich existenziell. Dieses Motto begleitete mich von Kindesbeinen an. Die ersten Jahre war es der Wunsch, aus einem Familiensystem ausbrechen zu können, welches ich so, wie es war, nicht ertragen konnte.
Ich las Indianergeschichten und träumte davon, im Lendenschurz am Fluss Fische zu fangen.
Später folgten Träume, endlich eine eigene Bude zu haben, Auto- und Motorradfahren zu dürfen, die grosse, weite Welt zu erkunden und mir von niemandem mehr sagen lassen zu müssen, was ich tun und lassen darf, mich keinen gesellschaftlichen Zwängen unterwerfen zu müssen.
Ich träumte davon, im Lendenschurz Fische zu fangen um danach die Fische auf der Moto Guzzi mit 180 Sachen an den Mann zu bringen.
Irgendwann im letzten Jahr reifte in mir immer mehr eine Erkenntnis, und ich begriff, dass wirkliche Freiheit etwas damit zu tun hat, Dinge wirklich loszulassen, Ballast abzuwerfen, sich von Überflüssigem zu trennen, zu sortieren und einfach sich selbst zu sein, unangreifbar an der Seele zu werden, aber niemals den Lendenschurz zu vergessen.
Viele von meinen Träumen hab ich inzwischen verwirklicht, bin nicht wunschlos glücklich, aber weiss inzwischen, dass die Ewigkeit immer im Augenblick liegt.
Im Sommer war ich in der Wildnis, hab nicht im Lendenschurz sondern in Jeans gefischt, aber es kam meinem Kindheitstraum ziemlich nahe. Ich hab die Stille und Einsamkeit lieben und schätzen gelernt, sie ist meine wirkliche Heimat geworden.
Bisher habe ich diese Wildnisträume mit meinem Sohn verwirklicht, er war der ideale Reisepartner für solche Abenteuer, wir hatten viel Spass und lernten tolle Menschen dabei kennen. Während des Rückflugs vom Yukon sinnierte ich ein wenig über die Zukunft. Mir war klar, dass dies wahrscheinlich unser letzter gemeinsamer Urlaub dieser Art war und dass es nicht zwangsweise einfach sein wird, jemanden zu finden, der die Einsamkeit und die Wildnis ähnlich spannend findet. Wir flogen über Ancorage und hatten dort Zwischenstopp. Im Flughafen fiel mir ein Mann mit einer Blechköfferchen auf, der ziemlich verwegen aussah. Ich fragte ihn, ob er eine Bombe in der Kiste hätte. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr dabei, dass er seit zehn Jahren im Sommer in den Yukon fliegt und dort filmt. Die Filme waren in der Blechkiste. Wir unterhielten uns den restlichen, 9-stündigen Flug über, tauschten Adressen und stellten ziemlich enttäuscht fest, dass unsere Wohnorte maximal weit voneinander entfernt sind - er Hamburg, ich Konstanz. In Hamburg war für Oktober schon lange eine Woche Tagung im Terminkalender, da trafen wir uns dann wieder. Beim gemeinsamen Sichten seiner Filme entstand der Wunsch und Plan, dieses Jahr gemeinsam mit dem Paddelboot den Yukon zu erkunden.
Ich freu mich drauf wie Bolle. Und vielleicht werd ich dann endlich auch mal im Lendenschurz fischen...

Danke an alle Menschen, die mit mir gelacht, geweint, gearbeitet, geflüstert, gestritten und geschwiegen haben, gewandert und geflogen sind, albern und ernsthaft waren.
Ein gutes Neues Jahr und ein schönes Leben wünsch ich einfach allen !

P.S. Auch 2008 fliesst der Fluss, weil er fliessen muss.

Montag, 31. Dezember 2007

Das Doppelschwein



































So kurz vorm Sterben des alten Jahres wirds wieder mal Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen.
Das Schwein des Jahres hatte ich im Jahr des Schweins wohl gestern.
Mich riss es zu fortgeschrittener Stunde noch fort aufs Gnadenseeeis, mit meinen alten Schlittschuhen und meiner Kamera bewaffnet drehte ich ein paar Pirouetten in die Dämmerung - Eis und Wetter waren wunderbar, allerdings zogen im Westen schon die vorhergesagten Regenwolken auf. Von Allensbach wieder Richtung Reichenau schlitternd, etwa in der Mitte des Sees scheiterte ich am übermütigen Versuch eines doppelten Rittbergers kläglich und mir ging der Arsch regelrecht auf Grundeis. Klägliche Figuren sind nicht so mein Ding, also schwang ich mich wieder auf die Kufen und sauste Richtung Ufer. Die Dämmerung war schon ziemlich fortgeschritten als ich dort ankam - schnell noch ein Bild um den letzten Rest Tageslicht und die tolle Stimmung einzufangen. Als ich in meine Jackentasche griff - Leere - keine Kamera - nix!! Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren...der Sturz! Ich hatte die Kamera ungesichert in die Jackentasche gesteckt und diese nicht zugemacht...es blieb nur der Weg zurück, denn das gute Stück wollte ich auf keinen Fall Neptuns Reich überlassen. Ich hatte die Kamera erst im Sommer für meinen Alaska-Trip erstanden, sie ist klasse, sie ist klein, sie ist toll und ist mir - jetzt werd ich sentimental - ans Herz gewachsen, meine Lumix. Und Umsonst ist sie leider auch nicht zu haben.
Zum Glück gibts auf'm Eis keine Geschwidigkeitskontrolle, der Strafzettel wär mir sicher gewesen und dann noch ohne Licht! Meine Intuition sagte mir, irgendwo in der Mitte muss es passiert sein. Nur, die Mitte zu finden wenn man den Anfang und das Ende nicht mehr sieht, ist eine echte Herausforderung. Es waren noch genau drei Menschen in der Nähe und in meiner Verzweiflung bat ich sie um Hilfe - wenn sie auf ihrem Weg über ein kleines, schwarzes Teil stolpern sollten, das wäre meine Kamera und..."da drüben, schauen sie mal, da liegt doch etwas Schwarzes" sagte der Mann. Sein Kind sauste sofort los und und schwenkte kurz darauf meine Kamera in der Luft "da ist sie und da liegt auch noch ein Lippenstift".
Das war wie ein kleines Wunder, mir fehlten fast die Worte, sah ich das Teil vor meinem geistigen Auge doch schon bei beginnendem Tauwetter in den eisigen Fluten versinken und als Unterwasserkamera ein trübes Dasein zu fristen.
Wieder am Ufer machte ich noch ein paar Nachtaufnahmen - trotz Kälteschock und Absturz war die Kleine noch voll funktionstüchtig.
Das war Doppelschwein, und ich weinte schier vor Glück...wirklich!

Dienstag, 18. Dezember 2007

Ist's denn schon wieder soweit?























Das ist ja vielleicht ein Schlamperladen! Schreibt denn hier keiner mehr? Das Blog ist ja schon völlig zugewebt...mal eben die ganzen Spinnweben wegfummeln und dann in die Tasten.
Zu Schreiben gäbs genügend, der Willi ist da, aber der Rest on the move.
Weihnachten steht vor der Pforte und das Gift-Wrapping ist gebookmarkt. Apropos Markt, alles wird wie immer teurer, Geld gibts wie immer auch nicht mehr, deshalb wünsch ich mir wie jedes Jahr nix. Ausser...liebe Kinder, glänzende Äuglein unterm Tannenbaum und ein klitzekleines Fläschchen Whisky. Meinen heissgeliebten Weihnachtswhisky, und - wenn das nicht schon zuviel ist - ein paar andere Kleinigkeiten.
Z.B. kein Kongresshaus am KV, das alte Jaköble, weniger Verkehr - ähm - Srassenverkehr, gesunden Menschenverstand für alle, keine Vögelgrippe und überhaupt ganz viel Gesundes, weil das Kranke ja auch zusehends zur Belastung wird und immer mehr kostet. Dann noch ein handgemachtes prima Klima, Politiker/innen, die so gross sind, dass sie auch mal übern Tellerrand schielen können, keinen Arschgeiger und vor allem ganz vill Liepe und...Pildung!!!
Dann wär da noch einklitzeklitzekleines Wünschchen: dass vom Gehaltszettel meiner Manager eine kleine Null auf meinen Gehaltszettel schwebt. Bin ja nicht anspruchsvoll, es könnte auch die letzte Null sein. Genialer Wunsch, nicht? Ich hab's mal auf'n Zettel geschrieben...
Eigentlich, wenn ich's genau überlege, war gestern schon irgendwie Weihnachten.
Berge von Fleisch, oder differenzierter ausgedrückt - Rinderbraten oberlecker zubereitet - handgeschabte Spätzle - hmmm, Rosenkohl mit Speck - schmacko, Karottengemüse, Endiviensalat mit Mandarinenschnitzen und zum Nachtisch Obstsalat...und das alles mit superlieben Menschen, haarsträubenden Geschichten und in einer tollen Hütte.
Es war ein schöner Abend, oder wie die Konschtanzerin zu sagen pflegt - schee war's!

Over The Rhine - All I Need [mp3]
Kansas - Dust In The Wind [mp3]

Sonntag, 9. Dezember 2007

Was ist echte Kälte?

...alles eine Frage der Einstellung ...


+10°C

Die Bewohner von Mietwohnungen in Helsinki drehen die Heizung ab. Die Lappen (Bewohner Lapplands) pflanzen Blumen.

+5°C

Die Lappen nehmen ein Sonnenbad, falls die Sonne noch über den Horizont steigt.

+2°C

Italienische Autos springen nicht mehr an.

0°C

Destilliertes Wasser gefriert.

-1°C

Der Atem wird sichtbar. Zeit, einen Mittelmeerurlaub zu planen.
Die Lappen essen Eis und trinken kaltes Bier.

-4°C

Die Katze will mit ins Bett.

-10°C

Zeit, einen Afrikaurlaub zu planen.
Die Lappen gehen zum Schwimmen.

-12°C

Zu kalt zum Schneien.

-15°C

Amerikanische Autos springen nicht mehr an.

-18°C

Die Helsinkier Hausbesitzer drehen die Heizung auf.

-20°C

Der Atem wird hörbar.

-22°C

Französische Autos springen nicht mehr an.
Zu kalt zum Schlittschuhlaufen.

-23°C

Politiker beginnen, die Obdachlosen zu bemitleiden.

-24°C

Deutsche Autos springen nicht mehr an.

-26°C

Aus dem Atem kann Baumaterial für Iglus geschnitten werden.

-29°C

Die Katze will unter den Schlafanzug.

-30°C

Kein richtiges Auto springt mehr an.
Der Lappe flucht, tritt gegen den Reifen und startet seinen Lada.

-31°C

Zu kalt zum Küssen, die Lippen frieren zusammen.
Lapplands Fußballmannschaft beginnt mit dem Training für den Frühling.

-35°C

Zeit, ein zweiwöchiges heißes Bad zu planen.
Die Lappen schaufeln den Schnee vom Dach.

-39°C

Quecksilber gefriert. Zu kalt zum Denken.
Die Lappen schließen den obersten Hemdknopf.

-40°C

Das Auto will mit ins Bett.
Die Lappen ziehen einen Pullover an.

-44°C

Mein finnischer Kollege überlegt, evtl. das Bürofenster zu
schhließen.

-45°C

Die Lappen schließen das Klofenster.

-50°C

Die Seelöwen verlassen Grönland.
Die Lappen tauschen die Fingerhandschuhe gegen Fäustlinge.

-70°C

Die Eisbären verlassen den Nordpol.
An der Universität Rovaniemi (Lappland) wird ein Langlaufausflug
organisiert.

-75°C

Der Weihnachtsmann verlässt den Polarkreis.
Die Lappen klappen die Ohrenklappen der Mütze runter.

-120°C

Alkohol gefriert. Folge davon:
Der Lappe ist sauer.

-268°C

Helium wird flüssig.

-270°C

Die Hölle friert.

-273,15°C

Absoluter Nullpunkt. Keine Bewegung der Elementarteilchen. Die Lappen geben zu: 'Ja, es ist etwas kühl, gib' mir noch einen Schnaps zum Lutschen'

Und jetzt kennt ihr den Unterschied zwischen Lappen und Waschlappen.
Also stellt euch nicht so an!

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Gehen



















An den Orten, zu denen ich gefahren wurde, bin ich nie gewesen.
Nur im Gehen öffnen sich die Räume und tanzen die Zwischenräume.
Nur im Gehen drehe ich mich mit den Äpfeln im Baum.
Nur dem Gehenden wächst ein Haupt auf den Schultern.
Nur der Gehende erfährt die Ballen an seinen Füssen.
Nur der Geher spürt einen Zug durch den Körper.
Nur der Geher erfasst den hohen Baum im Ohr - die Stille!
Nur der Geher holt sich ein und kommt zu sich.
Nur was der Geher denkt, gilt.

Peter Handke

Saudade - Norbert Langensiepen [mp3]
Concierto De Aranjuez . Norbert Langensiepen [mp3]

Mittwoch, 28. November 2007

Zaunkönig

















Heut hab ich mich richtig geärgert. Nur kurz, denn der Tag war zu schön, um sich lange zu ärgern.
Hab ich mich geärgert über den Fluch der frühen Geburt. Ein paar, alsogut, ein paar viele Jährchen später geboren, dann dürfte ich jetzt auch Lehrer bewerten. Aber - zu spät...die Kinners werdens schon richten.
Nein, ich mein jetzt nicht, dass es mir Spass machen würde, auf Lehrer pauschal einzudreschen. Die haben ja auch ihre Pakete zu schleppen - so wie Konstrukteure von Packstationen, Bergsteiger beim Gipfelsturm oder Paketausträger. Obwohl...da war die...welche...und der hat immer gesagt: ich würde...bis das...spritzt. (ich zensiere mich hier besser selbst) Denen würde ich heute gerne noch...aber wir sind ja inzwischen sehr erwachsen und emotionslos und cool und rational. Pffft - damals, da stehen wir doch heute drüber, nicht??
An wenige Lehrer kann ich mich erinnern - die kann man aber an einer Hand abzählen - die waren richtig gut. Frau Maier, meine alte Englischlehrerin, die immer gesagt hat: "sä käsidräl of Känzerbürri", die wird heute noch auf Klassentreffen zitiert. Richtig klasse! Stoisch hielt sie jeglicher Kritik stand und vermittelte eine englische Aussprache von origineller Qualität.
Das war eine von den Harmlosen, verbog sie doch ausser dem Slang nicht auch gleich noch die Seelen ihrer Schäfchen.
Solche Verbieger/innen waren leider in der Mehrzahl und die gibt's heute noch zuhauf - verbeamtet und kritikresistent. Auf endlos vielen, langen und öden Elternabenden konnte ich mich von deren Existenz überzeugen und wünschte mir ein Bewertungssystem herbei, welches nicht durch geschliffene Rhethorik, Selbstherrlichkeit und einstudierte, gebetsmühlenartig wiederholte Gegenargumente zum Scheitern verurteilt ist.

Kurzum, ich finde spickmich gut und das Urteil vom OLG Köln auch. Was daraus wird, wie die Kid's damit umgehen und die Lehrer darauf reagieren, wird sich zeigen.

What else? Heute morgen hatte ich nen Special Guest, ein kecker Zaunkönig sass direkt vor meiner Terassentür, ich hab mich gefreut wie Bolle. Meine Katzen auch, die durften aber nur durch die Scheibe gucken. Und dann das Wetter...vom Wetter reden ist immer gut, vor allem, wenn es so gut ist, wie zur Zeit. Jeden Morgen lauf ich über einen Umweg zur Firma, damit ich die tolle, kalte Luft spüren kann. Die restlichen bunten Blätter an den Bäumen versprühen im Sonnenlicht ihr Farbfinale und ab und zu huscht ein fleissiges Eichhörnchen auf der Suche nach Wintervorräten übern Weg. Toll.
Und während ich meiner Bude so langsam ein adventliches Ambiente verpasse und die Terasse winterfest mache, schreibe ich nebenher Reiseberichte, träume von der nächsten Tour und plane...Yukon mit dem Paddelboot...2008!
Vorher muss ich aber noch mindestens 240 mal schlafen gehen...gute Nacht :)

Vic Chessnut - Everybody Can Change [mp3]
Björk - Joga [mp3]
Leonhard Cohen - Hey That's No Way To Say Goodbye [mp3]
John Frusciante - What I Saw [mp3]

Montag, 26. November 2007

Gut erkannt!























"Lebenskunst besteht zu 90 Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann."
Samuel Goldwyn

Samstag, 3. November 2007

Der Bär in mir


































Herbst ist toll. Die Farben!! Und das Wetter erst! Man kann sich zur Zeit die Fahrt zum benachbarten Bergvolk inklusive dem dort offerierten preiswerten Treibstoff sparen und hier direkt von der Haustür aus in der Sonne loslaufen, nach Gottlieben zum Beispiel. Nicht, dass ich Nebel nicht mag. Ich mag Nebel, sofern ich an meinem Schreibtisch hinter meinen zwei Rechnern sitze. Dann mach ich nämlich die Rollos runter und sehe ihn nicht. Die Sonne ist da äusserst unerwünscht, sie blendet nur. Aber an freien Tagen, wie Allerheiligen und folgendem Brückentag, da ist ruhiges, sonniges Herbstwetter äusserst reizvoll. Erst beim Friseur sich den Kopf waschen lassen und dann weiter, immer der Sonne entgegen und die Seele baumeln lassen. Fantastisch. Hinterm Paradies beim Gemüsebauer noch ein paar Tomaten, Kürbis und ein Kohlköpfchen kaufen und dann am Kuhhorn einen wundervollen Sonnenuntergang geniessen. In der Dunkelheit zurücklaufen, zuhause köstliche Kürbissuppe mit Ingwer und Kokosmilch kochen, Zwiebelkuchen mit Suser schlemmen und dann...brummt der schlummernde Bär in mir.
Der blog fühlt sich langsam vernachlässigt, und nicht nur der.
Die kleinen und grösseren Belanglosigkeiten, die bisher meine Phantasie zum brodeln brachten und sich in meinem Kopf unmittelbar zu Sätzchen, Sätzen, Geschichtchen und Geschichten formten, halten wohl schon Winterschlaf. Beim Versuch, irgendetwas in Worte zu fassen, scheinen die Belanglosigkeiten ins unbeschreiblich Nichtssagende zu entgleiten und die Sätze verflüchtigen sich ins Nebulöse.
Zeit für Winterschlaf! Oder lasset Bilder und Musik sprechen ;)

Jimi Hendrix - Gypsi Eyes [mp3]

Jimi Hendrix - Cherokee Mist [mp3]
Apostle Of Hustle - Sleepwalking Ballad [mp3]

Dienstag, 23. Oktober 2007

Schokoherzen im Nebel oder der Gott des Gemetzels

















Worauf ich mich nach den Sommerferien immer ganz besonders freue, ist der Moment, wenn die ersten Schokoherzen in den Regalen der Supermärkte rumstehen. Diese butterzarten Matschdinger mit dem fruchtigen Kern, in Milchschokolade gehüllt.
Auch dieses Jahr hab ich mich gleich eingedeckt mit einer Tüte voller Schokoherztüten. Zum Abendessen gab's dann gestern erst Käse mit kernlosen, weissen Weintrauben und zum Nachtisch eine Tüte Schokoherzen. Das war die letzte. Herzlos geht dieser Abend nun zu Ende. Aus Verzweiflung vergriff ich mich an harten Salzletten. Schildkröte und Salzletten, das ergibt wenig Sinn. Salzletten und Kuhmaul wäre eine passende Kombination, aber zum Glück machten wir heute abend nicht das ungeliebte Kuhmaul, sondern die Schildkröte. Und zur Schildkröte passen nun mal Schokoherzen. Keine Ahnung weshalb, vielleicht ist es der Kontrast harter Panzer weiches Herz.
Das Kuhmaul ist übrigens ein Asana aus dem Yoga und heisst auch Gomukhasana. Mein Körper ist einfach nicht kuhmaulkompatibel, deshalb mag ich dieses Asana nicht. Irgendjemand, vielleicht ich selbst, sagte heute, das Kuhmaul sei tantrisch. So ein Quatsch. Wieso sollte ein Kuhmaul tantrisch sein. Anders verhält es sich mit Kurmasana, der Schildkröte. Du hockst da, krallst dir unter den Beinen durch die Füsse und ziehst den Kopf ein. Ein bisschen ooohmm dazu und nach wenigen Minuten merkst du, wie sich ein mächtiger Panzer auf deinem gekrümmten Rücken bildet und alle Alltagslasten darauf abprallen. Das ist klasse, das ist tantrisch. Aber noch besser kommt es, wenn du dir anschliessend weiche Schokoherzen unter den Panzer schieben kannst. Heute abend gabs kein Herz, aber das habe ich ja schon gesagt. Es machte mich traurig. Trotzdem werde ich keinen Wondratschek mehr posten.

Und dann klatschten sie alle. Aber das ist wieder ne andere Baustelle. Oder auch nicht. Fragmentiertes Schreiben nenne ich das. Also, Szenen zweier Ehen oder "der Gott des Gemetzels" hiess das Stück am Sonntagabend, in dem das Gerüst bildungsbürgerlicher Normen und Konventionen an zwei ausgeschlagenen Kinderzähnen zerbricht. Eine Gesellschaftssatire. Ins Absurde abdriftende Problemlösungsversuche im intellektgesteuerten Dasein des Bildungsbürgertums beherrtschen die Szenen.
Es wurde oft laut und wissend gelacht, an diesem Abend wirkte manche Lache auch etwas verkrampft. Denn wer ob der ätzenden Dialoge der beiden Paare lachte, hat sich selbst ertappt. Ich ertappte mich auch. Ich ertappte mich bei einer diebischen Freude darüber, diesem ganzen Paarblödsinn entronnen zu sein und herzhaft lachen zu können. Dafür danke ich meinen Göttern und Göttinnen auch gerne jeden Morgen mit einem zusätzlichen Kuhmaul.

Gute Nacht.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Mittwochs-Füllosophie
























Wer seinen Schatten sieht, ist noch nicht tot - er kann aber auch nicht darüberspringen, was die Beschränktheit des Seins aufzeigt.

Tocotronic - Mein Ruin [mp3]
Tocotronic - Kapitulation [mp3]

Dienstag, 2. Oktober 2007

Blacksocks - warum nicht Socken abonnieren?
























Gerade las ich, der geniale Sockenabo-Onlineshop Blacksocks hat sein Angebot um Unterwäsche erweitert, und die sieht nicht mal schlecht aus.

Wer kennt es nicht - das ewige Sockensuchtheater. Da schmeisst du deine Wäsche mit den 10 Paar Socken in die Trommel, lässt alles ordentlich durchnudeln und nachdem du die Teile sauber aus der Maschine gezogen hast, stellst du beim Aufhängen fest, dass mindestens ein Socke ins Wäschenirwana entschwunden ist. Auch die penibelste Suche, das weisst du inzwischen aus Erfahrung, ist zwecklos. Manche Socken finden sich nach Jahren als kümmerliche Knäuel in einem Bettbezug wieder oder günstigerenfalls knuddelst du das Stück beim Anziehen der frischen Jeans aus dem Hosenbein.
Das Geheimnis um die endgültig verschollenen Socken konnte ich bis heute nicht lüften, es bleibt ein Mysterium. Aufschlussreiches dazu bietet die Seite The Meaning of Lost Socks.
So kam ich vor Jahren schon auf die Idee, Socken nur noch vom selben Typ und in der gleichen Farbe besitzen zu wollen. Nur, wenn ich nach einem Jahr eine Portion nachkaufen wollte, gab's die in der gleichen Art meist nicht mehr und um alle Single-Strümpfe in Sparstrümfe umzuwandeln, reicht mein Spar nicht aus.
Ich machte mir ernsthaft Gedanken, aus dem ganzen eine Geschäftsidee zu stricken. Da stolperte ich zufällig im Wirtschaftsmagazin brandeins über Blacksocks.
Zwei Schweizer - Samy Liechti und sein Geschäftspartner Marcel Roth - hatten die sensationelle Idee des Socken-Abo's realisiert.
Sie haben damit den den schweizerischen Anerkennungspreis 2001 in der Kategorie Service Design erhalten und die Jury schrieb: „Blacksocks löst ein zwar nicht ständiges Alltagsproblem elegant und mit einem wohltuenden Schuss Selbstironie.“

Diese tolle Geschäftsidee musste ich selbstverständlich gleich unterstützen. Erster Nutzniesser war mein damals gerade Verfliessender, er bekam als Trostpflaster ein Socken-Abo zum Abschied.
Doch, er hat sich gefreut.

Stiller Has - Gruusig [mp3]

Montag, 1. Oktober 2007

Die Landjägerinnen

Weils so schön war und auf zwiefältigen Wunsch gibt's noch ein Nachschlägle CCR.
Meinem Server hab ich das Fürchten gelehrt und ihm eine erste Lektion des Feueratems verpasst.
War er doch gestern noch der Meinung, die 2 wunderschönen Songs seien schwer verdaubare Kost und wollte sie nicht schlucken. Der Feueratem hat seine Wahrnehmung geklärt und auf einmal geht's dann doch. Warum nicht gleich, immer erst maulen...

CCR - Green River [mp3]
CCR - I Heard It Trough The Grapevine [mp3]

Und wils, verzeih, ich habs getan. Da mir eingefleischte Männerbastionen schon im zarten Kindesalter höchst suspekt waren - ich wollte als Kind nämlich auch immer Landjägerin werden. Du hast die Latte zwar hochgelegt, aber nicht hoch genug.
Ich fragte also die Fleischfachverkäuferin - kurz auch Metzgerin genannt - nach einem Paar Landjägerinnen. Nach kurzem Wortwechsel packte sie mir SIE in die Tüte. Zwei Fleischbällchen, schmackhaft und in formvollendeter Schönheit liegen nun auf meinem Teller.
Denk dran - Jungs weinen nicht, versprochen?

Zur Entschädigung gibt's noch ein Bonustrack auf die Ohren

The Dirty Duck - Under My Thumb [mp3]

Mittwoch, 26. September 2007

Das Spinnennetz

Spinnennetze sind sehr dehnbar, extrem belastbar, enorm zugfest und gleichzeitig hochelastisch. Spinnenseide ist hundertmal belastbarer als Stahl und kann um das Vierzigfache seiner Länge gedehnt werden ohne zu reißen. Deswegen vermag das Spinnennetz meist auch der Wucht des Aufpralls eines fliegenden Beuteinsekts zu widerstehen, ohne zu zerreißen. Die Spinnfäden sind leicht und wasserfest, besitzen aber dennoch ein hohes Wasseraufnahmevermögen, das dem von Wolle vergleichbar ist. Sie widerstehen mikrobiologischen Angriffen und sind dennoch biologisch abbaubar.

Also, das ist doch genau der richtige Stoff, um virtuellen Unwettern und Mikroben standzuhalten - Wils, danke für die Glückwünsche. Frau spinnt, was sie kann ;-)

Den Blog-Floh setzte mir vor einem Jahr der Lars ins Hirn. Ich erinnere mich genau, wir besuchten ein Betriebsratsseminar und assen gemeinsam zu Mittag. Nebenbei unterhielten wir uns über dies und auch über das, z.B. Webseiten und Bildbearbeitung. Ich kämpfte damals mit meiner Homepage - mit Reiseberichten und einer Flut von Bilddateien - und war auf der Suche nach einer pragmatischen, zeitsparenden Umsetzung.
Gesagt - getan. Ich fing also an zu spinnen - nicht um den grossen, literarischen Wurf zu leisten und journalistischen Ansprüchen zu genügen - eher um Gedanken, Erlebtes oder Gelesenes zu reflektieren, mit Worten zu spielen und mein Bildmaterial auf unkomplizierte Weise meinem Freundeskreis zugänglich zu machen.
Das geschriebene Wort der Öffentlichkeit preiszugegeben, erfordert eine ordentliche Prise Fingerspitzengefühl und dementsprechend hohen Zeitaufwand. Auf der anderen Seite macht es sehr viel Spass, zu recherchieren - ich habe eine Menge Neues gelernt, sowohl über den Umgang mit Internet als auch im informativen Bereich.
In diesem Jahr ist ordentlich Stoff zusammengekommen, und wenn ich manche alten Postings durchlese, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Schnell kommt man an seine Grenzen, denn die zum Schreiben verfügbare Zeit ist nicht unbegrenzt. Gerne würde ich manchmal mehr schreiben - über die Angela und den Dalai Lama, den Bär in mir, offentliche Toiletten, Toiletten in Flugzeugen oder Flugzeuge im Bauch, auch Romantik und Vernunft wäre ein interessantes Thema oder das Lob auf die Heuchelei.
Dann schellt die Türglocke oder das Telefon, manchmal mault der Kühlschrank und der Staubsauger steht sehr präsent in der Ecke und legt trotzig seinen Schlauch in den Weg, schnell wandelt sich da Romantik in Vernunft und das Lob auf die Heuchelei in einen Fluch des Alltags.
Die nervigste Schreibbremse ist aber definitiv Miez. Kaum sitz ich, den Kopf voller Ideen, am heimeligen Rechner, springt sie auf die Tastatur, läuft einmal hin und zurück und macht einen bildschirmfüllenden Buckel. Sobald sie sich unschuldig schnurrend zwischen Bildschirm und Tastatur niedergelassen hat, kann man die kreativitätslähmende Botschaft lesen. Da steht dann in etwa: uuuuuuuuiiiiiiiiiiiihhhhhkläös#Ö%(§?=()"§^$/(% - optional für putz das Klo/fütter mich/streichel mich.
Dann gibt es noch einen völlig unromantischen Musenkiller: die Rechnung für's DSL will bezahlt werden. Und die Brötchen für's Frühstück und überhaupt...bäckt das blog dummerweise keine Brötchen und druckt auch keine Geldscheine. Darum geh ich jetzt www.ab_ins_Bett.de.
Gut's Nächtle

Donnerstag, 6. September 2007

Vermisstenmeldung

WANTED!

Gesucht wird die Homepage von "Schwester Gaby".
Dringend!
Hey Wils, wo bist Du untergetaucht? I miss your written words!

Für sachdienliche Hinweise zum Verbleib in jeder Form wird ein Finderlohn in Höhe eines maximal sinnfreien Kommentars ausgesetzt. Also ihr Dedektive...ran an die Tasten!

Samstag, 4. August 2007

Do Not Believe

Hossa, Houssamix ist in die Flucht geschlagen. Freies Web für freie Spinnen und Kühe!

Do not believe because you read it in a book,
Do not believe because you saw it on television,
Do not believe because science says so,
Do not believe because a famous person says so,
Do not believe because a wise person says so,
Do not believe because a wise person believes it,
Do not believe because your best friend believes it,
Do not believe because everyone else believes it,
Do not believe because others have believed it for a thousand years,
Do not believe because you've heard it many times before,
Do not believe because you are told you must,
Do not believe because others expect you to,
Do not believe because it gets you accepted
Do not believe because it will make your parents happy,
Do not believe because it will get you noticed,
Do not believe because you want to believe,
Do not believe because you can't afford not to,
Do not believe because it helps you cope,
Do not believe because you'd go mad if you didn't,
Do not believe because you must believe something
Do not believe because there's nothing else to believe,
Do not believe because it feels good to believe,
Do not believe because it makes sense,
Do not believe because your eyes tell you it is so,
Do not believe because it is your own experience,
Do not believe because it feels true,
Do not believe because you know it is true,
Do not believe any of this, Believe only that you are,
And do not even believe that,
For that is beyond belief.