Sonntag, 29. Juli 2007

Alaska Men - Susie und ihre Männer

"Die unendliche Weite und die atemberaubende Schönheit des nördlichsten Teils der Vereinigten Staaten machten Alaska zum Traumziel für wild-romantische Aussteiger. In Begegnungen und Gesprächen mit aussergewöhnlichen Einwohnern zeichnet Bernd Steinle ein differenziertes Bild vom Leben mit der Natur."

"Goldrausch, Eis und Bärenspuren - Abenteuerliches Alaska"
heisst das Buch von Bernd Steinle.
Ich hab's eben gelesen und fand es sehr unterhaltsam und informativ.
Bernd Steinle ist Redakteur bei der FAZ und arbeitete als Stipendiat drei Monate bei „Anchorage Daily News“ mit dem Berichtsgebiet Alaska. Seither ist er immer wieder für längere Aufenthalte nach Alaska zurückgekehrt.

Die Geschichte in seinem Buch über den Bärenflüsterer Timothy Treadwell, der 13 Jahre lang im Katmai-Nationalpark unbewaffnet in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Grizzlies lebte und das vor vier Jahren mit seinem Leben bezahlen musste, hat mich stark beeindruckt.



Am besten gefiel mir aber der Beitrag über die resolute Verlegerin des Magazins "Alaska Men", Susie Carter.

Sie bastelte das Magazin irgendwann am Küchentisch aus einer Kollektion einsamer, alleinerziehender Väter aus ihrem Berufsalltag. Sie wollte helfen, heiratswillige Männer aus dem dünnbesiedelten Norden an die Frau zu bringen. Denn in der ultramaskulinen Welt der "last frontier" herrscht Frauennotstand, auf 1 Frau kommen ca. 5 Männer.
Das Magazin ist inzwischen eine Institution und arbeitet sehr erfolgreich am Bindungsmythos.

Susie Carter hat neun Kinder grossgezogen, eine Kindertagesstätte in Anchorache betrieben und ist nebenbei in zweiter Ehe verheiratet. Als sie von ihrem ersten Mann geschieden wurde, wollte sie absolut sicher sein, dass sie mit ihm nichts mehr zu tun haben würde. Also stellte sie ihn auf die Titelseite von Alaska Men. Das wirkte. Bald darauf heiratete er. Eine Engländerin.
In Alaska scheint es ausser den vielen bindungswütigen Männern und respekteinflössenden Bären auch kreative, tolle Frauen zu geben. Einfach klasse, ich freu mich auf Alaska ;-)

Grizzly Bear - On A Neck On A Spit [mp3]
Grizzly Bear - He Hit Me [mp3]
Grizzly Bear - Little Brother [mp3]
Grizzly Bear - Shift [mp3]

Was hat ein toter Marder mit Schmetterlingen zu tun?

Weit jenseits aller Vorstellung von Falsch und Richtig ist ein Feld. Dort werden wir uns treffen.
Rumi

















An manchen Tagen gerät einiges durcheinander, was vorher geordnet in Schubladen sortiert war. So ein Tag fängt z.B. mit einer schönen, harmlosen Wanderung auf die Hochalp im Toggenburg an.
Im Vorbeigehen begegnete uns kurz der Tod inklusive der Erinnerung an die Einmaligkeit jedes Augenblicks.












Marder haben einen hübschen Pelz. Der Totengräberkäfer hatte aber mit seiner Arbeit schon begonnen. Alles, auch Schönheit ist vergänglich.
Auf der Rückfahrt an der Tanke gabs ein Eis, welches im Kreisverkehr unbemerkt einen Teil seiner Schokoladenhülle verlor. Diese schmolz sofort unter meiner weissen Hose und hinterliess einen grossen, braunen Fleck am Hosenboden. Scheiss drauf! Wo braun drauf ist, ist zum Glück nicht immer braun drin.
Das kleine Nickerchen vor den Abendaktivitäten wurde kurz nach dem Wegnicken durch Katzenterror unterbrochen.
Wir retteten das Leben der Maus, zum anklagenden Unverständnis der Katz. Verständnis ist relativ - Katzen sind zwar Raubtiere, aber die Einzelteile einer Maus gehören nicht auf den Wohnzimmerteppich. Punkt. Ich entschuldigte mich artig für das Entreissen der Beute und lobte das Tier widerwillig.
Der folgende Versuch, den Kühlschrankinhalt für's Wochenende zu optimieren, wurde durch eine Neuauflage des Katz- und Mausspiels sabotiert. Fixalleluja!
Die Maus entkam - ausgerechnet in mein Schlafzimmer.
Mäuse sind süss. Aber süsse, grosse Mausknopfaugen, die meine wilden Zuckungen im REM-Schlaf beobachten, sind mir suspekt und somit artete die Angelegenheit in eine rasante Mäusejagd aus.
Mäuse sind auch klein und schnell. Das halbe Zimmer musste ich auf den Kopf stellen, bevor mir nach ca. 2 Stunden die Gefangennahme im Salatsieb gelang.
Maus raus, Katz rein - inzwischen ist es knapp vor 23 Uhr.
Die Jungs von Skin'n Bone sind ja bekanntlich Feiermarathonisten, da standen die Chancen auf ein abschliessendes Samstags-Relaxed-Clubbing im lauschigen Naturfreundehaus-Areal am Rhein gut.















Dort passierte die Sache mit dem Rücken und den Schmetterlingen, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Die Party war toll und die Nacht war lang.

Samstag, 28. Juli 2007

Realaxed Clubbing



Willy DeVille II















































































































©marianne rieter


Nachträglich noch ein paar wunderbare Bilder vom Konzert, die ich auf Mariannes Blog gefunden hab. Mit freundlicher Genehmigung durfte ich eine kleine Auswahl auf meinen Blog entführen, vielen Dank, Marianne!
Übrigens, es lohnt sich, ihren Blog etwas ausführlicher zu durchstöbern, dort gibt es noch mehr klasse Bilder und tolle Texte, eine echte Fundgrube :-)

Donnerstag, 26. Juli 2007

Weinfest
















Mir war heut so weinerlich zumute, da dachte ich, gehste mal unter Gleichgesinnte auf's Weinfest.
Pustekuchen! Anstatt auf weinende feste Menschen, blickte ich ungläubig in weinseelige, breitgrinsige Gesichter und ich verstand...Musik gabs da auch. Die löste zuweilen einen heftigen Konflikt mit meinen Geschmacks- und Gehörsinn aus. Ich hätte ja gerne geweint, überlegte es mir aber anders, als ich den Stand mit den stabilen, handfesten Krügen entdeckte. Dann hab ich gebiert und es hat funktioniert: Die Musik einfach schöntrinken, that's it. Irgendwann war mir dann nur noch lächerlich zumute.

Iron&Wine - House-By-The Sea [mp3]
Iron&Wine - Die Working Title From Ice Storm Airport [mp3]
Iron&Wine - The Trapeze Swinger [mp3]

Mittwoch, 25. Juli 2007

Willy DeVille
























Fast hätte es gestern auf Anhieb geklappt - mit dem Auto mitten ins Konzert. Denn das schnieke Zürcher Kaufleuten besitzt ein eigenes Parkhaus. Doch man sollte das Parkhaus nicht vor dem Konzert loben - auch in Zürich wird gebaut, und das sogar im Pelikan-Parkhaus. Die "nur wenig zur Verfügung stehenden Parkplätze" standen natürlich nicht mehr zur Verfügung, eine Powerhalse brachte uns zu den noch Verfügbaren im Nachbarparkhaus. Dafür reduzierten sich die üblichen Züricher Konzertsuchkreisel auf nur einen. Wir sind ja lernfähig, und das Auto hat inzwischen sowas wie einen intuitiven Rockmusiknavi.
Es wurde trotzdem etwas hektisch, doch - arbeitnehmerfreundlich - Schlag acht Uhr war's dann soweit, Willy und die Band legten los. Das Konzert war ausverkauft und dementsprechend voll der Saal.
Erstaunlich, wieviele Fans Willy DeVille in der Schweiz auf Trab bringt.
DeVille's Erscheinung ist von seinen Songs nicht zu trennen und umgekehrt. Leider kam auch diesesmal das ungeschriebene Konzertgesetz zum tragen: die Grossen vorne, die Kleinen hinten. Somit waren mir nur wenige unscharfe Blicke mit Hilfe von Klimmzügen auf die nahe Theke und vollausgefahrenem Zoom auf DeVilles Erscheinung vergönnt.
Da hiess es, Augen zu und durch. Die Akkustik machte das Rennen.

Seit dem Weggang von New York nach New Orleans hat sich die Musik Richtung Süden entwickelt - eine Mischung aus Rhythm & Blues, Country, Rock, Soul und Latino Klängen, dazu die schwarze, rauhe Stimme, welche den Sound so einzigartig macht.
Der Ungezähmte krächzt sich nicht nur mit charismatischer Stimme den New-Orleans-Rock von der Seele, er heitert das Publikum auch immer wieder mit Spässen über Drogen, sein Alter und Sonstiges auf - ein Selbstdarsteller par Excellence.

Mein persönlicher Favorit des Abends war seine Interpretation vom Traditional "Hey Joe", dem er einen Cha-Cha-Rhythmus verpasste, was dem Lied einen völlig eigenen Charakter verlieh, weit weg vom Original, aber einfach genial. Nicht zu vergessen das begleitende Ittinger Bier zu einem geradezu majestätischen Preis von übern Daumen 1,20 Fränkli der Schluck. So ein kostabares Bier mussten wir uns Tropfen für Tropfen auf der Zunge zergehen lassen.

Buntgemischt das Publikum zum 30-jährigen Bühnenjubiläum DeVille's im Kaufleuten: Der harte Kern der Musik-und Discoszene traf auf die Gelegenheitskonzertbesucher aus dem Umland. Und alle waren gluecklich. Das zumindest spricht doch fuer Mr. DeVille.

Willy DeVille - Spanish Stroll [mp3]
Willy DeVille - Mixed Up Shock Up Girl [mp3]
Willy DeVille - Cadillac Walk [mp3]

Sonntag, 22. Juli 2007

Was ihr wollt














«Ich thue etwas, und weiß selbst nicht was; ich besorge, ich besorge, meine Augen haben mein Herz überrascht! Schiksal, zeige deine Macht: Wir sind nicht Herren über uns selbst; was beschlossen ist, muß seyn, und so sey es dann!»


"Twelfth Night” - Dreikönigsabend - ist der andere Titel, den Shakespeare seiner wohl bekanntesten und beliebtesten Komödie gab. Möglicherweise wird damit auf ein Uraufführungsdatum am 6. Januar angespielt, das aber als nicht gesichert gilt.
Eine andere Deutung ist interessanter: Die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig gelten als die "Rauhnächte”, in denen das Geisterheer umherzieht und die Menschen, um ihre Gespensterfurcht und das Grauen vor der winterlichen Dunkelheit zu besänftigen, ausgelassene, dem Karneval vergleichbare Feste feiern - die seit der Antike begangenen Saturnalien. Bei diesem Fest gingen in bunter Verkleidung die Dinge nicht nur in erotischer Hinsicht drunter und drüber: ein turbulentes Was-Ihr-wollt-Durcheinander, das soziale und sexuelle Identitäten vertauscht und jeden möglichen Zweifel an der logischen wie der gesellschaftlichen Ordnung sät. Dieses vergnügliche Experiment mit dem "anderen” nutzt William Shakespeare als Begriff für die Versuchsanordnung der Liebes-Spiel-Arten auf der musikbeseelten Insel Illyrien.

Horst Hawemann's sehr moderne Konstanzer Inszenierung war wohl eher Komödie denn Drama, durchaus vergnüglich gespielt entbehrte das Stück aber nicht einer feinsinnigen Ernsthaftigkeit. Ein stolzes Aufgebot von 10 Schauspieler/innen bot zweieinhalb Stunden vor illustrem Bühnenbild beachtenswerte und rasante Kommödienfreude, ohne in albernen Klamauk abzudriften.
Klaus Redlin als verballhornter Lakai mit gelben Strümpfen entlockte dem Publikum etliche Lacher; der Narr - überzeugend gespielt von Olga Strub - durfte das Geschehen zwischen Glück und Wahnsinn beobachten und mit viel Wortwitz kommentieren.

Kurzum: es wurde mir nicht langweilig am Mittwoch, dem letzten Theaterabend dieser Spielsaison.
Umso unverständlicher fand ich deshalb das Verhalten meiner Platznachbarn. In manchen Szenen fiel auf der Bühne der Satz "Ich will nach Hause". Jedesmal nickte mein Nachbar deutlich und blickte dabei nervös auf seine Armbanduhr. Während des ganzen Schauspiels konnte er es sich nicht verkneifen, seiner Begleiterin abfällige Kommentare zuzuraunen. Zum Schlussapplaus sassen beide stoisch klatschlos da.
Theater ist nicht jedermanns Sache und über Inszenierungen lässt sich streiten, aber der Einsatz und die Spielfreude der Schauspieler hatten an diesem Abend definitiv Applaus verdient. Ich finde es respektlos den Akteuren gegenüber, demonstrativ nicht zu klatschen, vor allem wenn man in den vordersten Reihen sitzt.
Immerhin gibt es die Möglichkeit, sich in der Pause zu verabschieden, wenn das Stück nicht gefällt oder zu lange wird.
Zum Glück sind das Ausnahmen, diesmal hatte ich eine Tauschkarte. Meine üblichen Abonachbarn sind begeisterte Theaterfreunde und besitzen ein Mindestmass an Anstand.

Townes Van Zandt - You Are Not Needed Now [mp3]
M.Ward - To Go Home [mp3]
Lynyrd Skynyrd - Saturday Night Special [mp3]
Michael Andrews - Just A Thought [mp3]