Donnerstag, 29. Januar 2009

15. Eagle und die Yukon Queen

Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak













































































Der achtzehnte und letzte Tag unseres Flussabenteuers dämmerte und erfreut stellten wir fest, dass der Sturm sich etwas gelegt hatte. Wir brachen zeitig auf, wussten wir doch nicht, welche Überraschungen der Fluss für uns noch bereithielt. Die Schwierigkeiten waren aber zum Glück vergleichsweise gut zu meistern und wir kamen zügig voran.
Nach ein paar Stündchen erreichten wir die Grenze zwischen Kanada und Alaska. Lediglich eine Schneise im Wald, ein Grenzstein und zwei an einem Seil aufgehängte Flaggen weisen darauf hin.
Durch die Waldschneise könnte man theoretisch bis zum Nordpolarmeer schauen, sie verläuft über 2.000 km schnurstracks durch die Wildnis. Wir machten uns auf die Socken und meldeten uns in Ermangelung eines Grenzpostens beim Stein in Alaska an.
Während wir uns ein wenig die Füsse vertraten, vernahmen wir aus der Ferne das Grummeln von Motoren - das konnte nur die "Yukon Queen" sein. Der Katamaran schippert im Sommer einmal täglich morgens Touristen von Dawson City nach Eagle und nachmittags den Yukon aufwärts wieder zurück. Wenn sie uns sah, drosselten sie ihre starken Motoren und wechselte auf die andere Seite, die mächtigen Wellen hätten uns sonst umgeworfen. Da man sie aber meistens hört lange bevor man sie sieht, hatten wir es immer geschafft, rechtzeitig an Land zu gehen. Als das Schiff über die Grenze fuhr, ertönte plötzlich aus dem Lautsprecher eine Stimme: "welcome to the United States of America". Wir erschraken erst mal mächtig, fühlten uns fast ertappt und mussten dann lauthals lachen, als wir begriffen, dass diese Begrüssung uns galt, denn der Kahn fuhr ja gerade aus den USA hinaus.
Nach dieser netten Einlage machten wir uns auf die letzten Kilometer und bald schon sahen wir die ersten Hütten am Ufer, welche dann immer dichter beeinander standen und die Ortschaft Eagle bildeten.
In der Nähe des Hafens legten wir die Kajaks an und gingen erst mal auf die Suche nach unserem Fahrer Jerry, der uns wieder nach Whitehorse zurückbringen sollte.
Nicht lange, und wir fanden ihn im Riverside Cafe, der einzigsten Kneipe in Eagle, wo er sich auch schon ein Zimmer gemietet hatte. Die Freude über das Wiedersehen und die gelungene Tour war gross und bei ein- zwei Kaffee bequasselten wir unsere weiteren Pläne. Als nächstes mussten wir nach einem Grenzposten Ausschau halten um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Das Office war aber unbesetzt und abgeschlossen, so fragten wir im Laden nebenan nach, ob uns jemand Auskunft über den Verbleib des Officers geben könnte. Ein kurzer Anruf, und wenig später kam der Ranger auf seinem Quad angesaust und wir folgten ihm in sein Büro, wo er ziemlich unkonventionell unseren Pässen die Stempel verpasste. Bei einem netten Plausch erfuhren wir nebenbei, dass unsere Ankuft gerade seine Fischfangaktivitäten unterbrochen und er uns sowieso schon mit dem Fernglas entdeckt hatte und wo wir unser Zelt aufstellen könnten.
Jerry war wohl müde nach der langen Fahrt und hatte sich zwischenzeitlich in sein Zimmer verdrückt und nach einem kleinen Rundgang durch den Ort fuhren wir zu den Booten, holten das Zelt und die Schlafsäcke und machten uns auf den Weg zu unserem Nachtlager.
Dort entdeckten wir einen Biberbau und hatten das Glück, diese putzigen Gesellen bei ihrer Arbeit beobachten zu können. Eine wunderschöne Abendstimmung rundete dieses Erlebnis ab, mit der Vorfreude auf's nächste Abenteuer - die Tombstone Mountains - liessen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen und krochen mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl in die wärmenden Schlafsäcke.

Iggy Pop - Lust For Life [mp3]
Talking Heads - Once In A Lifetime [mp3]
The Band - Life Is A Carnival [mp3]
The Rolling Stones - 2000 Light Years From Home [mp3]
Sid Vicious - My Way [mp3]

Wilhelm von Scholz...

...oder eine Konstanzer Posse in 3 Akten

Montag, 26. Januar 2009

Die Katze ist tot

Ich bin unendlich traurig

lazy sunday afternoon
Auf meinen Pfoten leise
schleich ich mich durch die Nacht
und denk daran an Mäuse
mein Trieb der ist erwacht.
So mach ich das seit Jahren
und diene meinem Herrn
bekomm immer gutes Futter
und alle haben mich gern.

Nun bin ich alt und krank
mein Leben ist nicht mehr schön
so will ich jetzt nur noch eines
über die Regenbogenbrücke gehn.
Komm in den Katzenhimmel
da ist es wieder schön
es warten schon die andern
die vor mir mussten gehn.

Sonntag, 18. Januar 2009

Das Schiwago Projekt

Eine halbe Ewigkeit liegt zwischen dem noch kindlichen Betrachten des Films "Doktor Schiwago" und dem heutigen Theaterabend, verblasst inzwischen die Geschichte, zu lange her, als dass die oppulenten Bilder von damals das folgende Bühnenspiel beeinflussend überlagern könnten.
Und das war gut, so konnte ich mich ziemlich unvorbelastet auf das folgende, knapp 4 Stunden dauernde Schauspiel einlassen. Für mein Donnerstags-Abo hatte ich in weiser Vorraussicht eine Tauschkarte für's Wochenende besorgt, denn solch ein voluminöses Theaterstück erfordert die ganze Aufmerksamkeit. Nach einem langen Arbeitstag bleibt davon meist wenig übrig.

Die Bühne.
Kahle Wände, zwei sich zum Publikum neigende, schräge Ebenen, geteilt durch einen bewässerten Graben. Das optisch spärliche Bühnenbild, die Leere, weckt Neugier auf das kommende Spiel, lässt Raum für eigene Bilder. Nichts lenkt ab vom geschichtsträchtigen Geschehen um die Romanfigur Schiwago. Mehr noch, die so zweigeteilte Bühne entpuppt sich als ausdrucksstarke Metapher einer geteilten Gesellschaft und versinnbildlicht die unterschiedlichen Zeit- und Erzählebenen, zwischen denen die Akteure mal spielerisch leicht, mal gequält hin- und herspringen um dann wieder abgetrennt auf einer Seite verharren.
Der Wassergraben dient mal als Spiegel, wird zum Spielplatz für Liebende, dann wieder zum Schützengraben, wird zum symbolischen Riss sowohl durch Wünsche und Realitäten als auch durch menschliche Beziehungen, gesellschaftliche Zwänge und die Freiheit.
Die ausgeklügelte Kulisse unterstützt so hervorragend das vielschichtige Projekt des Schweizer Regisseurs Mario Portmann, die Inszenierung des Schiwago-Romans um die historischen Figuren, den Schriftsteller Boris Pasternak und seinen Verleger, den steinreichen Revolutionär Gian Giacomo Feltrinelli, zu erweitern und aufeinandertreffen zu lassen.

Das Geschehen.
Die anfänglichen Bedenken, ob ich den Theatermarathon nach einer schlafberaubten Nacht ohne lautes Schnarchen durchstehen würde, verstärkten sich im ersten, etwas konfusen Teil des Stückes. Es dauert eine Weile, bis man sich zurechtgefunden hat in den Beziehungen, in der Struktur der Zeiten, bis die Fäden gesponnen waren, sich dann immer mehr verdichteten zu einem Geflecht aus Krieg, revolutionärem Kampf und menschlichen Dramen, einem Teppich, gewebt aus Utopie und Wirklichkeit.
Meine Bedenken wurden zusehends entkräftet durch das tiefgründigen und feinsinnige Spiel der Akteure und ich wurde im weiteren Verlauf des Abends mit zunehmendem Tempo in deren Schicksal hineingezogen. Susi Wirth war für mich die heimliche Protagonistin des Stückes. Sie überzeugte mit ausdrucksstarkem Spiel als verzweifelt liebende Lara - ein absoluter Genuss ihr dabei zuzuschauen.
Portmann setzt auf leises Spiel, ersetzt laute Effektheischerei mit kluger Symbolik, mit dezentem Licht- und Schattenspiel und interressanten Klangbildern - in Zeiten dauernder Reizüberflutung eine wahre Wohltat. So wird die Kinderfreundschaft zwischen Lara und ihrem späteren Mann Pawel symbolisiert durch einen roten Ball mit weissen Punkten, es wird auch geschossen an diesem Abend, aber nicht geknallt, auf der Bühne gibt es keine Nackten und die Tode werden unblutig gestorben. Zwei Eimer über den Köpfen der Liebenden Juri und Lara betonen die Intimität der zentralen Liebesszene und entziehen sie doch den Blicken des Publikums. Die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers ist gefordert, um aus den fantasievollen Akzenten Bilder im Kopf entstehen zu lassen.
Und die homöopathische Dosierung der Reize zeigte starke Wirkung. Eine packend inszenierte Geschichte, umgestzt von einem enorm spielfreudigen Ensemble, machte diesen vierstündigen Theaterabend zu einem kurzweiligen Erlebnis.

Fazit: ganz grosses Theater - unbedingt sehenswert !

Antony Hegarty im Kongresshaus

Ein Wunder ! Kam doch letzte Woche eine wunderbare mail angeflattert - das "Wunder von New York" kommt nach Zürich.
Kurz zuvor hatte ich noch gegoogelt und inbrünstig gehofft, einen Gig in der Nähe zu finden.
Entweder war ich zu blind oder zu ungründlich oder beides. Egal. Die Freude ist umso grösser - er kommt und singt und ich hab noch eine der wenigen guten Karten ergattert.

04.04.2009
20 Uhr
Kongresshaus Zürich