Dienstag, 16. März 2010

Stellt euch vor, es steht ein Konzerthaus, und keiner geht hin...

Dies wird mein erster und gleichzeitig mein letzter, sprich mein einzigster Beitrag zum KKH sein. Die Sau wurde oft genug durchs Dorf getrieben, ausserdem verbrät das Fundament für ein zweites Standbein  grade meine volle Energie, frisst Stunde um Stunde der freien Zeit und hemmt zusehends die Schreibwut.

Vorneweg: das Benefizkonzert der Konzerthausgegner im Neuwerk am Samstag war klasse und begeisterte mich, wie auch viele der ca. 400 anderen Zuhörer aller Schichten und Altersgruppen (ausführlicher Bericht gibt's bei Schwester Gaby, wo ich mir auch das Video geborgt hab...)
Leider gibt's von mir diesmal keine Bilder, der Flaschenkampf erforderte meine volle Aufmerksamkeit (man sehe mir die laienhaften Patzer bei der Pfand- und Weinberatung nach ;-) und die Sicht auf das Geschehen von hinterm Tresen war dementsprechend eingeschränkt.
Nicht so die persönliche Sicht auf das Projekt KKH nach gründlich abwägender Bedenkzeit.
Gegen ein Konzerthaus bin ich grundsätzlich nicht, solange es die Bedürfnisse einer breiten Bevölkerungsschicht  abdeckt. Grosse Bedenken habe ich jedoch bei der Finanzierung in Kombination mit dem Standort. Deutschlands letztes Zipfele weigert sich beharrlich, eine kriselnde Rezession mit ins Kalkül zu ziehen, obwohl inzwischen jeder wissen sollte, dass die Talsohle noch nicht erreicht ist und für viele Kommunen ab 2011 das grosse Wehklagen beginnen wird. Konstanz is mit diesem Vorhaben definitiv zu spät dran - oder zu früh, je nach spekulativer Sichtweise. In der jetzigen Zeit ein dermassen kostenintensives Projekt zu planen, obwohl in anderen Städten bei vergleichbaren Bauvorhaben die Kosten im Schweinsgalopp davonlaufen, finde ich nicht mutig, sondern leichtsinnig und verantwortungslos. Es ist abzusehen, dass Kongressaktivitäten aus Kostengründen und aufgrund neuer Technologien (z.B. Videokonferenzen) rückläufig sind, wichtige Kongresse werden nach wie vor überwiegend  in Grossstädten oder in elitären Millionärsdörfern stattfinden. Da wäre in eine schöne Konzerthalle oder eben in ein Multifunktionshaus für alle an einem verkehrstechnisch günstig angebundenen Standort, in welchem Veranstaltungen verschiedenster couleur wie Seminare etc.stattfinden können, besser investiert.
Ausserdem sind wir Konstanzer/innen auch gebrannte Kinder,  Beispiele von Investitionssünden gibt es einige.
Die Therme ist ein Zuschussgeschäft ebenso wie der Kat. Mit dem Katamaran dümpelt ein Millionengrab über den See, er entwickelte sich nicht wirklich zum Traumschiff. Die Crossboarder-Leasing Geschichte wird totgeschwiegen, vermutlich kamen die blauäugigen Unterzeichner des Mammutvertragwerks mit einem blauen Auge davon. Das Sealife. Nominiert für die Goldene Himbeere. Gruselig! Weder das Lago noch den neuen Gruner-Bau sehe ich als Aufwertung eines verkehrsberuhigten Stadtbildes. Arbeitsplätze? Hauptsächlich im unteren Einkommenssektor. Das  geplante KKH? Wenn schon hässlich, dann mit Schwung! Ich habe Architektenentwürfe gesehen, da lief mir das Wasser im Munde zusammen, da hätte ich mich bei einer Abstimmung vielleicht der Eselssprache bedient...

Dennoch, beide Seiten haben durchaus hörenswerte Argumente, vorausgesetzt, man hört an der rechten Stelle richtig zu. Leider gibt es auch in dieser Debatte nicht nur Schwarz und Weiss, viele Argumente begründen sich beiderseits auf Spekulationen und verleiten zusehends zu einer unsachlichen, kleinkarierten Fingerzeigmentalität. Weder JA noch NEINsager sind per se gute oder schlechte Menschen, Idioten gibt es quer Beet. Allerdings hätte es meiner Meinung nach den Konstanzer Tonangebern gut gestanden, wenn sie für das Projekt KKH weniger mit Hochglanzpropaganda - aus der einem vorrangig monetäre Verflechtungen, Meinungsmache und Vetterleswirtschaft ins Auge springen - als mit wirklich schlagkräftigen Argumenten, sprich einem städtebaulichen Gesamtkonzept und  geklärten Fragen zum Bebauungsplan ins Rennen gegangen wären. Einen Hausbau fängt man nicht am Dach an, sondern mit dem Fundament.  Informationen, solange sie ernsthaft der demokratischen Entscheidungsfindung dienen, sind sinnvoll, Propaganda in dieser Art und Weise dient der Verschleierung und unseriösen Manipulation.

Zum Glück haben da die "ewigen Bedenkenträger" wieder Konjunktur.  denn Zockerei, in welcher Form auch immer, verliert an Popularität, wenn die Stimmen der Bedenkenträger mutiger, zahlreicher und lauter werden. Es soll ja immer wieder Zeiten geben, in denen Menschen bedenkenlos manipuliert, aber begeistert  ins Unglück rennen.

Nun sind die Bürger gefragt. Ob sie sich vom Wunschdenken leiten lassen oder der Realität stellen? Nächsten Sonntag sind wir vermutlich nicht schlauer, aber um das Ergebnis einer basisdemokratischen Abstimmung reicher. Aufklärungskampagnen waren selten so zahlreich vor einer Abstimmung und jede/r hatte die Möglichkeit, sich ausführlich zu informieren. Mit einem Mindestmass an gesundem Menschenverstand dürfte nun einem tragfähigen Ergebnis nichts im Wege stehen
Falls es zu einer Befürwortung kommen sollte - die Welt wird davon nicht untergehen, auch wenn der Bau auf Klein Venedig giftige Altlasten mit hässlichen Neulasten kompensiert. Ob es die Lebensqualität vermindert oder steigert, wird davon abhängen, welche Lasten und Einschränkungen die Bewohner der Stadt an anderer Stelle dafür in Kauf nehmen müssen.

Ich werd am Sonntag auf jeden Fall gegen den Kanonenkrepierer mit einem kräftigen NEIN stimmen und freu mich dann auf Freischlader im KuLa :)

Montag, 8. März 2010

Wo kein Pfeffer wächst

Fast könnte man meinen, das Wetter passe sich an, suche den Schulterschluss zum gesellschaftlichen Klima. Eiszeit, überall. Und kein Ende in Sicht.
Grau und weiss, soweit das Auge blickt, eigentlich keine schlechte Vorraussetzung für einen einen fröhlichen Skitag. Die Sonne konnte man sich immerhin mit Hilfe von orangefarbenen Brillengläsern dazumogeln, nicht so die Weitsicht. Mit etwas Glück sah man die Hand vor Augen und die Vorderfrau konnte man schemenhaft erahnen. Steigung, Gefälle, Mulden und Schneehäufen mutierten zu unbekannten Grössen, die ganze Piste lud ein zu abenteuerlichen Blindflügen. Unten angekommen, war ich jedesmal froh, heil unten angekommen zu sein. Beschränkte Sichtweisen überzeugen mich nicht, selbst den Spass am Abenteuer verlor ich mit jeder Abfahrt mehr aus den Augen, nach dreimaliger Widerholung war Schluss mit Lustig.
Einen stattlichen Preis hatte ich bezahlt für das ticket ins Grauen, Hochgeschwindigkeitsschneeflocken schmirgelten mir aber nicht nur eine gesunde Hautfarbe ins Gesicht sondern auch gesunden Menschenverstand ins Hirn. Das Diktat des Mammon versagte angesichts der Verlockung eines ausgedehnten Spaziergangs durch tiefverschneite, stille Wälder jenseits der Skipisten.
Raus aus drückenden Skistiefeln und rein in die bequemen Wanderschlappen, geerdet, Schritt für Schritt bergauf, freundliche Grüsse erwidernd, im angemessenen Tempo sich versöhnend mit dem Eigensinn der Natur. Selbst die Sonne gesellte sich mit zögerlicher Einsicht hinzu und durchbrach für eine wunderbare Stunde das Grau, liess hinter der zerfetzten Wolkendecke ein schüchternes Blau erahnen und brachte hier und da Frühlingsbunt zum Vorschein.
Nach kräftezehrendem Tiefschneestapfen weckten Bratwürste, Glühwein und Schwatz mit den Kollegen die Lebensgeister - ein würdiger Abschluss für diesen jämmerlich schönen Tag und hoffentlich auch Abschluss eines prächtig-aufdringlichen Winters.

Freitag, 5. März 2010

Lernmarathon

Drei Wochen war der Frosch so krank!
Jetzt raucht er wieder. Gott sei dank!

Letzte Woche glühte der Kopf, heute raucht er nur noch. 30 Stunden Hardcore-Schulbankdrücken stehen in keinem lockeren Verhältnis zu 16 Stunden Arbeit.
Wochenende - endlich! Und der Berg ruft...
The Pogues – Bottle of Smoke

Sonntag, 28. Februar 2010

Das Auslaufmodell

Fiese Kleinstlebewesen in Kombination mit der Ehrfurcht vor dem bevorstehenden Erreichen eines biblischen Alters zwangen mich erst in die Knie und dann ins Bett. Drei Tage im Wachkoma, auf den denkürdigen Tag hinfiebernd, der mich übernacht schlagartig um ein Jahr altern lässt. Böses Erwachen im Morgen-Grauen. Nicht ein Jahr, mindestens dreiundzwanzig gefühlte Jahre gealtert, gerädert, kraft- und stimmlos. Ich fühle mich wie der weibliche Methusalem, Urmutter der Sintflut aus meiner Nase. Ein Auslaufmodell.
Keimfreie, verkabelte Glückwünsche werden mit röchelndem Gehorsam entgegengenommen, die Kraft reicht inzwischen für ein Glas Sekt aus der Schnabeltasse, eine Klopapierrolle immer in Reichweite - zweckentfremdet, angesichts der üppigen Nasenergüsse leistet sie gute Dienste.
Und während ich im tiefen gesundheitlichen und bloggerischen Minusbereich dümple, schleicht sich unbemerkt der Frühling durch mein Fenster, weckt die Urnatur und Überlebensinstinkte. Erste sonnenverwöhnte Gehversuche und Temperaturen im Plusbereich bringen Kraft und Stimme zurück. Auf dem Markt warten bunte Primeln, ein Stück Käse verirrt sich in den Rücksack, dann Schinken und Ciabatta, darfs noch ein Sträusschen Schnittlauch sein?
Es darf. Die Nase hält endlich inne, das Klopapier wird seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt und morgen wird gefeiert.


Angie Hart & Bonnie “Prince” Billy - Little Bridges
Brett Smiley - Run For The Sun
The Temptations - Smiling Faces Sometimes
Joni Mitchell - Both Sides Now
Bruce Cockburn - If I Had A Rocket Launcher

Sonntag, 21. Februar 2010

The english way of playing the blues


Fast auf den Tag vor 3 Jahren, war ich das erste mal im Tuttlinger Rittergarten. Damals spielte "Lez Zeppelin", eine famose, weibliche Led Zeppelin Tributeband, die Ohrensausen und bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Ebenso beeindruckend fand ich damals die Transformation von Dezibel in Grad Celsius, ich war drauf und dran an der Theke um ein Saunatuch zu bitten.


Déjà-vu am Freitag Abend - ein heisser Gig in einem heissen Club, Aynsley Lister hatte das Potential, den Rittergarten erneut in einen Rocksauna zu verwandeln.
Die menschliche Wärme der zahlreichen Fans unterstützte ihn dabei tatkräftig, Harley-Ritter und andere   heisse Typen tankten währenddeseen ausgiebig bei tiefschürfenden Benzingesprächen und lieferten ihren Beitrag zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit.
Ich zog es vor, mich dem störenden Grundrauschen zu entziehen und gönnte meinen Ohren Boxennähe, es wurde - auch zur Freude meiner Augen - ein Hautnah-Konzert.
Ausser ein paar YouTube-Videos von ziemlich mieser Qualität, hatte ich von dem britischen Buben bisher weder etwas gehört noch gesehen. So konnte ich mich völlig unbeschwert dem Unbekannten hingeben und wie erahnt, nahm mich der satte Sound der sympathischen Band sofort gefangen.

Am Bass, zierlich aber oho - Midus. Das Mädel versteht ihr Handwerk und versprühte nebenbei mit ihrem herzlichen Lachen hochprozentige Energie und good Vibrations. An den Drums sorgte Simon Small unermüdlich für den rechten Takt und der etwas schüchtern wirkende Morg Morgan unterstützte gekonnt den Rhythmus am Keyboard.


Erdiger Bluesrock, gepaart mit melodischen Elementen und erfrischenden Balladen - Aynsley's Debut bestach durch seine musikalische Vielfalt und beeindruckte mit differenziertem, lebendigen Gitarrespiel.
Der eine oder andere Patzer wurde unbekümmert weggefeixt oder mit herzlichen Lachern quittiert. Mit freudiger Leichtigkeit zupfte Aynsley die Saiten seiner Gitarren, welche er beinahe songweise wechselte, und schwemmte uns einen wunderbaren Abend lang gegen den trüben Hauptstrom an den Urquell des Rock'n Roll.

Einziger, aber sehr persönlicher Wermutstropfen des Konzerts, war für mich die vorletzte Zugabe, eine Cover-Version des Hendrix-Klassikers "Crosstown Traffic". Das geht gar nicht. Hendrix darf keiner covern, ausser Jimi undercover ;-)

Auf alle Fälle tat die junge, unbeschwerte Interpretation dem Blues gut und erwies sich als vorzügliches Metronom gegen 12-taktigen Herzschmerz und sonstige Zu- und Umstände.

Freitag, 19. Februar 2010

Wochenend-Blues

Juchhuuuu. Wochenende. Endlich...!!!
Und heute abend gehts ins Konzerthaus nach Tuttlingen. Schade, dass man bei dem Shietwetter so weit fahren muss, aber der Gig ist es wert:

"In einer seiner jüngsten Ausgabe wählte das "Classic Rock" Magazin Aynsley Lister in die Liste der 10 aufstrebenden und innovativsten modernen Blues/Rock-Musiker - neben Jack White, John Mayer, Johnny Lang oder Joe Bonamassa konnte Aynsley als einziger Europäer seinen Stellenwert in dieser Rangliste untermauern.
Schon mit 8 Jahren entdeckte Aynsley seine Leidenschaft für die Gitarre und mit 13 spielte er seinen ersten Gig. Groß geworden mit der Plattensammlung seines Vater, lernte er schnell sein Gehör zu schulen und verbrachte Stunden in seinem Zimmer während er zu den Hit-Singles von Freddie King, John Mayall and Eric Clapton auf seiner Gitarre spielte."

So steht es auf der Homepage des Rittergartens und ich bin gespannt, ob Aynsley hält, was diese verspricht.
Jedenfalls freu ich mich wie Bolle und werde ausführlich berichten.
Schwester Gaby ist manchmal ne echte Goldgrube - danke wils, für die hochkarätigen Konzerttipps. Das muss doch hin und wieder mal gesagt werden :) 

Dienstag, 16. Februar 2010

Wie malt mann ein spiennätz?

Also, eins erst mal vorneweg, an alle zukünftig Suchenden: dies hier ist kein SPIENNÄTZ.

Immer wieder verfangen sich bizarre Suchanfragen auf (in?) diesem Blog. Altweiberfasnacht ist zwar vorbei, das scheint aber viele Googelisten nicht davon abzuhalten, nach Spinnennetzen zu suchen. Und natürlich landen die alle früher oder später hier.
Dabei liegt das Gute so nah. Warum im worldwiden Web suchen, wenn man schon einen Augenblick weiter die hübschesten Anschauungsobjekte findet. Schaut mal statt in den Bildschirm eure Vierwände an, in irgendeiner Zimmerecke wabert doch bei jedem ein Netz. Nicht? Na, bei mir schon, ich mag Spinnen und ihre Netze. Spinnennetze sind wahre Meisterweke der Statik und Architektur. Zur Zeit hängt ein ganz besonderes Meisterwerk auf meiner Terasse: eine Spinnenkinderstube. Und wenn sie nicht gestorben sind, werden die Spinnenkinder im Frühjahr ausschwärmen und viele, neue Netze spinnen...genug geschwärmt, zurück zu Google.
Neulich also erreichte mich die orthopädische Suchanfrage: "Wie malt mann ein spiennätz?" Ich glaub, ich spinne...immerhin ein Beweis für die fast unendliche Sprachtoleranz von Google.
Wie mann ein spiennätz malt kann ich euch nicht sagen, aber vielleicht bringt euch folgender Erklärung ans Ziel. Bevor ich euch noch über die Strasse helfen muss...

Stift in die Klaue, ran ans Papier und los gehts:
Im Spinnennetz kann man viele geometrische Formen erkennen:
- In der Mitte des Spinnennetzes befindet sich ein Vieleck, das fast einem Kreis entspricht
- Von diesem Vieleck gehen Strecken weg
- Zwischen den Strecken gibt es Verbindungsstrecken, welche parallel zum kreisähnlichen Vieleck sind
- Die Verbindungsstrecken bilden neue kreisähnliche Vielecke, die ähnlich zum Ausgangsvieleck sind.
- Strecken und Verbindungsstrecken bilden Trapeze,  manchmal Dreiecke.
- guggst Du, so:


Black Mold - Metal Spider Webs
Brian Eno - Spider And I