Sonntag, 19. Oktober 2008

WKAFP - Who Killed Amanda Fucking Palmer ?
















Das würden wir auch gerne wissen.
Und nicht nur das.
Gerne wüsste ich auch, was schreiben über das Solodebüt der Dresden Dolls Sängerin Amanda Palmer, die mich letzten Donnerstag komplett sprachlos aus dem Abart ins herbstlich verregnete Zürich entlassen hat.
Mehr noch. Glücklich. Staunend. Berührt.
Amandas Stimme flüsterte und stöhnte, kratzte und schrie und im Zusammenspiel mit theatralischer Mimik und ihrem Piano raubte einem diese Fülle an Ausdruck die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten.
Wie die Wortfindungssötrungen überwinden ? Erst mal anschleichen mit dem zum Glück vergeblichen Versuch, die Palmer in eine Schublade zu stecken. Ein passendes Genre zu finden ist schwierig, weckt jedoch eine lange Liste von Assoziationen.
Kurt Weill meets PJ Harvey, Madonna unternimmt beschwingte Ausflüge in den Chaleston der 30er Jahre, da haucht für Sekunden die sanftmütige Tori Amos am Piano sphärische Töne um sich gleich darauf als David Bowie im Berliner Kabarett der 20er wiederzufinden.
Der Bogen ist weit gespannt und der Ansatz, deutsche Cabaret Tradition und Weillsche Songstrukturen mit Punk und Alternativ-Rock zu paaren, wohl einzigartig.

Ihr Solo-Arrangement nutzt die charismatische Amanda genial, um mehrere Musiker/innen - ihre "friends" - zu beteiligen. Herausragend erwähnenswert die grossartige Ex-Rasputina Cellistin Zoe Keating, die auch schon das Vorprogramm bestritt.






















Völlig absorbiert lauschte ich den Tönen, die Zoe aus ihrem Cello zupfte und streichelte, mal sphärisch psychedelisch, dann wieder basslastig rockig, an Apocalyptica orientiert. Seit ihrer Kindheit streicht sie sich durchs Leben - die sympathische, gebürtige Kanadierin Zoe hat ihr Handwerk gelernt, das hörte man.
Während Amanda sich spottend und tröstend hinter dem Piano räkelte, um sich dann wieder kraftvoll in die Tasten fallen zu lassen, umschmeichelten Zos's Streich- und Zupfarrangements ihren facettenreichen Gesang - eine ideale Ergänzung.
Der Konzertabend barg viele Überraschungen und wurde nie langweilig. Mal tauchte überraschend eine Gitarre auf, dann wieder wurde die Bühne in ein groteskes, an die Rocky Horror Picture Show erinnerndes Spektakel verwandelt.
Die Spielfreude und dynamische Kreativität der Vollblutkünstler liess nichts zu Wünschen übrig und sie rockten, als ob sie die Weimarer Republik ein zweites Mal erschüttern wollten.

Dass es gut werden würde, ahnte ich schon. Es war unbeschreiblich gut. Dieser Beitrag ist ein Versuch, das Unbeschreibliche in Worte zu fassen...

Zoe Keating - Tetrishead [mp3]
Dresden Dolls - Life On Mars [mp3]
Dresden Dolls - Cosmic Dancer [mp3]

4 Kommentare:

  1. http://enfanterrible.twoday.net/topics/in+concert/
    --
    Bilder und Text

    AntwortenLöschen
  2. Hast Du sie denn in Krems auch gesehen?

    AntwortenLöschen
  3. Der Bericht über die Dolls ist von 2006.
    2006 wußte ich von Krems nur, dass es ein recht verschlafenes Städtchen ist.
    2007 erfuhr ich über die Zeitschrift Wire, dass dort ein Festval ist bei dem Throbbing Gristle spielt.
    Und dann fuhr ich hin. Am Tag viel Schlaf. In der Nacht wach.

    AntwortenLöschen
  4. Ich glaube, über deinen Bericht bin ich damals auf die Dolls áufmerksam geworden.

    AntwortenLöschen