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Mittwoch, 18. November 2009

Der Bär und der Engel

"Moinmoin. Heute Nacht sind zwei Bären um euer Zelt rumgeschlichen. Habt ihr es auch bemerkt?" So wurden wir am Morgen beim Frühstück von unseren Nachbarn begrüsst. Nein, ausser dass mitten in der Nacht das Lagerfeuer völlig unmotiviert wieder zu prasseln anfing, hatten wir nichts bemerkt.
Und dann - ein Spass kommt selten allein: "falls ihr über El Portal nach San Francisco weiterfahren wollt: die Strasse ist gesperrt, es gab die letzten Tage einen riesigen Waldbrand im Valley. Wo habt ihr euer Auto stehen?"
Jetzt wurden wir hellhörig. Die ungewöhnliche Dunstglocke überm Yosemite Valley war uns schon gestern aufgefallen. Aus Spass wurde Ernst und ziemlich beunruhigt brachen wir die Zelte ab. Ein "take care und viel Spass noch", Wasserflaschen füllen am Bach und schon waren wir auf dem steilen Weg - 1.400 Höhenmeter nach unten und das im Schuss.
Am Merced River gönnten wir den malträtierten Knien die erste Rast und unseren Füssen ein erfrischendes Bad im kühlen Fluss. "Mum, hinter Dir steht ein Bär" hörte ich, in der Sonne dösend."Jaja" - ich blinzelte Pascal müde zu. Es gab bessere Witze mich aus der Ruhe zu locken. "Du solltest wirklich aufstehen, aber vorsichtig, nicht dass du ihn erschreckst !" Ich machte die Augen auf, sah meinen Sohn mit der Kamera vor mir, drehte mich um - da stand der Bär, etwa 5 Meter hinter mir und schaute uns neugierig an. Ich senkte den Blick, redete ruhig auf ihn ein und lief ganz langsam rückwärts. "Hey bear, what's up bear, this is not the right way bear". Er schien mich zu verstehen, drehte nach links ab und lief in einem grossen Bogen um uns rum. Puh! Aber zu früh gefreut - nach kurzem Zögern drehte er sich wieder um und lief direkt auf uns zu. Pascal knipste munter drauf los, während ich mit einem Prügel wie wild in der Luft fuchtelete und aus Leibeskräften schrie: "hey guy go away guy! skidoo! beat it!" Das zeigte Wirkung und der Bär trollte sich.
So ein Schreck und so eine Freude! Nun hatten wir doch noch unsere Bärenbegegnung und ein paar hübsche Bilder im Kasten.


Flink machten wir uns auf den Weg, bevor Petz uns doch noch richtig kennenlernen wollte. Bald erreichten wir den 181m hohen Nevada Fall und wenig später den 97m hohen Vernal Fall. Ab hier war es mit der Stille und Einsamkeit vorbei. Herscharen von bunten, geschwätzigen Menschen kletterten vom Yosemite Valley hoch und tummelten sich um das grandiose Naturschauspiel. Wir fühlten uns fast ein wenig fremd in der Menge...
Von nun an ging es beinahe in Falllinie abwärts. Als wir endlich am Parkplatz Happy Isles ankamen, waren wir heilfroh: unser Auto stand da, frisch wie vor 7 Tagen. Nebendran sass ein junger Mexikaner auf seinem Pick-Up. Seit einem Tag wartete er auf seine Freunde, die er bei der Besteigung des Half Dome verloren hatte. Nein, auch wir hatten sie nicht getroffen, aber er war froh, uns ein Ohr abkauen zu dürfen. Seit Stunden gab es keine Möglichkeit mehr, die Wasserflaschen aufzufüllen, es herrschte eine Affenhitze und wir waren kurz vor dem Verdursten. Wie gross die Freude, als der Mexikaner zwei Literflaschen Gatorade aus seiner Kühlbox zauberte...einen echten Trail Angel hatten wir jetzt auch im Repertoire!
Sechs anstrengende, aber unvergessliche, wundervolle Tage in einer paradiesischen Landschaft lagen hinter uns. In Curry Village mischten wir uns nach einer ausgedehnten Dusch-Orgie unters bunte Volk und feierten ausgiebig die gelungene Tour.

Trail Of Dead - Relative Way 
Boy & Bear - Mexican Mavis
Truckstop Coffee - Ghost Or An Angel 

Sonntag, 15. November 2009

High and dry


Der Blick aus dem Zelt am nächsten Morgen machte mich frösteln. Die Sonne versteckte ihre wärmende Kraft noch hinter der eleganten Bergkulisse und auf das Zeltdach hatte sich über Nacht eine hauchdünne Eisschicht gelegt. Die Kälte trieb aber schnell die Müdigkeit aus den Knochen und man konnte zusehen, wie die Morgensonne erst die Gipfel zum Glühen brachte um allmählich die ganze Szenerie in goldenes Licht zu tauchen.
Die Rucksäcke waren nach dem Frühstück wieder etwas leichter und immer weniger beschwert machten wir uns auf die vorletzte Etappe, erst über den Cathedral Pass, der im Vergleich zum Donohue Pass eher eine Hügelüberschreitung ist, dann in stetigem Auf und Ab durch schattenspendende Wälder, über dürre Wiesenlandschaften und karge Felsplateaus.
Stunde um Stunde liefen wir weiter, näherten uns den gewaltigen Granitblöcken des Yosemite Valley. Der Tag fiel mit dem Weg langsam ab, die Schatten wurden länger und wir wunderten uns wieder mal, wie wir so lange hatten gehen können. War am Morgen noch alles ganz leicht, wurden die Schwierigkeiten des Marsches auf einmal so gross und auch die Last der Rucksäcke verdoppelte sich gegen Abend heimlich. Dann kamen die schwersten hundert Meter: die Letzten...
Auch die Beine waren schwer und in den Knochen steckte jene angenehme Müdigkeit wie nach guter, körperlicher Arbeit. Was für ein Glück, als wir an der Abzweigung zum Half Dome Trail ein hübsches Plätzchen auf einem Felsentisch entdeckten, auf dem schon eine Feuerstelle und ein Stapel frisch gehacktes Holz auf uns warteten.

Eine Fels-Etage tiefer gesellte sich kurz vor Einbruch der Nacht ein deutsches Päärchen zu uns. Wir verstanden uns, ein paar gute Geschichten vertrieben die Zeit am langsam sterbenden Lagerfeuer und dann...Schlaf für die Todmüden!

Manu Chao - Me Gustas Tu [mp3]
Deep Purple - Hush [mp3]
Radiohead - High And Dry [mp3]

Donnerstag, 5. November 2009

staubiger Weg ins Paradies


Am nächsten Tag zeigte sich der Himmel verhangen. Das erste mal seit wir in Kalifornien waren - zum Laufen war es sehr angenehm, Und es lag die leichteste aber längste Etappe vor uns. 28 km wollten wir heute zurücklegen, durch den Lyell Canyon am Tuolumne River entlang. Der Weg verlief bis Tuolumne Meadows in überwiegend ebenen und etwas langweiligen Gelände, dafür trafen wir verhältnismässig viele Wanderer. Tuolumne Meadows ist die größte subalpine Wiesenlandschaft in der Sierra Nevada und über die höchstgelegene Strasse Kaliforniens, die Tioga Road (3.031 m) erreichbar. Die herrlichen Landschaften mit Wiesen, Bächen und blauen Seen, eingebettet von riesigen Granitdomen, locken viele Tageswanderer und Kletterer in dieses Gebiet.
Die letzten Kilometer von Tuolumne Meadow bis zu unserem Tagesziel, den Cathedral Lakes, wurden dann doch noch anstrengend. Nach ständigem Auf und Ab erreichten wir endlich den Abzweig zum Lower Cathedral Lake, liessen den jedoch links liegen und stiegen zum Upper Cathedral Lake auf.

Das war eine weise Entscheidung! Es erwartete uns ein absolut bezaubernder Anblick. Majestätisch thronte der gezackte Gipfel des Cathedral Peaks in der Abendsonne über dem spiegelglatten See und zauberte sein wundervolles Spiegelbild ins Wasser.Dieses paradiesische Fleckchen war wie geschaffen für unser Nachtlager.

Sun Kil Moon - Tonight The Sky [mp3]
Sun Kil Moon - Like The River [mp3]
Sun Kil Moon - Heron Blue [mp3]

Dienstag, 3. November 2009

im steinernen Meer


Auch in dieser Nacht hatten die Bären offensichtlich unser Lager gemieden, denn die Essenskanister lagen am nächsten Morgen unberührt an der gleichen Stelle. Mit einem Bärenhunger machten wir uns über Trekking-Cheeseburger aus der Dose her. Das Geschmackserlebnis war eher bescheiden, dafür bot uns der See mit dem Spiegelbild des Banner Peak in der Morgensonne einen Augenschmaus.
Wir brachen rasch auf, der 3.400 m hohe Donohue Pass lag vor uns. Meter um Meter kämpften wir uns in der dünnen Luft über die Baumgrenze in ein steinernes Meer. Der Weg war gut, doch mit jedem Höhenmeter schienen die Rucksäcke schwerer zu werden. Scharfes Sonnenlicht wurde vom hellen Grau der Steinwelt zurückgeworfen, das Gehen in dieser unwirklich anmutenden Landschaft gepaart mit der Anstrengung versetzten mich in eine Art Trance. Oben bot sich uns dann ein grandioses Panorama.
Eine kurze Pause, ein Snack - dann ging es wieder runter, nach Lyell Fork. 
Unterwegs trafen wir ein junges, deutsches Päärchen aus Freiburg. Völlig begeistert erzählten sie von ihrer Reise, auf die sie jahrelang hingespart hatten und wir freuten uns, mal wieder ein paar Worte in der Muttersprache wechseln zu können. Deutschländer trifft man hier eher selten.

Nach einem kräftezehrenden Tag waren wir froh, als wir am Merced River ankamen und auf einer sumpfigen Wiese endlich einen einigermassen trockenen Lagerplatz fanden. Ein erfrischendendes Bad im Fluss, ein Feuer und eine leckere Mahlzeit, dann war es wieder schlagartig dunkel und heute begleitete uns das Rauschen des Flusses  in den Schlaf.

Montag, 26. Oktober 2009

Die Schönheit der Welt atmen

Der Johnston Lake liegt mitten im Wald, auf knapp 2.800 m. Es war noch dämmrig und ziemlich kühl, als ich morgens aus dem Zelt kroch. Um mich aufzuwärmen, zündete ich erst mal ein Feuer an. Die Vögel regten sich langsam und fingen an zu zwitschern, der See lag still und glatt wie ein Spiegel eingebettet zwischen den Bäumen, es roch betörend nach frischem Harz. Plötzlich knackte es hinter mir. Ich erschrak und fuhr herum. Aus dem Unterholz sprang ein Reh mit zwei Kitzen, die neugierig und ohne Scheu zu mir rüberschauten. Erleichtert über diesen erfreulichen Besuch holte ich erst tief Luft und dann die Kamera, setzte mich hin und während ich das Spiel der Tiere beobachtete, überkam mich ein tiefes Glücksgefühl.
Die Schönheit der Welt atmen...



Die folgende Etappe führte über den 2.957 m hohen Gladys Pass, durch die urtypische Landschaft der Sierra Nevada. Tiefblaue Seen, eingebettet in grüne Täler, die mit hellgrauen Granitblöcken übersät sind und gewaltige Felsmassive, die darüber thronen. Selten zuvor hatte ich etwas Schöneres gesehen.
Ab und zu trafen wir andere Wanderer, die meisten waren vom Yosemite Valley gestartet und kamen uns deshalb entgegen. Wie gehts? Wo kommt ihr her? Wo geht es hin? Erfahrungen wurden ausgetauscht, dann ging jeder wieder seines Weges.

Nach ca 18 km erreichten wir den Thousand Island Lake. Es war schon Abend und wir beschlossen, an diesem wundervollen Platz die Nacht zu verbringen. Ein Amerikaner, der redete und aussah wie Jack Nicholson, verriet uns, wo hier die schönsten Camp Spots sind und gab uns allerlei Tipps mit auf den Weg.
Es soll hier ziemlich viele Bären geben, das bestätigte uns auch eine Rangerin, die wenig später vorbeikam und kontrollierte, ob unsere Lebensmittel in Bear Cans verpackt sind.

Mit einem grandiosen Blick auf die tausend Inseln im See und den Banner Peak liessen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen. Lange noch lauschte ich in die Stille der Nacht hinaus. Jede Nacht hat wohl ihre eigenen Geräusche. In dieser Nacht war es das Heulen der Kojoten, welches immer wieder die Stille durchbrach. Das klang unheimlich und doch irgendwie schön.

Samstag, 24. Oktober 2009

In die Säulenhalle des Teufels

Mammoth Lakes befindet sich auf 2.400 m ü.M. und dementsprechend frisch ist die Luft, die uns am frühen Morgen beim Verlassen des Motels um die Nase weht. Das nächste Cafe ist nur ein paar Schritte weit und während wir auf die pancakes mit Heidelbeeren warten, verschicken wir noch die letzten emails in die Heimat.
Trotz oder gerade wegen der "freien" USA sind begehrte Backcountry Trips wie der John Muir Trail stark kontrolliert, es werden pro Tag nur eine sehr begrenzte Anzahl von Permits an Wanderer vergeben. Durchaus sinnvoll, denn diese Massnahme schützt die fragile Tier- und Pflanzenwelt und bewahrt die Natur in einem weitgehend ursprünglichen Zustand, ganz im Sinne des Naturschützers John Muir, nach dem dieser Weg benannt ist.
Mit einem Coffee to go gehts anschliessend zum Ranger Office, wir holen unser Wilderness Permit und die letzten guten Ratschläge ab und sitzen wenig später im Shuttle-Bus Richtung Red's Meadow, unserem Einstieg auf den John Muir Trail. Obwohl der Bus gut gefüllt ist, lässt es sich der Fahrer nicht nehmen, auf halber Höhe noch eine quirlige Schulklasse einzuladen - tausche einen Sack voller Flöhe gegen Sardinenbüchse!!!
Es ist schon Mittag, als sich die Bustüre öffnet, inzwischen gibt die Sonne ihr Bestes und wir wandern schwitzend im Pulk der Tagestouristen erst mal Richtung Devil's Postpile und Rainbow Falls.
Die Säulenhalle des Teufels befindet sich nur wenige Kilometer von der Andreasspalte. Dieses Monument sieht aus wie eine riesige Kirchenorgel. Vor weniger als 100'000 Jahren floss Basaltgestein als Lava in das vergletscherte Tal und die Luft kühlte das 120 Meter dicke flüssige Gestein an der Oberfläche ab. Dabei zog sich die Basaltmasse zusammen und es entstanden sechseckige Bruchstücke in der Form von Bienenwaben. Sehr beeindruckend! Auch die nachfolgenden Rainbow Falls machen ihrem Namen alle Ehre. Mach ein Bild von mir, dann mach ich eins von dir und dann nichts wie weg auf den Weg in die Stille.

Gleich nachdem wir zurück von den Falls auf den John Muir Trail abbiegen, lassen wir die Menschenmassen hinter uns und folgen unserem eigenen Rhythmus - ein Schritt nach dem anderen, ein Atemzug, zwei Schritte, einmal Ausatmen zwei Schritte - der immer wiederkehrende Rhythmus der Berge.
Unser Tagesziel Glady's Lake wollen wir vor Sonnenuntergang erreichen, doch es geht ständig leicht bergauf, die geschätzten 20 kg Gepäck ziehen mächtig an den Schultern und wir sind müde und hungrig. Etwa 3 km vorher, am Johnston Lake entdecken wir einen wunderbaren Platz für's Lager und wir beschliessen, dort die Nacht zu verbringen. In Kalifornien beträgt die Spanne zwischen Dämmerung und Nacht etwa 30 Minuten, die Zeit reicht gerade, um Holz für das Feuer zu sammeln, das Zelt aufzubauen und zu Kochen. Kurz bevor wir uns verkrümeln, kommt ein Reh am Lager vorbei und wünscht gute Nacht. Dann wird es dunkel.

Als wir in die Schlafsäcke kriechen - es ist grade mal 21 Uhr - haben wir nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Im Gegenteil - es passt alles.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Motel 6



Der Morgen danach ist wie eine Erlösung. Das Frühstück teilen wir mit zahlreichen, frechen Squirrels, gönnen uns danach eine ausgiebige Dusche und packen dann unser Geraffel ins Auto.Wie gehabt fehlt mal wieder der Spiritus für den Trangia Kocher. Nachdem wir alle Shops im Valley abgeklappert haben, werden im letzten fündig. In der Ranger Station besorgen wir noch für 10$ Ausleihgebühr 2  Bear Cans - unkaputtbare Lebensmittel-Kanister, die von den Bären nicht geknackt werden können und einem vor bösen Überraschungen in der Wildnis bewahren - dann gehts los. Das Auto bei Happy Isles abstellen, alle Lebensmittel und Kosmetika, welche wir nicht auf den Trail mitnehmen, in die Stahlschränke am Parkplatz stopfen (die Bären brechen sonst in den Wagen ein) und dann Rucksäcke packen. Das zieht sich. Brauchen wir 2 Shirts oder reicht eines? 6 Mahlzeiten oder doch lieber noch eine Reservepackung? Die gefriergetrocknete Trekkingnahrung haben wir aus Deutschland mitgebracht, sie ist optimal zur Gewichtsreduzierung und passt wie angegossen in die Bear Cans. Irgendwann ist alles verschnürt und wir traben mit der ungewohnt schweren Last Richtung Bus-Stop. Pünktlich um 17 Uhr fährt YARTS Richtung Mammoth Lakes, an der Ostseite der Sierra Nevada entlang, über den Tioga Pass mit wunderschönem Blick auf den Abendhimmel, am Mono Lake vorbei. Während der Fahrt erhalten wir eine Gratislektion über den American Way Of Life eines Busfahrers. Die Kinder, die Ehen, die Motorradtouren, die Besäufnisse und alle anderen Abenteuer erzählt der gesprächige Driver lauthals allen, die es hören oder nichthören wollen und macht damit die 3-stündige Tour zum kurzweiligen Erlebnis. Dann leert sich der Bus allmählich, es ist schon dunkel als wir ankommen und wir haben noch keinen Plan, wo wir in Mammoth Lakes unser Lager aufschlagen werden. Kein Problem, unser Fahrer weiss natürlich Bescheid.

Das Motel 6 ist gleich neben der Haltestelle, preisgünstig und komfortabel und wir geniessen ausgiebig die letzte Nacht im weichen Bett.

Dienstag, 13. Oktober 2009

111° Fahrenheit


Nach einem geschirrlosen Steh-Frühstück machen wir uns auf den Weg, raus aus dem Stadtdschungel. Drei Stunden und wir haben es geschafft. Erst durch die Hügel nördlich von Hollywood, dem Verlauf der Interstate 5 folgend, dann auf dem Highway 99 Richtung Bakersfield, bis das Auto Durst und wir Hunger bekommen. An der Gas-Station gibts für uns zur Abwechslung mal einen Burger mit Coke XXL. Man kann gar nicht so schnell trinken, wie man den Saft wieder herausschwitzt. Inzwischen habe ich gelernt, dass 111° Fahrenheit 44° Celsius sind - die Vorstufe zur Hölle, wenn man gerade dem Kühlraum eines klimatisierten Wagens entsprungen ist. Aber wir machen es nicht wie die anderen, die ihr food quick and fast im Wagen verspeisen. Mutig setzen wir uns im Backofen auf die mittlere Schiene ein Bänkchen jenseits der Tanke und kauen schmorend am American Way Of Life. Wahnsinn.

Die Weiterfahrt bringt uns durchs eintönige Central Valley, vorbei an riesigen Rinderzuchtanstalten und bewässerten Obstplantagen, durch trockene Steppen-Landschaften, deren Indischgelb im Kontrast zum Azurblau des Himmels dem Auge schmeicheln.
Nach Fresno geht es auf die 41, langsam wird es hügelig. Die Strasse schlängelt sich durch die Ausläufer der Sierra Nevada Richtung Oakhurst. Grelles Sonnenlicht verschwindet hier hinter schattenspendendem Wald, eine Wohltat für die Augen. Etliche Serpentinen führen erst hinauf, dann wieder runter, durch einen Tunnel direkt in dieses Bild - den Tunnel View. Zauberhaft, wie die mächtige Nase des El Capitan mit der Kuppel des Half Dome im weichen Licht der Abendsonne kokettiert. Zeit für ein shooting.

Am Eingang zum Yosemite National Park kaufen wir für 20$ ein Fünf-Tages-Permit und machen uns im Valley auf die Suche nach einem Camp Ground. Viele vor uns haben das offensichtlich auch schon getan, denn alle Campingplätze sind belegt. Blöd.
Die Strassenführung im Yosemite Valley ist erstmal ziemlich verwirrend, nach einigen Runden finden wir endlich ein freies Cabin im "Housekeeping Tent", einem ziemlich lustigen und lebhaften Camp in Curry Village. Die einfachen Unterkünfte - halb Zelt, halb Bungalow - sind spartanisch ausgestattet. Stockbetten und Matratzen,  Steckdose, eine Lampe, drei Wände, ein Dach und als Eingang ein Vorhang - fertig.
Inzwischen ist es stockdunkel, es herrscht Hochbetrieb an den Lagerfeuern. Jung und alt, Kind und Kegel, alles bruzzelt, isst und plappert, mal spanisch, mal englisch, chinesisch oder deutsch, aber munter durcheinander.
Als um 10 Uhr der Ranger mit der Taschenlampe kontrolliert, ob alle Lebensmittel brav und bärensicher in die dafür vorgesehenen Stahlschränke gesperrt sind, senkt sich Stille übers Dorf.
Dann, mitten in der Nacht, so zwischen 3 und 4 Uhr, ein Höllenlärm. Männer und Frauen schreien wild durcheinander, Topfdeckel werden lautstark aneinandergeschlagen und Auto-Alarmanlagen kreischen durch die Dunkelheit. Wir spähen durch den Vorhang und sehen zwischen den Zelten Lichtschein von Taschenlampen. Sonst nichts. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, der Bär wohl verjagt, und mit ihm unser restlicher Schlaf.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Ein Hauch von Hollywood

Venice Beach ist ein quirliges, buntes Zentrum für durchtrainierte Los Angelenos, Touristen, Strassen- und Lebenskünstler. Der 4,5 km lange Strand ist fest in der Hand der Surfer, nachts gehört er den Obdachlosen und Gangs. Kleine Läden, Cafes und hübsche Häuschen reihen sich aneinander, doch die wenigsten, die hier flanieren, wohnen auch hier. Der grosse Rest kommt - vor allen Dingen am Wochenende - mit dem Auto. Dementsprechend rar sind die Parkplätze. Als wir nach der fünften Runde das Angebot eines Parkplatzdealers für 10$ die Stunde ausgeschlagen hatten, wurden wir endlich fündig. Das Schnäppchen versprach 2$ pro Stunde, zahlbahr in Quarters an der Parkuhr. Ich hatte noch keine Münzen und wollte schnell im Laden nebenan wechseln, da stand schon der Cop am Wagen und fummelte das 50$ Knöllchen an die Scheibe, alles Reden half  nichts. Da wir noch Hollywood auf dem Programm hatten, reichte uns die eine Stunde. Ein bisschen Beach-Life schnuppern, den Surfern zuschauen, dann machten wir uns vom Acker.
Auf der Durchfahrt präsentierten sich uns die Residenzen der Reichen und Schönen in Beverly Hills und Bel Air zugeknöpft und eingemauert in Hochsicherheitstrakts, der Versuch, einen Blick durch den Zaun zu werfen, wird durch fehlende Bürgersteige vereitelt - Gehen auf der Fahrbahn ist schlicht strafbar.
Hollywood machte auf uns einen sehr geschäftigen, aber leicht heruntergekommenen Eindruck. Auf dem 35 km langen Sunset Boulevard entdeckte ich an einer Ampel stehend zufällig das legendäre Wisky A Go Go, in dem einst Rock-Grössen wie The Doors, Janis Joplin, Led Zeppelin, Alice Cooper oder The Mothers of Invention ihre fulminanten Auftritte feierten.

Nachdem wir das Auto für 20$ auf einem bewachten Langzeit-Parkplatz untergebracht hatten, liessen wir uns mit den Menschenmassen über den Hollywood Boulevard treiben, vom berühmten Chinese Theatre zum 2001 speziell für die Oskar-Verleihungen entworfenen Kodak Theatre, über den Walk Of Fame an Michael Jacksons Stern vorbei zum Wax Museum und auf der anderen Strassenseite wieder zurück. Hollywood forever - das reichte.

Der Tag sollte enden mit einem Abstecher zum Laurel Canyon. Wir wollten ein wenig herumschlendern, um vielleicht ein paar ehemalige Domizile der einen oder anderen Rock-Legende zu finden. Schon früher hatte ich mich gewundert, dass man im www nur wenige Bilder vom legendären Tal des Rock'n Roll findet. Als wir den Laurel Canyon Boulevard entlang fuhren, wurde mir klar: wenn unterschiedliche Adressen in LA sich in derselben Straße befinden, heisst das noch lange nicht, dass man von Punkt A nach Punkt B zu Fuß innerhalb eines Tages kommt! Wie auch teilweise in Beverly Hills, gab es gar keine Gehwege mehr, geschweige denn Parkmöglichkeiten. So fuhren wir auf  der kurvigen, schmalen Strasse zum Lookout Mountain, erhaschten dort einen schnellen Blick auf die Smog-verhangene Skyline und folgten dann dem verschlungenen Verlauf des Mulholland Drive am Rücken der Santa Monica Mountains bis zum Wilacre Park. Dort erlebten wir Los Angeles von einer ganz anderen Seite. Junge und Alte, mit oder ohne Kinder, mehr oder weniger sportliche Jogger und Spaziergänger, meist in Begleitung von mehreren Hunden, drehten ihre Runden auf den sandigen Wegen hoch über LA und genossen offensichtlich den Blick auf die Stadt im Sonnenuntergang und die Ruhe des Parks in den Abendstunden.
So we did.
Zurück fuhren wir an den Studios vorbei, auf der La Brea Avenue nach Inglewood. Die Füsse brannten. In einer panzerverglasten Imbissbude holten wir uns noch einen Burger und verzogen uns rasch in unser Hostel.

Für diesen Tag waren wir fertig. Mit allem.

Eminem - Say Good Bye To Hollywood [mp3]
Jackie De Shannon - Laurel Canyon [mp3]
Phil Ochs - The World Began In Eden And Ended In Los Angeles [mp3] 
The Byrds - Bad Night At The Whiskey [mp3] 
Neil Young - L.A. [mp3]

Dienstag, 29. September 2009

Lost Angeles

Eigentlich wollte ich hier einen netten Reisebericht schreiben. Was wir jedoch bei unserem kurzen Aufenthalt in dieser Stadt sahen und erlebten, sprengte die Dimensionen unserer Vorstellungskraft. Wer über L.A. nett schreiben kann, ist entweder blind, ignorant oder gut bezahlt.
Eins mal vorneweg: L.A. ist vor allen Dingen gross, gross, gross. Wer schon mal dort war, wird es wissen. Hier ein paar Fakten.
Die Ausdehnung von Los Angeles beträgt von Nord nach Süd ca 100 km und von West nach Ost ca. 200 km (im Vergleich Konstanz - Luzern und Konstanz - Ludwigsburg). Das Siedlungsmuster von L.A. ist hochkomplex. Die Kernstadt mit ca. 4 Mio. Einwohnern bildet die grösste Einheit, daneben gibt es 11 weitere Städte mit mehr als 150.000 Einwohnern und über 150 "Incorporated Cities", selbständige politische Gemeinden, die alle nahtlos ineinander übergehen. Alle Einheiten zusammen bilden eine Megalopolis, die mit knapp 18 Mio. Einwohnern (ca 20% der gesamtdeutschen Bevölkerung) zu den grössten Ballungsräumen der Welt gehört.
Bis zu 14 Spuren breite Autobahnen mit einer Gesamtlänge von 2.000 km sind über die Stadt gelegt und können den Verkehrsinfarkt dennoch nicht verhindern. Um Abhilfe zu schaffen wurden "Carpool Lanes" eingerichtet, auf denen nur Fahrzeuge mit einer bestimmten Anzahl von Passagieren fahren dürfen. Wenn die nötige Passagierzahl missachachtet wird, hagelt es saftige Strafen.
Die Stadt hat wegen der größten Kraftfahrzeugdichte der Welt, wegen des unterentwickelten öffentlichen Nahverkehrssystems und aufgrund der Industrieabgase eines der größten Smogprobleme in den USA.

Kurzum, die "Stadt der Engel" ist ein Moloch. Mehr gespenstisch als glamourös, mehr furchteinflössend als faszinierend und mehr Alptraum als Traum.

Compton, im südöstlichen Teil von Los Angeles gelegen, ist bekannt als eine der gefährlichsten Städte in USA. In kaum einer anderen Stadt ist das Risiko grösser, auf offener Strasse erschossen zu werden. Compton, nur 15 Kilometer von den Prunkhäusern der Hollywood-Stars entfernt, zählte in den vergangenen 20 Jahren rund 10.000 Gangmorde - das 8-fache des Landesdurchschnitts.
In manchen Stadtteilen werden Ausgangssperren verhängt und in anderen schottet man sich mit hohen Stacheldrahtäunen oder Mauern ab. Die "Gated Communities" sind privat organisiert und können nur von Bewohnern oder mit Nachweis betreten werden.

Unser netter Ausflug nach Hollywood endete mit einer fast schlaflosen Nacht voller Alpträume und verstörender Bilder. Nie zuvor hatte ich eine so grosse Anzahl verelendeter Menschen im Schatten von 5-Sterne Hotels, Glaspalästen und  unverholen protzig zur Schau gestellten Reichtums gesehen. Auf dem Hollywoodboulevard vergnügen sich auf der einen Seite die Reichen und Schönen mit Sekt und Kaviar, während vor den Türen der Etablissements Heere der "Homeless People" ihre einzige Habe in  Einkaufswagen durch die Strasse schieben. Auf dem Rodeo Drive kosten Handtaschen mehr, als ein durchschnittlicher Arbeiter im Monat verdient.
Südlich von Hollywood wird es fast unerträglich. Immer wieder liegen Menschen auf der Strasse, mehr tot als lebendig. Zwei Männer auf einer Bank, dem einen hing der Kopf hintenüber. Sein Kumpel schlug ihn immer wieder ins Gesicht und schrie verzweifelt "wake up! - wake up! - wake up!". Doch der Kopf baumelte nur hin und her. Zwei Strassen weiter kniete mitten auf dem Bürgersteig ein junges Mädchen und verpasste einem älteren Herrn mit Hut einen Blow-Job...usw... Solche Bilder vergisst man nicht.

Skid Row, die "Strasse der Hölle", ist eine No Go Area mitten in Downtown L.A. 50 Blocks zwischen Broadway und Alameda Street, ein ganzer Stadtteil, ist bevölkert von Obdachlosen, überwiegend Schwarze und Latinos "leben" hier und davon überdurschnittlich viele Kinder. Bis zu 10.000 Menschen vegetieren in "Dannte's Inferno" im Freien, in Zelten und in provisorischen Unterkünften aus Kartons und Plastikplanen, viele sind krank, drogen- oder alkoholsüchtig. Skid Row L.A. ist einer der grössten Drogenumschlagsplätze der USA - die daraus resultierende Gewalt allgegenwärtig. In letzter Zeit häuften sich Vorfälle, dass mittellose Kranke aus umliegenden Kliniken einfach in Skid Row "entsorgt" wurden.

Eine humanitäre Tragödie.

Die Politik reagiert mit Säuberungsaktionen und Verstärkung des Polizeiaufgebots, denn Downtown L.A. soll mit sündhaft teuren Lofts und Appartements wieder attraktiv werden für ein schickes und zahlungskräftiges Klientel.

Los Angeles County ist mit  ca. 73.000 Homeless die Hauptstadt der Armen und Obdachlosen - in der derzeitigen Wirtschaftskrise hat sich die Situation durch die stetig wachsenden "Tent Cities" noch dramatisch verstchärft. Hunderte von Menschen, die ihren Job oder ihr Haus in der Subprime Crisis verloren, hausen in den Zeltstädten am Rande der Stadt.
Diese Menschen werden ihrer Würde beraubt. 
Der Entwicklungsstand einer Gesellschaft bemisst sich u.a. am Umgang mit ihren schwächsten Mitgliedern. Das, was hier geschieht, ist strukturelle Gewalt gegen die Schwächsten.

Montag, 21. September 2009

Coming into Los Angeles

"I'll give you a bigger car for a special price" sagte der Mann routiniert an der Alamo-Autovermietung des Flughafens von Los Angeles. Den Kleinsten und Billigsten hatte ich gebucht, wohl zu klein, um 2 Rucksäcke, 2 Koffer und 2 Personen durch Kalifornien zu bugsieren. Möglicherweise gibts so was Herziges gar nicht im Land der Superlative.
Müde von 24 Stunden Reise und einer Wartestunde auf das Auto, war mein Widerstand bald gebrochen, ich schaute mir die Upgrade-Wagen durch und als auch meine Kreditkarte einwilligte, führte mich der Mann zu unserem temporären Spielzeug, einem Ford Escape Hybrid 4WD. Rundrum verstellbarer Sitz, Automatik, Übersicht, jede Menge Platz und Aircondition. Es sollte sich noch als gute Entscheidung erweisen.
Inzwischen wars spät, ich todmüde. Der Geschwindigkeitszähler zeigte miles per hour an, draussen hatte es 90° Fahrenheit und auf den 6- bis 8 spurigen Strassen wurde munter rechts überholt - eine wahre Herausforderung, die mich aber vor dem Sekundenschlaf rettete. Lediglich "fünf Minuten entfernt" sollte unser Motel vom Flughafen sein, auf der map waren es wenige mm. Distanz? Ist relativ. Schweissgebadet, einige Meilen und 20 Minuten später, um nach 23 Uhr warfen wir endlich unser Gepäck ins Zimmer und liessen uns von den tieffliegenden Jets und den im Viertelstundentakt vorbeijaulenden Einsatzfahrzeuge in den Schlaf begleiten.

Entgegen aller Prognosen war ich am Morgen danach um 6 Uhr putzmunter. Das Frühstück bestand aus Donuts, Toast mit Butter und Marmelade auf Papptellern und Kaffee aus Styroporbechern. Wenn man fertig war, musste man alles nur wegschmeissen. Etwas gewöhnungsbedürftig, immerhin konnte man aus dem selben Becher gleich mehrere Kaffees trinken.

Da wir nichts anderes vorhatten, wollten wir testen, ob Los Angeles es wert ist, um 6 Uhr a.m. aufzustehen. Also beschlossen wir, erst mal nach Venice Beach und dann nach Hollywood zu fahren.

Arlo Guthrie - Coming Into Los Angeles [mp3]
Spanish Prisoners - Los Angeles Guitar Dream [mp3]

Samstag, 12. September 2009

Gehn wir heut auf Bärenjagd?

Eines der Bilder imponiert mir ganz besonders:

Der stand 2 m hinter mir, als ich am letzten Tag unseres Trails in der Sonne dösend am Flussufer lag. Fast hätte er mich geknutscht, da sagte mein Sohn lapidar "Mum, hinter dir steht ein Bär" und hielt mit der Kamera voll drauf. Der Spassvogel, dachte ich, drehte mich um und glotzte dem Vieh voll in die knuddelige Visage. Des Wahnsinns fette Beute, es blieb uns nichts anderes übrig, als ihn zu schiessen. Da Bären immer Vorfahrt haben, räumten wir anschliessend grosszügig das Feld, anstatt ihm das Fell über die Ohren zu ziehen. Der wollte aber gar nicht, drehte um und kam kopfschüttelnd auf uns zu. Das wollten wir aber nicht.
Mit viel Lärm und Geschrei haben wir ihn dann eingenordet und der Knabe hatte ein paar super Bilder im Kasten...

Hotel California



Es war noch stockfinster, als ich mich in die 8-spurige , lärmende Meute Richtung Flughafen LAX einfädelte. Pünktlich um 6.00 entriss mir bei Alamo Rental Cars ein sehr wacher, ernsthaft wirkender boy den Zündschlüssel zu meinem treuen, blaumetallischen Urlaubsflirt.
Ich mochte ihn, meinen Ford Escape Hybrid. Wirklich. Auch wenn er ein Schluckspecht und das mit den 8 Litern geschmeichelt war. Meistens soff er mehr. Wenn ich ihn nicht trat, war er mit 10 Litern zufrieden, schnurrte und führte mich zuverlässig überland und durch jeden Grossstadtdschungel.

Unser Flieger war leider nicht so pünktlich wie wir und hatte 2 Stunden Verspätung. Flugs wurden wir von Continental in Delta umgebucht, sonst wär uns in NewYork der Anschluss vor der Nase weggeflogen. Und wieder einmal fand ich mich mit dem Phänomen der fliegenden Haare im Bord-Abort und wusste keine Antwort darauf...
Jedenfalls kam ich so mal nach Atlanta und das war voll i.O.

Zürich empfing uns grau und unaufgeregt. Der unendlich blaue, kalifornische Himmel hatte nicht in unsere 2x23 kg gepasst, so versuchten wir uns müde, mit dem heimischen Suppenklima zu arrangieren.
Nach 33 schlaflosen Stunden hatte ich den toten Punkt endgültig aus den Augen verloren und müsste jetzt wahrscheinlich für den Rest meines Lebens wach bleiben, wenn da nicht noch ein paar Biere im Kühlschrank gewartet hätten. Die waren eigentlich für den Blumensitter gedacht, der aber zum Glück nichts davon wusste. Ich hatte es ihm ohne böse Absicht verheimlicht. Bier war das Schlafmittel der Wahl. Ziemlich schnell warf ich mich damit von der Stange und in ein wirres Traumlabyrinth, aus dem ich nach 3 Stunden planlos und schweissgebadet wieder erwachte. Ich träumte vom Hotel California "you can check out any time you like but you can never leave..." Wo bin ich? In welcher Stadt? In welchem Bett?
Einen Druck auf den Lichtschalter weiter kehrte das Erinnern zurück und ich sank erleichtert in mein Kissen zurück.

Unser Trip war voller Kontraste, irgendwie aberwitzig gut, atemberaubend, etwas schräg und manchmal auch strange und beängstigend. Tausende bunter Bilder schwirren noch durch mein Kopfkino und werden mir dabei helfen, die kommende, farblose Jahreszeit zu überstehen.

Donnerstag, 20. August 2009

Bin dann mal weg...

Freitag in der früh startet der Flieger in Richtung LA. Dann gehts ins Yosemity Valley ind von dort nach Mammoth Lakes. Anschliessend werden wir 7 Tage auf dem John Muir Trail durch die Sierra Nevada stapfen. San Francisco ist unser nächstes Ziel. In der Nähe von Fisherman's Wharf wird für ein paar Tage unser Domizil sein, bevor wir auf dem Highway No. 1 nach LA zurückfahren und einen Abstecher zum Laurel Canyon machen.


Also, bleibt sauber, geniesst den Rest-Sommer...see you in September :)

Sonntag, 16. August 2009

In meinen Rucksack pack ich...

Uff...geschafft!
Das ist drin für einen 7 Tage-Bummel durch die Sierra Nevada:

1 Schlafsack
1 Therma-Rest Isomatte
1 kleines Kuschelkissen
gefriergetrocknete Trekkingmahlzeiten
Kaffee
Kekse
Fruchtschnitten
Milchpulver
1 Trangia Kochset
1 Flasche Spiritus
1 Wasserflasche
1 Trichter
1 Gabel-Löffel
1 Becher
Wasserentkeimung
1 Seil
1 Klappspaten
1 Trillerpfeife
Nähzeug
Notfall-Medikamente
Verbandszeug
Feuerzeug
Sturmzündhölzer
1 Taschenmesser
1 Stirnlampe
5 Teelichte
Sonnencreme
1 Fläschen Outdoorseife
1 Zahnbürste
1 Handtuch
1 Taschenspiegel
3 Wäscheklammern
1 Sonnenbrille
1 Paar Wanderstöcke
1 Paar Ersatzsocken
1 Paar Sandalen (für Flussquerungen)
3 Slips (alle 2 Tage wird gewechselt)
1 Ersatzhose
2 Tops
1 Shirt
1 Regenjacke
1 Regenhose
1 Fleece
1 Pulli ( für die Nacht)
1 lange Unterhose (für die Nacht)
1 Hut

...und das Zelt lass ich fremdtragen.
Es fehlt noch der Bear Canister und das Wasser, das gibts vor Ort.

Samstag, 8. August 2009

Dirt Diva


Nachdem ich zig mal in der Ranger Station in Bishop, CA angerufen hab und jedesmal nur das Band mit mir sprach, hatte ich die Faxen dicke und schickte ein Fax. Gestern, genau eine Woche später, kam die Reservation Confirmation for Overnight Wilderness Permit vom Inyo National Forest.
Somit wären wir fast startklar.
Jetzt steh ich vor der Herausforderung, Essen und Lebensnotwändiges für 7 Tage in den Rucksack zu packen...Packliste folgt!
Derweil motivier ich mich mit Dirt Diva's blog. Vielleicht treff ich die Lady xirgendwo in der Sierra Nevada :)