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Sonntag, 29. Januar 2012

7.Akt - Seealpen

Auf Alltägliches freut man sich meistens nicht.

Es gibt wunderbare Freundinnen. Ich habe mindestens 2 davon. Wir sehen uns nicht jeden Tag, auch nicht unbedingt jede Woche. Aber wir sehen uns immer, wenn wir gemeinsam in die Berge gehen.
Tolle Wege sind wir schon zusammen gewandert, haben aufregende Situationen gemeistert, allen Unkenrufen zum Trotz, Dreierkonstellationen seien schwierig.
In den Bergen sind wir ein Team, das ist kostbar und nicht alltäglich.

Die Landschaft der Seealpen ist geprägt durch idyllische Dörfer, mediterrane Mittelgebirge und die teilweise hochalpine Region des Nationalparks Mercantour. Dieses abgeschiedene, wildromantische Wanderparadies, nur 60km vom Mittelmeer entfernt, sollte dieses mal unser Ziel sein.

Sonntag, 25. Juli 2010

Talflucht

Gründe, in die Berge zu fliehen, gibt es immer, auch Dornröschen und seemoz locken derzeit mit virtuellen Ausflügen in die schöne, klare Bergwelt.
Neulich, es ist inzwischen schon eine Woche her, gab es wieder mal 2 gewichtige und 2 einfache Gründe: Frau B. lud zum Gipfeltreffen mit Geburtstagskuchen und Sekt, es war heiss und es war Freitag. Grund 1 ist selbsterklärend und zählte doppelt, dank der Lastenverteilung auf die Schultern unseres sehr geschätzten Trägers und Anführers Herrn S. Da die Temperaturen im Tal auf 34° klettern sollten und man pro 100 Höhenmeter eine ca. 1°ige Entwärmung schätzt, war Grund 2 auch nicht zu verachten und wir konnten uns beim mittäglichem Eintreffen auf dem ersten Gipfel über angenehme 23° freuen. Grund 3 schliesslich ist nicht für alle selbsterklärend, denn entgegen dem Namen ist der Freitag nicht unbedingt für jeden ein freier Tag, diesen Zustand wissen aber Freelancer, Rentner und andere, von ganz regelmässiger Arbeit befreite Menschen durchaus zu schätzen, denn während sich die meisten Vollzeiterwerbstätigen in muffigen Büros durch den hitzigen Tag Richtung Wochenende schwitzen, kann man sich als Teilzeit-Fünferpack auf den Schmalspurserpentinen  richtig austoben. Alles hat seinen Preis.
Die morgendlichen Startbedingungen wichen geringfügig vom Wunsch ab, war doch am Abend zuvor Theater, wieder mal verregnet, diesmal aber von innen, was man bei der Bruthitze durchaus angenehm finden kann.
Je näher man an de kleinen Totentanz kam, desto erfischender wurde das Klima, man wünschte beinahe, sich mit den Schauspielern beregnen zu lassen - freilich ohne dabei im Regen stehend mit dem Tod zu tanzen.
Je mehr ich reflektiere, desto stärker werden die Szenen, die Aufführung brillierte aber vor allen Dingen durch das ausdrucksstarke Spiel von Susi Wirth. Sie spielte die vom Leben geschlagene und vom Unglück verfolgte Elisabeth begnadet und intensiv bis in den erlösenden Tod. Erlösend auch für's Publikum, denn so grossartig das Schauspiel war, jede Qual muss ein Ende finden, günstigenfalls wird sie mit dem angeregten Sprachfluss durch eine geölte Kehle davongeschwemmt. Sprich: es wurde spät, aber nicht zu spät, um rechtzeitig 7 Uhr morgens ein paar Mitwanderer einzusammeln und Richtung Davos zu flüchten. Die Abweichung vom Wunsch fing damit an, dass eine Mitwanderin grundlos nicht auftauchte, aber es war zu früh, um sich darüber folgenreiche Gedanken zu machen. Als wir dann am Wanderstartpunkt - dem mit Google Maps ausgetüftelten Parkplatz am reich von Reichen besiedelten Ufer des Davoser Sees - ankamen, war dort eine Schranke und weit und breit keine Spur von dem aus westlicher Richtung anreisenden zweiten Teil unserer Wandergruppe.
Inzweischen war die Zeit soweit fortgeschritten, um sich folgenreichere Gedanken zu machen, so beschlossen wir, eine halbe Stunde zu warten und im Falle des Nichttreffens zu zweit loszustapfen und Sekt und Kuchen selbst zu tragen. Eine Lagebesprechung über Handy wurde leider durch den Langzeitversuch "es klappt trotzdem" unseres sehr geschätzten Alphamännchens und Handyverweigerers, Herrn S., vereitelt. Als Dauersympathisantin dieser seltenen Spezies sagte ich zu Frau B.: "es hat bisher immer trotzdem geklappt", zog die Bergstiefel an, schaute Richtung Strasse und sah einen dunkelgrünen Audi auf uns zufahren. Endlich komplett, in zufriedener Vorfreude, stürmten wir aufs Hüreli, wo uns zwar ein merkwürdiges Gipfelkreuz erwartete, aber ein wunderbarer Tiefblick auf den Davoser See, köstlicher Nusskuchen und ein Glas (!!!) Sekt für die Mühen des Aufstiegs belohnten.
Weiter gings über die Geisterbahn Pischa, eine verwaiste Bergstation, die in einsamem Sommerschlaf auf ihren winterlichen Einsatz hindämmert, vorbei an schrumpfenden Schneepfützen, in denen ich mich angesichts der bewegungsbedingten Wärmeentwicklung am liebsten gewälzt hätte  Um mich vor etwaigen Peinlichkeiten zu bewahren, warf Herr S. alternativ mit Schneebällen, was einen ähnlichen Effekt hatte. Von nun an gings bergab, aber obwohl schon ziemlich lange unterwegs, waren wir immer noch nicht berggesättigt und nahmen auf dem Rückweg noch schnell den nur 140 m hohen, aber steilen und schweisstreibenden Gifelanstieg zum Davoser Hausberg Seehorn mit.
Zum Abschluss der Tour gab es ein erfrischendes Bad im kalten Davoser See, für die Warmduscher unter uns tat's auch knietiefes Waten um die Kneippanlage und am Ende als Lohn für die Strapazen erwartete uns ein köstliches Hefeweizen im Biergarten am See. Um halbzwölf nachts zog ich dann mit heiterer Müdigkeit die Haustüre hinter mir zu und die Wanderkluft vom Leib - toll wars...
...aber Schnee von gestern - die für dieses Wochenende geplante Tour auf die Tilisuna-Hütte verschieben wir aufs Nächste, erst zwangen mich Schnauzevollunddickerhalserreger ins Bett, dann fing vor lauter Mitleid der Himmel zu weinen an und schliesslich fiel die Planung komplett ins Wasser.

Auf der Suche nach passendem, akkustischen Background für diesen Beitrag wurde ich bei Giant Panther fündig. Giant Panther ist weder verwandt mit Zweitkatze, noch verschwägert mit Katzenkönigin, aber trotzdem sehenswert.

The Young Rascals – People Got To Be Free.mp3
The Who – I’m Free.mp3 
Tracy Chapman – Freedom Now.mp3 
Crosby, Stills, Nash & Young – Find The Cost of Freedom.mp3

Mittwoch, 26. Mai 2010

Just A Perfect Day

Das Hotel San Lorenzo im malerischen Chiavenna hatte wohl schon schlechtere Tage gesehen. Von aussen eher schlicht, entpuppten sich nach Bezug des Zimmers die inneren Werte. Alles auf neuestem technischen Stand und nicht mal geschmacklos - bravissimo! Gerne hätte ich auch das Interieur des Badezimmers begutachtet, doch trotz mehrfacher Betätigung der zahlreichen Schalter tat sich nichts. Da das Badezimmer fensterlos war, tappte ich im völligen Dunkel. Die Zeit, meine Stirnlampe aus dem Gepäck zu kramen fehlte, denn ich musste. Und zwar dringend. Alles mögliche. Der Druck war so gross, dass ich in meiner Verzweiflung den Sicherungskasten anfiel um die vielen Schalter nacheinander in die andere Richtung zu kippen. Und siehe da: es ward Licht, und ich sah, dass es gut war. Als ich nach einem kurzen Abstecher bei meinem Zimmernachbarn wieder zurück wollte, um meine Jacke zu holen, steckte ich das Kärtchen in den Schlitz, aber es tat sich - nichts! Kein Sesam öffne dich, kein Summen war zu hören, kein Diodenlämpchen blinkte auf. Va fan culo!
Offensichtlich hatte ich mit meiner Handarbeit an den Sicherungen den Automatismus lahmgelegt und mich damit ausgesperrt. Ein hübscher, junger Mann von der Rezeption verstand sofort meine Hand- und Fusskonversation und schloss mit einem richtigen Schlüssel die Türe auf, was mich ziemlich beruhigte. Auf handfeste Mechanik ist doch meistens Verlass, während das elektronische Zeugs eher störanfällig ist. Ich erfuhr dann, wie man ohne Sicherungen zur Erleuchtung gelangt. Es gab auch im Zimmer einen Schlitz für die alles regelnde Karte. Man musste nur wissen wo.

Vier Tage dann auf italienischen Bergen rumgestapft, zwei davon mehr gerutscht und das überwiegend im Regen. Das Komische war, dass der Regen nur beim frühstücklichen Blick aus dem Fenster Grauen einflösste. Sobald wir die Alternative "Wandern durch Kneipen, Kirchen und Kaufhäuser in Mailand" verbal vernichtet hatten, streiften wir stumm aber gehorsam die Ganzkörperkondome über und stürzten uns punkt 9 Uhr unerschrocken diszipliniert ins bergige Nass. Jürgen hatte uns voll im Griff. Keiner empfand wohl richtig Freude, aber keiner klagte. Nicht dass wir Masochisten wären! Neinein. Wir haben durchaus Spass an schönen Dingen. Aber der Weg war nunmal das Ziel. Oom.


Dabei hatte ich soo lange gegoogelt, bis ich eine Motivations-Wetterkarte mit ein paar Sonnenstrahlen an allen 4 Tagen gefunden hatte. Immerhin waren da abends noch die trockenen Grotti mit den vielversprechenden Speisekarten. Die Wahrscheinlichkeit, dort zu bekommen, was wir zuvor gewünscht hatten, war ähnlich gering wie bei Google schönes Wetter zu finden. Die Sonne ging aber auf, wenn der Inhalt des Tellers mit den kulinarischen Bedürfnissen übereinstimmte.
Nach 2 Tagen liess sich die wahre Sonne nicht mehr verleugnen. Zurück vom Berg, brachte die flotte Bedienung im typisch italienischen Strassencafe am belebten Marktplatz in Chiavenna mit dem Cafe Latte auch gleich das vita italiana. Die mediterran wärmenden Sonne lud ein zum sonnenbrillenverbrämten Public viewing auf italienisch.
"Das könnte hier doch eigentlich auch in irgendeiner schwäbischen Kleinstadt sein"  Peng!
Mit unwiderstehlich deutschem Charme raubte mir mein Tischnachbar Günter die Illusion vom typischen dolce vita italiana, mehrere quarto Rosso della casa am Abend brachten dann auch ihm das italienische Lebensgefühl näher.

Doch all das ist Schnee von gestern, so wie die 3 Meter hohen Schneewände, durch die der Splügenpass bei der Hinfahrt gefräst war. Das war vor 2 Wochen. Zurück ins graue Schweizerwetter nahmen wir den Maloja, dort hatte es nur ein wenig Schneetreiben.

Ganz anders dieses Wochenende.Wieder mal nahm ich mir einen Berg vor. Diesen wollte ich jedoch nicht besteigen, sondern abarbeiten. Wäre da nicht noch was anderes gewesen:  Sonne pur, herrlich viel Wasser vor der Haustür und ein neues Paddel von Ty Warp.



Liz Durett - Perfect Day
Lou Reed – Perfect Day
Duran Duran - Perfect Day

Dienstag, 27. April 2010

Urinstinkte

Unheimlich glaube ich immer noch daran, dass sich Gesandte Al-Kaidas mit ihren Schäufelchen vom Hindukusch nach Island durchgruben, um dort unter dem Eis zu zündeln und den Rest der Welt zu veraschen.

Jedenfalls hatten sich die Aschewolke sowie alle anderen Wolken seit der letzten Wanderung verflüchtigt, weisse Streifen zerpflügten endlich wieder den eintönigen Himmel, die leicht morgendunstverhangene Sicht zauberte einen tiefblauen See und weichgezeichnete Silhouetten majestätischer Berge ins Blickfeld.
Nun, die Suche nach einem 5-Sterne Grillplatz gestaltete sich wieder mal ziemlich anspruchsvoll und zog sich ordentlich in die Länge. Von Brunnen am Vierwaldstättersee brachte uns die Bahn nach Flüelen am Urner See. Die 17 km Wegstrecke zurück nach Brunnen war geflankt von viel See auf der einen Seite und noch mehr Berg auf ringsrum, die Feuerstellen aber waren entweder zu privat oder zu verschwunden. So mussten wir unsere Gelüste vorzeitig in einem sonnendurchfluteten Biergarten stillen. Angesichts einer delikaten Zuger Kirschtorte verflüchtigte sich die Gier nach der Wurst und das folgende Erdinger Weissbier brachte den Weg als Ziel ganz schön ins Wanken.
Dann - Rauchzeichen am Ende des Weges, freundliche Jungmenschen liessen uns an ihrer Glut teilhaben, während sie sich selbst genügten und knutschend Frühlingsgefühle verströmten.
Für uns war die Wurst das Ziel. Treffsicher bohrte sich der Spiess ins Herz der Tomaten-Käse-Servela. Irgendwie.

Leider musste ich aufgrund der vorbereitenden Aktivitäten auf diesen fantastischen Abend verzichten
Blues is eben not all.

Bonnie Prince Billy - That's What Our Love Is
Paul McCartney Wings - Arrow Through Me
The Strokes - Take It Or Leave It

Montag, 8. März 2010

Wo kein Pfeffer wächst

Fast könnte man meinen, das Wetter passe sich an, suche den Schulterschluss zum gesellschaftlichen Klima. Eiszeit, überall. Und kein Ende in Sicht.
Grau und weiss, soweit das Auge blickt, eigentlich keine schlechte Vorraussetzung für einen einen fröhlichen Skitag. Die Sonne konnte man sich immerhin mit Hilfe von orangefarbenen Brillengläsern dazumogeln, nicht so die Weitsicht. Mit etwas Glück sah man die Hand vor Augen und die Vorderfrau konnte man schemenhaft erahnen. Steigung, Gefälle, Mulden und Schneehäufen mutierten zu unbekannten Grössen, die ganze Piste lud ein zu abenteuerlichen Blindflügen. Unten angekommen, war ich jedesmal froh, heil unten angekommen zu sein. Beschränkte Sichtweisen überzeugen mich nicht, selbst den Spass am Abenteuer verlor ich mit jeder Abfahrt mehr aus den Augen, nach dreimaliger Widerholung war Schluss mit Lustig.
Einen stattlichen Preis hatte ich bezahlt für das ticket ins Grauen, Hochgeschwindigkeitsschneeflocken schmirgelten mir aber nicht nur eine gesunde Hautfarbe ins Gesicht sondern auch gesunden Menschenverstand ins Hirn. Das Diktat des Mammon versagte angesichts der Verlockung eines ausgedehnten Spaziergangs durch tiefverschneite, stille Wälder jenseits der Skipisten.
Raus aus drückenden Skistiefeln und rein in die bequemen Wanderschlappen, geerdet, Schritt für Schritt bergauf, freundliche Grüsse erwidernd, im angemessenen Tempo sich versöhnend mit dem Eigensinn der Natur. Selbst die Sonne gesellte sich mit zögerlicher Einsicht hinzu und durchbrach für eine wunderbare Stunde das Grau, liess hinter der zerfetzten Wolkendecke ein schüchternes Blau erahnen und brachte hier und da Frühlingsbunt zum Vorschein.
Nach kräftezehrendem Tiefschneestapfen weckten Bratwürste, Glühwein und Schwatz mit den Kollegen die Lebensgeister - ein würdiger Abschluss für diesen jämmerlich schönen Tag und hoffentlich auch Abschluss eines prächtig-aufdringlichen Winters.

Dienstag, 26. Januar 2010

Wildhaus...denn das Gute liegt so nah



Nur eine Stunde vom Bodensee, hinter den sieben Bergen, zwischen dem mächtigen Säntismassiv und den Gipfeln der Churfirsten eingebettet, liegt eine idyllische Märchenwelt.
Stille, nur der Schnee knirscht leise unter den Schuhen, Spuren hinterlassen - sagenhaft zauberhaft.




Mark Erelli - Snowed In 
Dolorean - Violence In The Snowy Fields
Laura Veirs - Snow Camping

Sonntag, 2. August 2009

Der Speermürli-Blues



Erst auf den Berg zum Alm-Öhi, dann zum Küchenhock beim Stadt-Öhi und am Ende zum Blues, wie sich das gehört. So war der Plan.

I woke up that morning.

Um sechs in der Früh rief mich der sechste Berg in den vergangenen vier Wochen. Schweizer Nationalfeiertag, strahlend blauer Himmel und eine bomben Kondition boten beste Vorraussetzungen für einen Testlauf im nahen Toggenburg.
Die Tour zum Speermürli hat ähnliche Anforderungen wie ein Tagesetappe auf dem John-Muir-Trail: 18 km Wegstrecke, 1000 Höhenmeter, keine Seilbahn und Sonne pur. Auch die Tierwelt weist Ähnlichkeiten auf. Hier Kühe, dort Bären - beide braun, von vergleichbarer Körpermasse und die Verdauungsreste erreichen baugleiche Dimensionen. Einzig auf die Killer-Bremsen, die hier gleich zu Anfang in Legionen über mich herfielen, könnte ich dort verzichten. Ich hoffe mal, dass denen in einer Höhe von knapp 3.000 m die Luft ausgeht.

Got a good beer before the sun burnt my brain

Beim Abstieg verlieh uns ein kaltes Haldengut-Bier in Gesellschaft von frohen Bergmenschen Flügel, wir wären nach Nesslau geschwebt, hätten uns die schweren Wanderschuhe nicht geerdet. Auf dem letzten Wegabschnitt erschien uns ein motorisierter Bergengel, der mein Winken als Aufforderung zum Dienst am Nächsten missverstand und uns die letzten 2 km Fussweg zum Nesslauer Bahnhof ersparte. Festlich bekleidet mit Feinrippunterhemd schwelgte er gänseblümchenkauend in Kindheitserinnerungen, während wir an seinem Geburtshaus vorbeifuhren.























Got a good Ossobuco and the dog ate the bone

Eigentlich reif für die Couch, quälte ich mich nach der Rückkehr noch eine Runde durchs Kaufland, schmiss mich dann unter die Dusche und anschliessend in Schale. Ossobuco, Gemüsepfanne und köstliche Mangocreme, akkustisch bereichert durch B.B. King und John Mayall's Blues vom Laurel Canyon, erwiesen sich als angemessene Alternative zur Couch.
Unter den illustren Gästen befand sich auch ein tibetanischer Tempelhund mit vorzüglichen Tischmanieren und ein schwarzer Mann im Anzug. Der schwarze Mann trommelte mit seinen Fingern zum Blues und der Hund legte artig ein Ohr auf den Tisch. Die beiden forderten meine ganze Aufmerksamkeit.
Warum frisst der Hund die Knochen nur von der Serviette und nicht vom Teller? Wachsen Berge analog zum Alter? Frisst der Hund auch Mangoknochen?
Fragen, über Fragen, auf die wir bis in die frühen Morgenstunden keine befriedigenden Antworten fanden und mich den Blues of the Naturfreundehaus vergessen liessen.

I woke up this morning

Nein, ich hatte keinen dicken Kopf. Mit einer dicken, ballonförmigen Hand strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und blickte einäugig und ungläubig in den Spiegel. Das andere Auge war zwischen zwei kleineren Ballons verschwunden. An Armen und Beinen entdeckte ich noch weitere beulenartige Gebilde - die Killerbremsen hatten ganze Arbeit geleistet. Dagegen war kein Hausmittel gewachsen.

Got a good coffee before the doctor came around

In der Ambulanz wankte mir um fünf vor zwölf und kurz vor dem Zuquellen des zweiten Auges zwischen anderen Verunglückten ein sturzbetrunkener Mann mit eingenässter Hose entgegen, aus dem Sprechzimmer torkelte ein anderer, nicht weniger Besoffene mit ausgekugelter Schulter. Ich wünschte, mir würde die Nase auch noch zuquellen.
"Bisher hab ich noch nie jemand Cortison bei Insektenstichen verabreicht, aber so wie das aussieht..." meinte der Arzt sichtlich beeindruckt und verpasste mir die volle Ladung.
"Als Nebenwirkung bekommen Sie Flugzeuge im Bauch. Wie beim Verliebtsein."
Keine Ahnung, welche Drogen er zu sich genommen hatte, jedenfalls hatte ich diesen Zustand etwas anders in Erinnerung.

Draussen schüttete es wie aus Kübeln und die Polizei holte den Eigenässten zum Trocknen in die Ausnüchterungszelle ab.
Es juckte mich nicht im geringsten - meine Beulen dafür umso mehr.

John Mayall - Laurel Canyon Home [mp3]
John Lee Hooker - Mad Man Blues [mp3]
John Mayall - Medicine Man [mp3]
Del McCoury - Feel The Blues Movin' In [mp3]

Freitag, 10. Juli 2009

Hitler und das Bergidyll

"Das Kehlsteinhaus war ein Projekt Martin Bormanns, das er im Namen der NSDAP Adolf Hitler zu dessen 50. Geburtstag schenkte. Hitler besuchte das Kehlsteinhaus allerdings äußerst selten.
Wenn auch keine Entscheidung Hitlers auf dem Kehlstein fiel, so steht das Haus doch für den Wahn seines Regimes, steht es für "seine Welt" am Obersalzberg, wo Pläne für Krieg und Massenmord geschmiedet wurden. Das Kehlsteinhaus war einst Geschenk der Partei, die sich willenlos jenem Mann unterwarf, der die Welt ins Unglück stürzen sollte. Scheinbar trotzig erhebt sich das Gebäude über der schroffen Steilwand - auch eine Straße in völlig unwegsamem Gelände hatte man dem Berg mit Gewalt abgerungen. Wenngleich eine architektonische Leistung, so war es auch ein Akt der Verschwendung von Natur und Ressourcen. Ein goldglänzender Aufzug inmitten des Berges, durch den man zum "Gipfel der Macht" gleichsam emporgehoben wurde - all das eignete sich nur zu gut, um Menschen zu blenden.Die Bomben der Aliierten im Zweiten Weltkrieg trafen das Kehlsteinhaus nicht. Dank des persönlichen Einsatzes des damaligen Landrats Jacob unterblieb auch die Sprengung des Hauses. Das Kehlsteinhaus ist daher heute noch in seiner ursprünglichen Form erhalten und wird seit 1952 als Berggasthaus durch private Pächter geführt. Der bayrische Staat hat 1960, anläßlich der 150 jährigen Zugehörigkeit des Berchtesgadener Landes zu Bayern, den Besitz in eine Stiftung eingebracht. Die Erträge fließen gemeinnützigen Zwecken zu.Heute bietet es vielen Menschen nicht nur einen einzigartigen Ausblick auf eine wunderschöne Landschaft, sondern auch die Chance zur Erinnerung und Aufklärung über die Abgründe einer menschenverachtenden Diktatur."
Quelle: Das Kehlsteinhaus

Vor ein paar Wochen besuchte ich den Obersalzberg und fuhr hinauf zum Adlerhorst.
Von oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Berchtesgadener Alpen und mit ein wenig Glück in die Tiefe auf den Königsee. Die heutige Bergidylle einerseits und andererseits der zerstörerische, abgründige Geist der Vergangenheit, den man hier überall zu spüren meint, wecken ambivalente Gefühle. Man kann diesen Ort nicht unbeschwert geniessen.
Trotzdem bin ich froh, dort gewesen zu sein. Der Besuch hat mich zutiefst beeindruckt und nachdenklich gemacht.

Am Wochenende ziehts mich erneut dorthin, allerdings werd ich einen Nachbarberg besteigen und aus wohltuender Distanz einen Blick auf den Kehlstein werfen.
Anschliessend gehts zur Grauzellenfrischkur - eine Woche Schulbank drücken.

Also, bleibt sauber, bis die Tage.

Zur Überbrückung gibt's ne ganz feine Ladung auf die Ohren.

Bruce Cockburn - Last Night Of The World [mp3]
Bruce Cockburn - Mango [mp3]

Bruce Cockburn - When You Give It Away [mp3]

John Mayall - Ready To Ride [mp3]
John Mayall - First Time Alone [mp3]
John Mayall - Somebody's Acting Like A Child [mp3]

Sonntag, 5. Juli 2009

I guess thats why they call it the blues



































































Berge und Blues sind immer eine besonders erfreuliche Kombination mit Seltenheitswert. Schon öfters träumte ich davon, statt unter Herscharen von Gipfelstürmern den Kuhglocken und Alphörnern zu lauschen, inmitten einer kleinen Fangemeinde auf dem Gipfel des Hohen Kasten dem Blues zu huldigen. Der Groove würde das Rheintal hinunter schallen und im Turnaround durch die Saxer Lücke am Alpstein entlang mit der Thermik zum Säntis hinaufgetragen werden. Das wäre der Gipfel !... bleibt aber erst mal Zukunftsmusik.
Immerhin hat sich der Blues den Bergen etwas angenähert. Am Samstag war Blues-Night in Gossau und von Gossau ist es ein Katzensprung in die Berge.

Turnschuhtauglich und genüsslich sollte unser Ziel sein, denn wir wollten beides - Blues und Berge. Was liegt da näher als der Kronberg? Viele Wege führen hinauf, mehr und weniger ausgetretene. Unser Weg sollte uns von Weissbad über Chlosterspitz und Scheidegg auf den Gipfel des Kronberg führen. Die Wegweiser verrieten uns erst mal nicht die Richtung. Nach einigem hin und her und Befragen von Eingeborenen pirschten wir uns langsam aber immer sicherer an den richtigen Einstieg. Von nun an gings bergauf. Eindrucksvolle Wolkenformationen verfingen sich in respektvollem Abstand ringsum in den höheren Gipfeln, doch das befürchtete Gewitter blieb aus. Statt dessen schien die Sonne mit uns zu wandern und bescherte uns herrliche Licht- und Schattenspiele. Legionen von Gleitschirmfliegern schraubten sich in der wohl vorzüglichen Thermik über die Felsen des Alpsteins und flogen lautlos - gefolgt von neidischen Blicken - über unseren Köpfen hinweg.
Bei einem kühlen Bier in Scheidegg beschlossen wir, den Gipfel des Kronbergs in Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde links liegen zu lassen und den Rückweg über Ahorn anzutreten. Über bunte Bergwiesen, durch schattigen Wald und einen wildromantischen Tobel erreichten wir nach ca. 2 Stunden unseren Ausgangsort Weissbad.
Raus aus den Bergstiefeln, Klamottenwechsel, rein ins Auto und ab nach Gossau. Der Marktplatz dort empfing uns gut gelaunt und gut gefüllt. Halb Appenzell, Inner- Ausser- und Mittelrhoden war hier unterwegs...Wahnsinn !
Die Schweizer Chickenhouse Texas Rythm n'Blues Band heizte auf dem Marktplatz schon mächtig ein - keine Musik zum Füsse hochlegen, aber für Leute, die nicht auf dem Berg waren, durchaus hüpftauglich.
Pünktlich um 20:30 Uhr erschienen auf der Bühne der Markthalle dann unsere Lokalmatadore Skin n'Bone und begeisterten mit ihrem erdigen Blues in bewährter Manier das Publikum. Die englischsprachigen Ansagen befremdeten etwas, aber nach anfänglichen Berührunsängsten und Schwede's Bekenntnis "mir sind halt Camper" rückte das Volk den spielfreudigen Jungs immer dichter auf den Pelz und entlockte ihnen am Ende noch eine Zugabe.
Die Nacht war lau, die Stimmung toll und der Blues sowieso kein Hindernis, bis um 2 Uhr durchzufeiern - aber unsere immer schwerer werdenden Knochen forderten zum Rückzug auf.
Und so kam es, dass ich schon kurz nach Mitternacht in den Federn lag...and I guess thats why they call it the blues.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Von oben gesehen. Gipfelkonferenz /\


Noch einmal Sonne tanken, raus aus der herbstlichen Nebelsuppe am See.
Auf den 2246 hohen Schwalmis zog es uns, erst mit der Seilbahn, dann per Pedes.
Nicht nur Sonne, auch Kraft tanken lässt es sich vorzüglich über den Wolken - einfach wunderbar wanderbar !

Bob Dylan - Most Likely You Go Your Way And Ill Go Mine [mp3]
R.E.M - Supernatural [mp3]

Montag, 22. September 2008

Samstag, 26. Juli 2008

The call of the wild


Freitag, Punkt zwölf Uhr mittags verdunkelten sich meine beiden Bildschirme, der weltbeste Feeder und ich waren endlich frei und draussen vor dem Tor warteten mein Rucksack und meine Bergschuhe, Alfred, ein wunderschöner Sommertag und 5 Wochen Ferien.
Auf dem Weg zur Tierwies im Alpstein verlor ich nach und nach jegliche Anspannung und stimmte mich Schritt für Schritt auf die nahenden Abenteuer ein.
Was für ein herrlicher Tag mit wunderbarer Aussicht - in die Täler und auf die Ferien!
Es waren sicherlich die besten Bedingungen für einen gelungenen Urlaubsstart.
Vier Tage noch, dann beginnt ein neues Kapitel "Kanada". Mein Liebster und unsere Kajaks warten schon im Yukon, die Ausrüstung ist beinahe verpackt und meine Gedanken sind mehr dort als hier.
Am Oberlauf des Pelly River werden wir die Boote einsetzen, dann geht es über Pelly Crossing nach Fort Selkirk, wo der Pelly in den Yukon mündet. Nächstes Ziel ist erst mal die alte Goldgräberstadt Dawson City und falls wir dort beim Schürfen nicht fündig werden geht es weiter auf dem Yukon nach Eagle in Alaska.
Wenn wir es bis dorthin heil geschafft haben, holt uns hoffentlich Jerry mit dem Truck ab und bringt uns und die Boote sicher zurück nach Whitehorse.
Und wenn nicht...dann gibt's Stoff für Lagerfeuergeschichten.

Soweit die theoretische Kurzform.

Da hätte ich nur noch einen klitzekleinen, bescheidenen Wunsch: liebe Lufthansas und Verdis, macht bitte am Donnerstag eine Streikpause!!

Bush- Wild Horses [mp3]
Cat Stevens - Wild World [mp3]
Avril Lavigne - Happy Ending [mp3]

Sonntag, 15. Juni 2008

Schluchten - die Via Mala

Nachdem es mir in der Ruinaulta ausserordentlich gut gefallen hat, beschloss ich, meinen Besuch aus den norddeutschen Niederungen in die Höhen und Tiefen der Schweizer Berge einzuführen.
Wir fuhren am Freitagabend nochmals in die Rheinschlucht um erst das gemeinsame Nächtigen im Zelt zu proben und am nächsten Morgen die Schlucht in umgekehrter Richtung zu laufen. In den Bergen gehe ich ungern 2x den gleichen Weg und...der frühe Vogel fängt den Wurm!
Die Vor-Fahrt gestaltete sich ein wenig aufregend, da mein Auto beschloss, auf's Wochenende hin zickig zu sein. Zur Strafe musste es sich dann bei meinem Haus- und Hofmechaniker einer Routineuntersuchung unterziehen. Diese ergab jedoch nichts, so fuhren wir, mit ADAC Ausweis bewaffnet, erst mal Richtung Schweizer Tankstelle.
Auf dem Weg dorthin ruckelte die Kiste noch mehrmals, nachdem sie sich vollaufen liess, schnurrte sie aber ohne Murren Richtung Graubünden.
Es war schon gegen 20:00 Uhr, als wir den lauschigen Campingplatz in Trin erreichten. Der Platz war nicht stark besetzt, ein paar Wohnwägen und keine Zelte, dafür standen dort drei Tipis für diverse Gruppenevents. Als Zweier-Kleingruppe mit geplantem Koch-Event fühlten wir uns willkommen im geräumigen Indianerzelt. Flugs flackerte auch schon ein Lagerfeuer, welches uns bei den doch noch recht kühlen, bergigen Nachttemperaturen ordentlich wärmte und für einen traumhaften Schlaf sorgte.
Nach reichlich heissem Kaffee und Frühstück zogen wir am nächsten Morgen los, der Himmel war ziemlich grau, aber es blieb trocken, was uns zum Wandern recht gelegen kam.
Es war auch das zweite mal ein Genuss, durch diese wilde Schlucht zu stromern und am Ende fuhren wir mit der Rhätischen Bahn von Castrisch wieder zurück nach Trin, immer das kühle Weizenbier im Garten vom Besenbeizli Trin-Station vor Augen. Dort erwartete uns stattdessen eine geschlossene Gesellschaft und recht enttäuscht trollten wir uns davon - immerhin wartete auch noch 1 Stunde Bergweg auf uns. Zum Glück las die Wirtin unsere Gedanken und lud uns zum Mittrinken ein. Das liessen wir uns nicht zweimal sagen, der Tag war vollends gerettet, auch wenn der folgende Weg dadurch nicht kürzer wurde.
Am Campingplatz angekommen, entrichteten wir unseren Obulus und machten uns anschliessend hoffnungsfroh auf den Weg ins Maggia-Tal im Tessin, war doch für dort sonniges Sommerwetter vorrausgesagt, während es in der Heimat ziemlich nass und grau werden sollte.
Müde aber glücklich, mit einem trockenen Roten liessen wir den schönen Tag ausklingen.
Unsere Erwartungen auf einen mediteranen Sommertag schrumpften am nächsten Morgen ziemlich, als wir die Regentropfen auf das Zelttdach prasseln hörten. Dicke, graue Wolkenschwaden hatten sich zwischen den Bergzügen verfangen und liessen die Hoffnungen auf ein Sonnenbad am Fluss auf ein Minimum schwinden. Nach diesem gruseligen Blick zippten wir den Eingang erst mal wieder zu, was allerdings den Regen nicht beeindruckte.
Etwas enttäuscht brachen wir dann die Zelte ab und fuhren zürück Richtung Bernardino, wo wir uns dann noch einen Abstecher in die grossartige, bis 500 m tiefe, 2,5 km lange, wildromantische Via Mala Klamm gönnten. Um zur Via Mala Schlucht und dem schönsten Teilstück der Via Mala zu gelangen fährt man von der Schnellstrasse Richtung San Bernadino kurz hinter Thusis ab. Die Schlucht, bzw. die Via Mala ist schon ab der Schnellstrasse beschildert. Ein moderner Wegelagerer liess uns für 3 Franken Einblick nehmen in ein beeindruckendes Naturmonument - Stein und Wasser schufen in tausenden von Jahren wundersame Formen, Muster und Farben - gewaltige Tiefen und steile, schroffe Felswände flankieren den faszinierenden Wasserlauf.
Die berauschenden Tiefblicke entschädigten uns jedenfalls angemessen für das verfrüht eingetroffene Regenwetter und zu Hause buchten wir dann gleich unsere Flüge nach Kanada...5 Wochen all inclusive...Zelt...Boot...Mann...Frau und Natur pur ;-)















Joe Bonamassa - Faux Mantini [mp3]