Etwas verwundert war ich. "Komme um halb neun in Kloten an. Bitte holt mich ab. Grüsse von Pascal."
Eine SMS, vom Handy aufs Festnetz, schlicht und schnörkellos interpretiert von Frau Voice Sms.
Verwundert, erstens, weil Pascal ursprünglich mit dem TGV von Paris zurückfahren wollte, zweitens, weil Pascal nicht einfach im Festnetz anrief und drittens hätte er die SMS auch auf mein Handy schicken können.
Zugegeben, ich kann Handys nicht leiden und das Ding führt meist ein lieblos stummes Dasein in den Tiefen meines Rucksacks. Da haben Essemmessen nicht die besten Chancen, gelesen zu werden.
Aber warum nur, warum war der junge Mann seit Tagen nicht zu erreichen, warum beantwortete jedesmal die Automatenstimme meine Kontaktversuche mit der Feststellung, dass der Gewählte unerreichbar sei?
Eine weiteres Mysterium reihte sich ein in eine immer länger werdende Kette von Rätseln, die sich mir seit Pascals Abreise zur Offf nach Paris stellten, und die im gleichzeitigen, spurlosen Verschwinden unserer letzten Katze gipfelte. Aber dazu später, zurück zur SMS.
Nach kurzer Verwunderung über die Art der Nachricht und der Vergewisserung, dass um halbneun eine Maschine aus Paris in Zürich Kloten landet, dachte ich nicht weiter über die geänderten Rückreisepläne nach, verbuchte sie unter "fliegen ist manchmal billiger als Zug" und ging weiter meiner geplanten Samstagsaktivität nach. Passende Deko zum Kleid wollte gefunden werden, um mit dem stufenbesten Bub beim Abi-Ball angemessen glänzen zu können.
Gesucht - gefunden - ab nach Zürich, um den verlorenen Sohn in Empfang zu nehemen. Nur, der war da nicht. Auch ein Ausrufen zur Information 2 lockte ihn nicht. Nach einer Stunde, als die letzten Passagiere des Pariser Fliegers geherzt und geküsst den Flughafen verlassen hatten, trat auch ich den Rückzug an, ungeherzt und ungeküsst, aber nicht ganz ohne Hoffnung, dass es wenigstens für dieses Rätsel eine Lösung geben möge.
Zuhause angekommen, fand ich einen glücklichen Sohn mit noch glücklicheren Freundin vor. Der Versuch, ihn wegen der SMS zur Schnecke zu machen, wurde durch den geschriebenen Originaltext, der sich noch auf seinem Handy befand, gründlich vereitelt.
Der lautete: "Komme um halb neun in KN an. Becky holt mich ab. Grüsse von Pascal."
Da hatte der Interpreter kurzerhand aus "KN" (für Konstanz) "Kloten" und aus "Becky" ein "bitte" gemacht...
Scheiss Technik. Wie kommt man auch nur auf die Idee, einer Automatenstimme zu folgen?
Es sind nicht die grossen Abende, an denen der rote Samt gewichtig zur Seite schwingt und eine opulente Bühne frei gibt für Liebe, Schmerz und Drama, wo bedeutende Begegnungen die Worte um Nuancen wichtiger klingen lassen und die Gardarobe und deren Träger/innen mit prüfenden, neidvoll abschätzigen Blicken und wohlwollend vernichtenden Kommentaren bedacht werden.
Es sind Abende wie dieser, an denen der rote Samt fast unbemerkt eine karge Bühne freigibt, auf der unbedeutende Worte Begegnungen um Nuancen wichtiger scheinen lassen und Liebe, Schmerz und Drama den Raum füllen. Wo du dich nicht entziehen kannst, wo das Spiel dich mitzerrt, in ein finsteres Haus, in Abgründe, die du zu kennen glaubst und du wehrst dich nicht und gehst mit. Du bist mittendrin und weisst nicht, wie dir geschieht.
Es sind Abende wie dieser, an dem eigentlich nichts besonderes geschieht. Der Vorhang ist gefallen und du sinnierst am Tresen über den Weltwahnsinn. Über Liebe, Schmerz und Drama. Die Worte plätschern, wie glasklares Gebirgswasser durch ein verlassenes Tessiner Bergdorf, ins Tal des Verstehens. Kein grosses Kino. Und doch. Irgendwie.
Abende wie diesen bereut man nicht. Auch wenn es viel zu spät geworden ist und man sich durch den nächsten Tag quält. Weil es Leben gibt, welches gelebt werden will. Weil es Worte gibt, die sich einen Weg ins Herz bahnen.
Es sind kostbare Abende wie dieser, die man in Goldrähmchen steckt und ins Herz hängt.
Es sind Abende wie dieser, an denen man keinerlei Fragen stellt, aber die fettesten Antworten bekommt.
Ehrlich.
Die Geschehnisse der fünften, rauchfreien Woche brodeln noch unter der Oberfläche, vulkanös, kurz vor dem Ausbruch senden dezente Rauchzeichen und vernebeln mir die Sinne.
Immerhin fand sich eine geschmacklich durchaus würdige Alternative zum Zigarettenrauch, die relativ milden Temperaturen und unsere Landesnachbarn mit den freundlichen Rachenlauten machten es möglich. Dort, hinter den sieben Bergen lässt es sich vorzüglich gehen und im Vorbeigehen entdeckt man viele der schweizer 5-Sterne-Grillplätze. Dazu die gute Olma-Bratwurst im Rucksack, ein Opinellmesser, Südkurier und Streichhölzer. Das Geniale ist immer einfach.
Vor Wochen, als der Kampf ums KKH tobte, drohte meinem Südkurier-Abo das Aus. Die Entscheidung entpuppte sich als Schall und Rauch, denn die Postille dient während der Fahrt in die Idylle als flüchtiger Lesestoff, dann als isolierende Sitzmatte zwischen mir und feuchtem Waldboden und letztendlich als vorzüglicher Brandbeschleuniger für die Kochstelle. Eine starke Ökobilanz für eine eher schwache Gazette.
Beim letzten Gehen erweiterte ich gedanklich das wärmende Nutzungsspektrum, da die al-qaidalische Aschewolke beim Überschreiten der 1000 Höhenmeter gefährlich nahekam und eine daraus resultierende Sichtbehinderung ein längeres Verharren am Berg in den Wahrscheinlichkeitsbereich rückte.
Zwei Olma Bratwürste, eine fettreduzierte Wurst und eine Leihwurst, gebräunt auf drei südkurierbeschleunigten Lagerfeuern, verteilt auf 60 km schweizer und 20 km deutschen Wanderwegen, das ist eine gute Bilanz.
Dafür lass ich mir schon mal auf die Schulter klopfen.
Man möchte ja gerne glauben, die Zeit jenseits der Glimmstängel läute eine Ära der gesichtlichen Entfaltung, der Lungen- und Raumentnebelung und das Ende der atemlos hüstelnden morgendlichen Sprints ins Leben ein, liesse gänzlich viel mehr Raum für Klimmzüge und mache sich letztendlich in einem dicken Geldbeutel bemerkbar, vollgefressen mit sinnfreiem Automatenmünz.
Wahr ist, dass mein Spinnennetz verwaist, weil spinnen und schreiben untrennbar mit Qualm verbunden sind, es qualmt in den Mund hinein und aus ihm wieder heraus, ja, der ganze Kopf und selbst die Finger qualmen und wenn man über heisse Themen schreibt, qualmt manchmal sogar das Herz des Rechners.
Nun seh ich mich vor der Herausforderung, Finger und Kopf ohne Initialqualm zum Qualmen zu bringen - keine leichte Aufgabe. Seit 3 Wochen versuche ich, meine Nikotinsynapsen umzupolen, ihnen gebetsmühlenartig einzubleuen: ohne Rauch gehts auch ohne Rauch gehts auch auch ohne Rauch gehts mhmhmh mh mh etc.pp. - bis dann diese von Gauloises Red gesponserte, sehr glaubwürdig klingende Stimme tief aus meinem Innern antwortet. mit Rauch ginge es besser.
Da komm ich heute abend nach einem wunderbaren Bergtag zur Türe rein, der Teint geglüht und die Lunge vollgepumpt mit erstklassigem Schweizer Bergsauerstoff und als erstes plärrt mir diese idiotische Stimme entgegen: ah, und jetzt erst mal eine durchziehen...
Weder Essiggurke, Katze noch Sudoku, geschweige denn Schokolade, es schmeckt nichts, aber auch so wirklich einfach gar nichts auch nur annähernd nach Rauch, die Suche nach rauchgeschmacklichen Alternativen bleibt erfolglos, vielleicht sollte ich mich der Schöpfung von nikotinangereicherten, kalorienfreien Schokoladestängeln mit leichtem Gauloisearoma widmen.
Von der Hasenjagd will ich schon seit 4 Tagen erzählen. Immerhin. Ich geh jetzt mal Synapsen umschulen.
Dies wird mein erster und gleichzeitig mein letzter, sprich mein einzigster Beitrag zum KKH sein. Die Sau wurde oft genug durchs Dorf getrieben, ausserdem verbrät das Fundament für ein zweites Standbein grade meine volle Energie, frisst Stunde um Stunde der freien Zeit und hemmt zusehends die Schreibwut.
Vorneweg: das Benefizkonzert der Konzerthausgegner im Neuwerk am Samstag war klasse und begeisterte mich, wie auch viele der ca. 400 anderen Zuhörer aller Schichten und Altersgruppen (ausführlicher Bericht gibt's bei Schwester Gaby, wo ich mir auch das Video geborgt hab...)
Leider gibt's von mir diesmal keine Bilder, der Flaschenkampf erforderte meine volle Aufmerksamkeit (man sehe mir die laienhaften Patzer bei der Pfand- und Weinberatung nach ;-) und die Sicht auf das Geschehen von hinterm Tresen war dementsprechend eingeschränkt.
Nicht so die persönliche Sicht auf das Projekt KKH nach gründlich abwägender Bedenkzeit.
Gegen ein Konzerthaus bin ich grundsätzlich nicht, solange es die Bedürfnisse einer breiten Bevölkerungsschicht abdeckt. Grosse Bedenken habe ich jedoch bei der Finanzierung in Kombination mit dem Standort. Deutschlands letztes Zipfele weigert sich beharrlich, eine kriselnde Rezession mit ins Kalkül zu ziehen, obwohl inzwischen jeder wissen sollte, dass die Talsohle noch nicht erreicht ist und für viele Kommunen ab 2011 das grosse Wehklagen beginnen wird. Konstanz is mit diesem Vorhaben definitiv zu spät dran - oder zu früh, je nach spekulativer Sichtweise. In der jetzigen Zeit ein dermassen kostenintensives Projekt zu planen, obwohl in anderen Städten bei vergleichbaren Bauvorhaben die Kosten im Schweinsgalopp davonlaufen, finde ich nicht mutig, sondern leichtsinnig und verantwortungslos. Es ist abzusehen, dass Kongressaktivitäten aus Kostengründen und aufgrund neuer Technologien (z.B. Videokonferenzen) rückläufig sind, wichtige Kongresse werden nach wie vor überwiegend in Grossstädten oder in elitären Millionärsdörfern stattfinden. Da wäre in eine schöne Konzerthalle oder eben in ein Multifunktionshaus für alle an einem verkehrstechnisch günstig angebundenen Standort, in welchem Veranstaltungen verschiedenster couleur wie Seminare etc.stattfinden können, besser investiert.
Ausserdem sind wir Konstanzer/innen auch gebrannte Kinder, Beispiele von Investitionssünden gibt es einige.
Die Therme ist ein Zuschussgeschäft ebenso wie der Kat. Mit dem Katamaran dümpelt ein Millionengrab über den See, er entwickelte sich nicht wirklich zum Traumschiff. Die Crossboarder-Leasing Geschichte wird totgeschwiegen, vermutlich kamen die blauäugigen Unterzeichner des Mammutvertragwerks mit einem blauen Auge davon. Das Sealife. Nominiert für die Goldene Himbeere. Gruselig! Weder das Lago noch den neuen Gruner-Bau sehe ich als Aufwertung eines verkehrsberuhigten Stadtbildes. Arbeitsplätze? Hauptsächlich im unteren Einkommenssektor. Das geplante KKH? Wenn schon hässlich, dann mit Schwung! Ich habe Architektenentwürfe gesehen, da lief mir das Wasser im Munde zusammen, da hätte ich mich bei einer Abstimmung vielleicht der Eselssprache bedient...
Dennoch, beide Seiten haben durchaus hörenswerte Argumente, vorausgesetzt, man hört an der rechten Stelle richtig zu. Leider gibt es auch in dieser Debatte nicht nur Schwarz und Weiss, viele Argumente begründen sich beiderseits auf Spekulationen und verleiten zusehends zu einer unsachlichen, kleinkarierten Fingerzeigmentalität. Weder JA noch NEINsager sind per se gute oder schlechte Menschen, Idioten gibt es quer Beet. Allerdings hätte es meiner Meinung nach den Konstanzer Tonangebern gut gestanden, wenn sie für das Projekt KKH weniger mit Hochglanzpropaganda - aus der einem vorrangig monetäre Verflechtungen, Meinungsmache und Vetterleswirtschaft ins Auge springen - als mit wirklich schlagkräftigen Argumenten, sprich einem städtebaulichen Gesamtkonzept und geklärten Fragen zum Bebauungsplan ins Rennen gegangen wären. Einen Hausbau fängt man nicht am Dach an, sondern mit dem Fundament. Informationen, solange sie ernsthaft der demokratischen Entscheidungsfindung dienen, sind sinnvoll, Propaganda in dieser Art und Weise dient der Verschleierung und unseriösen Manipulation.
Zum Glück haben da die "ewigen Bedenkenträger" wieder Konjunktur. denn Zockerei, in welcher Form auch immer, verliert an Popularität, wenn die Stimmen der Bedenkenträger mutiger, zahlreicher und lauter werden. Es soll ja immer wieder Zeiten geben, in denen Menschen bedenkenlos manipuliert, aber begeistert ins Unglück rennen.
Nun sind die Bürger gefragt. Ob sie sich vom Wunschdenken leiten lassen oder der Realität stellen? Nächsten Sonntag sind wir vermutlich nicht schlauer, aber um das Ergebnis einer basisdemokratischen Abstimmung reicher. Aufklärungskampagnen waren selten so zahlreich vor einer Abstimmung und jede/r hatte die Möglichkeit, sich ausführlich zu informieren. Mit einem Mindestmass an gesundem Menschenverstand dürfte nun einem tragfähigen Ergebnis nichts im Wege stehen
Falls es zu einer Befürwortung kommen sollte - die Welt wird davon nicht untergehen, auch wenn der Bau auf Klein Venedig giftige Altlasten mit hässlichen Neulasten kompensiert. Ob es die Lebensqualität vermindert oder steigert, wird davon abhängen, welche Lasten und Einschränkungen die Bewohner der Stadt an anderer Stelle dafür in Kauf nehmen müssen.
Ich werd am Sonntag auf jeden Fall gegen den Kanonenkrepierer mit einem kräftigen NEIN stimmen und freu mich dann auf Freischlader im KuLa :)
Fiese Kleinstlebewesen in Kombination mit der Ehrfurcht vor dem bevorstehenden Erreichen eines biblischen Alters zwangen mich erst in die Knie und dann ins Bett. Drei Tage im Wachkoma, auf den denkürdigen Tag hinfiebernd, der mich übernacht schlagartig um ein Jahr altern lässt. Böses Erwachen im Morgen-Grauen. Nicht ein Jahr, mindestens dreiundzwanzig gefühlte Jahre gealtert, gerädert, kraft- und stimmlos. Ich fühle mich wie der weibliche Methusalem, Urmutter der Sintflut aus meiner Nase. Ein Auslaufmodell.
Keimfreie, verkabelte Glückwünsche werden mit röchelndem Gehorsam entgegengenommen, die Kraft reicht inzwischen für ein Glas Sekt aus der Schnabeltasse, eine Klopapierrolle immer in Reichweite - zweckentfremdet, angesichts der üppigen Nasenergüsse leistet sie gute Dienste.
Und während ich im tiefen gesundheitlichen und bloggerischen Minusbereich dümple, schleicht sich unbemerkt der Frühling durch mein Fenster, weckt die Urnatur und Überlebensinstinkte. Erste sonnenverwöhnte Gehversuche und Temperaturen im Plusbereich bringen Kraft und Stimme zurück. Auf dem Markt warten bunte Primeln, ein Stück Käse verirrt sich in den Rücksack, dann Schinken und Ciabatta, darfs noch ein Sträusschen Schnittlauch sein?
Es darf. Die Nase hält endlich inne, das Klopapier wird seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt und morgen wird gefeiert.
Also, eins erst mal vorneweg, an alle zukünftig Suchenden: dies hier ist kein SPIENNÄTZ.
Immer wieder verfangen sich bizarre Suchanfragen auf (in?) diesem Blog. Altweiberfasnacht ist zwar vorbei, das scheint aber viele Googelisten nicht davon abzuhalten, nach Spinnennetzen zu suchen. Und natürlich landen die alle früher oder später hier.
Dabei liegt das Gute so nah. Warum im worldwiden Web suchen, wenn man schon einen Augenblick weiter die hübschesten Anschauungsobjekte findet. Schaut mal statt in den Bildschirm eure Vierwände an, in irgendeiner Zimmerecke wabert doch bei jedem ein Netz. Nicht? Na, bei mir schon, ich mag Spinnen und ihre Netze. Spinnennetze sind wahre Meisterweke der Statik und Architektur. Zur Zeit hängt ein ganz besonderes Meisterwerk auf meiner Terasse: eine Spinnenkinderstube. Und wenn sie nicht gestorben sind, werden die Spinnenkinder im Frühjahr ausschwärmen und viele, neue Netze spinnen...genug geschwärmt, zurück zu Google.
Neulich also erreichte mich die orthopädische Suchanfrage: "Wie malt mann ein spiennätz?" Ich glaub, ich spinne...immerhin ein Beweis für die fast unendliche Sprachtoleranz von Google.
Wie mann ein spiennätz malt kann ich euch nicht sagen, aber vielleicht bringt euch folgender Erklärung ans Ziel. Bevor ich euch noch über die Strasse helfen muss...
Stift in die Klaue, ran ans Papier und los gehts:
Im Spinnennetz kann man viele geometrische Formen erkennen:
- In der Mitte des Spinnennetzes befindet sich ein Vieleck, das fast einem Kreis entspricht
- Von diesem Vieleck gehen Strecken weg
- Zwischen den Strecken gibt es Verbindungsstrecken, welche parallel zum kreisähnlichen Vieleck sind
- Die Verbindungsstrecken bilden neue kreisähnliche Vielecke, die ähnlich zum Ausgangsvieleck sind.
- Strecken und Verbindungsstrecken bilden Trapeze, manchmal Dreiecke.
- guggst Du, so:
Hin und wieder lese ich "Die Zeit", soviel Zeit muss sein. Meistens liegt es nicht an der fehlenden Zeit, wenn ich sie nicht lese, sondern am fehlenden Raum. Als Bettlektüre eignet sich dieser grossformatige Wissensspeicher nun mal nicht und auf dem Sofa möchte die Katze immer mitlesen, das geht gar nicht. Die zeitliche Manipulation dieses unverdorbenen Katzenwesens kann ich nicht dulden.
Eigentlich bräuchte ich ein spezielles Zeit-Zimmer. Da könnte man einen Zeit-Teppich verlegen und sich mittels eines Lesekeils bäuchlings an die unverzichtbaren, journalistischen Glanzleistungen und Erkenntnisse ranrobben.
Da ich weder Haus- oder Nobelappartement-Besitzerin bin, noch promoviert hab geschweige denn habilitiert bin und auch nicht regelmässig in der Business-Class fliege oder sonstig Zeit-privilegiert bin, zähle ich mich nicht zum eingeschworenen, typischen Zeit-Leser Klientel, sondern würde mich eher als räumlich beschränkte Gelegenheits-Zeit-Leserin bezeichnen.
Das Raum- und Zeitproblem hab ich inzwischen durch eine spezielle Zeit-Sofa-Ecke und durch straffe Organisation meines Wochenablaufs gelöst. Ein Abend der Woche gehört zuungunsten anderer Aktivitäten in Zukunft der Zeit, kleine Sofakissentürme links und rechts entlasten die Arme beim Halten der schwergewichtigen Zeit, von hinten wird sie mit einem flexiblen Leuchtsystem angestrahlt. Obwohl ich das eigentlich nicht bräuchte, weil die Reise durch die Zeit immer eine anregende ist, verringern Leuchtmittel mit Tageslichtspektrum dabei prophylaktisch das Ermüdungsrisiko.
Auf diese Weise werden auch traumatische Zeit-Erlebnisse schon im Keim erstickt. Wollte doch tatsächlich ein bauernschlauer, ignoranter Pappnaserich auf einer Berghütte unsere ungelesene Zeit zum Trocknen seiner Schuhe verwenden, mit der Begründung: „Frauen verstehen den Wirtschaftsteil doch eh nicht". Den anderen Teil hätte er vermutlich zum Stopfen der Hohlräume seines Gehirns gebraucht. Pffft, da wickel ich lieber meinen Kompost in die Edelpostille und stopf sie in die Tonne.
Als ich neulich vertieft in meiner Zeit-Ecke sass und genüsslich das seicht-unterhaltsame Zeit Magazin durchblätterte, tauchte ich dabei in die Niederungen postmoderner Feuchtgebiete, lernte den emanzipierten, weiblichen Orgasmus kennen, so oder so und wie sie "lange nach dem vertuschten Ereignis ihm einen Orgasmus vorspielt".
Von Fürstin Gloria über Alice Schwarzer bis Veronica Ferres, alle haben sich geoutet: "Ich habe vertuscht!"
Nicht vorgetäuscht, sondern vertuscht - oha, das ist bahnbrechend - welch weibliche Raffinesse!!
Gewissenhaft kämpfte ich mich durch den aufschlussreichen Artikel und konnte so den wenig nachvollziehbaren dafür umso verblüffenderen Bogen des Schreiberlings vom vertuschten Orgasmus bis zur "Travel Pussy" begleiten. Kurz unterhalb der Gürtellinie kam die Zeit an ihre Grenzen, da konnte nur noch Google helfen. Wie der Autor des Artikels, wollte auch ich rausfinden, was Travel-Pussy-Käufer bei Amazon sonst noch kaufen. Bei Harald Mertenstein war es der Film "Batman begins", bei mir haben Kunden, die diesen Artikel erworben hatten, durchschnittlich häufig ebenfalls den "AspenSport Outdoor und Trekkingrucksack Minnesota, 35 Liter" gekauft...und ich dachte immer, die haben Vesper und Trinkflasche im Rucksack!
Tja, Zeit-Leser wissen eben mehr ;-)
Juchu, es gibt Anzeichen für unmittelbare Erfolge des Klimagipfels! Die Erderwärmung ist gestoppt, wir schlittern rasant in eine neue Eiszeit. Wie man auf dem Bild schön erkennen kann, ist die Hälfte der Nordhalbkugel schon unter einer dicken Eisschicht begraben.
Aber freut euch nicht zu früh, denn die nächste Krise wartet schon auf Schlagzeilen:
Klimaerwärmung in der Krise! Die Bundesregierung plant schon fieberhaft ein Klimaerwärmungsrettungsprogramm und ein Klimaerwärmungsbeschleunigungsgesetz. Demnächst wird es eine Abwrackprämie für Hamster geben - das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät eindringlich zu Hamsterkäufen.
Gestern hab ich Hamster gekauft, wie blöde, der Gaskocher steht schon in der Küche und die Kerzen sind einsatzbereit. Nur, ich sitz hier auf meiner Couch und warte ungeduldig auf Daisy. Sie kommt einfach nicht. Langsam werd ich sauer und überleg mir, alle Hamster wieder zurückzubringen.
Mit dieser typischen Handbewegung begann er im zarten Kindesalter seine unheilvolle Karierre. Das Bild ist in Compton entstanden (ich berichtete einige Blogetagen tiefer davon), wo er einen Teil seiner Kindheit verbrachte.
In Compton, einem Vorort von LA, sind Gewaltverbrechen an der Tagesordnung. Ob es da Zusammenhänge gibt?
Ich weiss, das ist eine gewagte Spekulation, jedenfalls wäre der Welt viel erspart geblieben, wenn er als Schauspieler einfach beim Film geblieben wäre und dort mit seinen Spielzeugpistolen rumgefuchtelt hätte.
Mein Tipp: alle machtbesessene Politiker, Banker, Manager etc.beim Film entsorgen, da können sie ihren Wahn voll ausleben ohne grossen Schaden anzurichten. Den Fernseher kann man schliesslich abschalten und ins Kino zwingt einem keiner.
Aber was macht Bush eigentlich heute? Dieser Beitrag gibt Aufschluss.
Gestern, nachts auf dem Bismarcksturm. Stille, so weit das Auge blicken kann. Ein einzelner Gast wartete einsam auf einer Bank. Vermutlich auf Godot. Oder auf Egon's Techno Party. Umsonst. Er hatte wohl nicht mitbekommen, dass das Turmgelände für uns reserviert war, sass einfach da und schaute still auf die Stadt. So liessen wir ihn gewähren.
Nach der Rückkehr kroch ich in meinem Geschenkeberg, um die Trojanischen Pferde zu jagen. Als erstes bekam ich einen bernsteinfarbenen Scotch Highland Single Malt Whisky zu fassen. Dazu einen Einwegaschenbecher im Hosentaschenformat, für die letzte Zigarette danach. Die Vernichtungsschlacht konnte beginnen, das Kalendarium der toten Musiker erwies sich dabei als geniale Begleitlektüre.
Wie meistens, fing ich von hinten an. Der 24. Dezember scheint auch für Musiker kein passender Sterbetag zu sein, gerade mal ein spärlicher Eintrag findet sich dort. Tommy Kiefer, noch nie gehört, Gitarrist der schweizer Hardrocker "Krokus", vor 23 Jahren. Todesursache: Suizid. Am 25. Dezember sind es immerhin schon vier, einer von ihnen James Brown, vor 3 Jahren.
Meinen persönlichen Favoriten fand ich dann am 26. November. 1973 traf John Rostill von den Shadows der elektrische Schlag. An seiner Bassgitarre...welch stilvolles Dahinscheiden!
Kälte zum richtigen Zeitpunkt macht Menschen glücklich. Kurz vor Weihnachten muss es klirrend kalt sein, damit es auf dem Weihnachtsmarkt so richtig heimelig brummt und die Glühweintassen wie auf dem Fliessband über die Theken der Buden rauschen. Blaugefrorene Finger greifen danach, schütten das eklige, süss-klebtige Gebräu in breitgrinsende Münder und lassen diese für Sekunden verstummen.
Endlich.
Glückliche Menschen überall, berauscht und vereint im Duft von Schupfnudeln, Lichterkettenschein und kalten Füssen.
Dinge, die sich wie Trojanische Pferde ins Leben einschmuggeln und dort den Untergang des Sinns vorbereiten.
Arschkalt war das heute morgen auf dem Fahrrad. Erst war das Schloss eingefroren, dann die Gänge und anschliessend mein 3. Als dann noch die Blase sauer wurde, hab ich mich mal nach einer Sattelheizung umgesehen:
Eierlikör tropfte auf die Tastatur, bildete eine kleine Pfütze, mischte sich mit dem entscheidenden Absatz des Satzflusses und verklebte den Leertaster.
Ich sollte Weihnachtskekse backen. Da kommt wenigstens was dabei heraus.
Als ich an der Tür klingle, dauert es eine Weile. Dann macht sie auf. Kleiner ist sie gworden seit unserem letzten Treffen. Der Rücken krümmt sich schwer unter 92 Jahren Leben.
"Der Stock, wo ist nur mein Stock?"
Wir suchen. Der Stock lehnt am Wohnzimmersessel.
"Die Lichter bleiben an. Damit man nicht sieht, dass keiner zuhause ist."
Und "zweimal abschliessen, bitte"
Wer soll denn hier was wollen, denke ich und tue ihr unrecht. Was weiss denn ich schon...
Erst der Sohn gestorben. Dann der Mann. Und zuletzt der Hund.
Im Juli ging die Elfriede und im Oktober die Marlene.
Es wird langsam still im Haus, kein Bellen mehr und kein Anruf. Wenn die Türglocke schellt, steht das Essen auf Rädern draussen.
Die einst stolze Bergsteigerin geht rückwärts die Stufen runter.
"Letztes Jahr ging das auch noch besser. Hast Du meine Handtasche? Wie schön, die Adventssbeleuchtung in den Gärten!"
Der Duft frischgebackener Plätzchen dringt aus der Wohnung, als ich die Tür aufschliess.
Wir essen, trinken Wein und erzählen uns Geschichten.
Sie von der Einsamkeit des Alters, ich von der Einsamkeit der Wildnis.
"Ich dachte schon, heut abend verbring ich wieder allein mit Anne Will und ihren Gästen. Dann kam dein Anruf. Was für ein Glück. Du hast immer so ein schönes Licht."
Die Fenster ihres Hauses sind hell erleuchtet, als ich spät den Schlüssel zweimal umdrehe.
"Gute Nacht."
Die Türe fällt leise ins Schloss und ich beginne ich zu ahnen, was Einsamkeit bedeutet.
Erst auf den Berg zum Alm-Öhi, dann zum Küchenhock beim Stadt-Öhi und am Ende zum Blues, wie sich das gehört. So war der Plan.
I woke up that morning.
Um sechs in der Früh rief mich der sechste Berg in den vergangenen vier Wochen. Schweizer Nationalfeiertag, strahlend blauer Himmel und eine bomben Kondition boten beste Vorraussetzungen für einen Testlauf im nahen Toggenburg. Die Tour zum Speermürli hat ähnliche Anforderungen wie ein Tagesetappe auf dem John-Muir-Trail: 18 km Wegstrecke, 1000 Höhenmeter, keine Seilbahn und Sonne pur. Auch die Tierwelt weist Ähnlichkeiten auf. Hier Kühe, dort Bären - beide braun, von vergleichbarer Körpermasse und die Verdauungsreste erreichen baugleiche Dimensionen. Einzig auf die Killer-Bremsen, die hier gleich zu Anfang in Legionen über mich herfielen, könnte ich dort verzichten. Ich hoffe mal, dass denen in einer Höhe von knapp 3.000 m die Luft ausgeht.
Got a good beer before the sun burnt my brain
Beim Abstieg verlieh uns ein kaltes Haldengut-Bier in Gesellschaft von frohen Bergmenschen Flügel, wir wären nach Nesslau geschwebt, hätten uns die schweren Wanderschuhe nicht geerdet. Auf dem letzten Wegabschnitt erschien uns ein motorisierter Bergengel, der mein Winken als Aufforderung zum Dienst am Nächsten missverstand und uns die letzten 2 km Fussweg zum Nesslauer Bahnhof ersparte. Festlich bekleidet mit Feinrippunterhemd schwelgte er gänseblümchenkauend in Kindheitserinnerungen, während wir an seinem Geburtshaus vorbeifuhren.
Got a good Ossobuco and the dog ate the bone
Eigentlich reif für die Couch, quälte ich mich nach der Rückkehr noch eine Runde durchs Kaufland, schmiss mich dann unter die Dusche und anschliessend in Schale. Ossobuco, Gemüsepfanne und köstliche Mangocreme, akkustisch bereichert durch B.B. King und John Mayall's Blues vom Laurel Canyon, erwiesen sich als angemessene Alternative zur Couch. Unter den illustren Gästen befand sich auch ein tibetanischer Tempelhund mit vorzüglichen Tischmanieren und ein schwarzer Mann im Anzug. Der schwarze Mann trommelte mit seinen Fingern zum Blues und der Hund legte artig ein Ohr auf den Tisch. Die beiden forderten meine ganze Aufmerksamkeit. Warum frisst der Hund die Knochen nur von der Serviette und nicht vom Teller? Wachsen Berge analog zum Alter? Frisst der Hund auch Mangoknochen? Fragen, über Fragen, auf die wir bis in die frühen Morgenstunden keine befriedigenden Antworten fanden und mich den Blues of the Naturfreundehaus vergessen liessen.
I woke up this morning
Nein, ich hatte keinen dicken Kopf. Mit einer dicken, ballonförmigen Hand strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und blickte einäugig und ungläubig in den Spiegel. Das andere Auge war zwischen zwei kleineren Ballons verschwunden. An Armen und Beinen entdeckte ich noch weitere beulenartige Gebilde - die Killerbremsen hatten ganze Arbeit geleistet. Dagegen war kein Hausmittel gewachsen.
Got a good coffee before the doctor came around
In der Ambulanz wankte mir um fünf vor zwölf und kurz vor dem Zuquellen des zweiten Auges zwischen anderen Verunglückten ein sturzbetrunkener Mann mit eingenässter Hose entgegen, aus dem Sprechzimmer torkelte ein anderer, nicht weniger Besoffene mit ausgekugelter Schulter. Ich wünschte, mir würde die Nase auch noch zuquellen. "Bisher hab ich noch nie jemand Cortison bei Insektenstichen verabreicht, aber so wie das aussieht..." meinte der Arzt sichtlich beeindruckt und verpasste mir die volle Ladung. "Als Nebenwirkung bekommen Sie Flugzeuge im Bauch. Wie beim Verliebtsein." Keine Ahnung, welche Drogen er zu sich genommen hatte, jedenfalls hatte ich diesen Zustand etwas anders in Erinnerung.
Draussen schüttete es wie aus Kübeln und die Polizei holte den Eigenässten zum Trocknen in die Ausnüchterungszelle ab. Es juckte mich nicht im geringsten - meine Beulen dafür umso mehr.
Der Briefträger hat heute wieder mal ganze Arbeit geleistet. Lesenswertes und Papiermüll füllte den Briefkasten gleichermassen. Zwischen "Gesundheit und Gesellschaft", "political correct darf man den eigentlich nicht lesen" und "direkt" der Werbebrief einer penetranten Fern-Akademie, die mir ständig Wissensdefizite suggeriert. Die üblichen Rechnungen, eine davon üblicher als normal. Hektisch riss ich das Kuvert auf - die Stadtverwaltung Radolfzell bittet zur Kasse. "Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 8 km" - macht 15 €. Puuuhhh! Gut überschritten...da war ich schon schneller unterwegs. Wer fährt auch schon spät nachts ohne Not durch Liggeringen? Natürlich - der Büffel Rock war schuld.
Vom Flughafen Zürich kommend, wollte ich auf keinen Fall die letzten vier Songs von Skin n' Bone und deren letzte, allerletzte und allerallerletzte Zugaben im Gelände der lauschigen Bisonstube verpassen. Ordentlich ab Ortseingang 50 km/h gefahren, bis das blöde 40er Schild auftauchte. Und dann der Blitz, aber kein Gewitter weit und breit. OK - Frieden, obwohl die Knochen schon noch ne allerallerallerletzte Zugabe hätten spendieren können...für 15 €. Vor der Rückfahrt sprach ich ein ernstes Wort mit meinem Gasfuss und er gehorchte. In Liggeringen war der Druck aufs Pedal aus gegebenem Anlass besonders behutsam. Fuss und Sonstiges waren schon beinahe eingeschlafen - bis ich vor Schreck fast das Lenkrad küsste. Von links überholte mich ein kühner Schatten - Fuchs? Hase? Nein, es war ein Reifen. Ein Autoreifen. Der nachmitternächtlich eingeschränkte Blickwinkel hielt mich wohl zum Narren...aber mein Beifahrer war zum Glück Zeuge und konnte den Spuk - als er vor unseren Augen in den Acker rollte - eindeutig als Reifen identifizieren.
Liggerinen hat was.
Wie auch immer, ganz unten im Poststapel fand sich dann doch noch ein Schmankerl:
Kannst Du mich mal bei der Sitzung vertreten? Kannst Du mal hier noch einen Schalter einbauen? Der Lieferant braucht die Maße, kannst Du mal eben nachschauen? Kannst Du mal den Holger zurückrufen? Kannst Du mal... Pfingsten steht vor der Tür, Christi Auffahrt und Brückentag und dazu toller Sonnenschein - das riecht nach Urlaub. Dünn besetzt die Büros, blöd wenn man da keinen Urlaub hat, weil man grade in Urlaub war und anschliessend auf Seminar. Für den übriggebliebenen Haufen wird es heiss und das nicht nur, weil die Sonne erbarmungslos die Bude aufheizt, auch die Rechner und das Telefon laufen zur Hochform auf und haben einen nicht unwesentlichen Anteil an der Schweissproduktion. Kannstdumaltage sind mir ein Greuel, auch wenn das gefühlte Selbstbewusstsein von Stunde zu Stunde in schwindelnde Höhen steigt - kannsdumal - selten ist man so wichtig und unentbehrlich. Kannsumal, o hehre Hüterin der heiligen Systeme und Retterin der Brückentage - yes, I can ! Parallel dazu drängt sich manchmal die schüchterne Frage auf: "Kannst Du mal dafür sorgen, dass mein Gehaltszettel zum erfreulichen Anblick wird?" Da kommt die Crux. Anstatt eines herzhaften "Yes I can" erntet man stets ein müdes, unehrenhaftes Lächeln - "Du kannst mich mal" steht dem Befragten förmlich ins Gesicht geschrieben. Diese Woche konnte ich mal öfters. So oft, bis ich nicht mehr konnte, sondern mal musste und dann wollte. Ich wollte nicht mehr können, ich wollte in den Feierabend, der Firma in dezentem Selbstmitleid den Rücken kehren um mich auf den kommenden Brückentag einzustimmen. Als die heimische Haustüre endlich leise hinter mir ins Schloss gefallen war, Rucksack und Tasche ihren Platz im Standby gefunden hatten, stand wortlos aber mit vorwurfsvollem Blick die Katze neben dem leeren Futternapf. Auf dem Weg zum Kühlschrank fand ich einen harmlos wirkenden Zettel auf dem Küchentisch: "kannst Du mal bitte staubsaugen"...
P.S. ich kann jetzt mal die Füsse hochlegen und wünsche allen Lesern, Nichtlesern, Urlaubern und Brückentagnehmern ein schönes, langes Wochenende
"Ist das euer Tannenbaum?" fragte mich eine Freundin, die ich samt Brut und Gatten zum Adventsbrunch eingeladen hatte, mit einem verächtlichen Blick durchs Fenster auf die Terasse. In der Tat, unser Tännchen beeindruckte nicht gerade durch seine Grösse - mein Hang zum Minimalismus war wieder mal voll durchgebrochen. Klein aber fein stand er stabil und tief verwurzelt in grüner Nacktheit in seinem Topf und wartete auf das festliche Kleid. Gerade im Angesicht der drohenden Weltwirtschaftskrise ist er eine zukunftsträchtige Investition, eine ökologisch untadelige Mehrweg-Tanne, die bis zum nächsten Fest 100%ige Wertsteigerung verspricht und ausserdem im Sommer das Loch in der grünen Grenze um unsere Terrasse stopfen wird. Ein weiterer Vorteil des Zwergenbaums ist der begrenzte Stauraum für Zierwerk. Dem Wunsch, den ganzen Flitter, der sich während der letzten zwei Jahrzehnte in 4 Euroboxen ansammelte, in stundenlanger, kreativer Handakrobatik an den Baum zu werfen, sind durch die fehlende Grösse natürliche Grenzen geetzt. Kurz bevor ich mich also am Nachmittag der stillen Nacht in den Keller wagte, um mich wie eine Maulwürfin durch angehäuften Sperrmüll an die Weihnachtskisten ranzupirschen, ertönte aus der Küche die schnippische Stimme meiner Engeline "könntest Du jetzt vielleicht mal...den Computer ausmachen!" und kurz darauf aus dem Zimmer des Prinzen "Zoff? Wartet, bin gleich wieder da, will auch !!" Aah, Weihnachten, das Fest der Liebe. Da bekam ich sie serviert, die Früchte jahrelangen Versuchs, die Brut zu sozialverträglichen Wesen zu erziehen. So musste das wohl geklungen haben, als die Rollen noch vertauscht waren und ich Herrin im Haus...dachte ich mir und biss in den sauren Apfel, der nicht weit vom Stamm gefallen war. Während Prinz sich weihnachtsmännisch um seine Liebste kümmerte und Engeline sich um die geschmackliche Verfeinerung der gewürfelten Kuh bemühte, kämpfte ich mich durch Skier, Kisten, Werkzeuge und Koffer, die sich während des letzten Jahres vor den Weihnachtskisten aufgetürmt hatten...und ein weiterer Vorteil des kleinwüchsigen Bäumchens offenbarte sich mir. Die erste Kiste reichte aus, um ihm den Putz zu verleihen. Fast andächtige Stimmung kehrte ein, als der letzte Ast geschmückt, der letzte Dip im Kühlschrank und das letzte Geschenk verpackt war. Ein letztes Luftschnappen beim Gang auf den Friedhof rundete das Zeremoniell des Heiligen Nachmittages ab und endete mit heftigem Magenknurren beim Betreten der gewürzig duftenden Küche. Jetzt musste es schnell gehen. In weiser Vorraussicht inszenierte ich den bisher ausgebliebenen Weihnachtszoff - Oma sagte immer, streiten mit vollem Magen ist ungesund - kurzerhand beim Decken des Tisches durch Zerdeppern eines guten Weinglases, worauf mein Prinz vor Schreck ein Schälchen mit Eiweiss ausschüttete und Engeline darauf ausrutschte. Wir keiften kurz, schoben jeweils dem andern die Schuld in die Schuhe und bekundeten uns gegenseitig unsere Blödheit. Dann war das auch erledigt und bald darauf hatten wir uns wieder lieb und sassen in harmonischer Eintracht im sanften Lichterschein der Kerzen bei Tisch und genossen in gefrässiger Stille die Köstlichkeiten - und Antony Hegarty sang mit engelsgleicher Stimme leise dazu "I'll grow back like a Starfish..." Zu fortgeschrittener Stunde fand sich dann unter den Geschenken auch meine als vermisst gemeldete Kameratasche wieder, die ich wohl beim letzten Konzert im Shamrock verschlampert hatte - Engeline hat sie dort aufgestöbert und mir liebevoll verpackt mit den Worten überreicht "hier noch etwas, was Du dir so sehr gewünscht hast...". Hach. Wie süss. Ist sie nicht süss, meine Engeline? Aber nicht so süss, wie das Finale der stillen Nacht. Süssholz. Nein, nicht geraspelt, gekaut. Schmeckte wie Räucherstäbchen in Parfüm getunkt und mit Puderzucker und Lakritze paniert. Ekelhaft, einfach ekelhaft. Man kann sich die Welt damit schönkauen, selbst ein Fischauge wird vergleichsweise zur Delikatesse. Zum Glück hatte ich im Geschenkefundus noch ein Fläschchen Ü20 Whisky...