Montag, 7. Juli 2008

Über den Wolken


Manchmal holt einem die Realität schonungslos grausam in die Niederungen des Alltags zurück, schmerzlich und heilsam, um mit klarem Kopf dem kommenden Tagesgeschäft nachgehen zu können.
Nein, ich hatte keinen guten Flug, obwohl ich zwei zur Auswahl hatte, Hamburg - Düsseldorf und Düsseldorf - Zürich. Es hätte einer besser sein können als der andere. Aber es war definitiv keiner von beiden auch nur annähernd gut, ganz im Gegenteil, einer war noch schlimmer als der andere. Wenn ich es genau überlege, kann es eigentlich gar keinen guten Flug von Hamburg zurück geben.
In Fuhlsbüttel fing das Unheil schon an. Aprupt wurde ich meinem Liebsten entrissen und vom quirligen Flughafenumtrieb verschluckt, um mich in einer fürchterlich langen Schlange von kurzhosigen, bedelatschigen und vorurlaubsfreudig lärmigen Menschen wieder zu finden - Stop and Go in einer Abgaswolke billigen Parfüms.
Endlich spuckte mich die Schlange am Schalter aus und das eine Kilo Übergewicht meines Koffers veranlasste die Dame hinterm Schalter dazu, ein Auge zuzudrücken. Immerhin. Ich war schon über die Boarding Time, also rannte ich zum Gate, schmiss mein Handgepäck aufs Band und stürmte durch die Pforte.
Irgendetwas piepste, vermutlich ging mir ein virtuelles Messer in der Hosentasche auf. Eine Dame befummelte mich von oben bis unten, dann von hinten bis vorne und befahl mir meine qualmenden Schuhe auszuziehen, bevor sie von mir abliess. Die nächste Schlange erwartete mich daraufhin vor der Damentoilette. Meine neuerworbene Stehpinkelhilfe hatte ich leider mit dem Gepäck aufgegeben, also kniff ich die Pobacken zusammen und beschloss mein Geschäft
über den Wolken zu verrichten. Eine weitere Warteschlange im Flieger wurde mir erspart, hatte ich doch in weiser Vorraussicht einen Platz in der ersten Reihe gewählt. Die erste Durchsage des Flugpersonals klärte uns über verspäteten Start auf - wir mussten noch auf einen Koffer warten. Vermutlich meinen. Bei der zweiten Durchsage waren es dann falsche Gepäckstücke, die
wieder aussortiert werden mussten. Ich hoffte, nicht meine. Das dauerte, und zwar eine komplette Stunde. Immerhin las ich in dieser ganzen Zeit meine halbe "Zeit" und mir
wurde dabei klar, für welches Klientel ein grosser Teil der Auflage dieser umfangreiche Wochenzeitung gemacht wird.
Der Flug verlief erstaunlich friedlich und der Anschlussflug schien zeittechnisch auch gesichert. Eigentlich war ich froh, mich in Düsseldorf nicht 1 Stunde auf dem Flughafen rumquälen zu müssen.
Direkt aus dem Hamburg Flieger konnte ich in den Zürich Flieger hüpfen, wo ich abermals einen Platz in der ersten Reihe hatte. Den Platz musste ich aber diesmal mit einem charmanten, ca. 4 Monate jungen Mann teilen. Doch, ich mag Kinder. Und verspüre so etwas wie Solidarität mit ihren Müttern. Also versuchte ich mich zu freuen, als der kleine Prinz mit seinen entzückenden, noppenbesockten Füsschen, in flottem Rhythmus in meine Seite strampelte und versorgte die
Mutter nebenbei mit dem Notwendigsten, da ich zwei Hände mehr frei hatte als sie.
Als die Durchsage kam, der Flug würde sich wegen mangelnden Flughafenpersonals verspäten, fing Prinzchen fürchterlich an zu schreien. Seine Mama wollte ihn nicht vor dem Startflug stillen, denn das Stillen fördert wohl den Druckausgleich.
Beinahe hätte ich mitgeschrien.
Es war wie Freitag Morgen im Bürgerbüro nach dem Markeziehen. Die Flugzeuge
standen in Reih und Glied vor der Startbahn und fuhren ca. alle 5 Minuten 100m weiter.
Go - Stop - Go - Stop - 45 Minuten und Prinzchen kommentierte fleissig und lautstark.
Ich war kurz davor, in den Klapptisch zu beissen.
Als der Airbus dann endlich durchstartete, wurde es still neben mir, Prinz Valentin nuckelte genüsslich und sein anschliessendes Bäuerchen machte er ordentlich in die dafür bereitgelegte Stoffwindel. Die Allianz aus säuerlichem Babymageninhalt und süsslichem Billigparfum ergab eine fast unwiderstehliche Duftmischung. Heimlich zog ich die Windel in Reichweite, um
dem Schlimmsten vorzubeugen.
Als wir dann über den Wolken schwebten, schien sich alles zum Guten zu wenden. Prinzchen gluckste vergnügt bei jedem Luftloch, ich kam der Klärung des Mordfalls in meinem Buch zweieinhalb Seiten näher und die monotone Kommunikation zwischen Mutter und Kind verführte mich zu einem Nickerchen und liess mich die Sorge um meinen wartenden Taxifahrer am Züricher Flughafen fast vergessen.
Als Erste stand ich dann in Zürich am Gepäckförderband, was mir aber nichts nützte, denn die Koffer waren langsamer. Nach einer Viertelstunde Wartezeit lief das Band an und ich war gespannt, ob mein Gepäck mir gefolgt war. Offensichtlich hatte es der Trolly genauso eilig, er kam als Dritter.
Fast glücklich zog ich ihn vom Band und dann hinter mir her Richtung Ausgang. Unter den Wartenden waren einige Taxifahrer vertreten, aber keiner von Dornheim. Ich schaute draussen, aber auch da sah ich nirgends ein Dornheimer Taxi. Nach einigem hin und her fragte ich einen anderen Konstanzer Taxifahrer, ob er Dornheim gesehen hätte. Er versicherte mir, diesen am Terminal 1 gesichtet zu haben. Mit flottem Tempo schritt ich Richtung Terminal 1, um dort festzustellen, dass Taxi Dornheim sich wohl schon auf dem Rückzug befand. Nachdem ich ihn erfolglos ausrufen liess funkte ich, leicht resigniert, mit der Konstanzer Zentrale, um genau
das zu erfahren, was ich schon befürchtet hatte. Mir wurde aber versichert, dass gleich ein Taxi losgeschickt würde, um mich spätestens in einer Stunde einzusammeln. Etwas zerknautscht sass ich im Cafe und freute mich, als der Taxifahrer schon nach einer halben Stunde erschien.
Als ich ihn auf der Rückfahrt fragte, warum er statt am Terminal 2 am Terminal 1 wartete und ob er nicht wusste, dass der Flug sich verspäten würde, sagte er mir, die ihm gemeldete Flugnummer wäre auf dem Ankunftsplan gar nicht erschienen. Ich verglich die Nummer mit meinem Flugschein - er hatte die von Hamburg nach Düsseldorf auf seinem Zettel...das gibt Ärger.

Zuhause wartete ein zufriedener Sohn mit Freundin, zwei hungrige Katzen, durstge Blumen, ein fast leerer Kühlschrank und - kein Liebster. Das fand ich am Schlimmsten.
Noch 3 lange Wochen, dann treffen wir uns im Yukon wieder...

Sonntag, 15. Juni 2008

Schluchten - die Via Mala

Nachdem es mir in der Ruinaulta ausserordentlich gut gefallen hat, beschloss ich, meinen Besuch aus den norddeutschen Niederungen in die Höhen und Tiefen der Schweizer Berge einzuführen.
Wir fuhren am Freitagabend nochmals in die Rheinschlucht um erst das gemeinsame Nächtigen im Zelt zu proben und am nächsten Morgen die Schlucht in umgekehrter Richtung zu laufen. In den Bergen gehe ich ungern 2x den gleichen Weg und...der frühe Vogel fängt den Wurm!
Die Vor-Fahrt gestaltete sich ein wenig aufregend, da mein Auto beschloss, auf's Wochenende hin zickig zu sein. Zur Strafe musste es sich dann bei meinem Haus- und Hofmechaniker einer Routineuntersuchung unterziehen. Diese ergab jedoch nichts, so fuhren wir, mit ADAC Ausweis bewaffnet, erst mal Richtung Schweizer Tankstelle.
Auf dem Weg dorthin ruckelte die Kiste noch mehrmals, nachdem sie sich vollaufen liess, schnurrte sie aber ohne Murren Richtung Graubünden.
Es war schon gegen 20:00 Uhr, als wir den lauschigen Campingplatz in Trin erreichten. Der Platz war nicht stark besetzt, ein paar Wohnwägen und keine Zelte, dafür standen dort drei Tipis für diverse Gruppenevents. Als Zweier-Kleingruppe mit geplantem Koch-Event fühlten wir uns willkommen im geräumigen Indianerzelt. Flugs flackerte auch schon ein Lagerfeuer, welches uns bei den doch noch recht kühlen, bergigen Nachttemperaturen ordentlich wärmte und für einen traumhaften Schlaf sorgte.
Nach reichlich heissem Kaffee und Frühstück zogen wir am nächsten Morgen los, der Himmel war ziemlich grau, aber es blieb trocken, was uns zum Wandern recht gelegen kam.
Es war auch das zweite mal ein Genuss, durch diese wilde Schlucht zu stromern und am Ende fuhren wir mit der Rhätischen Bahn von Castrisch wieder zurück nach Trin, immer das kühle Weizenbier im Garten vom Besenbeizli Trin-Station vor Augen. Dort erwartete uns stattdessen eine geschlossene Gesellschaft und recht enttäuscht trollten wir uns davon - immerhin wartete auch noch 1 Stunde Bergweg auf uns. Zum Glück las die Wirtin unsere Gedanken und lud uns zum Mittrinken ein. Das liessen wir uns nicht zweimal sagen, der Tag war vollends gerettet, auch wenn der folgende Weg dadurch nicht kürzer wurde.
Am Campingplatz angekommen, entrichteten wir unseren Obulus und machten uns anschliessend hoffnungsfroh auf den Weg ins Maggia-Tal im Tessin, war doch für dort sonniges Sommerwetter vorrausgesagt, während es in der Heimat ziemlich nass und grau werden sollte.
Müde aber glücklich, mit einem trockenen Roten liessen wir den schönen Tag ausklingen.
Unsere Erwartungen auf einen mediteranen Sommertag schrumpften am nächsten Morgen ziemlich, als wir die Regentropfen auf das Zelttdach prasseln hörten. Dicke, graue Wolkenschwaden hatten sich zwischen den Bergzügen verfangen und liessen die Hoffnungen auf ein Sonnenbad am Fluss auf ein Minimum schwinden. Nach diesem gruseligen Blick zippten wir den Eingang erst mal wieder zu, was allerdings den Regen nicht beeindruckte.
Etwas enttäuscht brachen wir dann die Zelte ab und fuhren zürück Richtung Bernardino, wo wir uns dann noch einen Abstecher in die grossartige, bis 500 m tiefe, 2,5 km lange, wildromantische Via Mala Klamm gönnten. Um zur Via Mala Schlucht und dem schönsten Teilstück der Via Mala zu gelangen fährt man von der Schnellstrasse Richtung San Bernadino kurz hinter Thusis ab. Die Schlucht, bzw. die Via Mala ist schon ab der Schnellstrasse beschildert. Ein moderner Wegelagerer liess uns für 3 Franken Einblick nehmen in ein beeindruckendes Naturmonument - Stein und Wasser schufen in tausenden von Jahren wundersame Formen, Muster und Farben - gewaltige Tiefen und steile, schroffe Felswände flankieren den faszinierenden Wasserlauf.
Die berauschenden Tiefblicke entschädigten uns jedenfalls angemessen für das verfrüht eingetroffene Regenwetter und zu Hause buchten wir dann gleich unsere Flüge nach Kanada...5 Wochen all inclusive...Zelt...Boot...Mann...Frau und Natur pur ;-)















Joe Bonamassa - Faux Mantini [mp3]

Montag, 19. Mai 2008

Schluchten - die Ruinaulta

"Die Ruinaulta in Graubünden ist eine der grossartigsten und vielfältigsten Landschaften der Alpen. Eine wilde Schlucht mit einem ungebändigten Fluss, weissen Steilwänden und weiten Wäldern. Die stillen Seen füllen sich wie von Geisterhand, bei den Auenwäldern brüten seltene Vögel. Selbst Orchideen findet man in diesem kleinen Paradies..."

Ein kleines Paradies ist sie in der Tat, die Ruinaulta, die Rheinschlucht unterhalb von Flims.
Meinen rechten Grosszeh hatte ich vorsichtshalber dick in Schaumstoff verpackt und dann zogen wir bei strahlend blauem Himmel und fast sommerlichen Temperaturen los.
Schon Castrisch, der urige, malerische Ausgangsort der Tour, lud zum Verweilen ein. Bei Castrisch ist das Tor zum Naturmonument Ruinaulta, der Rheinschlucht. Begonnen hat die Geschichte der Ruinaulta mit dem gewaltigen Flimser Bergsturz vor etwa 10'000 Jahren. Der Rhein wurde aufgestaut und bahnte sich in tausenden von Jahren seinen Weg - er formte so die Ruinaulta.
An den gemeinden Sagogn, Valendas und Versam vorbei wanderten wir, mal im Schatten, mal in der Sonne, auf gutem Weg durch den Grand Canyon der Schweiz. Zwischendurch luden zahlreiche Rastplätze mit Grillstellen zum Ausruhen ein, wir bevorzugten aber ein Lagerfeuer am Fluss. Würstchen und Bier hatten wir im Rucksack verstaut, mit dem haufenweise herumliegenden Trockenholz war das Feuer schnell entfacht und wir genossen nach dem Vesper ein Sonnenbad auf den warmen Steinen und schauten den Kanuten beim Spiel mit dem wilden Wasser zu.
Kurz vor Trin, der Endstation unserer Tour, ging der der Weg dann doch noch steil bergan, ca 450 Höhenmeter, wo wir dann oben angekommen mit einem atemberaubenden Blick in die Schlucht und auf die gegenüberliegenden, steil abfallenden Felswände belohnt wurden.
Da wir keine Karte dabei hatten und ein Wegweiser zur Bahnstation Trin fehlte, führte uns ein ziemlicher Umweg über Trin Mulin wieder hinunter in die Schlucht zu unserem vorläufigen Ziel, der Beiz am Bahnhof Trin. Dort liessen wir den zauberhaften Tag mit einem kühlen Radler im lauschigen Biergarten ausklingen, bevor uns die Rhätische Bahn nach Castrisch zurückbrachte.
Es muss nicht jeder Tag ein solcher sein, aber solche Tage wirken lange nach...

Joe Bonamassa - The River [mp3]

Hochstuckli

Nachdem ich mich in letzter Zeit öfters auf norddeutschen Geesten, Marschen und Fleets rumtrieb, zog es mich die letzten Wochenenden wieder mal in die Berge.
Die erste Tour ging zum Hochstuckli und war bis auf eine herrliche Aussicht ein ziemlicher Reinfall.
Meine Bergtauglichkeit hatte durch eine verschleppte Hamburger Bronchitis, die geringe Ration Schlaf und vorangegangene Höhenabstinenz ziemlich gelitten - nach ca. 200 Höhenmetern machte alles an mir schlapp. Höhenkrankheit konnte es noch nicht sein, ich tippte auf Kreislaufschwäche, schickte die anderen weiter, legte mich erst mal eine Stunde ins Gras und nahm ein ordentliches Früstück zu mir. Als ich langsam wieder zu mir kam, rief mich der Berg und ich zog alleine nach oben, erst mal unter der Seilbahn lang, dann an der Sommerrodelbahn vorbei und schliesslich liess ich den Rummel hinter mir und hatte den immer noch mit mächtigen Schneefeldern überzogenen Berg fast für mich allein.
Nach einigen Stunden Stapferei über die apernden Höhen machte ich mich in ziemlichem Tempo an den Abstieg, ich wollte meine 3 Mitfahrer nicht warten lassen. Als ich an's Auto kam, war noch keiner da. Auch nach einem Kaffee und Käseeinkauf war noch keiner da. Nach einer Stunde war immer noch keiner da - da fing meine Kamera an, mit mir zu spielen. Sie sprang aus meiner Hand auf den Boden und brach sich dabei das...keine Ahnung...jedenfalls überlebte sie den Absturz nicht. Da sie schon lange einen bildverschandelnden Kratzer auf der Linse hatte, fiel mir der Abschied nicht all zu schwer.
Stunden später zuckelten dann meine Kumpels ziemlich dezimiert auf dem Parkplatz ein. Der Rest der versprengten Truppe wartete in einer Beiz auf den Abholservice. Wie ich dann während der Heimfahrt erfuhr, hatte ich echt was verpasst: einen richtigen Gipfelstreit, der zu unüberwindbaren Grabenkämpfen führte...
Ziemlich spät und ziemlich fertig gönnte ich meinen jammernden Füssen zuhause noch ein Bad und stellte dabei fest, dass meine Grosszehen etwas aus der Form und Farbe geraten waren, was dann zwei Tage später zur Amputation eines Zehnagels führte...
Drei Tage nach diesem Verlust zog es mich dann wieder hinauf, allerdings suchte ich eine zehenschonende Tour aus - die Ruinaulta - die man auch in bequemen Turnschuhen und ohne längere Gefälle bewältigen konnte...dachte ich.

Joe Bonamassa - Hard To Cry Today [mp3]

Dienstag, 6. Mai 2008

Lass die Bilder sprechen...



















































































...und dann noch ein paar Worte exxtra - es schreit förmlich danach.
Nicht, dass ich keine Zeit mehr hätte, zu schreiben, es ist das Rauchen. Genauer gesagt, das Nichtrauchen. Ich hatte plötzlich keine Lust mehr und analog dazu schwand die Lust aufs Schreiben. Also Lust schon, aber eben nicht mehr auf Schrieb und Rauch. Schluss fertig aus. Geld gespart, Worte gespart und ne richtige Bronchitis hab ich endlich auch mal statt dem blöden Raucherhusten - mir blieb solidarisch sogar die Stimme weg. Der Husten kommt entweder von der Fliegerei nach Hamburg oder von der Paddelei in Hamburg oder von der Quasselei in Hamburg oder gar weil ich in der Hydro-Werke in Hamburg zu viel Arbeiterluft geschnuppert und geschwitzt hab um mich anschliessend auf der Reeperbahn dünn bekleidet abzukühlen. Jedenfalls siehts mit der Schreiberei mau aus, seit ich mir die Zigarette vom Mund abspar. Jetzt versuch ich's mal anders mit der Inspiration. Tee trinken und abwarten.
Also, wie man schon an den Bildern sehen kann, war ich wieder mal bei Jazz Downtown. Das tolle Frühlingswetter nötigte einem förmlich dazu, eine ausgedehnte abendliche Rundfahrt mit dem Rädle durchs Städtle zu machen. Am Rossini gabs dann auch schon die ersten bluesigen Töne auf die Ohren und zogen mich vom Fahrrad in den Biergarten, zwar nicht umsonst, aber mit Frischluft, toller Stimmung und Weizenbier - und der Sommernachtstraum war perfekt. Fast hätt ich's vergessen, da gab's selbstverständlich lebendigen Blues, echt und live gespielt von der Truppe, die mich immer zum Rechtschreibfehler zwingt, den "Haut und Knochen" oder in richtig "SKIN N´BONE". Das hab ich jetzt von der website kopiert, damit ich mit den n's und Apostrophen nicht wieder durcheinander komm. Die Webadresse heisst allerdings www.skinandbone.de, dort kann man auch was von dem tollen Blues im MP3 Format runtarladen oder anhören.
Kurz und gut, die Jungs um den attraktiven Herrn mittleren Alters spielten Blues vom Feinsten, da war's dann auch nicht weiter schlimm, dass die Bedienung einen besonders langen Weg hatte und das Bier besonders lange auf sich warten liess.
Wenn's am Schönsten ist, sollte man bekanntlich gehen und das taten wir dann auch. Es zog uns ins nahegelegene Kaffeehaus Krone, wo es fast noch schöner wurde und zwar mit dem Dusa Orchestra. Mit Alpenmusik, Balkan, Jazz, Tango. Musette, Klassik und Avantgarde musizierten sich die Jungs nicht nur flugs in die Ohren, sondern auch mitten ins Herz - die Buben waren einfach klasse! Stundenlang hätte ich lauschen können, wenn da nicht noch so viele andere Ohrenschmäuse gewartet hätten. In der Spielpause gings weiter zum Halm. Das "Hegau Swing Quintett" erwartete uns dort mit Barmusik. Swing ist definitiv nicht mein Ding, der Besuch galt eher einem Bandmitglied als der Musik, dementsprechend schnell wechselten wir das Lager.
Kurz vor dem letzten Set trafen wir dann im Brauhaus ein, wo "Schwester Gaby" ihr Debüt als Blues-Rock-Quartett mit Andy Dannenmayer gaben. Das Brauhaus bietet sehr viel Platz und somit konnten wir den Abend sitzend ausklingen lassen. Ich hatte den Eindruck, dass es für die Band etwas gewöhnungsbedürftig war, mal nicht in beinahe-Hautkontakt mit hüpfendem Publikum zu spielen. Mir gefiel die bluesige Schwester aber ausserordentlich gut, wozu auch Andy Dannenmayer mit seiner unverwechselbaren Reibeisenstimme und der hervorragend gespielten Bluesharp seinen Beitrag leistete. Mit dem Schwestern-Blues liessen wir die Jazz Nacht dann auch ausklingen - ein würdiger Abschluss für einen wunderschönen Abend, der leider viel zu kurz war, um von allen musikalischen Schmankerln ausgiebig zu kosten. Aber nach Jazz Downtown ist vor Jazz Downtown und dann gibt's hoffentlich ne neue Runde und auch mal wieder etwas mehr Platz in der Stehkuh...