Dienstag, 18. November 2008

Siemens - das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile

Siemens Chef Peter Löscher hatte wohl vom Baum der Erkenntnis genascht, als er im Zeichen des Konzernumbaus seine Managerriege für "zu weiss, zu deutsch und zu männlich" befand. Auch Aufsichtsratschef Cromme bemerkte: "Neben einer stärkeren Präsenz von Frauen bedürfe es größerer Internationalität in der Zusammensetzung der Kontrollgremien".
Der Konzernumbau ist erledigt und Löschers Ziele bekommen langsam Profil.
Siemens schaffte den Posten eines "Chief Diversity Officers" und besetze ihn mit der 45-jährigen Jill Lee. Die in Singapur geborene Lee, die nun Talente fördern soll, ist seit 1986 für Siemens in verschiedenen asiatischen Ländern tätig. Zudem solle der Portugiese Pedro Miranda die weltweite Verantwortung für das Projekt "Siemens One" übernehmen. Unter dem Titel bietet der Konzern Großkunden Produkte aller Konzernbereiche aus einer Hand an.
Nun aber überraschte Löscher und seine Aufsichtsratskollegen mit einem herzhaften Biss in den Apfel - als erste Frau in der 160jährigen Firmengeschichte nahm gestern Barbara Kux ihre Tätigkeit im Siemens-Vorstand auf.
Siemens ist damit das zweite der DAX 30 notierten Unternehmen, welches mit einem weiblichen Vorstandsmitglied aufwarten kann.
Bettina von Österreich , die andere DAX-Frau und im Vorstand der Hypo Real Estate, sitzt derzeit auf einem heissen Stuhl - vielleicht wird Barbara Kux bald wieder einzige Frau in der Dax 30 Riege sein.
Auf den Vorstandsbühnen der Weltwirtschaft gibt es noch mehrere weibliche Vertreterinnen - erwähnenswert Lorraine Bolsinger, die bei General Electric einen ähnlichen Job macht wie zukünftig Barbara Kux bei Siemens und - leider - als unrühmliches Beispiel ohne Vorbildfunktion: Blythe Masters, die Frau, welche die "finanzielle Massenvernichtungswaffe" Bistro gebaut hat.

Als "hervorragende Persönlichkeit mit einem breiten internationalen Erfahrungshintergrund", lobte Aufsichtsratschef Gerhard Cromme die zukünftige Leiterin des neu geschaffenen "Ressort Supply Chain Management".
Siemens-Chef Peter Löscher erklärte: "Gerade angesichts der gegenwärtigen weltwirtschaftspolitischen Herausforderungen erfolgt die Bestellung von Frau Kux genau zum richtigen Zeitpunkt."

Bleibt zu hoffen, dass es kein saurer Apfel war.

Ihr neues Vorstandsmitglied ließ die Männergarde übrigens in der Pressemeldung des Konzerns zunächst mit keinem Satz zu Wort kommen.

Sonntag, 16. November 2008

Ein Nasenbein für Jimi

Mitch Mitchell Memory Post













So Mitch is back jamming with Jimi and Noel. The Experience has now left Planet Earth.

Einer, der Gitarre spielte wie ein Gott, hat seine Experience wieder um sich versammelt und - wer weiss - vielleicht machen sie eine Revival Tour im Himmel...

Rückblick

Es war ein warmer Spätsommertag. Ich sass im Garten meiner Mutter mit Blumen im Haar, Frieden im Herzen und "The Cry Of Love" auf dem Plattenteller meines Bruders. Es war die erste eigene Schallplatte, mühsam zusammengespart vom Restgeld des weinroten Cord-Maximantels, den ich mir bei einem Ferienjob in der Schokoladenfabrik Stehlin erarbeitet hatte.
"Angel came down from heaven yesterday..." sang Jimi und ich träumte...tomorrow I will be on your side...wie liebte ich diese Stimme, die Gitarre, die Riffs...er war meine erste grosse Liebe, unerreichbar und doch immer nah. Durch seine Musik, die jetzt in Form einer schwarzen Plastescheibe mein war. Wie hütete ich diesen Schatz! Kind noch, ein Mini-Teeny, schwärmte ich mich mit "Freedom" durch den friedlichen Tag. Einmal Gitarre spielen können wie er...
Dann:
"Jimi ist tot."
Meine Schwester.
Ich schrie... .
Doch, sagte sie.
Ich weinte.
Lief zum Plattenteller und drehte auf. Auch die Nachbarn sollten es hören "Sailing for your love Sailing home..."
Meine Mutter hatte Besuch. Ein Onkel, schwer verwundet an Körper und Seele. Im Krieg.
Einmal zeigte er uns seine körperlichen Narben und ich erschrak und verstand doch nicht viel.
Und er redete von merkwürdigen Dingen. Oft klang Hass aus seiner Stimme.
Auch dann, als er aus dem Zimmer trat und mich anbrüllte "mach diese Negermusik aus".
Erschrocken drehte ich ab um dann zwei Minuten später wütend wieder aufzudrehen. Volle Lautstärke.
Fast ein Kind noch, ein Mini Teeny, mit Blumen im Haar aber rebellisch.
Kurz darauf kam er wieder, sagte nichts, holte mit der Hand aus und schlug zu.
Es schmerzte und das Blut lief und die Tränen liefen.
Und doch verdrängte dieser Schmerz den um Jimi's Tod für eine fast wohltuende Weile.

3o Jahre später - meine Nase war inzwischen längst geflickt - bat mich der Onkel um Verzeihung. Der Onkel hat uns längst verlassen, aber die Musik von Mitch, Noel und Jimi ist geblieben, lebt weiter und hat nie etwas an Faszination eingebüsst.

"You got to tell the children the truth
They dont need a whole lot of lies
Because one of these days, baby
Theyll be running things
So when you give them love
You better give it right
Woman and child and man and wife
The best love to have is the love of life"

Jimi Hendrix - Remember [mp3]
Jimi Hendrix Experience - The Wind Cries Mary [mp3]

Dienstag, 4. November 2008

Montag, 3. November 2008

9. Riders on the storm

Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak
"Paddeln bezeichnet die Fortbewegung eines Paddelboots durch einen Paddler mittels Paddel (Doppelpaddel oder Stechpaddel) und kommt vom frei in der Hand bewegten Paddel (eng. "paddle" = "rühren", "Rührstange"). Die einzelnen Paddelschläge werden dabei genutzt, um das Boot voranzutreiben, abzubremsen, zu steuern oder dem Boot zusätzliche Stabilität im labilen Gleichgewicht auf dem Wasser zu geben."
So steht es im Wikipedia.
Hinzufügen möchte ich noch Folgendes: Paddeln ist manchmal höllisch anstrengend, das Kajak auf Kurs zu halten erfordert viel Geduld und Konzentration. Vor allen Dingen, wenn einem ein strammer Wind von vorne ins Gesicht pustet und der Fluss nicht nur einfach still vor sich hinfliesst, sondern sich in wilden Strudeln windet.
Nachdem wir nun schon 7 Tagesetappen mit durschschnittlich 50 km gepaddelt waren, hatte ich ein gutes Gefühl für das Boot und die Technik entwickelt und es fuhr meistens in die Richtung, in die wir wollten.
Am folgenden Tag war es allerdings ein bisschen anders.
Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen und Bernd's frischgebrühter Kaffee und die Sonne weckten auch an diesem Morgen die Lebensgeister. Vor dem Paddelspass stand wieder die schon zur Routine gewordene Packerei, wir waren mittlerweile ein gut eingespieltes Team und der Lagerabbau klappte wie am Schnürchen.
Nachdem wir einige Kilometer zurückgelegt hatten, wurde es immer stürmischer, der Wind drückte die Boote zur Seite und wir hatten alle Mühe voranzukommen. Die starke Strömung und die vielen Kabbelwellen - "shoppy water", wie die Kanadier es nennen - machten es auch nicht einfacher. Im Kampf mit den Elementen liess sich das Kajak nur noch höchst widerwillig steuern und ich trieb in rasantem Tempo auf eine Felswand zu. Der heisse Ritt, der mich um ein Haar kentern liess, wurde glücklicherweise gebremst von einem am Felsen befindlichen Kehrwasser.
Nachdem ich mich mit Bernd's verbaler Unterstützung aus dem Kehrwasser manövriert hatte, ging es wieder Richtung Flussmitte und weiter unserem Tagesziel entgegen, Stewart Island, an der Mündung des Stewart River gelegen. Dort sollte es laut Flussführer einige Hütten und einen Laden geben.
Wir waren sehr verwundert und enttäuscht, als wir ausser den Resten einiger Cabins kein Stewart Island mehr vorfanden, zum grössten Teil war alles weggeschwemmt.
Der Fluss gibts, der Fluss nimmts...also paddelten wir weiter und schlugen alsbald mit unserem Zelt wieder mal auf einer Sandbank auf.


Guns N'Roses - Jumpin Jack Flash [mp3]
The Doors - Riders On The Storm [mp3]

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Von unten gesehen. Funktionärskonferenz ___


Karlsruhe, Ende Oktober 2008, zwei Tage vor der dritten Verhandlungsrunde. Auftaktveranstaltung zur heissen Phase in den Tarifverhandlungen.
Ca. 5.200 Metaller/innen folgten dem Aufruf der Arbeitnehmerorganisation und unterstützten lautstark und kämpferisch die diesjährige Tarif-Forderung "konsequent für 8 Prozent". Gehalt selbstverständlich, nicht Gewinn-Marge, die liegt erfahrungsgemäss in anderen Dimensionen.
Wenn ein börsennotiertes Unternehmen von "nur" acht Prozent Gewinnsteigerung spricht, nennt sich das Gewinnwarnung und verscheucht die Aktionäre. Wenn Gewerkschaften acht Prozent Lohnsteigerung fordern, haben sie - laut Gesamt-Metall-Chef Martin Kannegiesser - "nicht mehr alle Tassen im Schrank".

Die Gewerkschaft verschärft den Ton in der Tarifauseinadersetzung für die 3,6 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie.
Die Lohnforderung der Gewerkschaft ist die höchste seit 16 Jahren. Die IG Metall reagiert damit auf die Wut in den Betrieben über die wachsende Kluft zwischen Arbeitseinkommen und Unternehmensgewinnen.

IG Metall Chef Berthold Huber sagte, die Gewerkschaft wolle einer drohenden konjunkturellen Abschwächung mit einer Erhöhung der Kaufkraft entgegenwirken. «Wir brauchen angesichts der Finanzmarktkrise und der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten eine Stärkung der Binnennachfrage», sagte Huber. «Wir brauchen höhere Löhne damit Arbeitsplätze gesichert werden». Huber hielt den Arbeitgebern vor, mitten in der Finanzkrise und einem Abschwung der Weltwirtschaft mit Lohnsenkungen die Binnenkonjunktur abzuwürgen. «Genauso könnte man einem Magersüchtigen eine Nulldiät verordnen, um ihn vor dem Verhungern zu retten», sagte Huber. Möglicherweise legen die Arbeitgeber am Donnerstag in Baden-Württemberg bei der dritten Verhandlungsrunde erstmals ein Angebot vor. Bezirksleiter Jörg Hofmann sagte, es gehe jetzt darum, die Schieflage zwischen Profiten und Arbeitseinkommen wieder gerade zu rücken. «Gerade weil die Arbeitnehmerhaushalte dringend mehr Geld in den Geldbeuteln brauchen, angesichts galoppierender Belastungen.»
Deutschland als Export-Weltmeister - die Zeiten des Aufschwungs im Inland durch florierende Ausfuhren sind leider vorbei.
Selbst nach Ansicht von Klaus Holschuh, Chefvolkswirt der DZ Bank, sollten die Unternehmen die Löhne stärker erhöhen, um die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken. Der Ökonom, der gewiss kein Gewerkschaftsanhänger ist, sieht dazu reichlich Spielraum. Vermutlich hat er Recht. Doch welcher Arbeitgeber lässt sich in der heutigen Lage zu einer kräftigen Tariferhöhung bewegen?

Nach Berechnungen des Tarifexperten Torsten Schulten von der Hans-Böckler-Stiftung, sind die durchschnittlichen Tariflöhne in der Gesamtwirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2008 nur um 3,3 Prozent gestiegen, trotz nominal höherer Abschlüsse. Das gleicht noch nicht einmal die Preissteigerung aus.
Nur Malta hat geringere Netto-Lohnzuwächse innerhalb der EU. Im Land der 500.000 Millionäre dürfen wohl nur Reiche reicher werden.

Die Gewerkschaften sind den Arbeitgebern in den vergangenen Jahren - bedingt durch die schwache Konjunktur und den verschärften internationalen Lohnwettbewerb - weit entgegen gekommen. Sie haben gegen große interne Widerstände die Arbeitszeiten flexibilisiert, haben Öffnungsklauseln zugestimmt, die den Betrieben Abweichungen vom Flächentarifvertrag ermöglichen, haben Einschnitte bei Weihnachts- und Urlaubsgeld hingenommen.
Nun aber hat sich der Wind gedreht.
Die Vorbereitungen für die Warnstreiks laufen auf Hochtouren. Die Friedenspflicht endet in der Nacht auf Samstag.

Franz Ferdinand - What You Waiting For [mp3]
Damien Jurado - Everything Trying [mp3]

Von oben gesehen. Gipfelkonferenz /\


Noch einmal Sonne tanken, raus aus der herbstlichen Nebelsuppe am See.
Auf den 2246 hohen Schwalmis zog es uns, erst mit der Seilbahn, dann per Pedes.
Nicht nur Sonne, auch Kraft tanken lässt es sich vorzüglich über den Wolken - einfach wunderbar wanderbar !

Bob Dylan - Most Likely You Go Your Way And Ill Go Mine [mp3]
R.E.M - Supernatural [mp3]