Sonntag, 16. November 2008

Ein Nasenbein für Jimi

Mitch Mitchell Memory Post













So Mitch is back jamming with Jimi and Noel. The Experience has now left Planet Earth.

Einer, der Gitarre spielte wie ein Gott, hat seine Experience wieder um sich versammelt und - wer weiss - vielleicht machen sie eine Revival Tour im Himmel...

Rückblick

Es war ein warmer Spätsommertag. Ich sass im Garten meiner Mutter mit Blumen im Haar, Frieden im Herzen und "The Cry Of Love" auf dem Plattenteller meines Bruders. Es war die erste eigene Schallplatte, mühsam zusammengespart vom Restgeld des weinroten Cord-Maximantels, den ich mir bei einem Ferienjob in der Schokoladenfabrik Stehlin erarbeitet hatte.
"Angel came down from heaven yesterday..." sang Jimi und ich träumte...tomorrow I will be on your side...wie liebte ich diese Stimme, die Gitarre, die Riffs...er war meine erste grosse Liebe, unerreichbar und doch immer nah. Durch seine Musik, die jetzt in Form einer schwarzen Plastescheibe mein war. Wie hütete ich diesen Schatz! Kind noch, ein Mini-Teeny, schwärmte ich mich mit "Freedom" durch den friedlichen Tag. Einmal Gitarre spielen können wie er...
Dann:
"Jimi ist tot."
Meine Schwester.
Ich schrie... .
Doch, sagte sie.
Ich weinte.
Lief zum Plattenteller und drehte auf. Auch die Nachbarn sollten es hören "Sailing for your love Sailing home..."
Meine Mutter hatte Besuch. Ein Onkel, schwer verwundet an Körper und Seele. Im Krieg.
Einmal zeigte er uns seine körperlichen Narben und ich erschrak und verstand doch nicht viel.
Und er redete von merkwürdigen Dingen. Oft klang Hass aus seiner Stimme.
Auch dann, als er aus dem Zimmer trat und mich anbrüllte "mach diese Negermusik aus".
Erschrocken drehte ich ab um dann zwei Minuten später wütend wieder aufzudrehen. Volle Lautstärke.
Fast ein Kind noch, ein Mini Teeny, mit Blumen im Haar aber rebellisch.
Kurz darauf kam er wieder, sagte nichts, holte mit der Hand aus und schlug zu.
Es schmerzte und das Blut lief und die Tränen liefen.
Und doch verdrängte dieser Schmerz den um Jimi's Tod für eine fast wohltuende Weile.

3o Jahre später - meine Nase war inzwischen längst geflickt - bat mich der Onkel um Verzeihung. Der Onkel hat uns längst verlassen, aber die Musik von Mitch, Noel und Jimi ist geblieben, lebt weiter und hat nie etwas an Faszination eingebüsst.

"You got to tell the children the truth
They dont need a whole lot of lies
Because one of these days, baby
Theyll be running things
So when you give them love
You better give it right
Woman and child and man and wife
The best love to have is the love of life"

Jimi Hendrix - Remember [mp3]
Jimi Hendrix Experience - The Wind Cries Mary [mp3]

9 Kommentare:

  1. Ich hatte schon gedacht, dass niemand dieses tragische Ereignis wahrgenommen hat. Egon

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  2. Schmerzlich hab ich es wahrgenommen, Egon. So langsam treten die grossen, alten Musiklegenden von der Bühne ab. Das ist der tragische Lauf des Lebens...zum Glück gibt es ja noch ein paar alte Knochen, die sich dem guten Blues verschrieben haben ;)

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  3. Du sagst es Hide.

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  4. Negermusik, es ist natürlich Negermusik. Klingt heute immer noch wie ein Schimpfwort..
    Generationskonflikt. Es heute nicht mehr ganz so wie damals.

    Schönen Sonntagabend noch. Ist schon wieder dunkel

    Rainer

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  5. @Wils, ergänzend muss ich noch anfügen: nicht nur alte Knochen, sondern auch Schwestern :)

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  6. Wie muss Jimi Hendrix für die Kriegsgeneration geklungen haben ? Vielleicht völlig fremd, exotisch und gefährlich, unverständlich, frei. Alles was dieser Onkel nicht begreifen konnte.Wut in sich und der Neid auf dieses junge Mädchen, das sich und die Musik genießt. Er konnte seine Jugend nicht genießen. Und wenn, dann zu kurz.

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  7. @rainer
    Ich glaube, das Wort "Negermusik" war in der damaligen älteren Generation weit verbreitet, als Synonym für Krach. Man hört das heute nicht mehr, zumindest nicht in dem Sinn, wie es damals gebraucht wurde.

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  8. nochmal@rainer
    er war ein tragisches Opfer seiner Zeit, hat seinen Hass genährt mit allem, was ausserhalb seines Horizonts von Zucht und Ordnung war. Entscheidend war für mich das Eingeständnis seines Fehlverhaltens, auch wenn es spät kam. Eine Art Widergutmachung, die Verzeihen mglich machte.

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  9. nochmal@rainer

    --
    Danke Hide ... morgen wieder

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