Dienstag, 16. Februar 2010

Wie malt mann ein spiennätz?

Also, eins erst mal vorneweg, an alle zukünftig Suchenden: dies hier ist kein SPIENNÄTZ.

Immer wieder verfangen sich bizarre Suchanfragen auf (in?) diesem Blog. Altweiberfasnacht ist zwar vorbei, das scheint aber viele Googelisten nicht davon abzuhalten, nach Spinnennetzen zu suchen. Und natürlich landen die alle früher oder später hier.
Dabei liegt das Gute so nah. Warum im worldwiden Web suchen, wenn man schon einen Augenblick weiter die hübschesten Anschauungsobjekte findet. Schaut mal statt in den Bildschirm eure Vierwände an, in irgendeiner Zimmerecke wabert doch bei jedem ein Netz. Nicht? Na, bei mir schon, ich mag Spinnen und ihre Netze. Spinnennetze sind wahre Meisterweke der Statik und Architektur. Zur Zeit hängt ein ganz besonderes Meisterwerk auf meiner Terasse: eine Spinnenkinderstube. Und wenn sie nicht gestorben sind, werden die Spinnenkinder im Frühjahr ausschwärmen und viele, neue Netze spinnen...genug geschwärmt, zurück zu Google.
Neulich also erreichte mich die orthopädische Suchanfrage: "Wie malt mann ein spiennätz?" Ich glaub, ich spinne...immerhin ein Beweis für die fast unendliche Sprachtoleranz von Google.
Wie mann ein spiennätz malt kann ich euch nicht sagen, aber vielleicht bringt euch folgender Erklärung ans Ziel. Bevor ich euch noch über die Strasse helfen muss...

Stift in die Klaue, ran ans Papier und los gehts:
Im Spinnennetz kann man viele geometrische Formen erkennen:
- In der Mitte des Spinnennetzes befindet sich ein Vieleck, das fast einem Kreis entspricht
- Von diesem Vieleck gehen Strecken weg
- Zwischen den Strecken gibt es Verbindungsstrecken, welche parallel zum kreisähnlichen Vieleck sind
- Die Verbindungsstrecken bilden neue kreisähnliche Vielecke, die ähnlich zum Ausgangsvieleck sind.
- Strecken und Verbindungsstrecken bilden Trapeze,  manchmal Dreiecke.
- guggst Du, so:


Black Mold - Metal Spider Webs
Brian Eno - Spider And I

Sonntag, 7. Februar 2010

Spoken Word Performance mit Henry Rollins


Bizepsberge mag ich genausowenig wie Tatoos. Kommt beides zusammen, stellen sich üblicherweise meine Nackenhaare auf und meine Augen folgen gerne dem dringenden Wunsch, sich abzuwenden und nach einem erfreulicheren Anschauungsobjekt zu suchen.
Vor diesem Hintergrund fand ich es ausserordentlich mutig, mich mehrere Stunden dem Anblick eines tätowierten Bizepsberges aussetzen zu wollen: am Freitagabend durfte ich den Berserker unter den Sprachakrobaten, Schauspieler, Schriftsteller, Menschenrechtsaktivist, Stand-Up Comedian, ehemalige Rampensau der kalifornischen Punk-Rock-Band Black Flag und Kopf der Rollins Band, Henry Lawrence Garfield alias Henry Rollins in seiner Spoken Words Performance zum ersten mal live erleben.
Letztlich waren es die Neugier und der unbändige Drang, mal wieder meine Kopfschubladen umzusortieren, die mich in die Rote Fabrik nach Zürich trieben.
Genau zehn Minuten brauchte ich für Letzteres.
Der rollende Poet tänzelte auf die Bühne und legte sofort los. Ein Mann, ein Mikrofon und viele Worte.
Mehr brauchte es nicht, um die Bühne unsicher zu machen und das zahlreich lauschende Publikum in Begeisterung zu versetzen. Pausenlose 3 Stunden erzählte das Energiebündel aus seinem aktuellen Buch "A Preferred Blur" auf einzigartig witzige und intelligente Weise - ohne Manuskript. Nicht mal einen Schluck Wasser gönnte sich Rollins zwischen den spannenden Erlebnissen seiner Reisen durch aller Herren Länder.
Nichts und niemand scheint vor seiner aussergewöhnlichen Beobachtungsgabe sicher. Brüllend reisst er die Mauern sauberer Vorstädte nieder und führt die dahinterliegende heile Welt ad absurdum. Ob Politiker, Normalos, Tunten, Stars und Sternchen - alle kriegen ihr Fett weg, wenn Rollins sie mal schnaubend, mal winselnd oder zornig schreiend parodiert, nicht mal sich selbst lässt er dabei aus, was ihn ungemein sympathisch macht.
Vermutlich hätte Rollins den Hardcore-Quasselmarathon über die ganze Nacht ausgedehnt, "nur" drei Stunden waren wahrscheinlich ein Zugeständnis an die Aufnahmefähigkeit des Publikums.

Fazit des Abends: Fucking intense! Henry Rollins hat es geschafft, die vertätowierten Muskelpakete hinter seiner begnadeten Wortgewalt verschwinden zu lassen und mich als breitgrinsender, bekennender Fan ins nasskalte Zürich zu entlassen.

Rollins Band - Liar
Rollins Band - What's The Matter Man
Rollins Band -Ghost Rider

Sonntag, 31. Januar 2010

Zeit Leser wissen mehr...

Hin und wieder lese ich "Die Zeit", soviel Zeit muss sein. Meistens liegt es nicht an der fehlenden Zeit, wenn ich sie nicht lese, sondern am fehlenden Raum. Als Bettlektüre eignet sich dieser grossformatige Wissensspeicher nun mal nicht und auf dem Sofa möchte die Katze immer mitlesen, das geht gar nicht. Die zeitliche Manipulation dieses unverdorbenen Katzenwesens kann ich nicht dulden.
Eigentlich bräuchte ich ein spezielles Zeit-Zimmer. Da könnte man einen Zeit-Teppich verlegen und sich mittels eines Lesekeils bäuchlings an die unverzichtbaren, journalistischen Glanzleistungen und Erkenntnisse ranrobben.
Da ich weder Haus- oder Nobelappartement-Besitzerin bin, noch promoviert hab geschweige denn habilitiert bin und auch nicht regelmässig in der Business-Class fliege oder sonstig Zeit-privilegiert bin, zähle ich mich nicht zum eingeschworenen, typischen Zeit-Leser Klientel, sondern würde mich eher als räumlich beschränkte Gelegenheits-Zeit-Leserin bezeichnen.
Das Raum- und Zeitproblem hab ich inzwischen durch eine spezielle Zeit-Sofa-Ecke und durch straffe Organisation meines Wochenablaufs gelöst. Ein Abend der Woche gehört zuungunsten anderer Aktivitäten in Zukunft der Zeit, kleine Sofakissentürme links und rechts entlasten die Arme beim Halten der schwergewichtigen Zeit, von hinten wird sie mit einem flexiblen Leuchtsystem angestrahlt. Obwohl ich das eigentlich nicht bräuchte, weil die Reise durch die Zeit immer eine anregende ist, verringern Leuchtmittel mit Tageslichtspektrum dabei prophylaktisch das Ermüdungsrisiko.
Auf diese Weise werden auch traumatische Zeit-Erlebnisse schon im Keim erstickt. Wollte doch tatsächlich ein bauernschlauer, ignoranter Pappnaserich auf einer Berghütte unsere ungelesene Zeit zum Trocknen seiner Schuhe verwenden, mit der Begründung: „Frauen verstehen den Wirtschaftsteil doch eh nicht". Den anderen Teil hätte er vermutlich zum Stopfen der Hohlräume seines Gehirns gebraucht. Pffft, da wickel ich lieber meinen Kompost in die Edelpostille und stopf sie in die Tonne.
Als ich neulich vertieft in meiner Zeit-Ecke sass und genüsslich das seicht-unterhaltsame Zeit Magazin durchblätterte, tauchte ich dabei in die Niederungen postmoderner Feuchtgebiete, lernte den emanzipierten, weiblichen Orgasmus kennen, so oder so und wie sie "lange nach dem vertuschten Ereignis ihm einen Orgasmus vorspielt".
Von Fürstin Gloria über Alice Schwarzer bis Veronica Ferres, alle haben sich geoutet: "Ich habe vertuscht!"
Nicht vorgetäuscht, sondern vertuscht - oha, das ist bahnbrechend - welch weibliche Raffinesse!!
Gewissenhaft kämpfte ich mich durch den aufschlussreichen Artikel und konnte so den wenig nachvollziehbaren dafür umso verblüffenderen Bogen des Schreiberlings vom vertuschten Orgasmus bis zur "Travel Pussy" begleiten. Kurz unterhalb der Gürtellinie kam die Zeit an ihre Grenzen, da konnte nur noch  Google helfen. Wie der Autor des Artikels, wollte auch ich rausfinden, was Travel-Pussy-Käufer bei Amazon sonst noch kaufen. Bei Harald Mertenstein war es der Film "Batman begins", bei mir haben Kunden, die diesen Artikel erworben hatten, durchschnittlich häufig ebenfalls den "AspenSport Outdoor und Trekkingrucksack Minnesota, 35 Liter" gekauft...und ich dachte immer, die haben Vesper und Trinkflasche im Rucksack!
Tja, Zeit-Leser wissen eben mehr ;-)

Tracy Chapman - This Time
David Wilcox - It‘s Almost Time
Dee Carstensen - Time

Dienstag, 26. Januar 2010

Wildhaus...denn das Gute liegt so nah



Nur eine Stunde vom Bodensee, hinter den sieben Bergen, zwischen dem mächtigen Säntismassiv und den Gipfeln der Churfirsten eingebettet, liegt eine idyllische Märchenwelt.
Stille, nur der Schnee knirscht leise unter den Schuhen, Spuren hinterlassen - sagenhaft zauberhaft.




Mark Erelli - Snowed In 
Dolorean - Violence In The Snowy Fields
Laura Veirs - Snow Camping

Sonntag, 24. Januar 2010

stilllebigsilence

Er war lautlebig, schnelllebig und kurzlebig. Es wird nun ein bisschen leiser werden, in der amerikanischen Punkrockszene, ohne ihn. Gerade mal 29 Jahre alt ist er geworden, der genialische Wüterich Jay Reatard
Erst vor kurzem fing ich mich an zu erfreuen, an den grandiosen Punkrockriffs und den poetischen Melodien seines ersten, regulären Albums, ohne zu wissen, dass es gleichzeitig sein letztes sein würde. Eigentlich sollte es so was wie eine Imagekorrektur werden, ein Neuanfang, er wollte seinen Ruf als Enfant Terrible abschütteln.
"Es braucht zehnmal mehr Zeit, einen Ruf loszuwerden, als ihn zu erwerben", hat er mal gesagt.
Dazu blieb dem Schnelllebigen keine Zeit mehr - er meinte es wohl ernst mit dem Titel "Watch Me Fall". Schade.

Jay Reatard R.I.P

Jay Reatard - Wounded 
Jay Reatard - My Shadow
Jay Reatard - Always Wanting More
Jay Reatard - Frances_Farmer Will_Have Her_Revenge_on_Seattle 
Jay Reatard - No Time

Dienstag, 19. Januar 2010

Prolapsus nuclei pulposi


Der Deutsche geht durchschnittlich 18mal jährlich zum Arzt, so häufig wie nie zuvor. Das ginge aus dem neuen Arztreport der Barmer GEK hervor, sagte mir heute morgen der freundliche Nachrichtensprecher auf SWR3.
Dabei ist der Krankenstand der Niedrigste seit Einführung der Statistik anno 1970.
Wie passt das zusammen?
Eine andere Statistik sagt, aus Angst vor Arbeitsplatz-Verlust melden sich die Deutschen immer seltener krank.
Wenn ich richtig kombiniere, heisst das aber nicht, dass die Deutschen deswegen weniger krank sind, sondern dass die Krankheiten eben wegen der Angst ins Psychosomatische abdriften und sich so multiple, diffuse Krankheitsbilder entwickeln, die von den Ärzten nicht einfach behandelbar sind.
In den 8 Minuten, die ein Arzt durchschnittlich Zeit hat, einen Patienten zu behandeln, quält der sich dann noch oft durch schlecht funktionierende Computersysteme, da bleibt kaum die Zeit, dem Patienten in die Augen zu schauen. Eine ordentliche Diagnose allein aus Labor- und Gerätewerten ist m.E. in vielen Fällen nicht weiterführend, der fehlende empathischen Blick und diagnostische Mängel auf Grund einer reduktionistischen Denkweise der Schulmedizin offnet dem Drehtüreffekt Tür und Tor und die Katze beisst sich in den Schwanz.
Gut Ding braucht eben Weil. Würden sich Hausärzte statt der 8 Minuten gleich 20 Minuten pro Patienten Zeit nehmen, würde sich die Anzahl der Arztbesuche und Folgetermine drastisch dezimieren, und allen wäre geholfen. Eine nachhaltige Gesundheitssytem-Reform anstatt eines mit heisser Nadel gestrickten Gesundheitsfonds wäre ein Ansatz.

Ähnliche, verhängnisvolle Effekte erlebt man in der restlichen, schönen Arbeitswelt. Ein neues Projekt steht an, wie immer unter enormem Zeit- und Kostendruck. Man findet den kleinsten, gemeinsamen Nenner und beschränkt sich auf ein gerade noch kostenverträgliches Minimum an Ausarbeitung. Unterm Strich dieser Kosten- und Zeitreduktionsmentalität steht dann paradoxerweise immer eine Kostenexplosion, die dann von den hirngewaschenen Verantwortlichen in aberwitzig hochdotiert besetzten Gremien analysiert und schöndiskutiert wird. Und wenns gar nicht schöner werden will, dreht man am Personalkarusell.

Vor Jahren hatte ich mal einen Hausarzt, einer der letzten der alten Garde, der schaute mir erst mal tief in die Augen bevor ich ihm die Zunge rausstrecken durfte. Danach kamen die obligatorischen Fragen: "wo drückt der Schuh, wie gehts denn zuhause und auf Arbeit?" Oder: "lass di mol anschauä Mädle, Du hosch doch än dickä Hals!" Nachdem wir ein wenig geplaudert hatten, war ich kurz darauf wieder einsatzfähig oder mit einer aussagekräftigen Diagnose bei der Folgebehandlung.
Zum Leidwesen seiner Patienten begab sich Dr.Schlömann in den verdienten, vorgezogenen Ruhestand, einen Arzt mit ähnlich menschlichen Qualitäten suche ich seither erfolglos.

Ein verschleppter Prolapsus nuclei pulposi liess mich gestern an einem einzigen Tag 22,22% der durschnittlich jährlichen Arztbesuche verbrauchen. 5 Stunden hab ich damit verbraten, wenn ich die vom letzten Jahr plus Physiotherapie dazuzählte, käme das summa summarum auf locker 3 Wochen Kur. Krankgeschrieben wurde ich deshalb nie. Nachsitzen heisst die Devise, damit der Prolapsus prolapsen kann, denn häufige Fehlzeiten küren einem zur "unbrauchbaren Resource" und somit zu bevorzugten Anwärtern für den Schleudersitz.

Die nächsten Termine stehen schon im Kalender.Vielleicht sollte mir einen längsgestreiften Rolli besorgen. Zwecks dem dicken Hals, zur optischen Verschlankung.

Emily Haines & The Soft Skeleton - Dr. Blind
HEALTH - Die Slow 
Harlem Shakes - Technicolor Health

Dienstag, 12. Januar 2010

Reizvoll

Eine originelle Werbe-Aktion des französischen Dessous-Herstellers Aubade...vive la Frongraisch ;-)

via Zeit-Blog