Mittwoch, 29. Oktober 2008
Von unten gesehen. Funktionärskonferenz ___
Karlsruhe, Ende Oktober 2008, zwei Tage vor der dritten Verhandlungsrunde. Auftaktveranstaltung zur heissen Phase in den Tarifverhandlungen.
Ca. 5.200 Metaller/innen folgten dem Aufruf der Arbeitnehmerorganisation und unterstützten lautstark und kämpferisch die diesjährige Tarif-Forderung "konsequent für 8 Prozent". Gehalt selbstverständlich, nicht Gewinn-Marge, die liegt erfahrungsgemäss in anderen Dimensionen.
Wenn ein börsennotiertes Unternehmen von "nur" acht Prozent Gewinnsteigerung spricht, nennt sich das Gewinnwarnung und verscheucht die Aktionäre. Wenn Gewerkschaften acht Prozent Lohnsteigerung fordern, haben sie - laut Gesamt-Metall-Chef Martin Kannegiesser - "nicht mehr alle Tassen im Schrank".
Die Gewerkschaft verschärft den Ton in der Tarifauseinadersetzung für die 3,6 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie.
Die Lohnforderung der Gewerkschaft ist die höchste seit 16 Jahren. Die IG Metall reagiert damit auf die Wut in den Betrieben über die wachsende Kluft zwischen Arbeitseinkommen und Unternehmensgewinnen.
IG Metall Chef Berthold Huber sagte, die Gewerkschaft wolle einer drohenden konjunkturellen Abschwächung mit einer Erhöhung der Kaufkraft entgegenwirken. «Wir brauchen angesichts der Finanzmarktkrise und der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten eine Stärkung der Binnennachfrage», sagte Huber. «Wir brauchen höhere Löhne damit Arbeitsplätze gesichert werden». Huber hielt den Arbeitgebern vor, mitten in der Finanzkrise und einem Abschwung der Weltwirtschaft mit Lohnsenkungen die Binnenkonjunktur abzuwürgen. «Genauso könnte man einem Magersüchtigen eine Nulldiät verordnen, um ihn vor dem Verhungern zu retten», sagte Huber. Möglicherweise legen die Arbeitgeber am Donnerstag in Baden-Württemberg bei der dritten Verhandlungsrunde erstmals ein Angebot vor. Bezirksleiter Jörg Hofmann sagte, es gehe jetzt darum, die Schieflage zwischen Profiten und Arbeitseinkommen wieder gerade zu rücken. «Gerade weil die Arbeitnehmerhaushalte dringend mehr Geld in den Geldbeuteln brauchen, angesichts galoppierender Belastungen.»
Deutschland als Export-Weltmeister - die Zeiten des Aufschwungs im Inland durch florierende Ausfuhren sind leider vorbei.
Selbst nach Ansicht von Klaus Holschuh, Chefvolkswirt der DZ Bank, sollten die Unternehmen die Löhne stärker erhöhen, um die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken. Der Ökonom, der gewiss kein Gewerkschaftsanhänger ist, sieht dazu reichlich Spielraum. Vermutlich hat er Recht. Doch welcher Arbeitgeber lässt sich in der heutigen Lage zu einer kräftigen Tariferhöhung bewegen?
Nach Berechnungen des Tarifexperten Torsten Schulten von der Hans-Böckler-Stiftung, sind die durchschnittlichen Tariflöhne in der Gesamtwirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2008 nur um 3,3 Prozent gestiegen, trotz nominal höherer Abschlüsse. Das gleicht noch nicht einmal die Preissteigerung aus.
Nur Malta hat geringere Netto-Lohnzuwächse innerhalb der EU. Im Land der 500.000 Millionäre dürfen wohl nur Reiche reicher werden.
Die Gewerkschaften sind den Arbeitgebern in den vergangenen Jahren - bedingt durch die schwache Konjunktur und den verschärften internationalen Lohnwettbewerb - weit entgegen gekommen. Sie haben gegen große interne Widerstände die Arbeitszeiten flexibilisiert, haben Öffnungsklauseln zugestimmt, die den Betrieben Abweichungen vom Flächentarifvertrag ermöglichen, haben Einschnitte bei Weihnachts- und Urlaubsgeld hingenommen.
Nun aber hat sich der Wind gedreht.
Die Vorbereitungen für die Warnstreiks laufen auf Hochtouren. Die Friedenspflicht endet in der Nacht auf Samstag.
Franz Ferdinand - What You Waiting For [mp3]
Damien Jurado - Everything Trying [mp3]
Von oben gesehen. Gipfelkonferenz /\
Noch einmal Sonne tanken, raus aus der herbstlichen Nebelsuppe am See.
Auf den 2246 hohen Schwalmis zog es uns, erst mit der Seilbahn, dann per Pedes.
Nicht nur Sonne, auch Kraft tanken lässt es sich vorzüglich über den Wolken - einfach wunderbar wanderbar !
Bob Dylan - Most Likely You Go Your Way And Ill Go Mine [mp3]
R.E.M - Supernatural [mp3]
Montag, 27. Oktober 2008
Donnerstag, 23. Oktober 2008
Sonntag, 19. Oktober 2008
WKAFP - Who Killed Amanda Fucking Palmer ?
Das würden wir auch gerne wissen.
Und nicht nur das.
Gerne wüsste ich auch, was schreiben über das Solodebüt der Dresden Dolls Sängerin Amanda Palmer, die mich letzten Donnerstag komplett sprachlos aus dem Abart ins herbstlich verregnete Zürich entlassen hat.
Mehr noch. Glücklich. Staunend. Berührt.
Amandas Stimme flüsterte und stöhnte, kratzte und schrie und im Zusammenspiel mit theatralischer Mimik und ihrem Piano raubte einem diese Fülle an Ausdruck die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten.
Wie die Wortfindungssötrungen überwinden ? Erst mal anschleichen mit dem zum Glück vergeblichen Versuch, die Palmer in eine Schublade zu stecken. Ein passendes Genre zu finden ist schwierig, weckt jedoch eine lange Liste von Assoziationen.
Kurt Weill meets PJ Harvey, Madonna unternimmt beschwingte Ausflüge in den Chaleston der 30er Jahre, da haucht für Sekunden die sanftmütige Tori Amos am Piano sphärische Töne um sich gleich darauf als David Bowie im Berliner Kabarett der 20er wiederzufinden.
Der Bogen ist weit gespannt und der Ansatz, deutsche Cabaret Tradition und Weillsche Songstrukturen mit Punk und Alternativ-Rock zu paaren, wohl einzigartig.
Ihr Solo-Arrangement nutzt die charismatische Amanda genial, um mehrere Musiker/innen - ihre "friends" - zu beteiligen. Herausragend erwähnenswert die grossartige Ex-Rasputina Cellistin Zoe Keating, die auch schon das Vorprogramm bestritt.
Völlig absorbiert lauschte ich den Tönen, die Zoe aus ihrem Cello zupfte und streichelte, mal sphärisch psychedelisch, dann wieder basslastig rockig, an Apocalyptica orientiert. Seit ihrer Kindheit streicht sie sich durchs Leben - die sympathische, gebürtige Kanadierin Zoe hat ihr Handwerk gelernt, das hörte man.
Während Amanda sich spottend und tröstend hinter dem Piano räkelte, um sich dann wieder kraftvoll in die Tasten fallen zu lassen, umschmeichelten Zos's Streich- und Zupfarrangements ihren facettenreichen Gesang - eine ideale Ergänzung.
Der Konzertabend barg viele Überraschungen und wurde nie langweilig. Mal tauchte überraschend eine Gitarre auf, dann wieder wurde die Bühne in ein groteskes, an die Rocky Horror Picture Show erinnerndes Spektakel verwandelt.
Die Spielfreude und dynamische Kreativität der Vollblutkünstler liess nichts zu Wünschen übrig und sie rockten, als ob sie die Weimarer Republik ein zweites Mal erschüttern wollten.
Dass es gut werden würde, ahnte ich schon. Es war unbeschreiblich gut. Dieser Beitrag ist ein Versuch, das Unbeschreibliche in Worte zu fassen...
Zoe Keating - Tetrishead [mp3]
Dresden Dolls - Life On Mars [mp3]
Dresden Dolls - Cosmic Dancer [mp3]
Samstag, 18. Oktober 2008
Freitag, 17. Oktober 2008
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