Sonntag, 22. Juli 2007

Was ihr wollt














«Ich thue etwas, und weiß selbst nicht was; ich besorge, ich besorge, meine Augen haben mein Herz überrascht! Schiksal, zeige deine Macht: Wir sind nicht Herren über uns selbst; was beschlossen ist, muß seyn, und so sey es dann!»


"Twelfth Night” - Dreikönigsabend - ist der andere Titel, den Shakespeare seiner wohl bekanntesten und beliebtesten Komödie gab. Möglicherweise wird damit auf ein Uraufführungsdatum am 6. Januar angespielt, das aber als nicht gesichert gilt.
Eine andere Deutung ist interessanter: Die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig gelten als die "Rauhnächte”, in denen das Geisterheer umherzieht und die Menschen, um ihre Gespensterfurcht und das Grauen vor der winterlichen Dunkelheit zu besänftigen, ausgelassene, dem Karneval vergleichbare Feste feiern - die seit der Antike begangenen Saturnalien. Bei diesem Fest gingen in bunter Verkleidung die Dinge nicht nur in erotischer Hinsicht drunter und drüber: ein turbulentes Was-Ihr-wollt-Durcheinander, das soziale und sexuelle Identitäten vertauscht und jeden möglichen Zweifel an der logischen wie der gesellschaftlichen Ordnung sät. Dieses vergnügliche Experiment mit dem "anderen” nutzt William Shakespeare als Begriff für die Versuchsanordnung der Liebes-Spiel-Arten auf der musikbeseelten Insel Illyrien.

Horst Hawemann's sehr moderne Konstanzer Inszenierung war wohl eher Komödie denn Drama, durchaus vergnüglich gespielt entbehrte das Stück aber nicht einer feinsinnigen Ernsthaftigkeit. Ein stolzes Aufgebot von 10 Schauspieler/innen bot zweieinhalb Stunden vor illustrem Bühnenbild beachtenswerte und rasante Kommödienfreude, ohne in albernen Klamauk abzudriften.
Klaus Redlin als verballhornter Lakai mit gelben Strümpfen entlockte dem Publikum etliche Lacher; der Narr - überzeugend gespielt von Olga Strub - durfte das Geschehen zwischen Glück und Wahnsinn beobachten und mit viel Wortwitz kommentieren.

Kurzum: es wurde mir nicht langweilig am Mittwoch, dem letzten Theaterabend dieser Spielsaison.
Umso unverständlicher fand ich deshalb das Verhalten meiner Platznachbarn. In manchen Szenen fiel auf der Bühne der Satz "Ich will nach Hause". Jedesmal nickte mein Nachbar deutlich und blickte dabei nervös auf seine Armbanduhr. Während des ganzen Schauspiels konnte er es sich nicht verkneifen, seiner Begleiterin abfällige Kommentare zuzuraunen. Zum Schlussapplaus sassen beide stoisch klatschlos da.
Theater ist nicht jedermanns Sache und über Inszenierungen lässt sich streiten, aber der Einsatz und die Spielfreude der Schauspieler hatten an diesem Abend definitiv Applaus verdient. Ich finde es respektlos den Akteuren gegenüber, demonstrativ nicht zu klatschen, vor allem wenn man in den vordersten Reihen sitzt.
Immerhin gibt es die Möglichkeit, sich in der Pause zu verabschieden, wenn das Stück nicht gefällt oder zu lange wird.
Zum Glück sind das Ausnahmen, diesmal hatte ich eine Tauschkarte. Meine üblichen Abonachbarn sind begeisterte Theaterfreunde und besitzen ein Mindestmass an Anstand.

Townes Van Zandt - You Are Not Needed Now [mp3]
M.Ward - To Go Home [mp3]
Lynyrd Skynyrd - Saturday Night Special [mp3]
Michael Andrews - Just A Thought [mp3]

Samstag, 21. Juli 2007

Mula Bandha

Seit fast 6 Jahren praktiziere ich das Yoga. Wenn Disziplin und Motivation stark sind, allmorgendlich, sonst mindestens einmal pro Woche in der Kleingruppe mit Thekla, meiner Yogalehrerin. Yogatag ist immer ein besonderer Tag, nach hektischem Gewese freue ich mich meist darauf und geniesse die Zeit der Ruhe und Konzentration auf ausschliesslich Körper und Geist. Wenn die Laune stimmt und das Wetter passt, gibt es manchmal anschliessend ein gemütliches After-Yoga-Weizen im Biergarten um's Eck.
Letzten Dienstag war das anders. Da gab es - ein Novum - Bier vor dem Yoga. Es wurden am Nachmittag drei Fünfziger im Kollegenkreis gefeiert und dort gab es unter anderem auch mein Lieblingsbier: Tannenzäpfchen.
Eine Zäpfchen lang wollte ich mitfeiern und angesichts der Hitze glaubte ich fest daran, dass dieses eine Zäpfchen bis zur Yogastunde verdampft sei. Es kam aber alles anders. Nach drei Zäpfchen und zweieinhalb Stunden Feiern radelte ich beschwingt und leichtpedalig nach Hause, um dann anschliessend bequem bekleidet der inneren Ruhe zu frönen. Wer aber glaubt, Yoga bedeute, im Lotussitz verzückt vor sich hin zu ohhmeln, tippt daneben. Yoga ist Arbeit, harte Körperarbeit. In meinem Inneren schlummerten nun ausser der Ruhe noch mindestens zwei unverdampfte Zäpfchen, welche die gewünschte innere Ruhe in einen Kampf mit den inneren Schweinehunden verwandelten. Das Bier wollte wieder raus und die Beine verweigerten den Knoten.
Kurzum: vor dem Yoga Bier - das verkneife dir.
Da hies es, Popo zusammenkneifen und durch. Thekla unterstützte mich dabei freundlicherweise mit der folgenden Übung:

Wurzelschleuse - Mula Bandha

Bandhas – die Aktivierung innerer Muskelverschlüsse
Das Sanskritwort Bandha bedeutet Sperre oder Verschluss.
Mula Bandha - Mula bedeutet Wurzel, Quelle, Ursprung oder Basis.

Die Wurzelschleuse, Mula Bandha, ist eine kräftige Kontraktion von Muskeln und eine Stimulation von Energien. Sie hilft, sexuelle Energie in Kreativität und heilende Energie umzuwandeln. Die Wurzelschleuse wird oft am Ende von Übungen und Meditationen angewandt, um die heilenden und aufrichtenden Wirkungen zu versiegeln, und um die Sinne zu stabilisieren. Die Wurzelschleuse ist eine sanfte Bewegung, die aus drei Teilen besteht.

Sitze bequem und mit gerader Wirbelsäule. Spanne die Muskeln um den Anus herum an und fühle, wie die Muskeln sich nach oben und innen bewegen. Halte diese Muskeln angespannt und spanne nun die Muskeln im Bereich der Sexualorgane an. Du wirst dabei ein leichtes Anheben und ein nach Innen-Drehen des Schambeines verspüren, ähnlich dem Gefühl als wolltest du den Urin zurückhalten.

Spanne nun die unteren Bauchmuskeln an und zieh den Nabelpunkt zur Wirbelsäule. Wende diese drei Muskelkontraktionen in einer sanften, schnellen und fließenden Bewegung an und halte die Spannung. Die Wurzelschleuse kann mit ein und ausgehaltenem Atem angewandt werden und wird manchmal durchgehend während einer Übung oder einer Meditation gehalten. Dies ist deshalb möglich, weil die für die Wurzelschleuse nötigen Muskeln nicht für die Atmung oder die Bewegung des Oberkörpers benötigt werden.

Die Wurzelschleuse mischt die Energien von Prana und Apana - die Energien, die erschaffen und jene, welche eliminieren. Durch das Vermischen dieser Energien wird ein Druck erzeugt, der dabei hilft, unsere Energie in einer maßvollen, stabilen und ausgeglichen Weise nach oben durch den physischen Körper und die Chakren zu leiten.

PJ Harvey - A Perfekt Day Elise [mp3]
REM - Until The Day Is Done [mp3]
Björk - Joga [mp3]
Björk - One Day [mp3]

Dienstag, 17. Juli 2007

Weizenbier

"Ist's im Sommer heiss, dann rinnt der Schweiss auch ohne Fleiss."
Endlich ist es Sommer. Die Sonne knallt, die Temperaturen klettern, das Hirn streikt, die Arbeitslust sinkt.
Unser Büro verwandelt sich in diesen Hundstagen regelmässig von der vormittäglichen, beschaulichen Legebatterie zum nachmittäglichen schnellen Brüter.
Jeder Fingerklick auf Maus und Tastatur produziert neue, kleine Rinnsale über die Stirn und unschöne Flecken auf spärlicher Kleidung vergrössern sich zusehends.
Bei Temperaturen von 35° plus fühlt man sich wie ein menschgewordener Geysyr, der Flüssigkeitsverlust ist enorm und das Denkvermögen reduziert sich gerne auf die wesentlichen Dinge: Weizenbier, und natürlich Weizenbier.
Gerade ältere Menschen sollten während solcher Hitze viel trinken und alle überflüssigen Aktivitäten einstellen, um gesundheitlichen Schäden in Folge der Austrocknung vorzubeugen, hört man. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: wie bekomm ich mein Weizenbier ins Glas, ohne dass der damit verbundenen Flüssigkeitsverlust die Flüssigkeitsaufnahme durch dasselbige überschreitet?
Hier ein Lösungsansatz:

Montag, 16. Juli 2007

Im Zeichen des Krebses

In der griechischen Mythologie wird der Krebs mit den Heldentaten des Herakles in Verbindung gebracht. Bei seinem Kampf mit der vielköpfigen Hydra tauchte aus den Sümpfen ein riesiger Krebs auf, der den Helden attackierte. Herakles gelang es allerdings, das Untier zu zertreten. Zum Dank wurde der Krebs von Hera, der Gattin des Zeus, an den Himmel versetzt. Herakles war Hera verhasst, da er ein unehelicher Sohn des Zeus war. Herakles und die Hydra wurde als die Sternbilder Herkules und Wasserschlange ebenfalls am Himmel verewigt.


Sonntag, 15. Juli 2007

Jöriseen im Prättigau







































































Die versprochenen 35°C liessen uns wieder mal in höhere, kühlere Bergregionen flüchten.
Heute war unser Ziel die Jöriseen, wildromantisch gelegen, jenseits des Flüelapasses, südlich von Davos. Vom Parkplatz Wägerhus auf 2200m ü.M. steigen wir durch karge Felslandschaft auf gutem Weg zur Winterlücke (2787m) auf. Während des Aufstiegs nimmt die Vegetation immer mehr ab, analog zu den Geräuschen, die von der Passstrasse hier rauf dringen. Die von giftgrünem Moos überzogenen Felsbrocken werden dafür immer grösser. An der Winterlücke angekommen, sorgt eine kräftige Brise für angenehme Temperaturen und wir werden belohnt mit einem ersten Ausblick auf die surrealistisch anmutende Landschaft, in welche 20 Seen auf rund 3 qkm Fläche eingebettet sind. Jeder dieser Seen hat seine eigene Farbe, von dunkelblau über kitschtürkis bis zu milchigweiss mit rötlicher Einfärbung reicht das Spektrum, phantastisch! Auf dem Rundweg klappern wir einen See nach dem anderen ab - da es weit und breit keine Seilbahn und auch keine einladende Berghütte mit Verpflegung gibt, werden wir dabei weitgehend nur von unseren Schatten begleitet.
Als wahre Überlebensküstler erweisen sich die bunten Bergblumen, die überall zwischen den glitzernden, in unterschiedlichsten Grautönen gefärbten Steinen wachsen. Das tiefe Blau, welches man in dieser Nuance nur in den Bergen findet, ein sattes, leuchtendes Sommergelb, kräftiges Lila und strahlendes Weiss der Blüten kommen auf dem grauen Hintergrund besonders intensiv zur Geltung - ein wahres Fest für die Sinne.
Es ist sicher Geschmackssache, aber ich liebe diese karge, steinige Landschaft.
Einzigster Wermutstropfen heute: die Sonnencreme hat versagt. Lichtschutzfaktor 20 haben wir offensichtlich überschätzt - die UV-Strahlen da oben haben unsere unverhüllten Extremitäten zartkrebsrot eingefärbt.
Ach ja, übrigens, heute war ich mit Sohnemann allein unterwegs. Es ist noch gar nicht so lange her, da hörte ich auf solchen Touren immer das Echo vom Berg: "Macht kein Spaaass. Du rennst uns immer davon." Heute klang das Echo so: "Ich lauf dann mal bis nach oben und warte da auf dich." Hm, so hatten wir nicht gewettet. Die heutige Jugend...

Tracy Chapman - The Times Are A-Changin' [mp3]
The Beautiful South - Don't Fear The Reaper [mp3]
Iron & Wine - Evening On The Ground [mp3]
Vic Chessnut - Supernatural [mp3]

Samstag, 14. Juli 2007

Bärenarsch


















Das Leben ist granatenstark und bunt und voller Probleme. Von diesen beschäftigt mich zur Zeit ein ziemlich voluminöses: der Bärenarsch. Also das Hinterteil vom Bären, feiner ausgedrückt: der Bärenpopo. Nicht der vom Knut und auch nicht der vom Bruno, kein Bärenmarkenarsch, eher der No-Name-Bärenhintern.
Der Bär hat ja bekanntlich ein majestätisches Hinterteil - ein echter Hingucker - und genau so eines würde ich gerne auf unserer Tour erst mal zu Gesicht bekommen, um es dann anschliessend hinter meine Linse zu bannen. Aber da genau fängt das Problem an. Der Bär müsste fast in Reichweite mit seinem Hintern wackeln, um ihn mit meiner jetzigen Kamera angemessen abzulichten. Das wäre aufgrund des hohen Adrenalinspiegels im Blut angesichts der Nähe sehr verwacklungsträchtig und nicht erstrebenswert. Der Bärenarsch vom anderen Ufer entspricht eher meiner Vorstellung - schön auf Distanz, die Wasserscheide zwischen uns, knackig, in natürlicher Schönheit und nicht gestellt. Mit meiner Kamera wäre das Resultat wahrscheinlich ungefähr ein Fliegenschiss auf dem Bild. Den könnte ich aber auch hier fotografieren.
Genau, you got me, das Ergebnis aus diesen gesammelten Überlegungen ist eine neue Kamera.
Klein, handlich, leicht, hübsch, grosszoomig, weitwinklig...ja, die gibts, sie ist fast mein.
Fehlt nur noch der Bär.
Apropos. Um auf fotogene Bärenärsche zu stossen, braucht man natürlich einen Kompass. Die stehen nämlich nicht an jeder Wegecke rum, die Bären, und warten auf blöde Touristen mit langen Objektiven. Die wollen eingenordet werden.
Ein Kompass ist ein Kompass, was Solides, da gibts nichts dran zu rütteln. Und der Nordpol ist im Norden, und das bleibt erst mal so. Es gibt Kompanten in unterschiedlicher Ausführung, klar, aber die Marken- und Funktionsvielfalt hält sich in Grenzen und gestaltet den Kauf relativ einfach. Da bleibt nebenbei noch Zeit für "Benzingespräche". Wenn der Kompassverkäufer dann noch zufällig ein Yukon-Kundiger ist, gestalten die sich ungefähr so:
"Ja, klar, die Bären haben's auf dein Futter abgesehen. Wir hatten schon Bärenbesuch im Zelt. Wir waren nur einen Moment am Fluss, kamen zurück und sahen einen Bärenarsch im Zelteingang. In Seelenruhe hat er unser Abendessen gefuttert und trottete, ohne sich zu bedanken, davon. Nachts traben sie häufig ums Zelt und grabschen daran herum. Einmal griff ein aggressiver Bär einen aus unserer Gruppe an..."
Ok, ich will den Bärenarsch vom anderen Ufer. Dafür brauchts noch ein wenig Kompasskunde.

Die magnetische Missweisung
Es brauchte auch eine Weile, bis man im Westen erkannte, dass der Kompass eine leichte Abweichung von der geographischen Nord-Süd-Achse aufweist. Das Phänomen, das den Chinesen schon weit eher bewusst war, bemerkten erst die Entdecker Amerikas. Die so genannte magnetische Missweisung ergibt sich daraus, dass sich der magnetische "Nordpol" während der Jahre ändert. Auf unserem Kompass zeigt der Pfeil auf diesen Punkt. Der geographische Nordpol hingegen ist und bleibt der geographische Nordpol. Wer sich also mit Kompass genau orientieren will, muss diese Missweisung kennen. Auf topographischen Karten ist sie angegeben, und zwar für ein bestimmtes Jahr und mit der voraussichtlichen Änderung in den folgenden Jahren. Der Umgang mit Kompass und Karte benötigt allerdings ein wenig Übung und Rechnerei. Und ganz hundertprozentig sicher kann man sich nie sein, da in bestimmten Gebieten (z.B. in der Nähe von Erzvorkommen) die Kompassnadel irritiert wird.

Album Leaf - Eastern Glow [mp3]
REM- South Central Rain [mp3]
Bright Eyes - June On The West Coast [mp3]
Nick Drake - Northern Sky [mp3]

Dienstag, 10. Juli 2007

Dhanurasana - der Bogen
















Dhanurasana bedeutet Bogen. Wenn man diese Übung ausführt, sieht man wie ein Bogen aus. Die ausgestreckten Arme und Beine sind die Sehne, der Körper und die Oberschenkel der eigentliche Bogen.

"Ein Körper, auf den keine Kraft wirkt, verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung auf geradliniger Bahn.
In Abwesenheit äußerer Kräfte setzt ein Objekt, das sich in Bewegung befindet diese ewig fort
Das bedeutet, dass wenn ein Körper in Bewegung ist, braucht man keine Kraft damit er in Bewegung bleibt. Man braucht eine Kraft um seine Geschwindigkeit oder seine Richtung zu ändern."

Break Of Reality - Broken [mp3]

Break Of Reality - Circles [mp3]
Break Of Reality - Rise [mp3]