Mittwoch, 16. Dezember 2009

Arschkalt

Arschkalt war das heute morgen auf dem Fahrrad. Erst war das Schloss eingefroren, dann die Gänge und anschliessend mein 3. Als dann noch die Blase sauer wurde, hab ich mich mal nach einer Sattelheizung umgesehen:



Kings of Convenience – “Mrs. Cold” 
Hurricane Bells – The Cold Has Killed Us 
Johnny Mercer and Margaret Whiting -  Baby It's Cold Outside
Sting - Cold Song
Joni Mitchell - Cold Blue Steel and Sweet Fire

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Disko Partizani

Stell dir vor, Du bist in der Sauna, futterst einen Sack voll Peperoni und kippst dazu nen Wodka. Feurige Balkan-Rhythmen gemischt mit deftigen Beats wummern dir erst den Wurm in die Ohren, fahren dann direkt durchs Herz in die Hüfte, um dann in den Beinen jene pulsierende Mischung aus Freude und Anarchie zu erzeugen, die dich bis zur seligen Erschöpfung in Tanzaufruhr versetzt.

Abgekürzt: Monsieur Chili im Popo alias Shantel verwandelte gestern abend das ausverkaufte Schwimmbecken des Kula in einen Hexenkessel und hinterliess selig-verschwitzte Menschen mit einem breitem Grinsen auf dem Gesicht.

Stefan Hantel alias Shantel, der als Livemusiker und Sänger oder als DJ auftritt, hat mit seinem Bucovina Club Orkestar - Musikern aus Serbien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, der Türkei und Frankreich - die Zauberformel für schweißdurchtränkte Happenings gefunden. Der energetische Stilmix, verquirlt aus aus traditionellen Gypsie - Elementen, Polka Brass, orientalischen Sounds und westlichen Dance-Rhythmen plus Exstase erzeugt ein ungewöhnliches, neuartiges Klang-Konglomerat - ich behaupte mal frisch, den grössten Hype seit Punk-Rock.


Ein heisses Partyfeuerwerk der Extraklasse und tanzen, bis der Arzt kommt - was will man mehr in der besinnlichen Jahreszeit?
Klar, Schnee. Aber der kommt nächstes Wochenende.Moment, ich geh mich mal eben abkühlen.

Shantel - Ex Oriente Lux

Sonntag, 6. Dezember 2009

Musikuss: Seasick Steve

Während andere mit Anfang 60 ihren Ruhestand planen, gibt Seasick Steve erst mal richtig Gas.
Das klingt nach Mississippi, nach endlosen Weizenfeldern, Güterzügen und Whisky. Kurz - Steve's großartiger Delta Blues klingt genauso alt wie er ist.



Seasick Steve - Walkin Man

Samstag, 5. Dezember 2009

irrsinnig menschlich

[...] Als Wahnsinn oder Verrücktheit wurden in der Geschichte des Abendlandes bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bestimmte Verhaltens- oder Denkmuster bezeichnet, die nicht der akzeptierten sozialen Norm entsprachen. Dabei bestimmten stets gesellschaftliche Konventionen, was jeweils genau als „Wahnsinn“ verstanden wurde [...] 

Das Theaterstück "Irren ist menschlich", ein Gemeinschaftsprojekt von Mitarbeitern und Besuchern des Bereichs Sozialpsychiatrie der AWO, entsprach nicht unbedingt normierten Denkmustern, liess mir manchmal das Lachen im Halse stecken und machte trotzdem wahnsinnig Spass. Aufgeführt letzten Donnerstag im Festsaal der Psychiatrie Reichenau. Die Hütte war proppenvoll. Hätte es Eintritt gekostet, wär's bestimmt ausverkauft gewesen...< Spass />


Hintersinnig und voller Wortwitz meisterten die Akteure die spielerische Annäherung an ein irres Thema,   berichteten von der Kunst, Elefantenherden zu vertreiben, vom Übel des Mundgeruchs in der Therapie und dem ganzen anderen normalen Wahnsinn. Schwester Gaby und die Psychorocker boten die passende Live-Musik-Therapie und begleiteten das muntere Treiben mit irrsinnig rockigen Klängen.


Es war nicht einfach auszumachen, wer denn nun "verrückt" und wer "normal" ist, weder unter den Akteuren noch im Publikum. Es war letztendlich auch herzlich egal. Neben mir sass Hand in Hand ein älteres Paar, manche blickten apathisch, andere redeten dazwischen, aber die meisten hatten offensichtlich viel Freude an den Irrungen und Wirrungen auf der Bühne und forderten am Ende mit begeistertem Applaus eine Zugabe - ganz wie im "normalen" Theater.





Ein mutiges Projekt - da steckte viel Herzblut und auch viel Arbeit drin. Respekt und ein dickes Lob an dieser Stelle an alle Beteiligten!

Dem Wahnsinn dicht auf den Hacken war ich froh, die Anstalt wieder verlassen zu dürfen, im Gegensatz zu manch anderem Zuschauer. Der Schritt zum Ver-rückt werden ist bisweilen kleiner, als uns Normalos lieb ist. Gerade in der jetzigen Jahreszeit.
Oder mit Joachim Ringelnatz' Worten ausgedrückt:

"Die besinnlichen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr haben schon manchen um die Besinnung gebracht."


Also, passt auf euch auf ;-)


Neko Case - Runnin' Out of Fools
 

Grateful Dead - Ship of Fools
Eagles Of Death Metal - Now I'm A Fool
 

Foreigner - Fool For You Anyway

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Ein Keks.Bitte!!!

Eierlikör tropfte auf die Tastatur, bildete eine kleine Pfütze, mischte sich mit dem entscheidenden Absatz des Satzflusses und  verklebte den Leertaster.  



Ich sollte Weihnachtskekse backen. Da kommt wenigstens was dabei heraus.

Talking Heads - And She Was
Lightnin' Hopkins - Another Fool In Town 
Them - Here Comes The Night   

Montag, 30. November 2009

Die alte Frau und das Licht


Als ich an der Tür klingle, dauert es eine Weile. Dann macht sie auf. Kleiner ist sie gworden seit unserem letzten Treffen. Der Rücken krümmt sich schwer unter 92 Jahren Leben.
"Der Stock, wo ist nur mein Stock?"
Wir suchen. Der Stock lehnt am Wohnzimmersessel.
"Die Lichter bleiben an. Damit man nicht sieht, dass keiner zuhause ist."
Und "zweimal abschliessen, bitte"
Wer soll denn hier was wollen, denke ich und tue ihr unrecht. Was weiss denn ich schon...

Erst der Sohn gestorben. Dann der Mann. Und zuletzt der Hund.
Im Juli ging die Elfriede und im Oktober die Marlene.
Es wird langsam still im Haus, kein Bellen mehr und kein Anruf. Wenn die Türglocke schellt, steht das Essen auf Rädern draussen.

Die einst stolze Bergsteigerin geht rückwärts die Stufen runter.
"Letztes Jahr ging das auch noch besser. Hast Du meine Handtasche? Wie schön, die Adventssbeleuchtung in den Gärten!"

Der Duft frischgebackener Plätzchen dringt aus der Wohnung, als ich die Tür aufschliess.
Wir essen, trinken Wein und erzählen uns Geschichten.
Sie von der Einsamkeit des Alters, ich von der Einsamkeit der Wildnis.
"Ich dachte schon, heut abend verbring ich wieder allein mit Anne Will und ihren Gästen. Dann kam dein Anruf. Was für ein Glück. Du hast immer so ein schönes Licht."

Die Fenster ihres Hauses sind hell erleuchtet, als ich spät den Schlüssel  zweimal umdrehe.
"Gute Nacht."
Die Türe fällt leise ins Schloss und ich beginne ich zu ahnen, was Einsamkeit bedeutet.

Iron & Wine - Promise What You Will
Grizzly Bear - While You Wait For The Others 
Bonnie Prince Billy - Death To Everyone
Grateful Dead - He’s Gone