Dienstag, 13. Oktober 2009

111° Fahrenheit


Nach einem geschirrlosen Steh-Frühstück machen wir uns auf den Weg, raus aus dem Stadtdschungel. Drei Stunden und wir haben es geschafft. Erst durch die Hügel nördlich von Hollywood, dem Verlauf der Interstate 5 folgend, dann auf dem Highway 99 Richtung Bakersfield, bis das Auto Durst und wir Hunger bekommen. An der Gas-Station gibts für uns zur Abwechslung mal einen Burger mit Coke XXL. Man kann gar nicht so schnell trinken, wie man den Saft wieder herausschwitzt. Inzwischen habe ich gelernt, dass 111° Fahrenheit 44° Celsius sind - die Vorstufe zur Hölle, wenn man gerade dem Kühlraum eines klimatisierten Wagens entsprungen ist. Aber wir machen es nicht wie die anderen, die ihr food quick and fast im Wagen verspeisen. Mutig setzen wir uns im Backofen auf die mittlere Schiene ein Bänkchen jenseits der Tanke und kauen schmorend am American Way Of Life. Wahnsinn.

Die Weiterfahrt bringt uns durchs eintönige Central Valley, vorbei an riesigen Rinderzuchtanstalten und bewässerten Obstplantagen, durch trockene Steppen-Landschaften, deren Indischgelb im Kontrast zum Azurblau des Himmels dem Auge schmeicheln.
Nach Fresno geht es auf die 41, langsam wird es hügelig. Die Strasse schlängelt sich durch die Ausläufer der Sierra Nevada Richtung Oakhurst. Grelles Sonnenlicht verschwindet hier hinter schattenspendendem Wald, eine Wohltat für die Augen. Etliche Serpentinen führen erst hinauf, dann wieder runter, durch einen Tunnel direkt in dieses Bild - den Tunnel View. Zauberhaft, wie die mächtige Nase des El Capitan mit der Kuppel des Half Dome im weichen Licht der Abendsonne kokettiert. Zeit für ein shooting.

Am Eingang zum Yosemite National Park kaufen wir für 20$ ein Fünf-Tages-Permit und machen uns im Valley auf die Suche nach einem Camp Ground. Viele vor uns haben das offensichtlich auch schon getan, denn alle Campingplätze sind belegt. Blöd.
Die Strassenführung im Yosemite Valley ist erstmal ziemlich verwirrend, nach einigen Runden finden wir endlich ein freies Cabin im "Housekeeping Tent", einem ziemlich lustigen und lebhaften Camp in Curry Village. Die einfachen Unterkünfte - halb Zelt, halb Bungalow - sind spartanisch ausgestattet. Stockbetten und Matratzen,  Steckdose, eine Lampe, drei Wände, ein Dach und als Eingang ein Vorhang - fertig.
Inzwischen ist es stockdunkel, es herrscht Hochbetrieb an den Lagerfeuern. Jung und alt, Kind und Kegel, alles bruzzelt, isst und plappert, mal spanisch, mal englisch, chinesisch oder deutsch, aber munter durcheinander.
Als um 10 Uhr der Ranger mit der Taschenlampe kontrolliert, ob alle Lebensmittel brav und bärensicher in die dafür vorgesehenen Stahlschränke gesperrt sind, senkt sich Stille übers Dorf.
Dann, mitten in der Nacht, so zwischen 3 und 4 Uhr, ein Höllenlärm. Männer und Frauen schreien wild durcheinander, Topfdeckel werden lautstark aneinandergeschlagen und Auto-Alarmanlagen kreischen durch die Dunkelheit. Wir spähen durch den Vorhang und sehen zwischen den Zelten Lichtschein von Taschenlampen. Sonst nichts. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, der Bär wohl verjagt, und mit ihm unser restlicher Schlaf.

2 Kommentare:

  1. Schon wieder ein Hintergrundbild für mein Lappi. Wurde auch Zeit ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Diesen Tunnel-Blick teile ich wirklich gerne mit Dir, wils ;-)

    AntwortenLöschen