"Moinmoin. Heute Nacht sind zwei Bären um euer Zelt rumgeschlichen. Habt ihr es auch bemerkt?" So wurden wir am Morgen beim Frühstück von unseren Nachbarn begrüsst. Nein, ausser dass mitten in der Nacht das Lagerfeuer völlig unmotiviert wieder zu prasseln anfing, hatten wir nichts bemerkt.
Und dann - ein Spass kommt selten allein: "falls ihr über El Portal nach San Francisco weiterfahren wollt: die Strasse ist gesperrt, es gab die letzten Tage einen riesigen Waldbrand im Valley. Wo habt ihr euer Auto stehen?"
Jetzt wurden wir hellhörig. Die ungewöhnliche Dunstglocke überm Yosemite Valley war uns schon gestern aufgefallen. Aus Spass wurde Ernst und ziemlich beunruhigt brachen wir die Zelte ab. Ein "take care und viel Spass noch", Wasserflaschen füllen am Bach und schon waren wir auf dem steilen Weg - 1.400 Höhenmeter nach unten und das im Schuss.
Am Merced River gönnten wir den malträtierten Knien die erste Rast und unseren Füssen ein erfrischendes Bad im kühlen Fluss. "Mum, hinter Dir steht ein Bär" hörte ich, in der Sonne dösend."Jaja" - ich blinzelte Pascal müde zu. Es gab bessere Witze mich aus der Ruhe zu locken. "Du solltest wirklich aufstehen, aber vorsichtig, nicht dass du ihn erschreckst !" Ich machte die Augen auf, sah meinen Sohn mit der Kamera vor mir, drehte mich um - da stand der Bär, etwa 5 Meter hinter mir und schaute uns neugierig an. Ich senkte den Blick, redete ruhig auf ihn ein und lief ganz langsam rückwärts. "Hey bear, what's up bear, this is not the right way bear". Er schien mich zu verstehen, drehte nach links ab und lief in einem grossen Bogen um uns rum. Puh! Aber zu früh gefreut - nach kurzem Zögern drehte er sich wieder um und lief direkt auf uns zu. Pascal knipste munter drauf los, während ich mit einem Prügel wie wild in der Luft fuchtelete und aus Leibeskräften schrie: "hey guy go away guy! skidoo! beat it!" Das zeigte Wirkung und der Bär trollte sich.
So ein Schreck und so eine Freude! Nun hatten wir doch noch unsere Bärenbegegnung und ein paar hübsche Bilder im Kasten.
Flink machten wir uns auf den Weg, bevor Petz uns doch noch richtig kennenlernen wollte. Bald erreichten wir den 181m hohen Nevada Fall und wenig später den 97m hohen Vernal Fall. Ab hier war es mit der Stille und Einsamkeit vorbei. Herscharen von bunten, geschwätzigen Menschen kletterten vom Yosemite Valley hoch und tummelten sich um das grandiose Naturschauspiel. Wir fühlten uns fast ein wenig fremd in der Menge...
Von nun an ging es beinahe in Falllinie abwärts. Als wir endlich am Parkplatz Happy Isles ankamen, waren wir heilfroh: unser Auto stand da, frisch wie vor 7 Tagen. Nebendran sass ein junger Mexikaner auf seinem Pick-Up. Seit einem Tag wartete er auf seine Freunde, die er bei der Besteigung des Half Dome verloren hatte. Nein, auch wir hatten sie nicht getroffen, aber er war froh, uns ein Ohr abkauen zu dürfen. Seit Stunden gab es keine Möglichkeit mehr, die Wasserflaschen aufzufüllen, es herrschte eine Affenhitze und wir waren kurz vor dem Verdursten. Wie gross die Freude, als der Mexikaner zwei Literflaschen Gatorade aus seiner Kühlbox zauberte...einen echten Trail Angel hatten wir jetzt auch im Repertoire!
Sechs anstrengende, aber unvergessliche, wundervolle Tage in einer paradiesischen Landschaft lagen hinter uns. In Curry Village mischten wir uns nach einer ausgedehnten Dusch-Orgie unters bunte Volk und feierten ausgiebig die gelungene Tour.
Trail Of Dead - Relative Way
Boy & Bear - Mexican Mavis
Truckstop Coffee - Ghost Or An Angel
Hide, Hide, ich habe dir immer geraten einen Revolver mit zu nehmen. Wobei Revolver, das ist eine andere Geschichte *schmunzel*
AntwortenLöschenWozu ein Revolver? Der wollte doch nur spielen :)
AntwortenLöschenUnd was für eine Geschichte, hä?