Freitag, 12. Januar 2007

Victoria Williams


Ihre kleine, hohe Singstimme, die manchmal schrill quäkte, manchmal unvermittelt brach, erreichte nie eine hitparadentaugliche Schönheit. Unter amerikanischen Rockmusikern wie Lou Reed, Pearl Jam, R.E.M. war die Folkmusikerin aus Louisiana trotzdem eine anerkannte, hochverehrte Grösse.
In den neunziger Jahren heiratete sie Mark Olson, Kopf von "The Jayhawks", der seine eigene, grade in Gang gekommene Karriere zugunsten seiner Frau aufgab, als sie an Multiple Sklerose erkrankte. Trotz ihrer Erkrankung produzierte sie mit ungebrochenem Willen und Unterstützung ihrer Musikerfreunde weitere Alben. Unter anderem veröffentlichte sie Anfang 1998 "Musings oOF A Creek Dipper", ein reflexives Gesamtkunstwerk, das im Vergangenen wurzelte, was sich auch in der Instrumentierung spiegelte. Williams spielte unter anderem die archaischen Instrumente Banjo und Kalimba.

Lights [mp3]

Wille


"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Der spanische Maler Francisco de Goya betitelte eines seiner Werke mit diesem Satz, der heute angesichts der Selbstmordattentäter und radikalen Führer gerne mahnend zitiert wird. Doch Goya sprach nicht von den bösen Ungeheuern, sondern von den guten. Pablo Picasso etwa, der in seinem Leben mehr als 20.000 Kunstwerke geschaffen hat - ein Monster. Picasso war allerdings zudem noch geschäftstüchtig, was ihm auch Respekt von Menschen brachte, denen manisches Verhalten sonst eher Unwohlsein bereitet. Andere Künstler balancierten weniger geschickt zwischen Besessenheit und Vernunft. Sie bekamen Probleme, einige landeten sogar im Irrenhaus. Das kommt heute nicht mehr so häufig vor, aber wer sich besessen auf ein Ziel konzentriert, stur an einer Vision festhält und sich um Regeln, Gestze oder seine Mitmenschen nicht schert, wird immer noch misstrauisch beäugt. Der ungezügelte Wille gilt grundsätzlich als suspekt."


Donnerstag, 11. Januar 2007

Wahrheit


"Die Wahrheit muss man wollen. Sie ist so komplex wie die Welt, deren Essenz sie abbilden soll - und in unsrerer Welt der vielschichtigen, weit verzweigten Verhältnisse ist jedes Opfer auch ein Täter, schuldig und unschuldig, macht Gewinn und Verlust. Die Situation im Nahen Osten ist ein Netz aus historischen, wirtschaftlichen, religiösen, sozialen, ideologischen und persönlichen Beziehungen, das sich bestenfalls nach Interessen sortieren lässt - jede weitere Aussage ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso richtig wie falsch. Denn die Wahrheit eines solchen Netzwerks ist nicht statisch wie eine Markierung am Strassenrand, sondern fliessend wie der Verkehr auf der Strasse. Und weil unsere sachliche Sprache für eine Beschreibung solcher Bewegungen nicht eingerichtet ist, müssten die Nachrichten eigentlich von Dichtern geschrieben werden, die bereit sind, Mühe, Zeit, Aufmerksamkeit, Offenheit, Kraft, kurz: Arbeit zu investieren - weil sie die Wahrheit wollen. Aber dann hätte man keine zweifelsfreien, sendefähigen oder druckbaren Meinungen - und darum geht es schliesslich in den Medien. Wozu also sollte man das tun?"

Cold Truth [mp3]

Mission Impossible

Regionaltastatur


Helau Alaaf!