Freitag, 12. September 2008

1. Ankommen

Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak

Aus dem bunten, europäisch lauten Hochsommer in den graugrünen, stillen Norden Kanadas katapultiert, empfängt mich Whitehorse müde und unaufgeregt. Raus aus dem Flieger - dieses mal trieb mich die Freude auf das Wiedersehen an die Spitze der Schlange.
Am Zoll die gleiche Dame wie letztes Jahr mit dem gleichen stereotypen Fragenbombardement:
"drugs? alcohol? food? firearms?"
"No! No! No! No!"
"bearspray?"
"Oh no!!!"
"So, how do you defend yourself against bears"
Schluck..."with my brain"
"OK"...uff! Durch...und der Bärspray im Koffer hoffentlich auch.
Dann geht das Koffersuchspiel los. Offensichtlich hat mindestens die Hälfte der Passagiere vor dem Flug einen Saxony-Koffer bei Karstadt im Sonderangebot erstanden und mein neongelbes Erkennungsband scheint im Gedränge abhanden gekommen zu sein.
So suche ich mich schwitzend durch hunderte von geklonten Koffern um dann im ausgedünnten Sortiment schliesslich fündig zu werden - mein Zeitvorsprung hat sich so inzwischen auch relativiert.
Endlich draussen aber Bernd ist nicht da. Hier ticken die Uhren etwas anders, fällt mir ein und so setz ich mich auf eine Bank und versuche, so viel wie möglich von dieser frischen Nordluft in mich einzusaugen. Die Zeit ist stehengeblieben - 11:30 Uhr wie in Frankfurt beim Abflug.
2 Minuten bevor ich mir anfange Sorgen zu machen steht er dann unvermittelt neben mir und wir umarmen uns, erst etwas scheu, als ob wir Angst hätten, aus einem Traum aufgeweckt zu werden, dann stürmisch...Es ist so unwirklich, so sehr hatte ich mich auf diesen Zeitpunkt gefreut und jetzt stehen wir da, in Whitehorse am Flughafen, die Koffer in der Hand, den Rucksack geschultert und den Yukon vor uns. Fast ein Jahr ist es her, seit wir uns im Flughafen von Anchorage kennengelernt hatten.
Bevor mich die grosse Müdigkeit anfällt, machen wir erst einen Rundgang durch die Stadt und bleiben bei Tim Hortons hängen. Der stärkste Kaffee vermag jedoch nichts mehr auszurichten und wir machen uns auf den Weg zu Karen und Dave, die uns für die ersten Tage ein Zimmer zur Verfügung stellten. In Riverdale angekommen, bin ich restlos begeistert, werf mein Gepäck in die Ecke und schmeiss meine müden Knochen in das herrlich weiche kingsize bed um gleich danach bis in den nächsten Tag wegzuschnarchen.





















Blitzen Trapper - Black River Killer [mp3]
Blitzen Trapper - Gold For Bread [mp3]

Sonntag, 7. September 2008

Vom Verlassen und Ankommen






















Einfach ankommen. Oder Ankommen ist einfach. Es ist aber nicht einfach, einfach nicht anzukommen. Und immer geht dem Ankommen ein Verlassen vorraus. Umgekehrt ist das nicht zwingend, dem Verlassen folgt nicht unbedingt ein Ankommen.

So geschehen am Mittwoch, als ich nach 22 Stunden Reisezeit und dem Überfliegen von 10 zeitzonen wieder in der lieblichen Heimat gelandet bin.
Angekommen ist mein Körper - meine Seele und ein Teil meines Herzens sind noch gefangen, brauchen wohl noch eine Weile, um zu folgen.
Einfach verlassen?
Zu tief die Spuren, zu stark die Eindrücke, zu still die Einsamkeit, zu aufwühlend die Liebe, zu unbarmherzig die Natur und zu gross die Freiheit um sie zu entlassen in die beklemmende Enge der Zivilisation.
Verfangen und verloren in der unendlichen Weite der Wildnis.
Verlassen ist nicht einfach.
Gespalten und zerrissen, noch nicht hier und nicht mehr dort.
Einfach ankommen?

Ich hab ihm noch eine Karte geschrieben. Am letzten Tag vor dem Abflug hab ich sie zur Post in Whitehorse gebracht. Weil ich es ihm versprochen hab. Weil er es sich gewünscht hat.
Ich hab ihm auch versprochen, Bilder zu zeigen, nach meiner Rückkehr.
Weil er sich immer für meine Reisen interessierte und im Atlas nachschlug, in welche verlorene Ecke der Welt es mich treiben würde.

Als es nach meiner Ankunft an der Tür klingelte, war mir noch nicht aufgefallen, dass am Eingang ein Namensschild fehlte. Nicht der Henning - wie erwartet - stand vor der Tür, um mich willkommen zu heissen, nein - es war die Nachbarin mit der Mitteilung, die Hausordnung wäre noch zu erledigen und einen an mich adressierten Brief in der Hand, der wohl versehentlich beim Henning im Briefkasten gelandet ist.
Meine Frage, ob denn der Henning im Urlaub sei, wurdevon ihr mit einem erstaunten: "Oh...wissen Sie's denn noch nicht..." quittiert.
Sofort fiel mir wieder dieser unangenehme Geruch auf, den ich schon beim ersten Betreten des Hauses bemerkt hatte.
Der Henning hat uns also verlassen. Vor drei Wochen. Suizid, meint die Polizei. Eine knappe Woche sass er sich unbemerkt in seinem Sessel schwarz.

Leise schloss ich die Tür, um den süsslichen Geruch des Verlassens auszusperren.
So gerne hätte ich ihm noch erzählt, wie der Bär mit unseren Kajaks um die Wette schwamm, wie sich die Füsse anfühlen, nachdem sie durch die kalten Flüsse des Nordens wateten und wie frischer Lachs und ein Caribousteak schmeckt.

Ob Verlassen für ihn einfach war? Ich wünsche ihm so sehr, dass er vor dem Verlassen irgendwo angekommen ist...

Jim Croce - One Less Set Of Footsteps [mp3]

Rolling Stones - Tar And Feathered Blues [mp3]

Samstag, 26. Juli 2008

The call of the wild


Freitag, Punkt zwölf Uhr mittags verdunkelten sich meine beiden Bildschirme, der weltbeste Feeder und ich waren endlich frei und draussen vor dem Tor warteten mein Rucksack und meine Bergschuhe, Alfred, ein wunderschöner Sommertag und 5 Wochen Ferien.
Auf dem Weg zur Tierwies im Alpstein verlor ich nach und nach jegliche Anspannung und stimmte mich Schritt für Schritt auf die nahenden Abenteuer ein.
Was für ein herrlicher Tag mit wunderbarer Aussicht - in die Täler und auf die Ferien!
Es waren sicherlich die besten Bedingungen für einen gelungenen Urlaubsstart.
Vier Tage noch, dann beginnt ein neues Kapitel "Kanada". Mein Liebster und unsere Kajaks warten schon im Yukon, die Ausrüstung ist beinahe verpackt und meine Gedanken sind mehr dort als hier.
Am Oberlauf des Pelly River werden wir die Boote einsetzen, dann geht es über Pelly Crossing nach Fort Selkirk, wo der Pelly in den Yukon mündet. Nächstes Ziel ist erst mal die alte Goldgräberstadt Dawson City und falls wir dort beim Schürfen nicht fündig werden geht es weiter auf dem Yukon nach Eagle in Alaska.
Wenn wir es bis dorthin heil geschafft haben, holt uns hoffentlich Jerry mit dem Truck ab und bringt uns und die Boote sicher zurück nach Whitehorse.
Und wenn nicht...dann gibt's Stoff für Lagerfeuergeschichten.

Soweit die theoretische Kurzform.

Da hätte ich nur noch einen klitzekleinen, bescheidenen Wunsch: liebe Lufthansas und Verdis, macht bitte am Donnerstag eine Streikpause!!

Bush- Wild Horses [mp3]
Cat Stevens - Wild World [mp3]
Avril Lavigne - Happy Ending [mp3]

Montag, 21. Juli 2008

The distance between us


You take my breath away
And yet you're all I'm breathing for
I always want that little bit more of what you do
And I still feel today
The way I felt the first time we kissed
You made me live, not simply exist
Broke like a clear view out of the mist
I'd known
You turned my life to up from down
Taken me from lost to found
Raised me up and now I see
How high we are
And every night before I sleep
I hope and pray you're mine to keep
It's all I can do to thank my lucky stars

The distance between us
'Cos close is never close enough
And there's a world beyond your touch
I want to climb inside of you
And see your heart beat
Your heart beat
So now and here we are
Within a land that we're making our own

I can't believe how devotion has grown
And still it grows
We're not the first to fall so far
Won't be the last to give our hearts
But now it's me and now it's you
We own this love
Sounding out the way I feel
Reminds me that this dream is real
All that I can do is thank my lucky stars

I've never felt like this before
Never felt this way before
Can't get close enough
Or stop myself from wanting more

Apocalyptica - Faraway [mp3]
Metallica - Nothing Else Matters [mp3]

Dienstag, 15. Juli 2008

Die letzte Männerbastion...

...ist geknackt, der quälende Penisneid gehört hiermit endlich der Vergangenheit an:















Hehe. Die simple Story hinter Whiz Freedom: Mann pinkelt in die Konservenbüchse, oder ins Gurkenglas. Aber was macht Frau, wenn sie im Kajak sitzt, mitten in der Wildnis, links Canyon, rechts Canyon und weit und breit keine Sandbank in Sicht?
Richtig. Whiz Freedom ansetzen, Gurkenglas drunter und los geht's. Funzt nicht? Denkste, funzt super, schon ausprobiert und für Erheiterung gesorgt...und: gleiches Recht für alle - mindestens jedes zweite Lagerfeuer im Yukon ist meins ...;-))
















Tim Hardin - Hang On To A Dream [mp3]

The Beautiful South - Don't Fear The Reaper [mp3]