Freitag, 10. Oktober 2008

7. Coffee Creek

Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit de m Kajak















































































































Auch zu Fort Selkirk gab es böse Bärengeschichten, z.B. die einer jungen Frau, welche vor wenigen Jahren mit einer Gruppe unterwegs war und sich abends unwohl alleine ins Zelt zurückzog. Dort wurde sie in unmittelbarer Nähe der anderen von einem Grizzly überrascht und getötet, ohne dass ihr jemand rechtzeitig helfen konnte. Trotz dieser Gruselgeschichten pennten wir tief und fest und kein einziges Geräusch konnte unseren Schlaf stören.
Der nächste Morgen brachte nach anfänglichem Nebel wieder Sonnenschein pur und lud zur Weiterfahrt ein. Nach deftigem Trapperfrühstück und herzlichem Abschied von David und Joseph machten wir uns an die Packerei. Je nach Motivation dauerte dies in der Regel bis zur Abfahrt 1 bis 2 Stunden und obwohl das Leben in der Wildnis ordentlich hungrig machte und wir Berge von Nudeln, Kartoffeln, Fleisch und Müsliriegel verdrückten, hatten wir jedesmal das Gefühl, die Boote seien noch voller und platzten gleich aus allen Nähten. Es war für mich ein Mysterium, was man in so ein Kajak alles reinstopfen konnte, ohne dass es gleich wie ein Betonklotz in den Fluten versank...
Auf der folgenden Etappe begleitete uns gleich zu Anfang ein riesiger Braunbär hoch über dem Ufer. Bevor ich noch meine Kamera aus der wasserdichten Hülle ziehen konnte, hatte uns Meister Petz entdeckt und verschwand hinter einem Hügel. Wieder einmal ein Beweis dafür, wie menschenscheu die Tiere sind, wenn man ihnen nicht zu dicht auf den Pelz rückt.
Der Yukon wurde immer breiter, ein Labyrinth von zahlreiche bewaldeten Inseln und Sandbänken durchsetzte den Fluss, so dass wir an manchen Stellen den Überblick verloren und aufpassen mussten, nicht vorbei am Hauptstrom in eine unbefahrbare Sackgasse zu geraten.
Aber zum Glück gibt es "verrückte" Leute, die Jahre nichts anderes machen, als mit einem Kanu sämtliche Flüsse eines Gebietes abzufahren um dann detaillierte Karten zu ihrer jeweiligen Strecke anzufertigen.
Dank des hervorragenden Flussführers von Mike Rourke, der in 10 Jahren akribischer Feinarbeit den Yukon von seiner Mündung im Marsh Lake bis nach Cirkle/Alaska über Stromschnellen, Flussgeschwindigkeiten, Beschaffenheit des Ufers (zum Beispiel, ob die Stelle zum Campieren geeignet ist) und die komplette Historie der Umgebung ausführlich beschrieben und aufgezeichnet hat, fanden wir meist die richtige Route.
Die Strömung war mit 10/kmh beachtlich und nach landschaftlich schönen, aber relativ unspektakulären 50 km, entdeckten wir in der Nähe von Selwyn eine nette Insel, auf der wir unser Nachtlager aufschlugen. Das Land begutachten und nach Tierspuren absuchen, Holz sammeln, Feuer machen, einen geeigneten Platz für das Zelt suchen, dieses dann aufbauen, kochen, essen, unser abendliches Bierchen trinken (wir hatten 42 Dosen dabei - für jeden Abend eine !), dann den Lagerplatz möglichst geruchs- und abfallfrei machen, dies waren inzwischen unsere vertrauten Alltagsrituale. Nachdem alles für die Nacht vorbereitet war, ballerten wir mit unserer 22er noch ein paar Löcher in die leeren Büchsen, in der Hoffnung, dass alle Tiere in der näheren Umgebung durch den Krach genügend Abstand zu unserem Lager wahren würden.
Der folgende Tag begann grau und mit den üblichen Morgenritualen, nach kurzer Zeit auf dem Fluss fing es an zu nieseln und dieses Getröpfel sollte uns den ganzen Tag begleiten. Die Stimmung war dementsprechend gedrückt, aber wir kamen zügig voran, schaufelten wir doch, was das Zeug hielt, um warm zu bleiben. Einzigstes Highlight an diesem Tag war ein kleiner Braunbär, den wir am Ufer beim Versuch, den Felsen zu erklimmen, beobachteten. Als er uns entdeckte, rutschte er vor Panik am Steilhang fast ab - so sehr wir uns freuten, missfiel ihm wohl diese Begegnung !
Ziemlich aufgeweicht und fröstelnd hielten wir nach weiteren 50 km Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz. An einer Bachmündung gingen wir an Land. Der Platz war stark zugewuchert, am Ufer lag ein Kanuwrack und im Sand waren zahlreiche, frische Tierspuren zu erkennen. Dies musste ein besonders begehrtes Fleckchen sein - vom Bär, Wolf, Elch bis zum Luchs war hier alles vertreten. Na, da wollten wir uns nicht auch noch dazwischendrängeln, wir hinterliessen ein paar Turnschuhspuren und packten uns schnell wieder in die Boote und weiter gings.
Nach wenigen Kilometern sollten wir laut Flussführer bei Coffee Creek sein. Bernd schwärmte mir dauernd von diesem Plätzchen vor, wie toll das war, als der legendäre John Bodnarek dort noch in seinem Blockhaus wohnte und die vorbeikommenden Kanuten mit Kaffee bei Laune hielt.
Bei John Bodnarek, als "Coffee John" bekannt, waren Gäste immer willkommen. Die Paddler konnten auf seinem Grundstück für 4$ die Nacht zelten und seinen Trappergeschichten bis tief in die Nacht lauschen. Leider starb Coffee John 1999 an seinem Krebsleiden.
Geschichten erzählen, dass in der Nacht seines Todes Indianer aus der Umgebung solange mit ihm ausharrten und Feuerwasser tranken, bis er in die ewigen Jagdgründe einging.
An diesem Erdflecken wollten wir die Nacht verbringen. Wir fuhren in einen Seitenarm des Yukon, wo laut Flusskarte der Coffee Creek in den Yukon mündet. Nach einigen Metern merkten wir, dass die Strömung nachliess und der Grund immer deutlicher zu sehen war - dann liefen wir auf. Wir versuchten, die Boote zu treideln, aber das Wasser wurde immer sumpfiger um dann fast ganz zu versickern. Offensichtlich waren wir in eine Sackgasse geraten. Wir mussten aussteigen und die Boote zurückziehen, zum Glück war es nicht allzu weit bis zum Hauptstrom.
Ein paar Metern flussabwärts entdeckten wir John's Landestelle, wir stiegen aus und schauten uns staunend den Platz an. John's Hütte existierte noch, allerdings standen da noch jede Menge Zelte, Maschinen, Blockhäuser im Aufbau und sogar ein Outhouse mit Dusche. Allerdings war keine Menschenseele zu sehen, kein Rauch und nix und niemand reagierte auf unser Rufen.
Es sah so aus, als ob hier ein Wilderness Camp für touristische Zwecke entstehen sollte, die Arbeiter aber gerade auf Materialbeschaffung in Dawson City unterwegs waren.
Nachdem wir alles gründlich inspiziert hatten, heizten wir den Ofen in einem der Zelte ein und breiteten darin unsere Schlafsäcke aus...bei diesem Pieselwetter konnte uns nichts besseres passieren.

Damien Jurado - Everything Trying [mp3]
Joe Cocker - Cry Me A River [mp3]
Bo Diddley - Gun Slinger [mp3]

Sarah Palin's World



Cindy Lauper - Girls Just Want To Have Fun [mp3]
Old Crow Medicine Show - Wagon Wheel [mp3]
Franz Ferdinand - The Fallen [mp3]

Mittwoch, 8. Oktober 2008

6. Fort Selkirk II

Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak
In meinem Brief habe ich die Ortsnamen der Ureinwohner verwendet, wo immer ich sie lernen konnte. Meiner Meinung nach sollte dies immer untersucht werden. Die indianischen Namen für Berge, Seen und Flüsse sind Richtungsweiser für Reisende, wer sie auch immer sein mögen. Diese Namen mit Namen einer fremden Sprache zu ersetzen bedeutet, die natürlichen Wegweiser zu zerstören…Ein weiterer guter Grund, diese Namen zu erhalten besteht darin, dass einige Traditionen mit diesen Namen verknüpft sind. Diese Menschen haben keine geschriebene Sprache, doch ihre Ortsnamen sind ein ausgezeichnetes Mittel, ihre Geschichte zu lernen.
-E. J. Glave, 1890, Zitat aus Reading Voices.

Mitten in der Nacht kratzte ein Tier an den Balken direkt hinter unseren Köpfen - nachdem wir an diesem Abend der 83sten Bärengeschichte gelauscht hatten, wirkte das nicht gerade schlaffördernd und wir waren froh, einigermassen stabile Wände um uns zu haben.
Das Feuer im Ofen wärmte uns noch eine Weile, dann kroch die Yukonkälte durch die Ritzen der Blockhütte. Am frühen Morgen sank die Temperatur regelmässig auf ihren Tiefpunkt und es fiel uns nicht sonderlich schwer, den dürftig wärmenden Schlafsack zu verlassen, um als Erste den Duft von frischem Kaffee zu verbreiten.
Der Blick nach Draussen liess uns noch mehr frösteln - dicker Nebel verhüllte den Fluss und das Ufer. Da sich meistens die Sonne hinter dem Nebel versteckt, beschlossen wir, auf diese zu warten um dann den Tag in Fort Selkirk zu verbringen und den naheliegenden Berg, Eté cho, zu besteigen.


Der Name der Northern Tutchone für Victoria Rock ist Tthi Ts'et 'yan oder T'thi Ts'ach'an. Einer Geschichte zufolge ist der Felsen der Körper einer jungen Frau unter einer Pubertätshaube, die nicht die richtigen Rituale befolgte und zu Stein wurde. Einer anderen, von Harry Baum und Johnson Edwards erzählten Geschichte nach ist Victoria Rock die Gestalt einer Frau der Han-Ureinwohner vom Eagle

River, die sich in Tiere verwandeln konnte. Dies hier ist einer der Orte, an denen sie sich ausruhte.


Die Basaltwand gegenüber von Fort Selkirk wird Melú genannt und der Hügel, der nordöstlich von Fort Selkirk liegt heißt Eté cho, was soviel wie „die ältesten Menschen" heißt (T. McGinty, FSEOHP, p. 2).

Eine geniale Idee, wie wir nach dem Frühstück feststellten. Der Nebel verzog sich kurz vor Mittag plötzlich und ein wunderbar warmer und sonniger Tag lag vor uns.
Schnell waren die Wanderstiefel geschnürt und wir trabten durch den dichter werdenden Wald immer am Fluss entlang.
Unmengen von Beeren, die hier wuchsen, und die typischen, mit Beerenkernen durchsetzten Häufen auf dem Weg liessen auf eine gesunde Bärenpopulation schliessen.
Um so mehr versetzte uns der Anblick eines versteckten Lagers in blankes Staunen. Bei der Suche nach einem gangbaren Pfad auf den Berg stolperten wir fast über einen Rucksack, in nächster Nähe lag ein Kanu, nebendran ein Biwak mit Schlafsack und eine offene Tonne mit Müsli und anderen schmackhaften Lebensmitteln, aber kein Mensch weit und breit.
Sonderbar, ist es doch im Bärenland oberstes Gebot, sämtliche Lebensmittel geruchsicher zu verpacken und möglichst hoch zu hängen. Wir konnten uns absolut nicht vorstellen, welches Greenhorn auf diese Wildnisregel pfeift und sich somit in Gefahr bringt und als sich auch nach mehrmaligem Rufen nichts regte, suchten wir ziemlich beunruhigt die Umgebung ab.
Da ertönte eine Stimme vom Berg: "Hoi, ich bin hier oben - es ist alles in Ordnung"...naja...
Oben angekommen, erfuhren wir, dass unser junger Freund aus Romanshorn in der Schweiz stammt, also nur ein paar Kilometer von meinem Wohnort weg. Er war alleine mit dem Kanu auf dem Yukon unterwegs und wollte bis nach Circle/Alaska paddeln. Die Fressalien in der Tonne waren beim letzten Regen wohl nass geworden und er wollte, während das Müsli in der Sonne trocknete, einen Blick von oben auf den mächtigen Yukon werfen.
Nach dieser netten Einlage liefen wir zurück zum Lager, schlugen gerade rechtzeitig vor einem überraschenden Regenguss das Zelt auf und bruzzelten am Lagerfeuer unser Abendessen.
Fiepsi und der Professor alias David und Jos aus Whitehorse waren auch noch da, ausserdem ein Männerballett im Zehnerpack, welches später am Abend das Cooking Shelter belagerte, um den Gedichten von Robert Service zu lauschen.
Da wir am nächsten Morgen weiterpaddeln wollten, verkrochen wir uns zeitig ins Zelt und liessen uns von den Worten Robert Services in den Schlaf begleiten.

Donnerstag, 25. September 2008

5. Fort Selkirk

Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak

Fort Selkirk war ein wirklich wichtiger Ort. Alle kamen hierher zum Handeln - von Ross River, Carmacks und der Küste. Einige kamen sogar von noch weiter her. Bei mehreren Gelegenheiten zogen Menschen aus Fort Good Hope und Fort Norman über die Mackenzie Mountains nach Fort Selkirk. Die Tlingit und Chilkat von der Küste reisten auf einem Pfad nach Fort Selkirk, der später als Dalton Trail bekannt wurde, um mit den Menschen dort zu handeln. Die meisten dieser Treffen fanden im Frühling und Sommer statt.

Robert Campbell von der Hudson’s Bay Company errichtete 1848 in der Nähe einen Handelsposten und der Ort wurde zum Versorgungszentrum für die umliegende Gegend. Viele Menschen reisten zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten oder im Frühling nach Fort Selkirk, um Pelze zu verkaufen, einzukaufen oder um sich gegenseitig zu besuchen. Wenn die Ureinwohner mit ihren Hunden ankamen, blühte die Stadt etwas auf und das Leben wurde aufregender. Die Tlingit fürchteten wegen der Ansiedlung der Hudson’s Bay Company um ihre traditionellen Handelsbeziehungen zur athapaskischen First Nation und zerstörten das Fort noch im gleichen Jahr. 40 Jahre später wurde es wieder aufgebaut und entwickelte sich zu einem wichtigen Versorgungszentrum am Yukon. Als Mitte des 20. Jahrhunderts der Klondike Highway, dessen Verlauf Fort Selkirk umgeht, gebaut wurde und der Yukon als Handelsweg an Bedeutung verlor, wurde der Posten aufgegeben.

Viele der Gebäude sind mittlerweile wieder aufgebaut worden. Die Fort Selkirk Historic Site ist anteilig im Besitz der Selkirk First Nation und des Tourismus- und Kulturministeriums der Provinzregierung. Es gibt keinen Straßenanschluss. Fort Selkirk kann per Boot oder Flugzeug erreicht werden.







Kuhglockengeläut weckte mich frühmorgens. Moment mal, Kuhglocken? Ich muss mich verhört haben, Kühe gibt’s auf den Almen aber nicht auf einer Sandbank im Yukon. Da war es wieder - und es kam näher. Vorsichtig öffnete ich den Reissverschluss des Zeltes und lugte durch einen Spalt hinaus. Keine Kühe, sondern zwei wunderschöne Pferde, eines davon mit Glocke ausgestattet, nahmen gemächlich aber neugierig Kurs auf unser Lager. Warum zum Teufel liefen hier Pferde rum und woher kamen die? Später erfuhren wir, dass sich nicht weit vom Ufer entfernt eine Farm befindet und dort vermutlich auch der Stall der Tiere.







Erfreut über diesen überraschenden Besuch, krabbelten wir gleich aus den Schlafsäcken und liessen mit den üblichen Aktivitäten den Tag beginnen. Dieser zeigte sich gleich von seiner besten Seite, die Sonne strahlte mit uns um die Wette und der Himmel präsentierte sich vielversprechend blau und wolkenarm und so beschlossen wir, erst mal auf der Insel zu bleiben - mit Kaffee und Buch bewaffnet faulenzten wir uns durch die Sonnenstunden. Am späten Nachmittag, als sich immer dickere Wolken vor die Sonne schoben und ihr die wärmende Kraft raubten, wurde es ungemütlich - die ersten Tropfen fielen und wir rüsteten die Boote zur Weiterfahrt.









Unser nächstes Ziel war Fort Selkirk, direkt an der Mündung des Pelly in den Yukon gelegen und nur ca. 20 km entfernt.
Auf dem Fluss fing es dann bald kräftig an zu regnen, die Temperatur sank und wir mussten ordentlich ins Paddel greifen, um warm zu bleiben-

Dicker Rauch, der aus dem Schornstein des Cooking Shelter quoll, liess unsere Herzen höher schlagen, als wir tropfend und frierend das Steilufer bei Fort Selkirk erklommen hatten, Ein Paddler-Päärchen aus Alaska und eines aus England sowie zwei Motorbootfahrer aus Whitehorse waren vor uns da und hatten für mollige Wärme in der Hütte gesorgt. Schnell packten wir unsere Kochutensilien aus den Kajaks und bruzzelten und klönten mit den anderen zusammen bis es Nacht wurde. Nachdem die anderen sich in ihre Zelte verkrochen hatten, hing unser eigenes Zelt immer noch zum Trocknen über der Leine. Kurzerhand breiteten wir unsere Isomatten und Schlafsäcke auf dem Boden der Hütte aus, warfen noch ein paar Scheite ins Feuer und schliefen zufrieden ein, in der Hoffnung, es möge kein Extrem-Frühaufsteher unter den anderen sein.


John Lee Hooker - Mad Man Blues [mp3]
The Police - Message In A Bottle [mp3]

Montag, 22. September 2008

4. Pelly Crossing








Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak
Pelly Crossing, ein verschlafenes Nest am Klondike Highway mit rund 300 Einwohnern, war am Anfang des 20. Jahrhunderts ein Versorgungslager für die Highwayarbeiter und Fährstation über den Pelly River. Heute leben hauptsächlich Indianer der Selkirk First Nations dort, die sich überwiegend traditionell vom Fischen, Jagen und Fallenstellen ernähren.

Drei Tage verbrachten wir auf dem Campground am Pelly River mit Warten auf besseres Wetter, da wir nicht unbedingt von oben nass auf den Fluss wollten und die niedrigen Temperaturen keine gemütliche Flusstour versprachen. Es regnete, nieselte und schüttete abwechselnd, hin und wieder kam die Sonne durch um uns Hoffnung auf baldingen Aufbruch zu machen und dann gleich wieder zu verschwinden. Da wir genügend Zeit eingeplant hatten, störte uns das erst mal nicht sonderlich. Wir nutzten die Tage, uns an das Lagerleben zu gewöhnen, unsere Fähigkeiten in der Koch- und Feuermachkunst zu erproben und unser Improvisationstalent zu testen.
Am gegenüberliegenden Ufer des Pelly befand sich ein Fisch-Camp der Indianer, ab und zu setzte ein Boot über den Fluss und ein kleiner Schwatz mit den Fischern sorgte für
Abwechslung.
Im Dorf gab es eine Tankstelle und einen kleinen Laden mit einem Waschsalon und Duschen. So vertrieben wir uns die Zeit und erkundeten die Umgebung, tranken Kaffee und unterzogen uns noch einmal einer gründlichen Ganzkörperreinigung mit warmem Wasser, denn auf diesen Komfort würden wir die nächsten zwei Wochen verzichten müssen.
Als es sich am zweiten Tag so richtig einregnete, sank unsere Stimmung analog zur Temperatur und wir mussten ganz tief in die Trickkiste greifen, um uns gegenseitig bei Laune zu halten.
Am Platz gab es ein Cooking Shelter und da wir den ganzen Campground inzwischen für uns alleine hatten, packten wir kurzerhand das Zelt und die übrigen Klamotten und zogen damit in die Hütte um. Wir heizten dem Holzofen mächtig ein und spannten eine Leine um unsere Kleider zu trocknen. Da das Shelter ringsum offen war, kauerten wir uns dicht an den Ofen, wo dieser dann aber zum Glück ordentlich Wärme abgab.
Am Abend bekamen wir Besuch von einem Fuchspaar welches erfolgreich versuchte, uns etwas aufzuheitern. Es war ein ganz besonders schönes Erlebnis, die beiden aus nächster Nähe beim Liebesspiel zu beobachten. Sie tollten und spielten, jagten und vereinigten sich wieder, erst als es stockdunkel war trollten sie sich müde davon.
Unser Gemüt hatte sich nach dieser netten Einlage wieder etwas aufgehellt und voller Hoffnung auf ein baldiges Ende des Regens fielen wir in einen unruhigen Schlaf. Die Stille wurde durchbrochen von zahllosen, undefinierbaren Geräuschen, es raschelte un knackte ringsherum, von Ferne hörte man das Heulen der Wölfe und am gegenüberliegenden Flussufer bellten die Hunde der Indianer.
So war ich froh, als der Morgen graute und die Vorfreude auf heissen Kaffee mich aus dem Zelt lockte. Schnell war ein Feuer gemacht und schon wenig später durchzog verlockender Kaffeeduft unser Lager. Das Frühstück schmeckte wieder mal hervorragend, der Regen hatte aufgehört und wenig später begrüsste uns sogar die Sonne - dem Aufbruch stand also nichts mehr im Weg. Flink sammelten wir unser Geraffel ein, packten unseren Hausstand zusammen und verstauten alles in den Booten. Faszinierend, welche Mengen an Lebensmitteln und anderem mehr oder weniger überlebenswichtigen Equipment wir in den schlanken Kajaks unterbringen konnten.
Noch ein letztes mal hinter die Büsche und dann ging es endlich aufs Wasser. Die Boote waren schwer und hatten ordentlich Tiefgang - jeder von uns hatte ca. 60 kg Zuladung - nur wenige Zentimeter trennten den Süllrand von der Wasseroberfläche, aber trotzdem liessen sie sich relativ gut steuern, ich war überrascht.
Der Pelly River zeigte sich von seiner zahmen Seite und das Wetter hatte sich inzwischen richtig gemausert, so konnten wir uns gemächlich treiben lassen und uns langsam an die neue Fortbewegungsart gewöhnen.
Nachdem wir an diesem Tag ca. 40 km ohne nennenswerte Schwierigkeiten zurückgelegt hatten, landeten wir auf einer Sandbank an, schlugen unser Lager auf und machten es uns dort für die Nacht gemütlich.

Joe Cocker- Cry Me A River [mp3]
REM - Daysleeper [mp3]

Der Margelchopf, das hohe Überraschungsei

Der 2.163 hohe Margelchopf entpuppte sich als wahres Überraschungsei.