Montag, 22. September 2008

4. Pelly Crossing








Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak
Pelly Crossing, ein verschlafenes Nest am Klondike Highway mit rund 300 Einwohnern, war am Anfang des 20. Jahrhunderts ein Versorgungslager für die Highwayarbeiter und Fährstation über den Pelly River. Heute leben hauptsächlich Indianer der Selkirk First Nations dort, die sich überwiegend traditionell vom Fischen, Jagen und Fallenstellen ernähren.

Drei Tage verbrachten wir auf dem Campground am Pelly River mit Warten auf besseres Wetter, da wir nicht unbedingt von oben nass auf den Fluss wollten und die niedrigen Temperaturen keine gemütliche Flusstour versprachen. Es regnete, nieselte und schüttete abwechselnd, hin und wieder kam die Sonne durch um uns Hoffnung auf baldingen Aufbruch zu machen und dann gleich wieder zu verschwinden. Da wir genügend Zeit eingeplant hatten, störte uns das erst mal nicht sonderlich. Wir nutzten die Tage, uns an das Lagerleben zu gewöhnen, unsere Fähigkeiten in der Koch- und Feuermachkunst zu erproben und unser Improvisationstalent zu testen.
Am gegenüberliegenden Ufer des Pelly befand sich ein Fisch-Camp der Indianer, ab und zu setzte ein Boot über den Fluss und ein kleiner Schwatz mit den Fischern sorgte für
Abwechslung.
Im Dorf gab es eine Tankstelle und einen kleinen Laden mit einem Waschsalon und Duschen. So vertrieben wir uns die Zeit und erkundeten die Umgebung, tranken Kaffee und unterzogen uns noch einmal einer gründlichen Ganzkörperreinigung mit warmem Wasser, denn auf diesen Komfort würden wir die nächsten zwei Wochen verzichten müssen.
Als es sich am zweiten Tag so richtig einregnete, sank unsere Stimmung analog zur Temperatur und wir mussten ganz tief in die Trickkiste greifen, um uns gegenseitig bei Laune zu halten.
Am Platz gab es ein Cooking Shelter und da wir den ganzen Campground inzwischen für uns alleine hatten, packten wir kurzerhand das Zelt und die übrigen Klamotten und zogen damit in die Hütte um. Wir heizten dem Holzofen mächtig ein und spannten eine Leine um unsere Kleider zu trocknen. Da das Shelter ringsum offen war, kauerten wir uns dicht an den Ofen, wo dieser dann aber zum Glück ordentlich Wärme abgab.
Am Abend bekamen wir Besuch von einem Fuchspaar welches erfolgreich versuchte, uns etwas aufzuheitern. Es war ein ganz besonders schönes Erlebnis, die beiden aus nächster Nähe beim Liebesspiel zu beobachten. Sie tollten und spielten, jagten und vereinigten sich wieder, erst als es stockdunkel war trollten sie sich müde davon.
Unser Gemüt hatte sich nach dieser netten Einlage wieder etwas aufgehellt und voller Hoffnung auf ein baldiges Ende des Regens fielen wir in einen unruhigen Schlaf. Die Stille wurde durchbrochen von zahllosen, undefinierbaren Geräuschen, es raschelte un knackte ringsherum, von Ferne hörte man das Heulen der Wölfe und am gegenüberliegenden Flussufer bellten die Hunde der Indianer.
So war ich froh, als der Morgen graute und die Vorfreude auf heissen Kaffee mich aus dem Zelt lockte. Schnell war ein Feuer gemacht und schon wenig später durchzog verlockender Kaffeeduft unser Lager. Das Frühstück schmeckte wieder mal hervorragend, der Regen hatte aufgehört und wenig später begrüsste uns sogar die Sonne - dem Aufbruch stand also nichts mehr im Weg. Flink sammelten wir unser Geraffel ein, packten unseren Hausstand zusammen und verstauten alles in den Booten. Faszinierend, welche Mengen an Lebensmitteln und anderem mehr oder weniger überlebenswichtigen Equipment wir in den schlanken Kajaks unterbringen konnten.
Noch ein letztes mal hinter die Büsche und dann ging es endlich aufs Wasser. Die Boote waren schwer und hatten ordentlich Tiefgang - jeder von uns hatte ca. 60 kg Zuladung - nur wenige Zentimeter trennten den Süllrand von der Wasseroberfläche, aber trotzdem liessen sie sich relativ gut steuern, ich war überrascht.
Der Pelly River zeigte sich von seiner zahmen Seite und das Wetter hatte sich inzwischen richtig gemausert, so konnten wir uns gemächlich treiben lassen und uns langsam an die neue Fortbewegungsart gewöhnen.
Nachdem wir an diesem Tag ca. 40 km ohne nennenswerte Schwierigkeiten zurückgelegt hatten, landeten wir auf einer Sandbank an, schlugen unser Lager auf und machten es uns dort für die Nacht gemütlich.

Joe Cocker- Cry Me A River [mp3]
REM - Daysleeper [mp3]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen