Als ich an der Tür klingle, dauert es eine Weile. Dann macht sie auf. Kleiner ist sie gworden seit unserem letzten Treffen. Der Rücken krümmt sich schwer unter 92 Jahren Leben.
"Der Stock, wo ist nur mein Stock?"
Wir suchen. Der Stock lehnt am Wohnzimmersessel.
"Die Lichter bleiben an. Damit man nicht sieht, dass keiner zuhause ist."
Und "zweimal abschliessen, bitte"
Wer soll denn hier was wollen, denke ich und tue ihr unrecht. Was weiss denn ich schon...
Erst der Sohn gestorben. Dann der Mann. Und zuletzt der Hund.
Im Juli ging die Elfriede und im Oktober die Marlene.
Es wird langsam still im Haus, kein Bellen mehr und kein Anruf. Wenn die Türglocke schellt, steht das Essen auf Rädern draussen.
Die einst stolze Bergsteigerin geht rückwärts die Stufen runter.
"Letztes Jahr ging das auch noch besser. Hast Du meine Handtasche? Wie schön, die Adventssbeleuchtung in den Gärten!"
Der Duft frischgebackener Plätzchen dringt aus der Wohnung, als ich die Tür aufschliess.
Wir essen, trinken Wein und erzählen uns Geschichten.
Sie von der Einsamkeit des Alters, ich von der Einsamkeit der Wildnis.
"Ich dachte schon, heut abend verbring ich wieder allein mit Anne Will und ihren Gästen. Dann kam dein Anruf. Was für ein Glück. Du hast immer so ein schönes Licht."
Die Fenster ihres Hauses sind hell erleuchtet, als ich spät den Schlüssel zweimal umdrehe.
"Gute Nacht."
Die Türe fällt leise ins Schloss und ich beginne ich zu ahnen, was Einsamkeit bedeutet.
Iron & Wine - Promise What You Will
Grizzly Bear - While You Wait For The Others
Bonnie Prince Billy - Death To Everyone
Grateful Dead - He’s Gone
Montag, 30. November 2009
Donnerstag, 26. November 2009
Montag, 23. November 2009
Gift
vom Geben und NehmenDie Kwakwaka'wakw First Nations leben Im Norden von Vancouver Island .
Im Gegensatz zu den meisten anderen Gesellschaften war bei ihnen Reichtum und Status nicht bestimmt durch Anhäufen materieller Güter, sondern durch das Weggeben derselben. Ihre Gemeinschaft war nicht vom Geld getrieben, sondern vom Geben und Nehmen, von Werten, die keinen Preis haben.
In der alten Tradition der Kwakiutl-Indianer gab es dafür ein wichtiges Ritual: den "Potlatch" ("geben, schenken"). Die tagelangen spirituellen Feiern dienten dem sozialen Ausgleich und der Repräsentation von Macht. Eine zentrale Rolle spielte dabei das Verschenken und Beschenktwerden - manchmal bis zur völligen Verausgabung. Die reich beschenkten Gäste waren verpflichtet, ihrerseits das nächste Potlach auszurichten. So ging das hin und her und hielt die Gemeinschaft zusammen.
Die "Verschwendung" des zeremoniellen Schenkens erregte jedoch nach und nach die Gemüter der weissen Siedler. Sie sahen durch die "heidnischen Bräuche" das Arbeitsethos, die Moral und die Christianisierungsbemühungen bedroht, betrachteten sie als ökonomischen Irrwitz. Beim letzten und grössten Potlatch im Winter 1921 schritt die kanadische Polizei ein und verhaftete 45 Gäste, 26 davon sassen monatelang im Gefängnis.
Schuldig befunden des Tanzens, Redens und Schenkens.
"Im Verlauf des 19. Jahrhunderts geriet dieses System durch den Kontakt mit europäischen Händlern und Werten aus den Fugen und wurde unwiederbringlich zerstört. Die von den europäischen Einwanderern verfügbar gemachten Reichtümer ermöglichten es jungen Häuptlingen, in einen regelrechten Wettbewerb beim Abhalten von Potlatchs zu treten. Doch mit dem zunehmenden Einfluss des Christentums handelte es sich hierbei mehr und mehr um ein Ringen nach weltlicher, denn nach spiritueller Bedeutung. Ein Ringen, bei dem so mancher der jungen Häuptlinge sich selbst und die ihm anvertraute Stammesgruppe in den Ruin trieb. 1884 wurde der Potlatch deshalb von der kanadischen Regierung verboten. Dieses Verbot galt bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Seither wird versucht, das ursprüngliche Wesen des Potlach in zeitgemäßer Form neu zu beleben.
[Wikipedia]"
Lite - Ghost Dance
Lite - Human Gift
Heels Catch Fire - This Was Never A Gift
Royal City – Bring My Father A Gift
Samstag, 21. November 2009
Musikuss: Great Lake Swimmers
Getreidesilos, Kirchen und Gemeindehallen dienen den kanadischen Great Lake Swimmers als Studioersatz. In einem alten Schloss und einer Kirche auf Thousand Islands, einer Inselregion im St.-Lorenz-Strom, an der Grenze zwischen Kanada und den USA, nahmen sie ihr viertes Album „Lost Channels“ auf. Die Inspiration und Akustik dieser ungewöhnlichen Aufnahmeorte wirken wie ein zusätzliches Instrument und verleihen Tony Dekker's schönen Stimme etwas Sphärisches.
Fahr mit den ghosts of the highways zu den Great Lakes, zünde ein Lagerfeuer an und lass dich einhüllen und wärmen von der Harmonie erhebender Klänge.
Oder trink Kamillentee und zünd dazu ein Teelicht an - ohne diese Platte kommt man jedenfalls nicht über den Winter.
Great Lake Swimmers – Still
great lake swimmers – pulling on a line
Great Lake Swimmers-Concrete Heart
Fahr mit den ghosts of the highways zu den Great Lakes, zünde ein Lagerfeuer an und lass dich einhüllen und wärmen von der Harmonie erhebender Klänge.
Oder trink Kamillentee und zünd dazu ein Teelicht an - ohne diese Platte kommt man jedenfalls nicht über den Winter.
Great Lake Swimmers – Still
great lake swimmers – pulling on a line
Great Lake Swimmers-Concrete Heart
Mittwoch, 18. November 2009
Der Bär und der Engel
"Moinmoin. Heute Nacht sind zwei Bären um euer Zelt rumgeschlichen. Habt ihr es auch bemerkt?" So wurden wir am Morgen beim Frühstück von unseren Nachbarn begrüsst. Nein, ausser dass mitten in der Nacht das Lagerfeuer völlig unmotiviert wieder zu prasseln anfing, hatten wir nichts bemerkt.
Und dann - ein Spass kommt selten allein: "falls ihr über El Portal nach San Francisco weiterfahren wollt: die Strasse ist gesperrt, es gab die letzten Tage einen riesigen Waldbrand im Valley. Wo habt ihr euer Auto stehen?"
Jetzt wurden wir hellhörig. Die ungewöhnliche Dunstglocke überm Yosemite Valley war uns schon gestern aufgefallen. Aus Spass wurde Ernst und ziemlich beunruhigt brachen wir die Zelte ab. Ein "take care und viel Spass noch", Wasserflaschen füllen am Bach und schon waren wir auf dem steilen Weg - 1.400 Höhenmeter nach unten und das im Schuss.
Am Merced River gönnten wir den malträtierten Knien die erste Rast und unseren Füssen ein erfrischendes Bad im kühlen Fluss. "Mum, hinter Dir steht ein Bär" hörte ich, in der Sonne dösend."Jaja" - ich blinzelte Pascal müde zu. Es gab bessere Witze mich aus der Ruhe zu locken. "Du solltest wirklich aufstehen, aber vorsichtig, nicht dass du ihn erschreckst !" Ich machte die Augen auf, sah meinen Sohn mit der Kamera vor mir, drehte mich um - da stand der Bär, etwa 5 Meter hinter mir und schaute uns neugierig an. Ich senkte den Blick, redete ruhig auf ihn ein und lief ganz langsam rückwärts. "Hey bear, what's up bear, this is not the right way bear". Er schien mich zu verstehen, drehte nach links ab und lief in einem grossen Bogen um uns rum. Puh! Aber zu früh gefreut - nach kurzem Zögern drehte er sich wieder um und lief direkt auf uns zu. Pascal knipste munter drauf los, während ich mit einem Prügel wie wild in der Luft fuchtelete und aus Leibeskräften schrie: "hey guy go away guy! skidoo! beat it!" Das zeigte Wirkung und der Bär trollte sich.
So ein Schreck und so eine Freude! Nun hatten wir doch noch unsere Bärenbegegnung und ein paar hübsche Bilder im Kasten.
Flink machten wir uns auf den Weg, bevor Petz uns doch noch richtig kennenlernen wollte. Bald erreichten wir den 181m hohen Nevada Fall und wenig später den 97m hohen Vernal Fall. Ab hier war es mit der Stille und Einsamkeit vorbei. Herscharen von bunten, geschwätzigen Menschen kletterten vom Yosemite Valley hoch und tummelten sich um das grandiose Naturschauspiel. Wir fühlten uns fast ein wenig fremd in der Menge...
Von nun an ging es beinahe in Falllinie abwärts. Als wir endlich am Parkplatz Happy Isles ankamen, waren wir heilfroh: unser Auto stand da, frisch wie vor 7 Tagen. Nebendran sass ein junger Mexikaner auf seinem Pick-Up. Seit einem Tag wartete er auf seine Freunde, die er bei der Besteigung des Half Dome verloren hatte. Nein, auch wir hatten sie nicht getroffen, aber er war froh, uns ein Ohr abkauen zu dürfen. Seit Stunden gab es keine Möglichkeit mehr, die Wasserflaschen aufzufüllen, es herrschte eine Affenhitze und wir waren kurz vor dem Verdursten. Wie gross die Freude, als der Mexikaner zwei Literflaschen Gatorade aus seiner Kühlbox zauberte...einen echten Trail Angel hatten wir jetzt auch im Repertoire!
Sechs anstrengende, aber unvergessliche, wundervolle Tage in einer paradiesischen Landschaft lagen hinter uns. In Curry Village mischten wir uns nach einer ausgedehnten Dusch-Orgie unters bunte Volk und feierten ausgiebig die gelungene Tour.
Trail Of Dead - Relative Way
Boy & Bear - Mexican Mavis
Truckstop Coffee - Ghost Or An Angel
Und dann - ein Spass kommt selten allein: "falls ihr über El Portal nach San Francisco weiterfahren wollt: die Strasse ist gesperrt, es gab die letzten Tage einen riesigen Waldbrand im Valley. Wo habt ihr euer Auto stehen?"
Jetzt wurden wir hellhörig. Die ungewöhnliche Dunstglocke überm Yosemite Valley war uns schon gestern aufgefallen. Aus Spass wurde Ernst und ziemlich beunruhigt brachen wir die Zelte ab. Ein "take care und viel Spass noch", Wasserflaschen füllen am Bach und schon waren wir auf dem steilen Weg - 1.400 Höhenmeter nach unten und das im Schuss.
Am Merced River gönnten wir den malträtierten Knien die erste Rast und unseren Füssen ein erfrischendes Bad im kühlen Fluss. "Mum, hinter Dir steht ein Bär" hörte ich, in der Sonne dösend."Jaja" - ich blinzelte Pascal müde zu. Es gab bessere Witze mich aus der Ruhe zu locken. "Du solltest wirklich aufstehen, aber vorsichtig, nicht dass du ihn erschreckst !" Ich machte die Augen auf, sah meinen Sohn mit der Kamera vor mir, drehte mich um - da stand der Bär, etwa 5 Meter hinter mir und schaute uns neugierig an. Ich senkte den Blick, redete ruhig auf ihn ein und lief ganz langsam rückwärts. "Hey bear, what's up bear, this is not the right way bear". Er schien mich zu verstehen, drehte nach links ab und lief in einem grossen Bogen um uns rum. Puh! Aber zu früh gefreut - nach kurzem Zögern drehte er sich wieder um und lief direkt auf uns zu. Pascal knipste munter drauf los, während ich mit einem Prügel wie wild in der Luft fuchtelete und aus Leibeskräften schrie: "hey guy go away guy! skidoo! beat it!" Das zeigte Wirkung und der Bär trollte sich.
So ein Schreck und so eine Freude! Nun hatten wir doch noch unsere Bärenbegegnung und ein paar hübsche Bilder im Kasten.
Flink machten wir uns auf den Weg, bevor Petz uns doch noch richtig kennenlernen wollte. Bald erreichten wir den 181m hohen Nevada Fall und wenig später den 97m hohen Vernal Fall. Ab hier war es mit der Stille und Einsamkeit vorbei. Herscharen von bunten, geschwätzigen Menschen kletterten vom Yosemite Valley hoch und tummelten sich um das grandiose Naturschauspiel. Wir fühlten uns fast ein wenig fremd in der Menge...
Von nun an ging es beinahe in Falllinie abwärts. Als wir endlich am Parkplatz Happy Isles ankamen, waren wir heilfroh: unser Auto stand da, frisch wie vor 7 Tagen. Nebendran sass ein junger Mexikaner auf seinem Pick-Up. Seit einem Tag wartete er auf seine Freunde, die er bei der Besteigung des Half Dome verloren hatte. Nein, auch wir hatten sie nicht getroffen, aber er war froh, uns ein Ohr abkauen zu dürfen. Seit Stunden gab es keine Möglichkeit mehr, die Wasserflaschen aufzufüllen, es herrschte eine Affenhitze und wir waren kurz vor dem Verdursten. Wie gross die Freude, als der Mexikaner zwei Literflaschen Gatorade aus seiner Kühlbox zauberte...einen echten Trail Angel hatten wir jetzt auch im Repertoire!
Sechs anstrengende, aber unvergessliche, wundervolle Tage in einer paradiesischen Landschaft lagen hinter uns. In Curry Village mischten wir uns nach einer ausgedehnten Dusch-Orgie unters bunte Volk und feierten ausgiebig die gelungene Tour.
Trail Of Dead - Relative Way
Boy & Bear - Mexican Mavis
Truckstop Coffee - Ghost Or An Angel
Montag, 16. November 2009
Vermissen
Und dann
gibt es Tage
die Trauer tragen
Bugwellen der Unvernunft
brechen im Kiel des Alltags entzwei
Dein Lächeln erstarrt
im Vermissen
eingehüllt im Regen
entblösst durch die Nacht
es ist spät
komm
lass uns tanzen
Sonntag, 15. November 2009
High and dry
Der Blick aus dem Zelt am nächsten Morgen machte mich frösteln. Die Sonne versteckte ihre wärmende Kraft noch hinter der eleganten Bergkulisse und auf das Zeltdach hatte sich über Nacht eine hauchdünne Eisschicht gelegt. Die Kälte trieb aber schnell die Müdigkeit aus den Knochen und man konnte zusehen, wie die Morgensonne erst die Gipfel zum Glühen brachte um allmählich die ganze Szenerie in goldenes Licht zu tauchen.
Die Rucksäcke waren nach dem Frühstück wieder etwas leichter und immer weniger beschwert machten wir uns auf die vorletzte Etappe, erst über den Cathedral Pass, der im Vergleich zum Donohue Pass eher eine Hügelüberschreitung ist, dann in stetigem Auf und Ab durch schattenspendende Wälder, über dürre Wiesenlandschaften und karge Felsplateaus.
Stunde um Stunde liefen wir weiter, näherten uns den gewaltigen Granitblöcken des Yosemite Valley. Der Tag fiel mit dem Weg langsam ab, die Schatten wurden länger und wir wunderten uns wieder mal, wie wir so lange hatten gehen können. War am Morgen noch alles ganz leicht, wurden die Schwierigkeiten des Marsches auf einmal so gross und auch die Last der Rucksäcke verdoppelte sich gegen Abend heimlich. Dann kamen die schwersten hundert Meter: die Letzten...
Auch die Beine waren schwer und in den Knochen steckte jene angenehme Müdigkeit wie nach guter, körperlicher Arbeit. Was für ein Glück, als wir an der Abzweigung zum Half Dome Trail ein hübsches Plätzchen auf einem Felsentisch entdeckten, auf dem schon eine Feuerstelle und ein Stapel frisch gehacktes Holz auf uns warteten.
Eine Fels-Etage tiefer gesellte sich kurz vor Einbruch der Nacht ein deutsches Päärchen zu uns. Wir verstanden uns, ein paar gute Geschichten vertrieben die Zeit am langsam sterbenden Lagerfeuer und dann...Schlaf für die Todmüden!
Manu Chao - Me Gustas Tu [mp3]
Deep Purple - Hush [mp3]
Radiohead - High And Dry [mp3]
Die Rucksäcke waren nach dem Frühstück wieder etwas leichter und immer weniger beschwert machten wir uns auf die vorletzte Etappe, erst über den Cathedral Pass, der im Vergleich zum Donohue Pass eher eine Hügelüberschreitung ist, dann in stetigem Auf und Ab durch schattenspendende Wälder, über dürre Wiesenlandschaften und karge Felsplateaus.
Stunde um Stunde liefen wir weiter, näherten uns den gewaltigen Granitblöcken des Yosemite Valley. Der Tag fiel mit dem Weg langsam ab, die Schatten wurden länger und wir wunderten uns wieder mal, wie wir so lange hatten gehen können. War am Morgen noch alles ganz leicht, wurden die Schwierigkeiten des Marsches auf einmal so gross und auch die Last der Rucksäcke verdoppelte sich gegen Abend heimlich. Dann kamen die schwersten hundert Meter: die Letzten...
Auch die Beine waren schwer und in den Knochen steckte jene angenehme Müdigkeit wie nach guter, körperlicher Arbeit. Was für ein Glück, als wir an der Abzweigung zum Half Dome Trail ein hübsches Plätzchen auf einem Felsentisch entdeckten, auf dem schon eine Feuerstelle und ein Stapel frisch gehacktes Holz auf uns warteten.
Eine Fels-Etage tiefer gesellte sich kurz vor Einbruch der Nacht ein deutsches Päärchen zu uns. Wir verstanden uns, ein paar gute Geschichten vertrieben die Zeit am langsam sterbenden Lagerfeuer und dann...Schlaf für die Todmüden!
Manu Chao - Me Gustas Tu [mp3]
Deep Purple - Hush [mp3]
Radiohead - High And Dry [mp3]
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