Montag, 30. März 2009

Bevor uns das Wasser bis zum Halse steht...


...hab ich mein altes Auto-Wrack gegen ein krisensicheres, umweltverträgliches Boot eigetauscht.
Eine Abwrackprämie gab's dafür leider nicht :-(

Dienstag, 24. März 2009

jimi hendrix

Eine Biographie.
Lese sie gerade, nachts, vor dem Schlaf, um meine Träume zu beflügeln. Und im Wartezimmer, wenn die Zeit zwischen Gebrechlichen und Gebrechen wieder mal stillzustehen scheint.
Ein Geburtstagsgeschenk.

„Geräte sind nicht nur Verstärker seiner Gitarre, sondern Amplifier des Wunsches nach einer anderen Galaxie; Verstärker seiner Ausbruchssehnsucht, Raumschiffe zu einer anderen Körperbasis, von der aus die Electric Skies zu erreichen sind.“
Sätze wie diesen und viele andere kann man darin lesen, geschrieben von Klaus Theweleit und Rainer Höltschl.
In einen Meermann will er sich verwandeln, im Ozean neu aufleben. Die Wellen dafür gibt es schon, Schallwellen. Er reitet sie mit seiner E-Gitarre. Es spritzt, gurgelt, schäumt und stürmt. "Noise of the sea", schreit Jimi Hendrix, darin will er untergehen, "nicht um zu sterben", wie er versichert, "sondern um wiedergeboren zu werden". Die Erde hat er abgeschrieben, zu viele Kriege: "Every inch of earth is a fighting nest." ...steht in der "Zeit".

Die Nacht, in der ich geboren wurde, wurde der Mond feuerrot, ich schwör's.
Und meine arme Mutter schrie los: Gott! Der Zigeuner! Er hatte recht!
Und ich sah sie umfallen, tot.
Berglöwen fanden mich da wartend,
setzten mich auf Adlerflügel.
Der Vogel trug mich in die Aussenbezirke der Unendlichkeit,
und als er mich zurück nach hier brachte,
gab er mir Venus' Hexenring, sagte,
"Nun flieg weiter, flieg..."
Denn ich bin Voodoo Brut, Voodoo Chile..."

Es ist nicht immer einfach, dem fragmentierten Stoff zu folgen. Ein roter Faden begleitet einem jedoch hilfreich durch das Buch in Form eines lachsfarbenen Lesebandes. Artig platziert, und man findet im nächsten Wartezimmer gleich wieder den Einstieg in die psychedelischen Welten, in die Wah-Wah Effekte dieses göttlichen Virtuosen. Oder man liest die läppischen 224 Seiten gleich in einem Rutsch durch.
Anschliessend braucht man keinen Arzt mehr. Ein Buch wie Acid.

Jimi Hendrix - Cherokee Mist [mp3]

Jimi Hendrix - A Merman I Should Turn To Be [mp3]
Jimi Hendrix - Voodoo Chile [mp3]
Jimi Hendrix - Happy Birthday [mp3]

Donnerstag, 19. März 2009

Skandal im Sperrbezirk Südkurier

"Großer Streit um eine Inszenierung am Theater Konstanz: Wegen einer exzessiven Vergewaltigungsszene im Stück „Der Drache“, liegt nun eine Beschwerde vor. Das Ordnungsamt will das Stück erst ab 18 freigeben."

So stehts im SK online heute.
Es gäbe soviel, worüber man sich beschweren könnte, aber wer um Himmels Willen kommt denn auf die absurde Idee, gegen besagte Szene in "der Drache" Beschwerde beim Ordnungsamt einzulegen?
Als langjährige Abonnentin habe ich die Aufführung selbst gesehen. Die Vergewaltigungsszene hat mich berührt, ja, ich fand sie abstossend, doch im inhaltlichen Kontext war sie absolut passend und folgerichtig.
Die Szene ist keineswegs anzüglich oder reisserisch dargestellt, sie erzeugt aber Unbehagen, was zum Denken anregt.
Vergewaltigung ist eine sexualisierte Form der Ausübung von Macht und Kontrolle und nicht etwa die Befriedigung eines Sexualtriebes. Sie ist tief in den patriarchalen Kulturen verwurzelt. So findet man die Darstellung von Vergewaltigungen schon in Schöpfungsmythen und Legenden. Beispiele für Kriegsverbrechen von Männern sind auch die zahlreichen Vergewaltigungen in den eroberten Ostgebieten und in Deutschland.
Wie könnte ein Regisseur, der die Parabel von Jewgeni Schwarz auf die Bühne bringt, sich dessen verschliessen?

Bei seemoz las ich folgende Interpretation:
"Als sich die von Lanzelot geschwängerte, bereits in den Wehen liegende Elsa dem Ansinnen des Tyrannen widersetzt, wird sie von den Machthabern vergewaltigt. So abstoßend diese Szene auch sein mag, sie wird zur Metapher der hässlichsten Form männlicher Ausübung von Macht und Kontrolle. Fabian hat damit der Parabel die nötige Schärfe gelassen."

Dem kann ich inhaltlich voll beipflichten.

Vielleicht sollte sich der/die Beschwerdegänger/in mehr um Interpretation und Inhalt eines Theaterstücks bemühen!

Dienstag, 10. März 2009

18. Der Dempster Highway








Es gibt wenige Srassen auf der Welt wie den Dempster.
Früher ein Pfad der Gwitchin-Indianer, später als Hundeschlitten Trail genutzt, auch von William John Duncan Dempster, nach dem diese Strasse benannt wurde. Er fuhr hier in den 30ern des vorigen Jahrhunderts mit seinem Hundeschlittengespann bei -40 Grad Patrouille für die Royal Canadien Mounted Police.
40 km hinter Dawson beginnt der Highway und schlängelt sich 736 km durch die Berge bis weit über den Polarkreis ans Eismeer, nach Inuvik in den Northwest Territories. Wer ihn befahren möchte, sollte dies möglichst mit einem Four Wheeler Truck tun, denn der Highway ist eine staubige Schotterpiste mit einem Dasein voller Schlaglöcher - Massengräber von zerfetzten Autoreifen am Strassenrand zeugen stumm davon.
Seit 1979 gibt es diese "Road to Nowhere", durchgängig befahrbar nur etwa 10 Monate im Jahr.
In der schneefreien Zeit im Juli und August rücken Arbeiterkolonnen der Piste auf den Schotter, um die Schlaglöcher zu stopfen.
Zu dieser Zeit ist der Highway "bevölkert" von Touristen, die einmal mit dem Wohnmobil den Dempster bezwingen wollen, von Dawson City bis ans nördliche Ende des Kontinents.
Bevölkert heisst hier, es taucht ungefähr einmal pro Stunde ein Fahrzeug auf, zwei sind seltener Zufall.

Auch wir wollten uns heute ins staubige Getümmel auf dem Dempster mischen. Aber nicht das Eismeer - die Tobstone Mountains sollten unser Ziel sein, nur ca. 70 km weit mussten wir uns dafür durchschütteln lassen.
Jerry verpassten wir für die drei Tage bis zu unserer Rückkehr ein Zimmer im Bunkhouse in Dawson und los ging's bei strahlend frostigem Sonnenschein.
Durch urzeitlich anmutende Mooslandschaften schlängelte sich die Piste, durch Gebirge mit namenlosen Gipfeln, durch violett und rostrot gefärbte Spätsommer-Tundra, kein Mensch weit und breit, kein Tier, kein anderes Fahrzeug - nur Stille. Es war, als würden wir ans Ende der Welt fahren, oder durch Mittelerde, hinein in Tolkiensche Fantasielandschaften - die Olgivie Mountains scheinen nicht von dieser Welt.
Immer wieder machten wir Halt, um diese Farbenpracht einzuatmen, um das grossartige, stumme Schauspiel der bizarren, surrealistisch anmutenden Natur auf uns wirken zu lassen.
Hin und wieder blähte sich am Horizont eine mächtige Staubwolke auf, die näher kam um kurz vor dem Zusammentreffen ein Fahrzeug auszuspucken.
Bei km 71 erreichten wir den Tombstone Campground, auf dem wir die kommenden Tage unser Zelt aufschlagen wollten. Im vorigen Jahr war der Capground vorrübergehend geschlossen, nachdem ein Grizzly dort ein Wohnmobil ausgeräubert hatte. Wir hatten Glück, er war offen.
Die Indianerfamilie, welche den Platz betreut, informierte uns gründlich über die Beschaffenheit der Trails im umliegenden Gebiet. Mehrere Wege waren gesperrt, damit sich die Grizzlies dort ungestört ihren Winterspeck anfressen konnten.
Wir stellten unser Zelt auf und machten uns dann auf den Weg in die Tundra. Eisiger Wind pfiff uns dabei um die Ohren - Mittelerde präsentierte sich von seiner unwirtlichen Seite. Immer dunklere Wolken brauten sich zusammen, das Zwielicht gepaart mit der grandiosen, urzeitlich anmutenden Landschaft erzeugte eine unwirkliche Stimmung. Schneeflocken, getrieben vom Wind, tanzten wild durch die Luft und plötzlich raubte uns minutenlang ein kleiner Schneesturm die Sicht. Wieder am Campground angekommen, war der Spuk schon vorbei.
Rauch quoll aus dem Schornstein der Schutzhütte, die anderen Camper hatten schon ordentlich eingeheizt und nach dem Eintreten machte sich wohlige Wärme breit. Wir schnackten eine Runde und während wir unser Abendessen zubereiteten, machte sich bleierne Schwere in den Gliedern breit. Die Hitze vom Ofen liess uns schnell auftauen, brachte die Wangen zum Glühen und das abendliche Bier gab uns den Rest - von der Müdigkeit übermannt trollten wir uns in die Nacht hinaus in unser frostiges Lager. Mehrere Lagen Kleidung, die guten Schlafsäcke, in welche wir ein paar mit heissem Wasser Flaschen gefüllte Flaschen stopften, sorgten dann schliesslich für warme Füsse und einen tiefen Schlaf.

Blitzen Trapper - Big Black Bird [mp3]
Blitzen Trapper - Canyon's Edge [mp3]
Blitzen Trapper - Sleepy Time In A Western World [mp3]