Sonntag, 28. Juni 2009

Dream Theater






























Gestern Abend in der Sporthalle in Wettingen boten die New Yorker Metal-Pioniere ein astreines Konzert. Allein der Umstand, dass wir gefühlte vier Kilometer von der Bühne entfernt standen, die schätzungsweise ***tausend Fans sich wie die Sardinen in der Büchse davor drängelten und ein weiteres Vordringen unmöglicht machten, schmälerte das visuelle Erleben etwas. Zum Glück bekamen wir dafür einen ordentlichen Ohrgasmus.
Man brauchte nicht mal zu tanzen, die durchaus melodiös gespielten Basslinien brachten Bauch-Beine-Po von ganz alleine in Schwingung. Obwohl ich keine Stöpsel drin hatte, klingelten meine Ohren anschliessend nicht und ich hörte hinterher genauso schlecht wie vorher.
Gut konditioniert, meine Ohren. Oder - das Alter hat auch Vorteile.
Egal.
Es war saugut. Es war voll. Es war laut. Es war heiss. Und es floss unter anderem auch viel Schweiss.
Der Weg nach draussen führte am Hallenbad vorbei. Ironie des Schicksals. Gerne hätte ich einen Sprung ins kühlende Nass gewagt. Doch da waren Scheiben dazwischen.

Obwohl wir durch den regen Verkehr auf der Rückfahrt etwas ausgebremst wurden, verlief sie doch völlig unspektakulär. Kein Hagel, kein Donner und kein einziger Blitz erleuchtete den Nachthimmel.
Donnerwetter, Wettingen hat auch was. Aber Openair oder im Hallenstadion wäre der Knaller gewesen.

Dream Theater - Take The Time [mp3]
Dream Theater - Pull Me Under [mp3]
Dream Theater - Learning To Live [mp3]

Laurel Canyon

"Zu Beginn war alles einfach, beschaulich, gemütlich, liebenswert und ruhig. Am Anfang stand der Entdeckergeist, der künstlerisch geprägte Idealismus, die musikalische Aufbruchsstimmung, geschürt durch die Elektrifizierung des Folk und die folgende, blumenreiche Hochzeit zwischen Country-, Rock- und Folk- und Singer-Songwritermentalität. THE BYRDS, BUFFALO SPRINGFIELD, Joni Mitchell, Frank Zappa, THE MAMAS & THE PAPAS, insbesondere deren gewichtige Vorsteherin Cass Elliott bewässerten innerhalb des sagenumwobenen Laurel Canyon musikalisches Neuland, und die Früchte, die alsbald darauf erwuchsen, waren so betörend süß, dass es einem die Sinne vernebelte.

Michael Walker, selbst Bewohner des Laurel Canyon und geschätzter Journalist für diverse Postillen wie 'The New York Times' und 'Los Angeles Times' machte sich also auf, den Geheimnissen des Canyon ein wenig intensiver zu folgen, um sie anschließend in diesem sehr unterhaltsamen und spannenden Buch zu veröffentlichen. Hierzu befragte er in endlosen Interview-Sessions diverse Zeitzeugen (Gail Zappa, Chris Hillman, Graham Nash, Pamela Des Barres u.a.) und ehemalige Bewohner des Canyon, um quasi einen schillernden Regenbogen aus irrwitzigen Anekdoten und frappierenden Insider-Informationen zu gestalten.
Der Leser wird schnurstracks in diese brodelnde Sechziger Jahre-Ära versetzt, in der Hippietum und Bohème als konterkulturelle Strömungen die verkrusteten Gesellschaftsstrukturen und eingleisigen Denkweisen aufzuweichen versuchte, nicht zuletzt durch freizügigen Genuß bewußtseinserweiternder Drogen.
Die Musik, die seinerzeit dabei entstand, besitzt bis heute prägenden Charakter für Heerscharen Nachgeborener. Einflüsse von Bands wie THE BYRDS, THE EAGLES, Crosby, Stills, Nash & Young, Joni Mitchell und Jackson Browne lassen sich einfach nicht verleugnen. Der sogennannte Westcoast-Sound wurde zum Trademark, entwickelte sich aber im Laufe der folgenden Jahre zu einem immer starrer werdenden Gebilde und verriet unter Einflussnahme des großen Geldes und eines explodierenden Drogengenusses seine eigenen Wurzeln und degenerierte schließlich mehr und mehr zu einem dekadenten und snobistisch verklärten Kunstprodukt, das sämtliche Ecken und Kanten, jeglichen Charme verloren hatte. Ende der Siebziger Jahre war wirklich alles vorüber, die süßen Früchte des Laurel Canyon überreif, gärend, geplatzt und verfault. Ein zum Himmel stinkendes Gewirr aus fehlgeleiteten Träumen und Idealen.

Diese teilweise aberwitzige, zeitweilig sehr spannende, bisweilen anrührende, mitunter auch haarsträubende Geschichte erzählt uns Michael Walker in klarer, sehr differenzierter Sprache, meist sehr sachlich, selten einmal überschwänglich, nie aufschneiderisch und macht dieses sehr empfehlenswerte Buch zu einer aufregenden Reise in eine Welt, in der die Rockmusik noch frische Luft atmete und bereit war, in einem halsbrecherischem Spurt für aufsehenerregende Geschehnisse zu sorgen. Eine wichtige Zeit, eine Ära stilbildender Rock-Strömungen, doch leider auch der Beginn des Ausverkaufs im Rock'n'Roll-Business. Dieses absolut kurzweilige Buch sollte für jeden rockmusikalisch interessierten Liebhaber zur Pflichtlektüre werden."

Quelle: "Home of Rock"

Demnächst werd ich mir Laurel Canyon live anschauen. Das Buch dazu kommt hoffentlich bald und ich freu mich - auf Beides.

Danke Egon für den heissen Tipp !

Sonntag, 21. Juni 2009

Schuld war nur der Büffel-Rock

Der Briefträger hat heute wieder mal ganze Arbeit geleistet. Lesenswertes und Papiermüll füllte den Briefkasten gleichermassen. Zwischen "Gesundheit und Gesellschaft", "political correct darf man den eigentlich nicht lesen" und "direkt" der Werbebrief einer penetranten Fern-Akademie, die mir ständig Wissensdefizite suggeriert. Die üblichen Rechnungen, eine davon üblicher als normal. Hektisch riss ich das Kuvert auf - die Stadtverwaltung Radolfzell bittet zur Kasse. "Sie überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 8 km" - macht 15 €. Puuuhhh! Gut überschritten...da war ich schon schneller unterwegs.
Wer fährt auch schon spät nachts ohne Not durch Liggeringen? Natürlich - der Büffel Rock war schuld.

Vom Flughafen Zürich kommend, wollte ich auf keinen Fall die letzten vier Songs von Skin n' Bone und deren letzte, allerletzte und allerallerletzte Zugaben im Gelände der lauschigen Bisonstube verpassen. Ordentlich ab Ortseingang 50 km/h gefahren, bis das blöde 40er Schild auftauchte. Und dann der Blitz, aber kein Gewitter weit und breit. OK - Frieden, obwohl die Knochen schon noch ne allerallerallerletzte Zugabe hätten spendieren können...für 15 €.
Vor der Rückfahrt sprach ich ein ernstes Wort mit meinem Gasfuss und er gehorchte. In Liggeringen war der Druck aufs Pedal aus gegebenem Anlass besonders behutsam. Fuss und Sonstiges waren schon beinahe eingeschlafen - bis ich vor Schreck fast das Lenkrad küsste. Von links überholte mich ein kühner Schatten - Fuchs? Hase?
Nein, es war ein Reifen. Ein Autoreifen. Der nachmitternächtlich eingeschränkte Blickwinkel hielt mich wohl zum Narren...aber mein Beifahrer war zum Glück Zeuge und konnte den Spuk - als er vor unseren Augen in den Acker rollte - eindeutig als Reifen identifizieren.

Liggerinen hat was.

Wie auch immer, ganz unten im Poststapel fand sich dann doch noch ein Schmankerl:



Drem Theater - Finally Free [mp3]
Tribe - rescue Me [mp3]
Marillon - What Ever Is Wrong With You [mp3]
Tomahawk - Mayday [mp3]
Godspeed You! Black Emperor - Moya [mp3]

Samstag, 20. Juni 2009

Ayran und Ananas



Ein friedlich besinnlicher Tag heute, das letzte turbulente Wochenende und die unfreundliche Witterung laden zu beschaulicher Hausarbeit ein. Alles schon eingekauft - es fehlt mir nichts. Bis auf... Türk usullerine uygun - auch Ayran genannt. Ist momentan mein Favorit unter den Getränken. Das gibts im Kaufland, aber nicht in meinem Schrank. Und Ananas. Von Ananas könnte ich mich ernähren. Wenn das mit der Klimaerwärmung voran geht, werd ich mir eine Ananaspalme pflanzen, im Sommer die Früchte ernten, in Ringe schneiden und mit einem Glas kühlem Ayran in der Hängemattte geniessen. Mindestens...
Zwischen meiner Gier, der Ananas und dem Ayran liegt nur der Katzensprung ins Kaufland. Nach kurzer Überwindungsphase - es ist schliesslich nach 21 Uhr und rush hour da unten - ein heisser Ritt auf meinem Drahtesel und ab ins Getümmel.
Mit verschränkten Armen und stierem Blick, wie Zinnsoldaten, stehen Securities im Laden verteilt. Ich greife meine reduzierte Ananas und eile zum Milchregal. Ein Security kommt mir entgegen, im Schlepptau einen Jungen. 16, vielleicht 17 Jahre alt mag er sein. Kaum fähig zu laufen, seine Knie knicken immer wieder ein, dann sackt er zusammen. Sein kräftiger, schwarzbekleideter Bewacher zieht ihn hoch und schleppt ihn zum Ausgang.
Ich schnapp mir die letzten 4 Tüten Ayran. "Hey Alter, isch will aber Wodka"..."halts Maul Alter !" Sechs Jugendliche rangeln sich am Regal des ultimativen Samstagabendkicks. Der Regalauffüller nebendran greift zum Handy, die Jungs rangeln sich Richtung Kasse und ich in gebührendem Abstand hinterher.
Bevor ich dort ankomme, fliegt mir eine Tüte Reibekäse um die Ohren. Handball mit der Käsetüte - darfs sonst noch was sein? Zwei Buben haben sich wohl in der Ürtlichkeit geirrt und wähnen sich auf dem Bolzplatz. Bis die beherzte Fleischfachverkäuferin hinter ihrer Theke hervorkeift "Schluss jetzt !!!" Aber wirklich...
"War alles recht ?" an der Kasse mit dem erstaunlich freundlichen, jungen Mann schon. "Jaja" murmle ich etwas verstört und packe meine Ananas und Ayrans in den Korb.

Zuhause trinke ich eine Tüte Ayran und denke an den Jungen mit den weichen Knien.

Der Welt lauschen
























"Jedesmal, wenn sich irgendwo in unserer Zivilisation ein leerer Raum auftut, beeilen wir uns - statt dass wir darin eine Gelegenheit sehen, unser Lebensgefühl zu vertiefen - , ihn mit Lärm, Spielzeug und "Kultur" zu füllen.


Deshalb brauchen wir Orte, wie den Indianerhüttensee. Orte, an denen wir "der Welt lauschen" können..... Vielleicht können wir lernen, wieder der Welt zu lauschen. Wer weiß, welches Geheimnis sich uns entdeckte?"

Der Welt lauschen...."

Kenneth White: Der blaue Weg. Eine Reise

Dienstag, 2. Juni 2009

Open See

Kaufland im Seerheincenter am Samstag abend...immer wieder ein Erlebnis! Wenn's zu vermeiden ist, sollte man es. Wenn nicht, könnte man es zu einer Studienexkursion ausdehnen. Es war wieder mal angesagt - der Besuch am Nachmittag hatte den Inhalt des Kühli's bis auf wenige klägliche Reste dezimiert. Milchbutterkäse und Wurst ins Körbchen, die Zehen immer schön in Verteidigungsstellung, ein Schwatz hier und dann einer da mit freundlichen und genervten Freundeslippen. Bei der Einen blieb die Zeit stehen - "siehst aber gut aus" - bei der Anderen sind doch im Laufe der Jahre dreieinhalb Falten dazugekommen - "die Frisur steht Dir aber gut"...Augen sprechen Bände und Finger tasten sich über Abgelaufenes, immer auf der Suche nach dem Schnäppchen, hungrig auf Reduziertes und Geschmacksverstärktes. Je später der Abend, desto jünger die Kundschaft. Es ist noch früh am Abend, also ist Mittel-Alter unterwegs. Die wenigen Studies lungern an den Regalen und studieren die Etikette des ultimativen Samstagabendkicks - grillen? besaufen? oder beides? Selbstzensur - bevor ich hier in Plattitüden abschweife. Vom Lippenbekenntnis "oh, Du, das mach ich nie wieder" ist es nicht weit bis zur Kasse, doch bis zur Erleichterung des Geldbeutels dauert es eine gefühlte Ewigkeit. Die Schlange ist lang, das Körbchen schwer - Geduld, Geduld...ein paar Bierkisten, Tüten, Dosen und Grillwürste weiter - endlich naht die Erlösung. "War alles recht?" Nach einem souveränen "klar doch" ergreife ich leichten Herzens und befüllten Körbchens die Flucht in Richtung Rolltreppe, dann aufs Fahrrad und nach kurzem Entladen - da war doch noch was - in den Stadtgarten.
Open-See wartet, das Indipendent Festival des Kulas, umsonst, draussen und offen am See.























"The Bite" hab ich zugunsten eines üppig gefüllten Kühlschranks und glücklicher Familienmitglieder, Freunden und Freundesfreunden leider verpasst.
Dafür stehen schon die Mitglieder der "Oxford Montalvo Bäänt"- eine 7 Mann-Formation aus Konstanz - auf der Bühne und heizen mit ihrem Ska Pogo schräg und mächtig ein. Frisch bläst nicht nur der Nord-Ost-Wind über den See, auch die Mucke tönt locker mit erfrischend sozialkritisch-deutschen Texten aus der Konzertmuschel und lockt manches Bein zum Hüpfen.

Der Stadtgarten füllt sich allmählich - es herrscht Festival-Stimmung. "Slartybartfast" aus Winterthur tun sich dann etwas schwer, nach dem fetzigen Ska das Gute-Laune-Niveau zu halten. Mit ihrer durchaus sauber gespielten, ganz eigenen Mischung aus Punk, Rock und Pop, schaffen sie es nicht so recht, das Publikum aus der Reserve zu locken.

Zu guter Letzt begeistert die "Toni Hoffmann Band" mit etwas leiseren Tönen die etwa 2000 Besucher. Schöne Pop-Balladen singt der 22-jährigen Songwriter und Musiker Toni Hoffmann mit weicher, aber kräftiger Stimme, begleitet von Schlagzeug und Gitarre.

"Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist". Die Demo-CD der Hoffmann's kaufe ich dem Mädel gerne für fünf Öre ab, dann fordern mich meine Beine kurz vor dem Schlusstakt auf, dem Sprichwort zu folgen, denn am nächsten Tag wollen sie mich leichtfüssig in die Berge tragen...

Open-See - eine klasse Event, um jungen, regionalen Musikern die Chance zu bieten, ihr Können unter professionellen Bedingungen einem breiten Publikum zu präsentieren.
Herzlichen Dank an dieser Stelle den Organisatoren des Kulturladens !

Toni Hoffmann Band - Land Floating Fish [mp3]
Toni Hoffmann Band - Who ? Am [mp3]
Toni Hoffmann Band - Nothing [mp3]
Toni Hoffmann Band - Would You Mind Me [mp3]