Was wurde eigentlich aus......Peto ?
Die junge, engagierte Schülerpartei aus Monheim ist erwachsener aber nicht weniger erfolgreich geworden.
Einer der Gründungsmitglieder, Daniel Zimmermann, wurde im September 2009 mit 30,4% der Stimmen zum Bürgemeister von Monheim gewählt und ist mit 28 Jahren das jüngste Stadtoberhaupt von Deutschland.
Die Peto Partei arbeitet inzwischen mit einer tragfähigen Besetzung im Stadtrat, mit 12 Sitzen hat sie vier Sitze mehr als die SPD und liegt gleich mit der CDU.
Chapeau!
Wo ist die Politikverdrossenheit der Jugend? Hab ich was verpasst?
Sonntag, 25. Juli 2010
Talflucht
Gründe, in die Berge zu fliehen, gibt es immer, auch Dornröschen und seemoz locken derzeit mit virtuellen Ausflügen in die schöne, klare Bergwelt.
Neulich, es ist inzwischen schon eine Woche her, gab es wieder mal 2 gewichtige und 2 einfache Gründe: Frau B. lud zum Gipfeltreffen mit Geburtstagskuchen und Sekt, es war heiss und es war Freitag. Grund 1 ist selbsterklärend und zählte doppelt, dank der Lastenverteilung auf die Schultern unseres sehr geschätzten Trägers und Anführers Herrn S. Da die Temperaturen im Tal auf 34° klettern sollten und man pro 100 Höhenmeter eine ca. 1°ige Entwärmung schätzt, war Grund 2 auch nicht zu verachten und wir konnten uns beim mittäglichem Eintreffen auf dem ersten Gipfel über angenehme 23° freuen. Grund 3 schliesslich ist nicht für alle selbsterklärend, denn entgegen dem Namen ist der Freitag nicht unbedingt für jeden ein freier Tag, diesen Zustand wissen aber Freelancer, Rentner und andere, von ganz regelmässiger Arbeit befreite Menschen durchaus zu schätzen, denn während sich die meisten Vollzeiterwerbstätigen in muffigen Büros durch den hitzigen Tag Richtung Wochenende schwitzen, kann man sich als Teilzeit-Fünferpack auf den Schmalspurserpentinen richtig austoben. Alles hat seinen Preis.
Die morgendlichen Startbedingungen wichen geringfügig vom Wunsch ab, war doch am Abend zuvor Theater, wieder mal verregnet, diesmal aber von innen, was man bei der Bruthitze durchaus angenehm finden kann.
Je näher man an de kleinen Totentanz kam, desto erfischender wurde das Klima, man wünschte beinahe, sich mit den Schauspielern beregnen zu lassen - freilich ohne dabei im Regen stehend mit dem Tod zu tanzen.
Je mehr ich reflektiere, desto stärker werden die Szenen, die Aufführung brillierte aber vor allen Dingen durch das ausdrucksstarke Spiel von Susi Wirth. Sie spielte die vom Leben geschlagene und vom Unglück verfolgte Elisabeth begnadet und intensiv bis in den erlösenden Tod. Erlösend auch für's Publikum, denn so grossartig das Schauspiel war, jede Qual muss ein Ende finden, günstigenfalls wird sie mit dem angeregten Sprachfluss durch eine geölte Kehle davongeschwemmt. Sprich: es wurde spät, aber nicht zu spät, um rechtzeitig 7 Uhr morgens ein paar Mitwanderer einzusammeln und Richtung Davos zu flüchten. Die Abweichung vom Wunsch fing damit an, dass eine Mitwanderin grundlos nicht auftauchte, aber es war zu früh, um sich darüber folgenreiche Gedanken zu machen. Als wir dann am Wanderstartpunkt - dem mit Google Maps ausgetüftelten Parkplatz am reich von Reichen besiedelten Ufer des Davoser Sees - ankamen, war dort eine Schranke und weit und breit keine Spur von dem aus westlicher Richtung anreisenden zweiten Teil unserer Wandergruppe.
Inzweischen war die Zeit soweit fortgeschritten, um sich folgenreichere Gedanken zu machen, so beschlossen wir, eine halbe Stunde zu warten und im Falle des Nichttreffens zu zweit loszustapfen und Sekt und Kuchen selbst zu tragen. Eine Lagebesprechung über Handy wurde leider durch den Langzeitversuch "es klappt trotzdem" unseres sehr geschätzten Alphamännchens und Handyverweigerers, Herrn S., vereitelt. Als Dauersympathisantin dieser seltenen Spezies sagte ich zu Frau B.: "es hat bisher immer trotzdem geklappt", zog die Bergstiefel an, schaute Richtung Strasse und sah einen dunkelgrünen Audi auf uns zufahren. Endlich komplett, in zufriedener Vorfreude, stürmten wir aufs Hüreli, wo uns zwar ein merkwürdiges Gipfelkreuz erwartete, aber ein wunderbarer Tiefblick auf den Davoser See, köstlicher Nusskuchen und ein Glas (!!!) Sekt für die Mühen des Aufstiegs belohnten.
Weiter gings über die Geisterbahn Pischa, eine verwaiste Bergstation, die in einsamem Sommerschlaf auf ihren winterlichen Einsatz hindämmert, vorbei an schrumpfenden Schneepfützen, in denen ich mich angesichts der bewegungsbedingten Wärmeentwicklung am liebsten gewälzt hätte Um mich vor etwaigen Peinlichkeiten zu bewahren, warf Herr S. alternativ mit Schneebällen, was einen ähnlichen Effekt hatte. Von nun an gings bergab, aber obwohl schon ziemlich lange unterwegs, waren wir immer noch nicht berggesättigt und nahmen auf dem Rückweg noch schnell den nur 140 m hohen, aber steilen und schweisstreibenden Gifelanstieg zum Davoser Hausberg Seehorn mit.
Zum Abschluss der Tour gab es ein erfrischendes Bad im kalten Davoser See, für die Warmduscher unter uns tat's auch knietiefes Waten um die Kneippanlage und am Ende als Lohn für die Strapazen erwartete uns ein köstliches Hefeweizen im Biergarten am See. Um halbzwölf nachts zog ich dann mit heiterer Müdigkeit die Haustüre hinter mir zu und die Wanderkluft vom Leib - toll wars...
...aber Schnee von gestern - die für dieses Wochenende geplante Tour auf die Tilisuna-Hütte verschieben wir aufs Nächste, erst zwangen mich Schnauzevollunddickerhalserreger ins Bett, dann fing vor lauter Mitleid der Himmel zu weinen an und schliesslich fiel die Planung komplett ins Wasser.
Auf der Suche nach passendem, akkustischen Background für diesen Beitrag wurde ich bei Giant Panther fündig. Giant Panther ist weder verwandt mit Zweitkatze, noch verschwägert mit Katzenkönigin, aber trotzdem sehenswert.
The Young Rascals – People Got To Be Free.mp3
The Who – I’m Free.mp3
Tracy Chapman – Freedom Now.mp3
Crosby, Stills, Nash & Young – Find The Cost of Freedom.mp3
Neulich, es ist inzwischen schon eine Woche her, gab es wieder mal 2 gewichtige und 2 einfache Gründe: Frau B. lud zum Gipfeltreffen mit Geburtstagskuchen und Sekt, es war heiss und es war Freitag. Grund 1 ist selbsterklärend und zählte doppelt, dank der Lastenverteilung auf die Schultern unseres sehr geschätzten Trägers und Anführers Herrn S. Da die Temperaturen im Tal auf 34° klettern sollten und man pro 100 Höhenmeter eine ca. 1°ige Entwärmung schätzt, war Grund 2 auch nicht zu verachten und wir konnten uns beim mittäglichem Eintreffen auf dem ersten Gipfel über angenehme 23° freuen. Grund 3 schliesslich ist nicht für alle selbsterklärend, denn entgegen dem Namen ist der Freitag nicht unbedingt für jeden ein freier Tag, diesen Zustand wissen aber Freelancer, Rentner und andere, von ganz regelmässiger Arbeit befreite Menschen durchaus zu schätzen, denn während sich die meisten Vollzeiterwerbstätigen in muffigen Büros durch den hitzigen Tag Richtung Wochenende schwitzen, kann man sich als Teilzeit-Fünferpack auf den Schmalspurserpentinen richtig austoben. Alles hat seinen Preis.
Die morgendlichen Startbedingungen wichen geringfügig vom Wunsch ab, war doch am Abend zuvor Theater, wieder mal verregnet, diesmal aber von innen, was man bei der Bruthitze durchaus angenehm finden kann.
Je näher man an de kleinen Totentanz kam, desto erfischender wurde das Klima, man wünschte beinahe, sich mit den Schauspielern beregnen zu lassen - freilich ohne dabei im Regen stehend mit dem Tod zu tanzen.
Je mehr ich reflektiere, desto stärker werden die Szenen, die Aufführung brillierte aber vor allen Dingen durch das ausdrucksstarke Spiel von Susi Wirth. Sie spielte die vom Leben geschlagene und vom Unglück verfolgte Elisabeth begnadet und intensiv bis in den erlösenden Tod. Erlösend auch für's Publikum, denn so grossartig das Schauspiel war, jede Qual muss ein Ende finden, günstigenfalls wird sie mit dem angeregten Sprachfluss durch eine geölte Kehle davongeschwemmt. Sprich: es wurde spät, aber nicht zu spät, um rechtzeitig 7 Uhr morgens ein paar Mitwanderer einzusammeln und Richtung Davos zu flüchten. Die Abweichung vom Wunsch fing damit an, dass eine Mitwanderin grundlos nicht auftauchte, aber es war zu früh, um sich darüber folgenreiche Gedanken zu machen. Als wir dann am Wanderstartpunkt - dem mit Google Maps ausgetüftelten Parkplatz am reich von Reichen besiedelten Ufer des Davoser Sees - ankamen, war dort eine Schranke und weit und breit keine Spur von dem aus westlicher Richtung anreisenden zweiten Teil unserer Wandergruppe.
Inzweischen war die Zeit soweit fortgeschritten, um sich folgenreichere Gedanken zu machen, so beschlossen wir, eine halbe Stunde zu warten und im Falle des Nichttreffens zu zweit loszustapfen und Sekt und Kuchen selbst zu tragen. Eine Lagebesprechung über Handy wurde
Weiter gings über die Geisterbahn Pischa, eine verwaiste Bergstation, die in einsamem Sommerschlaf auf ihren winterlichen Einsatz hindämmert, vorbei an schrumpfenden Schneepfützen, in denen ich mich angesichts der bewegungsbedingten Wärmeentwicklung am liebsten gewälzt hätte Um mich vor etwaigen Peinlichkeiten zu bewahren, warf Herr S. alternativ mit Schneebällen, was einen ähnlichen Effekt hatte. Von nun an gings bergab, aber obwohl schon ziemlich lange unterwegs, waren wir immer noch nicht berggesättigt und nahmen auf dem Rückweg noch schnell den nur 140 m hohen, aber steilen und schweisstreibenden Gifelanstieg zum Davoser Hausberg Seehorn mit.
Zum Abschluss der Tour gab es ein erfrischendes Bad im kalten Davoser See, für die Warmduscher unter uns tat's auch knietiefes Waten um die Kneippanlage und am Ende als Lohn für die Strapazen erwartete uns ein köstliches Hefeweizen im Biergarten am See. Um halbzwölf nachts zog ich dann mit heiterer Müdigkeit die Haustüre hinter mir zu und die Wanderkluft vom Leib - toll wars...
...aber Schnee von gestern - die für dieses Wochenende geplante Tour auf die Tilisuna-Hütte verschieben wir aufs Nächste, erst zwangen mich Schnauzevollunddickerhalserreger ins Bett, dann fing vor lauter Mitleid der Himmel zu weinen an und schliesslich fiel die Planung komplett ins Wasser.
Auf der Suche nach passendem, akkustischen Background für diesen Beitrag wurde ich bei Giant Panther fündig. Giant Panther ist weder verwandt mit Zweitkatze, noch verschwägert mit Katzenkönigin, aber trotzdem sehenswert.
The Young Rascals – People Got To Be Free.mp3
The Who – I’m Free.mp3
Tracy Chapman – Freedom Now.mp3
Crosby, Stills, Nash & Young – Find The Cost of Freedom.mp3
Samstag, 17. Juli 2010
Montag, 12. Juli 2010
Life is a beach
Na also, geht doch! Ich mag die Spanier und gönn es ihnen. Eigentlich schade, dass die WM schon vorbei ist. Das hätte frühestens zum Sommerende stattfinden dürfen, denn die stillen, autofreien Abende jenseits der Public Viewer waren unbezahlbar und hatten durchaus Charme, wie auch die Morgen danach:
oder die Tage dazwischen:
oder währenddessen:
Auf keinen Fall lass ich mir diesen Sommer von jemandem Grau einreden!
Sara Watkins - Long Hot Summer Days
Bonnie Prince Billy - Love In The Hot Afternoon
Jimmi Hendrix - Long Hot Summer Night
Samstag, 10. Juli 2010
People Have The Power
Irgendwas ist immer. Neulich abend hab ich wieder mal ein paar Euros aus dem Land getragen, zu unseren Nachbarn mit den freundlichen Rachenlauten und verschwiegenen Banken. Die Credit Suisse liess ich in Zürich aber brav links liegen, steuerte direkt auf das Seeufer zu, um dort in der Roten Fabrik meine paar Kröten ins Public Listening zu investieren; um einer gar nicht verschwiegenen Lady zu lauschen, deren markante Stimme mich bisher ein halbes Leben begleitete. Eine gute Sache, denn wir bekamen ordentlich was auf die Ohren. Zugegeben, der Sound warf mich nicht um, und das war gut so. Zu vertraut und zu oft gehört, auch verloren sich die Klänge etwas in der lauen Zürcher Abendbrise, aber gerade deshalb wuchs daraus ein Happening, authentisch wie eine Sommerwiese, eine Ohrenheimat in Moll. Klang, Ambiente und Stimmung verschmolzen zu einem Gesamtkunstwerk mit dem Potential, Vergangenes mit glückseliger Wehmut nachzuerleben und den Moment in unbeschwertem Glück zu geniessen. // Larmoyanz Ende ()
Die Fabrik ist eine ziemlich coole location für heisse Sommernächte; als ich dort ankam reichte die Warteschlange der Kartenkaufwilligen bis weit in die Seestrasse hinein. Das Konzert, eigentlich ausverkauft, sollte aber bei gutem Wetter statt in der Aktionshalle im geräumigeren Draussen stattfinden. Das Wetter war bombig, so rentierte sich ein Einreihen und man hatte genügend Zeit für Überlegungen wie: "hab ich die Autoscheinwerfer ausgemacht?" Wenn man im Land der Tunnel sein betagtes Fahrzeug ohne akustische Memofunktion im Parkverbot abstellt, sollte man sich wenigstens DArüber Gedanken machen. Wie gut, wenn das Auto aktionsnah abgestellt ist. Andere, ähnlich naheliegende Überlegungen wie: "stehe ich überhaupt in der richtigen Schlange?" folgten. Patti Smith, inzwischen 63 Jahre alt, zog nicht überwiegend die alten Recken der Generation X an, im Gegenteil. Der Altersdurchschnitt lag schätzungsweise um die 31, möglicherweise 30. Die Godmother of Punk und deren Musik scheinen zeitlos zu sein.
Patties Auftritt wirkte wie eine kleine Zeitreise, wie die Begegnung mit einer verflossenen, grossen Liebe. Die Funken entzünden kein Feuerwerk mehr, bringen aber eine stille Freude zum Glühen und die fühlte sich unendlich gut an. Es mag ja sein, dass der pastorale Sprechgesang und die Aufforderung, die Stimmen zu erheben, für oder gegen was auch immer, eine anachronistische Geste darstellt in einer Welt, die auf immer mehr Fragen immer weniger Antworten weiß, in der es einem vor lauter Wissen immer öfter die Sprache verschlägt. Und trotzdem, so schlimm wie es die Zeit darstellt, war es nicht. Es war sogar richtig weit entfernt davon, schlimm zu sein, so weit entfernt, wie Zürich von Berlin.
Während die betörend düstere Reibeisenstimme der charismatische Punk-Poetin Gänsehaut in die Ohren schmirgelte, begleitete ihre Band um den treuen Gitarristen Lenny Kaye sie unaufdringlich und beglückte die Fans vor allem mit den Klassikern Gloria, Because The Night oder Pissin In A River. People Have The Power und Play With Fire folgten in der Zugabe und mit einem fulminanten Rock n Roll Nigger ging dieser wunderbare Konzertabend zu Ende.
Kaum war der Schlussapplaus verhallt, ertönte Jubel von der andern Seite. Ich hatte ja zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen, denn der Ausflug nach Zürich verschonte mich auch gleichzeitig von den Jubel-Schlöchern aus Schland. Richtig. Es gab zeitgleich das unrühmliche Halbfinalspiel. Nun, als ich den Jubel hörte, war ich mir ziemlich sicher, dass der nicht Deutschland galt. Als ich dann aber hörte, wie Scharen von jungen Schweizern (nicht Spanier!) ganz aufgeregt Dinge wie "wie geil wie geil die Dütsche san dussä" ihrem Natel anvertrauten und sich jubelnd um den Hals fielen, fand ich das nicht mehr nett. Die Freude war nicht in erster Linie eine über Spaniens Sieg, es klang eine gehörige Portion Schadenfreude mit.
Obwohl ich mich gewöhnlich mit dem Fussballfieber schwer tue, hätte ich unserer Mannschaft schon gegönnt, sich ins Finale zu kicken. Dass es nicht so kam, tat dem Abend keinen Abbruch.
Wie sich dann aber ganz unverhohlen eine tiefe Abneigung für Dütschland lautstark breitmachte, kippte meine Stimmung etwas, so hatte ich das noch nie erlebt. Ich fühlte mich schlagartig solidarisch als Verlierer und es blieb ein Versuch, mit Hopfentropfen den Herzschmerz zu lindern.
Irgendwie nervten die Autokorsos in Zürich. Wenigstens hatte ich keinen Strafzettel und bei der Ankunft in Konstanz war es stockdunkel und leise.
Patti Smith - Helpless
Patti Smith - Redondo Beach
Die Fabrik ist eine ziemlich coole location für heisse Sommernächte; als ich dort ankam reichte die Warteschlange der Kartenkaufwilligen bis weit in die Seestrasse hinein. Das Konzert, eigentlich ausverkauft, sollte aber bei gutem Wetter statt in der Aktionshalle im geräumigeren Draussen stattfinden. Das Wetter war bombig, so rentierte sich ein Einreihen und man hatte genügend Zeit für Überlegungen wie: "hab ich die Autoscheinwerfer ausgemacht?" Wenn man im Land der Tunnel sein betagtes Fahrzeug ohne akustische Memofunktion im Parkverbot abstellt, sollte man sich wenigstens DArüber Gedanken machen. Wie gut, wenn das Auto aktionsnah abgestellt ist. Andere, ähnlich naheliegende Überlegungen wie: "stehe ich überhaupt in der richtigen Schlange?" folgten. Patti Smith, inzwischen 63 Jahre alt, zog nicht überwiegend die alten Recken der Generation X an, im Gegenteil. Der Altersdurchschnitt lag schätzungsweise um die 31, möglicherweise 30. Die Godmother of Punk und deren Musik scheinen zeitlos zu sein.
Patties Auftritt wirkte wie eine kleine Zeitreise, wie die Begegnung mit einer verflossenen, grossen Liebe. Die Funken entzünden kein Feuerwerk mehr, bringen aber eine stille Freude zum Glühen und die fühlte sich unendlich gut an. Es mag ja sein, dass der pastorale Sprechgesang und die Aufforderung, die Stimmen zu erheben, für oder gegen was auch immer, eine anachronistische Geste darstellt in einer Welt, die auf immer mehr Fragen immer weniger Antworten weiß, in der es einem vor lauter Wissen immer öfter die Sprache verschlägt. Und trotzdem, so schlimm wie es die Zeit darstellt, war es nicht. Es war sogar richtig weit entfernt davon, schlimm zu sein, so weit entfernt, wie Zürich von Berlin.
Während die betörend düstere Reibeisenstimme der charismatische Punk-Poetin Gänsehaut in die Ohren schmirgelte, begleitete ihre Band um den treuen Gitarristen Lenny Kaye sie unaufdringlich und beglückte die Fans vor allem mit den Klassikern Gloria, Because The Night oder Pissin In A River. People Have The Power und Play With Fire folgten in der Zugabe und mit einem fulminanten Rock n Roll Nigger ging dieser wunderbare Konzertabend zu Ende.
Kaum war der Schlussapplaus verhallt, ertönte Jubel von der andern Seite. Ich hatte ja zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen, denn der Ausflug nach Zürich verschonte mich auch gleichzeitig von den Jubel-Schlöchern aus Schland. Richtig. Es gab zeitgleich das unrühmliche Halbfinalspiel. Nun, als ich den Jubel hörte, war ich mir ziemlich sicher, dass der nicht Deutschland galt. Als ich dann aber hörte, wie Scharen von jungen Schweizern (nicht Spanier!) ganz aufgeregt Dinge wie "wie geil wie geil die Dütsche san dussä" ihrem Natel anvertrauten und sich jubelnd um den Hals fielen, fand ich das nicht mehr nett. Die Freude war nicht in erster Linie eine über Spaniens Sieg, es klang eine gehörige Portion Schadenfreude mit.
Obwohl ich mich gewöhnlich mit dem Fussballfieber schwer tue, hätte ich unserer Mannschaft schon gegönnt, sich ins Finale zu kicken. Dass es nicht so kam, tat dem Abend keinen Abbruch.
Wie sich dann aber ganz unverhohlen eine tiefe Abneigung für Dütschland lautstark breitmachte, kippte meine Stimmung etwas, so hatte ich das noch nie erlebt. Ich fühlte mich schlagartig solidarisch als Verlierer und es blieb ein Versuch, mit Hopfentropfen den Herzschmerz zu lindern.
Irgendwie nervten die Autokorsos in Zürich. Wenigstens hatte ich keinen Strafzettel und bei der Ankunft in Konstanz war es stockdunkel und leise.
Patti Smith - Helpless
Patti Smith - Redondo Beach
Dienstag, 6. Juli 2010
Tamikrest::die Wüste lebt
Weiter gehts.
Ich kann einfach nicht genug kriegen, von diesem Sommer und diesem Sound :)
Tinariwen :: die Wüste bebt
Die Idee der rebellischen Jungs aus der Wüste, Kalaschnikows gegen Gitarren einzutauschen, erwies sich als Segen, denn ohne diesen Wüstenblues kommt man nicht über die Hundstage.
Als ob es nicht schon heiss genug wäre...
Donnerstag, 1. Juli 2010
SMS
Etwas verwundert war ich.
"Komme um halb neun in Kloten an. Bitte holt mich ab. Grüsse von Pascal."
Eine SMS, vom Handy aufs Festnetz, schlicht und schnörkellos interpretiert von Frau Voice Sms.
Verwundert, erstens, weil Pascal ursprünglich mit dem TGV von Paris zurückfahren wollte, zweitens, weil Pascal nicht einfach im Festnetz anrief und drittens hätte er die SMS auch auf mein Handy schicken können.
Zugegeben, ich kann Handys nicht leiden und das Ding führt meist ein lieblos stummes Dasein in den Tiefen meines Rucksacks. Da haben Essemmessen nicht die besten Chancen, gelesen zu werden.
Aber warum nur, warum war der junge Mann seit Tagen nicht zu erreichen, warum beantwortete jedesmal die Automatenstimme meine Kontaktversuche mit der Feststellung, dass der Gewählte unerreichbar sei?
Eine weiteres Mysterium reihte sich ein in eine immer länger werdende Kette von Rätseln, die sich mir seit Pascals Abreise zur Offf nach Paris stellten, und die im gleichzeitigen, spurlosen Verschwinden unserer letzten Katze gipfelte. Aber dazu später, zurück zur SMS.
Nach kurzer Verwunderung über die Art der Nachricht und der Vergewisserung, dass um halbneun eine Maschine aus Paris in Zürich Kloten landet, dachte ich nicht weiter über die geänderten Rückreisepläne nach, verbuchte sie unter "fliegen ist manchmal billiger als Zug" und ging weiter meiner geplanten Samstagsaktivität nach. Passende Deko zum Kleid wollte gefunden werden, um mit dem stufenbesten Bub beim Abi-Ball angemessen glänzen zu können.
Gesucht - gefunden - ab nach Zürich, um den verlorenen Sohn in Empfang zu nehemen. Nur, der war da nicht. Auch ein Ausrufen zur Information 2 lockte ihn nicht. Nach einer Stunde, als die letzten Passagiere des Pariser Fliegers geherzt und geküsst den Flughafen verlassen hatten, trat auch ich den Rückzug an, ungeherzt und ungeküsst, aber nicht ganz ohne Hoffnung, dass es wenigstens für dieses Rätsel eine Lösung geben möge.
Zuhause angekommen, fand ich einen glücklichen Sohn mit noch glücklicheren Freundin vor. Der Versuch, ihn wegen der SMS zur Schnecke zu machen, wurde durch den geschriebenen Originaltext, der sich noch auf seinem Handy befand, gründlich vereitelt.
Der lautete: "Komme um halb neun in KN an. Becky holt mich ab. Grüsse von Pascal."
Da hatte der Interpreter kurzerhand aus "KN" (für Konstanz) "Kloten" und aus "Becky" ein "bitte" gemacht...
Scheiss Technik. Wie kommt man auch nur auf die Idee, einer Automatenstimme zu folgen?
"Komme um halb neun in Kloten an. Bitte holt mich ab. Grüsse von Pascal."
Eine SMS, vom Handy aufs Festnetz, schlicht und schnörkellos interpretiert von Frau Voice Sms.
Verwundert, erstens, weil Pascal ursprünglich mit dem TGV von Paris zurückfahren wollte, zweitens, weil Pascal nicht einfach im Festnetz anrief und drittens hätte er die SMS auch auf mein Handy schicken können.
Zugegeben, ich kann Handys nicht leiden und das Ding führt meist ein lieblos stummes Dasein in den Tiefen meines Rucksacks. Da haben Essemmessen nicht die besten Chancen, gelesen zu werden.
Aber warum nur, warum war der junge Mann seit Tagen nicht zu erreichen, warum beantwortete jedesmal die Automatenstimme meine Kontaktversuche mit der Feststellung, dass der Gewählte unerreichbar sei?
Eine weiteres Mysterium reihte sich ein in eine immer länger werdende Kette von Rätseln, die sich mir seit Pascals Abreise zur Offf nach Paris stellten, und die im gleichzeitigen, spurlosen Verschwinden unserer letzten Katze gipfelte. Aber dazu später, zurück zur SMS.
Nach kurzer Verwunderung über die Art der Nachricht und der Vergewisserung, dass um halbneun eine Maschine aus Paris in Zürich Kloten landet, dachte ich nicht weiter über die geänderten Rückreisepläne nach, verbuchte sie unter "fliegen ist manchmal billiger als Zug" und ging weiter meiner geplanten Samstagsaktivität nach. Passende Deko zum Kleid wollte gefunden werden, um mit dem stufenbesten Bub beim Abi-Ball angemessen glänzen zu können.
Gesucht - gefunden - ab nach Zürich, um den verlorenen Sohn in Empfang zu nehemen. Nur, der war da nicht. Auch ein Ausrufen zur Information 2 lockte ihn nicht. Nach einer Stunde, als die letzten Passagiere des Pariser Fliegers geherzt und geküsst den Flughafen verlassen hatten, trat auch ich den Rückzug an, ungeherzt und ungeküsst, aber nicht ganz ohne Hoffnung, dass es wenigstens für dieses Rätsel eine Lösung geben möge.
Zuhause angekommen, fand ich einen glücklichen Sohn mit noch glücklicheren Freundin vor. Der Versuch, ihn wegen der SMS zur Schnecke zu machen, wurde durch den geschriebenen Originaltext, der sich noch auf seinem Handy befand, gründlich vereitelt.
Der lautete: "Komme um halb neun in KN an. Becky holt mich ab. Grüsse von Pascal."
Da hatte der Interpreter kurzerhand aus "KN" (für Konstanz) "Kloten" und aus "Becky" ein "bitte" gemacht...
Scheiss Technik. Wie kommt man auch nur auf die Idee, einer Automatenstimme zu folgen?
Abonnieren
Posts (Atom)