Freitag, 5. März 2010

Lernmarathon

Drei Wochen war der Frosch so krank!
Jetzt raucht er wieder. Gott sei dank!

Letzte Woche glühte der Kopf, heute raucht er nur noch. 30 Stunden Hardcore-Schulbankdrücken stehen in keinem lockeren Verhältnis zu 16 Stunden Arbeit.
Wochenende - endlich! Und der Berg ruft...
The Pogues – Bottle of Smoke

Sonntag, 28. Februar 2010

Das Auslaufmodell

Fiese Kleinstlebewesen in Kombination mit der Ehrfurcht vor dem bevorstehenden Erreichen eines biblischen Alters zwangen mich erst in die Knie und dann ins Bett. Drei Tage im Wachkoma, auf den denkürdigen Tag hinfiebernd, der mich übernacht schlagartig um ein Jahr altern lässt. Böses Erwachen im Morgen-Grauen. Nicht ein Jahr, mindestens dreiundzwanzig gefühlte Jahre gealtert, gerädert, kraft- und stimmlos. Ich fühle mich wie der weibliche Methusalem, Urmutter der Sintflut aus meiner Nase. Ein Auslaufmodell.
Keimfreie, verkabelte Glückwünsche werden mit röchelndem Gehorsam entgegengenommen, die Kraft reicht inzwischen für ein Glas Sekt aus der Schnabeltasse, eine Klopapierrolle immer in Reichweite - zweckentfremdet, angesichts der üppigen Nasenergüsse leistet sie gute Dienste.
Und während ich im tiefen gesundheitlichen und bloggerischen Minusbereich dümple, schleicht sich unbemerkt der Frühling durch mein Fenster, weckt die Urnatur und Überlebensinstinkte. Erste sonnenverwöhnte Gehversuche und Temperaturen im Plusbereich bringen Kraft und Stimme zurück. Auf dem Markt warten bunte Primeln, ein Stück Käse verirrt sich in den Rücksack, dann Schinken und Ciabatta, darfs noch ein Sträusschen Schnittlauch sein?
Es darf. Die Nase hält endlich inne, das Klopapier wird seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgeführt und morgen wird gefeiert.


Angie Hart & Bonnie “Prince” Billy - Little Bridges
Brett Smiley - Run For The Sun
The Temptations - Smiling Faces Sometimes
Joni Mitchell - Both Sides Now
Bruce Cockburn - If I Had A Rocket Launcher

Sonntag, 21. Februar 2010

The english way of playing the blues


Fast auf den Tag vor 3 Jahren, war ich das erste mal im Tuttlinger Rittergarten. Damals spielte "Lez Zeppelin", eine famose, weibliche Led Zeppelin Tributeband, die Ohrensausen und bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Ebenso beeindruckend fand ich damals die Transformation von Dezibel in Grad Celsius, ich war drauf und dran an der Theke um ein Saunatuch zu bitten.


Déjà-vu am Freitag Abend - ein heisser Gig in einem heissen Club, Aynsley Lister hatte das Potential, den Rittergarten erneut in einen Rocksauna zu verwandeln.
Die menschliche Wärme der zahlreichen Fans unterstützte ihn dabei tatkräftig, Harley-Ritter und andere   heisse Typen tankten währenddeseen ausgiebig bei tiefschürfenden Benzingesprächen und lieferten ihren Beitrag zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit.
Ich zog es vor, mich dem störenden Grundrauschen zu entziehen und gönnte meinen Ohren Boxennähe, es wurde - auch zur Freude meiner Augen - ein Hautnah-Konzert.
Ausser ein paar YouTube-Videos von ziemlich mieser Qualität, hatte ich von dem britischen Buben bisher weder etwas gehört noch gesehen. So konnte ich mich völlig unbeschwert dem Unbekannten hingeben und wie erahnt, nahm mich der satte Sound der sympathischen Band sofort gefangen.

Am Bass, zierlich aber oho - Midus. Das Mädel versteht ihr Handwerk und versprühte nebenbei mit ihrem herzlichen Lachen hochprozentige Energie und good Vibrations. An den Drums sorgte Simon Small unermüdlich für den rechten Takt und der etwas schüchtern wirkende Morg Morgan unterstützte gekonnt den Rhythmus am Keyboard.


Erdiger Bluesrock, gepaart mit melodischen Elementen und erfrischenden Balladen - Aynsley's Debut bestach durch seine musikalische Vielfalt und beeindruckte mit differenziertem, lebendigen Gitarrespiel.
Der eine oder andere Patzer wurde unbekümmert weggefeixt oder mit herzlichen Lachern quittiert. Mit freudiger Leichtigkeit zupfte Aynsley die Saiten seiner Gitarren, welche er beinahe songweise wechselte, und schwemmte uns einen wunderbaren Abend lang gegen den trüben Hauptstrom an den Urquell des Rock'n Roll.

Einziger, aber sehr persönlicher Wermutstropfen des Konzerts, war für mich die vorletzte Zugabe, eine Cover-Version des Hendrix-Klassikers "Crosstown Traffic". Das geht gar nicht. Hendrix darf keiner covern, ausser Jimi undercover ;-)

Auf alle Fälle tat die junge, unbeschwerte Interpretation dem Blues gut und erwies sich als vorzügliches Metronom gegen 12-taktigen Herzschmerz und sonstige Zu- und Umstände.

Freitag, 19. Februar 2010

Wochenend-Blues

Juchhuuuu. Wochenende. Endlich...!!!
Und heute abend gehts ins Konzerthaus nach Tuttlingen. Schade, dass man bei dem Shietwetter so weit fahren muss, aber der Gig ist es wert:

"In einer seiner jüngsten Ausgabe wählte das "Classic Rock" Magazin Aynsley Lister in die Liste der 10 aufstrebenden und innovativsten modernen Blues/Rock-Musiker - neben Jack White, John Mayer, Johnny Lang oder Joe Bonamassa konnte Aynsley als einziger Europäer seinen Stellenwert in dieser Rangliste untermauern.
Schon mit 8 Jahren entdeckte Aynsley seine Leidenschaft für die Gitarre und mit 13 spielte er seinen ersten Gig. Groß geworden mit der Plattensammlung seines Vater, lernte er schnell sein Gehör zu schulen und verbrachte Stunden in seinem Zimmer während er zu den Hit-Singles von Freddie King, John Mayall and Eric Clapton auf seiner Gitarre spielte."

So steht es auf der Homepage des Rittergartens und ich bin gespannt, ob Aynsley hält, was diese verspricht.
Jedenfalls freu ich mich wie Bolle und werde ausführlich berichten.
Schwester Gaby ist manchmal ne echte Goldgrube - danke wils, für die hochkarätigen Konzerttipps. Das muss doch hin und wieder mal gesagt werden :) 

Dienstag, 16. Februar 2010

Wie malt mann ein spiennätz?

Also, eins erst mal vorneweg, an alle zukünftig Suchenden: dies hier ist kein SPIENNÄTZ.

Immer wieder verfangen sich bizarre Suchanfragen auf (in?) diesem Blog. Altweiberfasnacht ist zwar vorbei, das scheint aber viele Googelisten nicht davon abzuhalten, nach Spinnennetzen zu suchen. Und natürlich landen die alle früher oder später hier.
Dabei liegt das Gute so nah. Warum im worldwiden Web suchen, wenn man schon einen Augenblick weiter die hübschesten Anschauungsobjekte findet. Schaut mal statt in den Bildschirm eure Vierwände an, in irgendeiner Zimmerecke wabert doch bei jedem ein Netz. Nicht? Na, bei mir schon, ich mag Spinnen und ihre Netze. Spinnennetze sind wahre Meisterweke der Statik und Architektur. Zur Zeit hängt ein ganz besonderes Meisterwerk auf meiner Terasse: eine Spinnenkinderstube. Und wenn sie nicht gestorben sind, werden die Spinnenkinder im Frühjahr ausschwärmen und viele, neue Netze spinnen...genug geschwärmt, zurück zu Google.
Neulich also erreichte mich die orthopädische Suchanfrage: "Wie malt mann ein spiennätz?" Ich glaub, ich spinne...immerhin ein Beweis für die fast unendliche Sprachtoleranz von Google.
Wie mann ein spiennätz malt kann ich euch nicht sagen, aber vielleicht bringt euch folgender Erklärung ans Ziel. Bevor ich euch noch über die Strasse helfen muss...

Stift in die Klaue, ran ans Papier und los gehts:
Im Spinnennetz kann man viele geometrische Formen erkennen:
- In der Mitte des Spinnennetzes befindet sich ein Vieleck, das fast einem Kreis entspricht
- Von diesem Vieleck gehen Strecken weg
- Zwischen den Strecken gibt es Verbindungsstrecken, welche parallel zum kreisähnlichen Vieleck sind
- Die Verbindungsstrecken bilden neue kreisähnliche Vielecke, die ähnlich zum Ausgangsvieleck sind.
- Strecken und Verbindungsstrecken bilden Trapeze,  manchmal Dreiecke.
- guggst Du, so:


Black Mold - Metal Spider Webs
Brian Eno - Spider And I

Sonntag, 7. Februar 2010

Spoken Word Performance mit Henry Rollins


Bizepsberge mag ich genausowenig wie Tatoos. Kommt beides zusammen, stellen sich üblicherweise meine Nackenhaare auf und meine Augen folgen gerne dem dringenden Wunsch, sich abzuwenden und nach einem erfreulicheren Anschauungsobjekt zu suchen.
Vor diesem Hintergrund fand ich es ausserordentlich mutig, mich mehrere Stunden dem Anblick eines tätowierten Bizepsberges aussetzen zu wollen: am Freitagabend durfte ich den Berserker unter den Sprachakrobaten, Schauspieler, Schriftsteller, Menschenrechtsaktivist, Stand-Up Comedian, ehemalige Rampensau der kalifornischen Punk-Rock-Band Black Flag und Kopf der Rollins Band, Henry Lawrence Garfield alias Henry Rollins in seiner Spoken Words Performance zum ersten mal live erleben.
Letztlich waren es die Neugier und der unbändige Drang, mal wieder meine Kopfschubladen umzusortieren, die mich in die Rote Fabrik nach Zürich trieben.
Genau zehn Minuten brauchte ich für Letzteres.
Der rollende Poet tänzelte auf die Bühne und legte sofort los. Ein Mann, ein Mikrofon und viele Worte.
Mehr brauchte es nicht, um die Bühne unsicher zu machen und das zahlreich lauschende Publikum in Begeisterung zu versetzen. Pausenlose 3 Stunden erzählte das Energiebündel aus seinem aktuellen Buch "A Preferred Blur" auf einzigartig witzige und intelligente Weise - ohne Manuskript. Nicht mal einen Schluck Wasser gönnte sich Rollins zwischen den spannenden Erlebnissen seiner Reisen durch aller Herren Länder.
Nichts und niemand scheint vor seiner aussergewöhnlichen Beobachtungsgabe sicher. Brüllend reisst er die Mauern sauberer Vorstädte nieder und führt die dahinterliegende heile Welt ad absurdum. Ob Politiker, Normalos, Tunten, Stars und Sternchen - alle kriegen ihr Fett weg, wenn Rollins sie mal schnaubend, mal winselnd oder zornig schreiend parodiert, nicht mal sich selbst lässt er dabei aus, was ihn ungemein sympathisch macht.
Vermutlich hätte Rollins den Hardcore-Quasselmarathon über die ganze Nacht ausgedehnt, "nur" drei Stunden waren wahrscheinlich ein Zugeständnis an die Aufnahmefähigkeit des Publikums.

Fazit des Abends: Fucking intense! Henry Rollins hat es geschafft, die vertätowierten Muskelpakete hinter seiner begnadeten Wortgewalt verschwinden zu lassen und mich als breitgrinsender, bekennender Fan ins nasskalte Zürich zu entlassen.

Rollins Band - Liar
Rollins Band - What's The Matter Man
Rollins Band -Ghost Rider

Sonntag, 31. Januar 2010

Zeit Leser wissen mehr...

Hin und wieder lese ich "Die Zeit", soviel Zeit muss sein. Meistens liegt es nicht an der fehlenden Zeit, wenn ich sie nicht lese, sondern am fehlenden Raum. Als Bettlektüre eignet sich dieser grossformatige Wissensspeicher nun mal nicht und auf dem Sofa möchte die Katze immer mitlesen, das geht gar nicht. Die zeitliche Manipulation dieses unverdorbenen Katzenwesens kann ich nicht dulden.
Eigentlich bräuchte ich ein spezielles Zeit-Zimmer. Da könnte man einen Zeit-Teppich verlegen und sich mittels eines Lesekeils bäuchlings an die unverzichtbaren, journalistischen Glanzleistungen und Erkenntnisse ranrobben.
Da ich weder Haus- oder Nobelappartement-Besitzerin bin, noch promoviert hab geschweige denn habilitiert bin und auch nicht regelmässig in der Business-Class fliege oder sonstig Zeit-privilegiert bin, zähle ich mich nicht zum eingeschworenen, typischen Zeit-Leser Klientel, sondern würde mich eher als räumlich beschränkte Gelegenheits-Zeit-Leserin bezeichnen.
Das Raum- und Zeitproblem hab ich inzwischen durch eine spezielle Zeit-Sofa-Ecke und durch straffe Organisation meines Wochenablaufs gelöst. Ein Abend der Woche gehört zuungunsten anderer Aktivitäten in Zukunft der Zeit, kleine Sofakissentürme links und rechts entlasten die Arme beim Halten der schwergewichtigen Zeit, von hinten wird sie mit einem flexiblen Leuchtsystem angestrahlt. Obwohl ich das eigentlich nicht bräuchte, weil die Reise durch die Zeit immer eine anregende ist, verringern Leuchtmittel mit Tageslichtspektrum dabei prophylaktisch das Ermüdungsrisiko.
Auf diese Weise werden auch traumatische Zeit-Erlebnisse schon im Keim erstickt. Wollte doch tatsächlich ein bauernschlauer, ignoranter Pappnaserich auf einer Berghütte unsere ungelesene Zeit zum Trocknen seiner Schuhe verwenden, mit der Begründung: „Frauen verstehen den Wirtschaftsteil doch eh nicht". Den anderen Teil hätte er vermutlich zum Stopfen der Hohlräume seines Gehirns gebraucht. Pffft, da wickel ich lieber meinen Kompost in die Edelpostille und stopf sie in die Tonne.
Als ich neulich vertieft in meiner Zeit-Ecke sass und genüsslich das seicht-unterhaltsame Zeit Magazin durchblätterte, tauchte ich dabei in die Niederungen postmoderner Feuchtgebiete, lernte den emanzipierten, weiblichen Orgasmus kennen, so oder so und wie sie "lange nach dem vertuschten Ereignis ihm einen Orgasmus vorspielt".
Von Fürstin Gloria über Alice Schwarzer bis Veronica Ferres, alle haben sich geoutet: "Ich habe vertuscht!"
Nicht vorgetäuscht, sondern vertuscht - oha, das ist bahnbrechend - welch weibliche Raffinesse!!
Gewissenhaft kämpfte ich mich durch den aufschlussreichen Artikel und konnte so den wenig nachvollziehbaren dafür umso verblüffenderen Bogen des Schreiberlings vom vertuschten Orgasmus bis zur "Travel Pussy" begleiten. Kurz unterhalb der Gürtellinie kam die Zeit an ihre Grenzen, da konnte nur noch  Google helfen. Wie der Autor des Artikels, wollte auch ich rausfinden, was Travel-Pussy-Käufer bei Amazon sonst noch kaufen. Bei Harald Mertenstein war es der Film "Batman begins", bei mir haben Kunden, die diesen Artikel erworben hatten, durchschnittlich häufig ebenfalls den "AspenSport Outdoor und Trekkingrucksack Minnesota, 35 Liter" gekauft...und ich dachte immer, die haben Vesper und Trinkflasche im Rucksack!
Tja, Zeit-Leser wissen eben mehr ;-)

Tracy Chapman - This Time
David Wilcox - It‘s Almost Time
Dee Carstensen - Time