"Inipi (Lakota: sie schwitzen), die Schwitzhütte, war bei den Indianern Nordamerikas wie auch bei allen anderen Völkern der nördlichen Erdhalbkugel weit verbreitet und diente der zeremoniellen Reinigung und physischen Gesunderhaltung und Heilung bei Erkrankung. Bei den Lakota gehört Inipi zu den Sieben Riten der Heiligen Pfeife und wird auch heute noch durchgeführt"
Direkt nach der Beerdigung meines Vaters fuhr ich nach Nürnberg, wo ich Gudrun traf. Wir wechselten das Auto und fuhren weiter nach Talheim, ins Erzgebirge. Eine solidaritätszuschlagsfreie Zone, landschaftlich schön und menschlich herzerwärmend. Ein 5-Sterne Asyl.
Das Sächsisch störte mich entgegen meiner ursprünglich gehegten Befürchtungen überhaupt nicht, es kam so ur-sächsisch über die Lippen, ich musste es einfach mögen.
Schafe, ein Bauwagen, mitten drin ein Tipi auf dem Waldcampingplatz mit Blockhütte, alles sehr liebevoll gestaltet von einem ebenso liebenswürdigen Päärchen.
Wie wir dann in der engen Hütte sassen, mit brennendem Herz, den Arsch auf Grundeis. Unser Elend und unsere Hoffnungen in die glühenden Steine warfen, mit den Kräutern, wie wir sprachen, kotzten, flüsterten, unverständlich verständlich. Und verständlich schwiegen, aber mit brennenden Herzen.
Den Holger mochte ich gleich. Ein Mensch.
Ich warf meinen Vater in die glühenden Steine und sagte "HO"
Freitag, 30. Dezember 2011
3.Akt - Überleben und Tod
Der Tod meines Vaters.
Er traf mich nicht unvorbereitet. Er traf mich eigentlich gar nicht. Als Tochter existierte ich wohl gar nicht für ihn, führte ein Schattendasein in seinem Leben.
Trauer spürte ich darüber, dass ich keine Trauer verspürte. Nicht einen Funken, da war nichts, nicht eine halbe Träne. Ein alter Mann, der sein Leben gelebt hat und dem am Ende die grosse Gnade des Vergessens zuteil wurde, der mit dem Vergessen friedlich einschlief und vergass, wieder aufzuwachen. Er vergass und wurde vergessen, war lange vor seinem Schwinden aus der Welt für mich gestorben, die Trauer darüber längst verarbeitet.
Es ist nicht gut, es ist nicht schlecht. Weder falsch noch richtig, es ist. Der Kreislauf des Lebens.
Sonst nichts.
Nach der Beerdigung fuhr ich zu einer Schwitzhüttenzeremonie ins Erzgebirge. Das war lange vorher geplant, fühlte sich aber stimmig an.
Er traf mich nicht unvorbereitet. Er traf mich eigentlich gar nicht. Als Tochter existierte ich wohl gar nicht für ihn, führte ein Schattendasein in seinem Leben.
Trauer spürte ich darüber, dass ich keine Trauer verspürte. Nicht einen Funken, da war nichts, nicht eine halbe Träne. Ein alter Mann, der sein Leben gelebt hat und dem am Ende die grosse Gnade des Vergessens zuteil wurde, der mit dem Vergessen friedlich einschlief und vergass, wieder aufzuwachen. Er vergass und wurde vergessen, war lange vor seinem Schwinden aus der Welt für mich gestorben, die Trauer darüber längst verarbeitet.
Es ist nicht gut, es ist nicht schlecht. Weder falsch noch richtig, es ist. Der Kreislauf des Lebens.
Sonst nichts.
Nach der Beerdigung fuhr ich zu einer Schwitzhüttenzeremonie ins Erzgebirge. Das war lange vorher geplant, fühlte sich aber stimmig an.
2.Akt - Tropenflucht
Geburtstag in den Tropen. Eine flüchtige, reizvolle Idee, flugs in die Tat umgesetzt.
Wir feierten am Strand, mein Bruder, Lek und ich. Bunte Lichterketten, eine kühle Meeresbrise erleichterte die schwere Tropenluft, die Cocktails schmeckten scheisse, das Essen wie beim Thai ums Eck. Aber der Rückweg zur Strandhütte in schwarzer Nacht. Ein Traum. Wie das Meer immer wieder an meinen nackten Füssen leckte, zärtlich flüsternd, wie Liebespaare, geheime Botschaften in den Schutz der Dunkelheit stöhnend, wie ich noch lange in das leise Rauschen der Brandung lauschte und dann in einen tropischen Sommernachtstraum fiel.
Später dann verliess ich die Insel, um mich mit Marianne zu treffen. Es war nicht einfach, in einem touristisch durchorganisierten Land das Abenteuer zu finden. Aus dem selben Holz geschnitzt, machten wir uns dennoch hartnäckig auf die Suche. Wie wir dann in unserem schwimmenden Bungalow sassen, inmitten einer Thai-Grossfamilie, und ein Dreikäsehoch uns laufend mit exotischen Köstlichkeiten bewirtete, wie wir abends mit dem Kajak lautlos über den See glitten und die Rufe der Gibbons uns verzauberte, wie wir anschliessend Bier tranken, mit den Thais und einem jungen Kanadier, der beim Bauen half, und Karten spielten bis spät in die Nacht, wie ich dann jedes Spiel gewann, obwohl ich die Regeln nicht kannte. Spätestens am nächsten Morgen, als wir mit Yaya und dem Longtailboot in die Dämmerung fuhren, Affen beim Frühstück störten, später durchs Dschungeldickicht auf einen Berg stiegen und dann einer der ältesten Primärwälder uns zu Füssen lag, spätestens da waren wir sicher, das Abenteuer gefunden zu haben.
Es folgten noch einige Abenteuer im Land des Lächelns. Nach 4 Tagen Bangkok aber verging mir am Ende das Lachen. Die Hitze sperrte den Smog in die Strassenschluchten, durch welche sich nicht enden wollende Blechlawinen wälzten, Massen von Menschen, Lärm und Gestank.
Am letzen Abend beim letzten Bier plagten mich Fata Morganas von weiten, menschenleeren Schneelandschaften, ich sehnte mich wie nie zuvor in die winterlich kalte Heimat.
Im Züricher Flughafen genoss ich dann in vollen Zügen die frühmärzlichen 5°C in einem ärmellosen Top und freute mich über die verständnislosen Blicke der Mitreisenden.
Wir feierten am Strand, mein Bruder, Lek und ich. Bunte Lichterketten, eine kühle Meeresbrise erleichterte die schwere Tropenluft, die Cocktails schmeckten scheisse, das Essen wie beim Thai ums Eck. Aber der Rückweg zur Strandhütte in schwarzer Nacht. Ein Traum. Wie das Meer immer wieder an meinen nackten Füssen leckte, zärtlich flüsternd, wie Liebespaare, geheime Botschaften in den Schutz der Dunkelheit stöhnend, wie ich noch lange in das leise Rauschen der Brandung lauschte und dann in einen tropischen Sommernachtstraum fiel.
Später dann verliess ich die Insel, um mich mit Marianne zu treffen. Es war nicht einfach, in einem touristisch durchorganisierten Land das Abenteuer zu finden. Aus dem selben Holz geschnitzt, machten wir uns dennoch hartnäckig auf die Suche. Wie wir dann in unserem schwimmenden Bungalow sassen, inmitten einer Thai-Grossfamilie, und ein Dreikäsehoch uns laufend mit exotischen Köstlichkeiten bewirtete, wie wir abends mit dem Kajak lautlos über den See glitten und die Rufe der Gibbons uns verzauberte, wie wir anschliessend Bier tranken, mit den Thais und einem jungen Kanadier, der beim Bauen half, und Karten spielten bis spät in die Nacht, wie ich dann jedes Spiel gewann, obwohl ich die Regeln nicht kannte. Spätestens am nächsten Morgen, als wir mit Yaya und dem Longtailboot in die Dämmerung fuhren, Affen beim Frühstück störten, später durchs Dschungeldickicht auf einen Berg stiegen und dann einer der ältesten Primärwälder uns zu Füssen lag, spätestens da waren wir sicher, das Abenteuer gefunden zu haben.
Es folgten noch einige Abenteuer im Land des Lächelns. Nach 4 Tagen Bangkok aber verging mir am Ende das Lachen. Die Hitze sperrte den Smog in die Strassenschluchten, durch welche sich nicht enden wollende Blechlawinen wälzten, Massen von Menschen, Lärm und Gestank.
Am letzen Abend beim letzten Bier plagten mich Fata Morganas von weiten, menschenleeren Schneelandschaften, ich sehnte mich wie nie zuvor in die winterlich kalte Heimat.
Im Züricher Flughafen genoss ich dann in vollen Zügen die frühmärzlichen 5°C in einem ärmellosen Top und freute mich über die verständnislosen Blicke der Mitreisenden.
Donnerstag, 29. Dezember 2011
Selbstgespräche Einer, die es gelernt hat oder ein Jahr in 10 Akten. 1.Akt - Höhenfeuer
Lange wurde darüber gemunkelt, nun ist es raus: das Jahr geht zu Ende.
Wer hätte am Anfang schon gedacht, dass so viel Jahr in zwölf neue Monate passt.
Aber jetzt von Anfang an.
Das Jahr begann mit einem fulminaten Feurwerk auf dem Berg. Der schönste Wechsel, den ich jemals erleben durfte.
Zartrosa blassblau war der Himmel, als wir mit Davoser Rodelschlitten bewaffnet die Klewenalp eroberten. Zauberhaftes Himmelsschauspiel, wie sich das Pastell in dunkles Nachtblau flüchtete, die Milchstrasse über unberührtem Schnee ihre Sternlaternen anzündete und uns auf rasanter Fahrt immer wieder zum schauenden Innehalten einlud. Wie der kalte Wind um die Ohren pfiff und wir die Mützen nicht weit genug über die roten Wangen ziehen konnten. Kinderlachen aus der kalten Nacht, freudiges Glucksen, Familienglück überall, Glühweihngeruch erwärmte die Nasen, Fackeln und Stirnlampen huschten wie Irrlichter durch die magische Winternacht.
Mit der Gewissheit eines grossartigen Moments reichte das alte Jahr dem neuen die Hand, fast still und ehrfurchtsvoll, gewärmt von einem riesigen Höhenfeuer.
Wir waren sicher - das ist der Beginn eines grandiosen Jahres.
Wer hätte am Anfang schon gedacht, dass so viel Jahr in zwölf neue Monate passt.
Aber jetzt von Anfang an.
Das Jahr begann mit einem fulminaten Feurwerk auf dem Berg. Der schönste Wechsel, den ich jemals erleben durfte.
Zartrosa blassblau war der Himmel, als wir mit Davoser Rodelschlitten bewaffnet die Klewenalp eroberten. Zauberhaftes Himmelsschauspiel, wie sich das Pastell in dunkles Nachtblau flüchtete, die Milchstrasse über unberührtem Schnee ihre Sternlaternen anzündete und uns auf rasanter Fahrt immer wieder zum schauenden Innehalten einlud. Wie der kalte Wind um die Ohren pfiff und wir die Mützen nicht weit genug über die roten Wangen ziehen konnten. Kinderlachen aus der kalten Nacht, freudiges Glucksen, Familienglück überall, Glühweihngeruch erwärmte die Nasen, Fackeln und Stirnlampen huschten wie Irrlichter durch die magische Winternacht.
Mit der Gewissheit eines grossartigen Moments reichte das alte Jahr dem neuen die Hand, fast still und ehrfurchtsvoll, gewärmt von einem riesigen Höhenfeuer.
Wir waren sicher - das ist der Beginn eines grandiosen Jahres.
Sonntag, 18. Dezember 2011
4.Advent
Das Jahr ist fast gelaufen (geflogen gesaust, gerannt - optional). Ein aufregendes, gutes Jahr. Es hat das Zeug dazu, als das Beste der vergangenen Jahre - trotz Krise und Klimadingens - in die Geschichte der Hiho einzugehen . Den Fall gesetzt, das dicke Ende bleibt aus. We'll see.
Was mich heut abend an die Tasten treibt: " Eine wichtige Angelegenheit, das Rauchen! Besonders in einem Abteil für Nichtraucher. Es stellt eine gesellschaftliche Beziehung unter Unbekannten her, wie bei Hunden, nur ist weniger Begeisterung im Spiel." (Italo Svevo)
Und das, obwohl ich inzwischen in die Liga der Nichtraucher gewechselt bin. Beachtlich!
Krang - Local Smoke mp3
Was mich heut abend an die Tasten treibt: " Eine wichtige Angelegenheit, das Rauchen! Besonders in einem Abteil für Nichtraucher. Es stellt eine gesellschaftliche Beziehung unter Unbekannten her, wie bei Hunden, nur ist weniger Begeisterung im Spiel." (Italo Svevo)
Und das, obwohl ich inzwischen in die Liga der Nichtraucher gewechselt bin. Beachtlich!
Krang - Local Smoke mp3
Donnerstag, 7. Juli 2011
1 Woche später
Heute hab ich die Gartenzwerge auf Nachbar's Terasse gesehen !!!
Fühle mich beobachtet...
Das habe ich so nicht gewollt *help!!!*
Fühle mich beobachtet...
Das habe ich so nicht gewollt *help!!!*
Samstag, 2. Juli 2011
Linsenwechsel
Vorgestern wurde meinem linken (ja!) Auge im Freiburger Unikum eine neue Hochleistungslinse verpasst. Sie heisst Lisa von Zeiss und fühlt sich inzwischen richtig gut an. Obwohl das gestern alles noch nicht so aussah.
Nun, nach 2-stündiger Wartezeit ging es endlich voran. Ich wurde von einer netten Schwester in den OP abgeholt und durfte mit ihr ins neunte Stockwerk fahren. Dort kam ich bzw. meine Haare unter die Haube, ebenso meine Schuhe, dann wurde meine Pupille weitgetropft. Als ich in einem unbequemen Hochlehnenrollstuhl Platz nehmen durfte, wurde mir versichert "nun dauert es nicht mehr lang". Nebenbei, aber gerade noch rechtzeitig, schnappte ich auf, dass mein rechtes Auge geplant war. Ich: "das linke Auge, das LINKE ist zuerst dran!" "Ach ja? Wo ist denn die Akte? Ah ja, da stehts, links zuerst. Das rechte ist erst in 4 Wochen dran...dann müssen wir nochmal umstellen...Frau Loos, Frau Loos bitte auflegen." "Sehen Sie jetzt gehts schon weiter, jetzt dürfen Sie sich auf den Tisch da drüben legen." Ich kletterte auf den OP-Tisch und machte es mir gemütlich. "Ist die Frau Loos fertig?" "Jaha." "Ich hab gesagt Frau Loos, nicht Frau Hof!!"
"Oh, ein Missverständnis, Sie müssen leider nochmal runter..." Ich krabbelte vom OP-Tisch wieder runter und versuchte, es mir in meinem Hochlehnrollstuhl so gemütlich wie möglich zu machen. Nach 1 Stunde kam Dr.Maier. "Hallo, ich bin Dr.Maier, bin maskiert, aber gleich komm ich zu Ihnen".
10 Minuten später kam er tatsächlich. "Wie geht's ihnen?" "Wollenses wirklich wissen?" "Sie dürfen jetzt mit mir kommen, ich mach Ihnen nen Stempel ins Auge, damit wir die Achse richtig einstellen können." Wie schööön!
Das war dann gar nicht so schlimm, dann das Auge wurde vorher betäubt. Bald danach durfte ich wieder auf einen OP-Tisch klettern. "Gleich geht's weiter, Sie bekommen jetzt noch mal Pupillenweitmacher und Betäubungstropfen ins Auge." Und es ging weiter. 5 Meter, bis kurz vor die Türe des OP-Saals. Da lag ich dann. Nach 1 Stunde fing mein Rücken an zu schmerzen. Alle halbe Stunde kam eine Schwester und pinselte mir das Auge mit einer brennenden Lösung ein und tropfte immer wieder Pupillenweitmacher und Betäubungsmittel rein. "Die OP vor Ihnen läuft leider nicht wie geplant und das Ende ist noch nicht abzusehen..." Nach 1einhalb Stunden fing ich an zu frieren und musste Pipi. Nach 2 Stunden ging endlich die Türe auf und ich wurde hineingeschoben. "Ist bei Ihnen alles in Ordnung?" "Nein, 1. ich hab einen Bärenhunger und 2. muss ich auf's Klo! Also, gebense Gas und machense alles richtig, die linke Linse, bitte!"
Gesagt, getan, Gesicht abgedeckt, am linken Auge Loch reingeschnitten und schon gings los.
Ausser einem leichten Druck spürte ich wirklich nicht, als Dr. Maier mit dem Mikroskalpell dem Augapfel einen 2,2mm Schnitt verpasste und sich mit der Mikrokanüle durchs Auge bohrte. Auch das verarbeiten meiner alten Linse zu Linsenbrei geschah eher beiläufig, nur, statt der zuvor gesehenen Konturen nahm ich jetzt nur noch einen milchigweissen Andromedanebel wahr. Der Rest ging dann ziemlich flott: neue Linse rein (das drückte nochmal ordentlich), dann mit kräftigen Rotationen auf die richtige Achse ausgerichtet, Kanüle raus, Augenklappe draufgeklebt und nach kurzer Belehrung über zukünftig Mach- bzw. nicht Machbares, einer Tasse Kaffee und einem belegten Brötchen, welches mir mein Sohn freundlicherweise mitgebracht hatte, konnte ich gegen 16.15 Uhr den Heimweg antreten.
Der eindimensionale Blick brachte mich dem multifokalen Seherlebnis keinen Schritt näher, so schloss sich zuhause mein anderes Auge aus Solidarität, und ich träumte 2 Stunden friedlich vom ultimativen Durchblick.
Nun, nach 2-stündiger Wartezeit ging es endlich voran. Ich wurde von einer netten Schwester in den OP abgeholt und durfte mit ihr ins neunte Stockwerk fahren. Dort kam ich bzw. meine Haare unter die Haube, ebenso meine Schuhe, dann wurde meine Pupille weitgetropft. Als ich in einem unbequemen Hochlehnenrollstuhl Platz nehmen durfte, wurde mir versichert "nun dauert es nicht mehr lang". Nebenbei, aber gerade noch rechtzeitig, schnappte ich auf, dass mein rechtes Auge geplant war. Ich: "das linke Auge, das LINKE ist zuerst dran!" "Ach ja? Wo ist denn die Akte? Ah ja, da stehts, links zuerst. Das rechte ist erst in 4 Wochen dran...dann müssen wir nochmal umstellen...Frau Loos, Frau Loos bitte auflegen." "Sehen Sie jetzt gehts schon weiter, jetzt dürfen Sie sich auf den Tisch da drüben legen." Ich kletterte auf den OP-Tisch und machte es mir gemütlich. "Ist die Frau Loos fertig?" "Jaha." "Ich hab gesagt Frau Loos, nicht Frau Hof!!"
"Oh, ein Missverständnis, Sie müssen leider nochmal runter..." Ich krabbelte vom OP-Tisch wieder runter und versuchte, es mir in meinem Hochlehnrollstuhl so gemütlich wie möglich zu machen. Nach 1 Stunde kam Dr.Maier. "Hallo, ich bin Dr.Maier, bin maskiert, aber gleich komm ich zu Ihnen".
10 Minuten später kam er tatsächlich. "Wie geht's ihnen?" "Wollenses wirklich wissen?" "Sie dürfen jetzt mit mir kommen, ich mach Ihnen nen Stempel ins Auge, damit wir die Achse richtig einstellen können." Wie schööön!
Das war dann gar nicht so schlimm, dann das Auge wurde vorher betäubt. Bald danach durfte ich wieder auf einen OP-Tisch klettern. "Gleich geht's weiter, Sie bekommen jetzt noch mal Pupillenweitmacher und Betäubungstropfen ins Auge." Und es ging weiter. 5 Meter, bis kurz vor die Türe des OP-Saals. Da lag ich dann. Nach 1 Stunde fing mein Rücken an zu schmerzen. Alle halbe Stunde kam eine Schwester und pinselte mir das Auge mit einer brennenden Lösung ein und tropfte immer wieder Pupillenweitmacher und Betäubungsmittel rein. "Die OP vor Ihnen läuft leider nicht wie geplant und das Ende ist noch nicht abzusehen..." Nach 1einhalb Stunden fing ich an zu frieren und musste Pipi. Nach 2 Stunden ging endlich die Türe auf und ich wurde hineingeschoben. "Ist bei Ihnen alles in Ordnung?" "Nein, 1. ich hab einen Bärenhunger und 2. muss ich auf's Klo! Also, gebense Gas und machense alles richtig, die linke Linse, bitte!"
Gesagt, getan, Gesicht abgedeckt, am linken Auge Loch reingeschnitten und schon gings los.
Ausser einem leichten Druck spürte ich wirklich nicht, als Dr. Maier mit dem Mikroskalpell dem Augapfel einen 2,2mm Schnitt verpasste und sich mit der Mikrokanüle durchs Auge bohrte. Auch das verarbeiten meiner alten Linse zu Linsenbrei geschah eher beiläufig, nur, statt der zuvor gesehenen Konturen nahm ich jetzt nur noch einen milchigweissen Andromedanebel wahr. Der Rest ging dann ziemlich flott: neue Linse rein (das drückte nochmal ordentlich), dann mit kräftigen Rotationen auf die richtige Achse ausgerichtet, Kanüle raus, Augenklappe draufgeklebt und nach kurzer Belehrung über zukünftig Mach- bzw. nicht Machbares, einer Tasse Kaffee und einem belegten Brötchen, welches mir mein Sohn freundlicherweise mitgebracht hatte, konnte ich gegen 16.15 Uhr den Heimweg antreten.
Der eindimensionale Blick brachte mich dem multifokalen Seherlebnis keinen Schritt näher, so schloss sich zuhause mein anderes Auge aus Solidarität, und ich träumte 2 Stunden friedlich vom ultimativen Durchblick.
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