Sonntag, 2. März 2008

Wishbone Ash




































Ja, die gibt's noch. Und wie! Gestern hab ich mich mit eigenen Augen und Ohren davon überzeugt. Im soundDock 14 - das befindet sich irgendwo hinter Zürich, dann hinter Ikea, etwa am Rand von Dietikon, ungefähr da, wo sich Spediteur und LKW-Fahrer gute Nacht sagen.
So schaurig und unattraktiv sich die Location von aussen auch präsentierte, nach dem Betreten der Industriehalle fühlte man sich fast wie zuhause. Ein paar Stehtische, eine Bar, eine Bühne, Menschen, alles sehr überschaubar und sympathisch - wenn man eine Fabrikhalle überhaupt so bezeichnen kann, dann diese. Weil ich es dort so aussergewöhnlich angenehm fand, hab ich mich im Nachhinein nochmals virtuell im soundDock 14 umgesehen, dabei stiess ich dann auf die imponierende Entstehungsgeschichte. Diesen kleinen, aber feinen Ort der musikalischen Begegnung werd ich wohl zukünftig im Auge behalten.
Die Ash's mit ihren Songs wie "Phoenix" und "Warrior" waren seit Anfang der siebziger Jahre immer irgendwie präsent, aber nie so personifiziert in meinem Focus wie etwa Deep Purple, Led Zeppelin oder Pink Floyd. Also nicht der Fantourismus - eher Empfehlung und die Neugier waren es, die mich zu diesem Konzert getrieben hatten.
Geblieben von den Ursprungs-Ash ist Bandleader, Sänger und Gitarrist Andy Powell und der unverwechselbare, melodiöse Gitarrenrock, vielleicht etwas weniger experimentell als in den Anfängen, dafür erdiger und geradliniger. Die Band hat sich im Lauf der letzten 30 Jahre personell fast runderneuert, ist aber ihrem charakteristischen Ursprungskonzept der "Twin Double Lead Guitars" - zwei Leadgitarren, Bass und Schlagzeug - bis heute treu geblieben. Der Generationenwechsel und die somit gute Altersmischung - die sich übrigens auch im Publikum in einer tollen Mischung aus ziemlich jung, nicht mehr ganz so jung, etwas älter und jung geblieben widerspiegelte - taten der Musik keinen Abbruch. Bob Skeat am Bass sprühte vor Energie und Spielfreude, das Zusammenspiel der zwei Leadgitarren Andy Powell und Muddy Manninen war fast perfekt, sowohl im wilden Duell als auch im Synchronspiel.
Erstklassig und präzise setzte Joe Crabtree seine Drumsticks ein, mal gefühlvoll und dann wieder ekstatisch und knüppelhart - er war für mich der heimliche Star des Abends.
Die vom Publikum stürmisch geforderten Zugaben am Ende liessen nicht lange auf sich warten und bildeten den krönenden Abschluss des tollen Konzerts.
Einmalig fand ich auch, dass ich den ganzen Abend passiv mitrauchen durfte, ohne dass es mich etwas gekostet hätte, nicht mal Überwindung. Nachdem ich letzte Woche plötzlich keine Lust mehr am Rauchen verspürte, durfte ich mich auch mal in der gutmenschlichen Welt der Passivraucher bewegen...ich fand es weder beklagenswert noch erhebend, aber meine Klamotten stanken endlich wieder wie in alten Tagen ;-)

Wishbone Ash - Warrior [mp3]
Wishbone Ash - Blowin' Free [mp3]
Wishbone Ash - The Power [mp3]
Wishbone Ash - Hope Springs Eternal [mp3]

Samstag, 1. März 2008

Managergehälter



















Die Bezüge deutscher Unternehmensvorstände stiegen im Jahr 2007 um 17,5%. Das hat die Managementberatung Kienbaum nach der Erhebung von 4300 Vorständenaus 1300 Unternehmen herausgefunden. Besonders deutlich ist der Zuwachs bei den DAX-Unternehmen. Während nichtbörsennotierte Unternehmen 12,6 % mehr zahlten, gab es bei den grossen Aktiengesellschaften ein Plus von 23,3 %. Kein Sonderfall: In den vergangenen zehn Jahren wurden die Bezüge der DAX-Manager um knapp 200 % erhöht. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Auch Misserfolg wurde mit einem Gehaltsplus belohnt.

Sozialneidisch? Ja, 200 %ig, und ausserdem schwer vaduzt!

Freitag, 15. Februar 2008

The end of the road


Keine närrischen, aber dafür tolle Tage in Hamburg liegen hinter mir und die nächsten schon wieder vor mir. Die Planung unserer Tour in den Yukon haben wir selbstverständlich nebenbei auch angetriggert und ich werd mir mal nach und nach die einzelnen Flüsse unter die Lupe nehmen und auf Tauglichkeit prüfen.
Das Yukon Territory bietet so viele Flüsse, dass man vielleicht hier geboren sein müsste, sie alle zu fahren:

Aishihik River, Alsek River, Beaver River, Big Creek, Big Salmon, Black River, Blanchard River, Bonnet Plume River, Dezadeash River, Firth River, Fortymile River, Giltana Creek, Klondike River, Liard River, Nisling River, Old Crow River, Peel River, Pelly River, Porcupine River, Ross River, South MacMillan River, Stewart River, Tatshenshini River, Teslin River, Wind River (Yukon), Yukon River, Babbage River, Bell River, Blow River, Bluefish River, Coal River, Dezadeash River, Donjek River, Eagle River (Yukon), Fishing Branch, Frances Rive, Hart River, Hess River, Hoole River, Hyland River, Indian River, Jarvis River, Kaskawulsh River, Kluane River, Klukshu River, La Biche Rive, Malcolm River, McClintock Creek, McQuesten River, Miner River, Morley River, Nisutlin River, Nordenskiold River, Ogilvie River, Rancheria River, Sixtymile River, Slims River, Tagish River, Takhini River, Trail River, White River (Yukon), Wolf River (Yukon)

In der engeren Auswahl ist als erster der South MacMillan. Was ich bisher von diesem Fluss gelesen und gesehen hab, ist sehr vielversprechend. Allerdings gibt es dort am Anfang einige Wildwasserpassagen, für welche ich vermutlich noch nicht genügend Übung hab. Deshalb sind an Pfingsten erst mal ein paar Trainingstage an der Donau geplant.

Der South MacMillan River entspring in den eisbedeckten Itsi Bergen des Northwest Territorium und fließt duch eine bewaldette Landschaft in Richtung Westen. Bis zu 3000 m hohe Berge säumen die Ufer des South MacMillan und bieten sehr gute Wandermöglichkeiten in einem fast unberührten Gebiet. Der South MacMillan ist einer der wenigen Flüsse, dessen Start- und Endpunkt von einer Straße bzw. Schotterpiste zu erreichen ist. Schon der Transfer über den Campell Highway und die North Canol Road zum Einstiegspunkt, machen diese Tour zu einem unvergesslichem Erlebnis.
Im Einzugsgebiet des Flusses gibt es nahezu alle Tiere des Nordens. Neben Luchsen, Grizzlybären und Elchen gibt es hier auch Wölfe und verschiedene Eulenarten.

Etwa 2 bis 3 Paddelwochen sollte man für das 420 km lange Schmuckstück einplanen.

Eddie Vedder - End Of The Road [mp3]
Eddie Vedder - Far Behind [mp3]

Mittwoch, 13. Februar 2008

canto a la vida - Eros der Gottesliebe

Da kam er also herein, Ernesto Cardenal, der grosse, kleine, alte Mann mit schlohweissem, wallenden Haar und Baskenmütze, und er verbreitete vom ersten Moment an eine Aura, in deren Umfeld man wohlig und gerne Platz nahm. Völlig unprätentiös, ein wenig gebeugt nur von den Jahren, nicht gebeugt im Geiste seines Erlebens und seines Werks.
Und der 82-jährige erzählte von der Liebe, der Revolution, der Natur und den Menschen, seine teilweise in Lyrik verpackten Erlebnisse, Träume und Gedanken schäumten vor Lebenslust und Liebe zur Schöpfung, selbst der Widersprüchlichkeit des Lebens und dem Abscheu vor den Diktatoren und destruktiv Herrschenden dieser Welt schien er noch einen Hauch von Vergebung angedeihen zu lassen.
Und immer war da dieser feinsinnige Humor, dieses kleine Augenzwinkern, welches das Zuhören zur Freude werden liess und Hoffnung verbreitete, Hoffnung auf eine bessere Welt, selbst wenn man versichert ist, einer Illusion nachzuhängen. Aber was wäre das Leben ohne die Träume, ohne die Illusionen und die Hoffnung und wenn man beharrlich genug ist, an seinen Träumen festhält und sie nie aus dem Blick verliert, so wie Ernesto das vorgelebt hat, verselbständigen sie sich, gehen ihren eigenen Weg und werden manchmal ein Stück weit zur Realität.
Die Lesung mit vorzüglicher Übersetzung wurde musikalisch begleitet und bereichert von der Grupo Sal und damit zum Ohrenschmaus. Die sechs Musiker, zusammengesetzt aus einem Portugiesen, einem Argentinier, einem Chilenen und drei Deutschen, boten ein Musikprogramm mit poetischen und kraftvollen Liedern aus ihrem reichhaltigen Repertoire traditioneller und politischer Folklore. Voller Virtuosität und Leidenschaft trugen die Musiker ihre teils fröhlichen, teils traurigen Kompositionen vor und flochten nebenbei ihre Entstehung und Hintergründe erzählerisch mit ein.

Seit bald 25 Jahren ist Grupo Sal im deutschsprachigen Europa die "Stimme Lateinamerikas"und unterstützt unterschiedliche Projekte der Entwicklungszusammenarbeit mit Lateinamerika. An erster Stelle steht die Zusammenarbeit mit dem internationalen Kulturzentrum "Casa de los Tres Mundos" ("Haus der Drei Welten") in Nicaragua, das von Ernesto Cardenal und Dietmar Schönherr gemeinsam gegründet wurde. Auf allen Konzerten von Grupo Sal werden im Publikum Spenden gesammelt, die sie - sofern sie nicht andere Projekte damit fördern - an den Verein „Pan y Arte e.V.“ zur Unterstützung des Kulturzentrums weiterleiten.

Ein sehr schöner und nachdenklicher Abend war das im Bahnhof Fischbach, der mich satt und zufrieden, getragen von einem Gefühl der Hoffnung nach Hause nach Hause gehen liess.

Montag, 21. Januar 2008

Ernesto Cardenal & Grupo Sal

"Wir wenden uns nach außen,
weil uns die Schönheit der Dinge anzieht,
und merken doch nicht,
dass alles nur Widerschein der wirklichen Schönheit ist
in unserem Innern.
So entfernen wir uns paradoxerweise
um so mehr von der Schönheit,
je mehr wir sie suchen,
weil sie genau in der entgegengesetzten Richtung liegt,
in der wir sie zu finden hoffen."
Ernesto Cardenal

Liebe - ob zu den Menschen oder zu Gott - ist für Cardenal nicht zu trennen von Sinnlichkeit, auch darum hat er nie ein jenseitiges Paradies beschworen. Dorothee Sölle schrieb an ihren Freund Ernesto: "Du hast sie beieinander gelassen: Religion, Politik und Liebe, Deine Liebeslieder sind politisch, Deine Psalmen erotisch. Deine Bejahung, Deine Feier des Lebens ist umfassend."

Am 11.2.2008 um 20:00 Uhr kommt Ernesto Cardenal nach Friedrichshafen und liest im Bahnhof Fischbach Gedichte von Liebe, Mystik und Revolution. Dabei wird er musikalisch begleitet von der Grupo Sal, der "Stimme Lateinamerikas".

"In den Augen aller Menschen wohnt eine unstillbare Sehnsucht.
In allen wohnt der gleiche Funke unstillbaren Verlangens, das gleiche heimliche Feuer, der gleiche tiefe Abgrund..."

Mittwoch, 16. Januar 2008

Penguin Cafe Orchestra











"Ich sonnte mich gerade am Strand, als plötzlich ein Gedicht in meinem Kopf auftauchte. Es begann mit "Mir gehört das Penguin Cafe, ich werde Dir willkürlich von Sachen berichten" und fuhr damit fort, welch kostbare Güter Zufälligkeit, Spontanität, Unerwartetheit und Irrationalität im Leben sind. Und wenn man diese unterdrückt, um ein nettes geregeltes Leben zu führen, tötet man damit das was am wichtigsten ist, während im Penguin Cafe unser Unbewußtes einfach es selbst sein kann. Dort ist dieses, so wie jeder, willkommen. Dort herrscht eine Aufnahmebereitschaft, die damit einhergeht, das Jetzt ohne eine innenliegende Furcht leben zu können."

Simon Jeffes Gitarrist, Komponist und Arrangeur

Penguin Cafe Orchestra - Air A Danser [mp3]
Penguin Cafe Orchestra - Lullaby [mp3]