Eine Biographie.
Lese sie gerade, nachts, vor dem Schlaf, um meine Träume zu beflügeln. Und im Wartezimmer, wenn die Zeit zwischen Gebrechlichen und Gebrechen wieder mal stillzustehen scheint.
Ein Geburtstagsgeschenk.
„Geräte sind nicht nur Verstärker seiner Gitarre, sondern Amplifier des Wunsches nach einer anderen Galaxie; Verstärker seiner Ausbruchssehnsucht, Raumschiffe zu einer anderen Körperbasis, von der aus die Electric Skies zu erreichen sind.“
Sätze wie diesen und viele andere kann man darin lesen, geschrieben von Klaus Theweleit und Rainer Höltschl.
In einen Meermann will er sich verwandeln, im Ozean neu aufleben. Die Wellen dafür gibt es schon, Schallwellen. Er reitet sie mit seiner E-Gitarre. Es spritzt, gurgelt, schäumt und stürmt. "Noise of the sea", schreit Jimi Hendrix, darin will er untergehen, "nicht um zu sterben", wie er versichert, "sondern um wiedergeboren zu werden". Die Erde hat er abgeschrieben, zu viele Kriege: "Every inch of earth is a fighting nest." ...steht in der "Zeit".
Die Nacht, in der ich geboren wurde, wurde der Mond feuerrot, ich schwör's.
Und meine arme Mutter schrie los: Gott! Der Zigeuner! Er hatte recht!
Und ich sah sie umfallen, tot.
Berglöwen fanden mich da wartend,
setzten mich auf Adlerflügel.
Der Vogel trug mich in die Aussenbezirke der Unendlichkeit,
und als er mich zurück nach hier brachte,
gab er mir Venus' Hexenring, sagte,
"Nun flieg weiter, flieg..."
Denn ich bin Voodoo Brut, Voodoo Chile..."
Es ist nicht immer einfach, dem fragmentierten Stoff zu folgen. Ein roter Faden begleitet einem jedoch hilfreich durch das Buch in Form eines lachsfarbenen Lesebandes. Artig platziert, und man findet im nächsten Wartezimmer gleich wieder den Einstieg in die psychedelischen Welten, in die Wah-Wah Effekte dieses göttlichen Virtuosen. Oder man liest die läppischen 224 Seiten gleich in einem Rutsch durch.
Anschliessend braucht man keinen Arzt mehr. Ein Buch wie Acid.
Jimi Hendrix - Cherokee Mist [mp3]
Jimi Hendrix - A Merman I Should Turn To Be [mp3]
Jimi Hendrix - Voodoo Chile [mp3]
Jimi Hendrix - Happy Birthday [mp3]
Dienstag, 24. März 2009
Donnerstag, 19. März 2009
Skandal im Sperrbezirk Südkurier
"Großer Streit um eine Inszenierung am Theater Konstanz: Wegen einer exzessiven Vergewaltigungsszene im Stück „Der Drache“, liegt nun eine Beschwerde vor. Das Ordnungsamt will das Stück erst ab 18 freigeben."
So stehts im SK online heute.
Es gäbe soviel, worüber man sich beschweren könnte, aber wer um Himmels Willen kommt denn auf die absurde Idee, gegen besagte Szene in "der Drache" Beschwerde beim Ordnungsamt einzulegen?
Als langjährige Abonnentin habe ich die Aufführung selbst gesehen. Die Vergewaltigungsszene hat mich berührt, ja, ich fand sie abstossend, doch im inhaltlichen Kontext war sie absolut passend und folgerichtig.
Die Szene ist keineswegs anzüglich oder reisserisch dargestellt, sie erzeugt aber Unbehagen, was zum Denken anregt.
Vergewaltigung ist eine sexualisierte Form der Ausübung von Macht und Kontrolle und nicht etwa die Befriedigung eines Sexualtriebes. Sie ist tief in den patriarchalen Kulturen verwurzelt. So findet man die Darstellung von Vergewaltigungen schon in Schöpfungsmythen und Legenden. Beispiele für Kriegsverbrechen von Männern sind auch die zahlreichen Vergewaltigungen in den eroberten Ostgebieten und in Deutschland.
Wie könnte ein Regisseur, der die Parabel von Jewgeni Schwarz auf die Bühne bringt, sich dessen verschliessen?
Bei seemoz las ich folgende Interpretation:
"Als sich die von Lanzelot geschwängerte, bereits in den Wehen liegende Elsa dem Ansinnen des Tyrannen widersetzt, wird sie von den Machthabern vergewaltigt. So abstoßend diese Szene auch sein mag, sie wird zur Metapher der hässlichsten Form männlicher Ausübung von Macht und Kontrolle. Fabian hat damit der Parabel die nötige Schärfe gelassen."
Dem kann ich inhaltlich voll beipflichten.
Vielleicht sollte sich der/die Beschwerdegänger/in mehr um Interpretation und Inhalt eines Theaterstücks bemühen!
Freitag, 13. März 2009
Grüsse aus Bali von Egon
Tempel im Kratersee des Vulkanes Batur auf Bali.
Skin N'Bone - Walking Shoes [mp3]
Skin N'Bone - Crazy Little Woman [mp3]
Dienstag, 10. März 2009
18. Der Dempster Highway
Es gibt wenige Srassen auf der Welt wie den Dempster.
Früher ein Pfad der Gwitchin-Indianer, später als Hundeschlitten Trail genutzt, auch von William John Duncan Dempster, nach dem diese Strasse benannt wurde. Er fuhr hier in den 30ern des vorigen Jahrhunderts mit seinem Hundeschlittengespann bei -40 Grad Patrouille für die Royal Canadien Mounted Police.
40 km hinter Dawson beginnt der Highway und schlängelt sich 736 km durch die Berge bis weit über den Polarkreis ans Eismeer, nach Inuvik in den Northwest Territories. Wer ihn befahren möchte, sollte dies möglichst mit einem Four Wheeler Truck tun, denn der Highway ist eine staubige Schotterpiste mit einem Dasein voller Schlaglöcher - Massengräber von zerfetzten Autoreifen am Strassenrand zeugen stumm davon.
Seit 1979 gibt es diese "Road to Nowhere", durchgängig befahrbar nur etwa 10 Monate im Jahr.
In der schneefreien Zeit im Juli und August rücken Arbeiterkolonnen der Piste auf den Schotter, um die Schlaglöcher zu stopfen.
Zu dieser Zeit ist der Highway "bevölkert" von Touristen, die einmal mit dem Wohnmobil den Dempster bezwingen wollen, von Dawson City bis ans nördliche Ende des Kontinents.
Bevölkert heisst hier, es taucht ungefähr einmal pro Stunde ein Fahrzeug auf, zwei sind seltener Zufall.
Auch wir wollten uns heute ins staubige Getümmel auf dem Dempster mischen. Aber nicht das Eismeer - die Tobstone Mountains sollten unser Ziel sein, nur ca. 70 km weit mussten wir uns dafür durchschütteln lassen.
Jerry verpassten wir für die drei Tage bis zu unserer Rückkehr ein Zimmer im Bunkhouse in Dawson und los ging's bei strahlend frostigem Sonnenschein.
Durch urzeitlich anmutende Mooslandschaften schlängelte sich die Piste, durch Gebirge mit namenlosen Gipfeln, durch violett und rostrot gefärbte Spätsommer-Tundra, kein Mensch weit und breit, kein Tier, kein anderes Fahrzeug - nur Stille. Es war, als würden wir ans Ende der Welt fahren, oder durch Mittelerde, hinein in Tolkiensche Fantasielandschaften - die Olgivie Mountains scheinen nicht von dieser Welt.
Immer wieder machten wir Halt, um diese Farbenpracht einzuatmen, um das grossartige, stumme Schauspiel der bizarren, surrealistisch anmutenden Natur auf uns wirken zu lassen.
Hin und wieder blähte sich am Horizont eine mächtige Staubwolke auf, die näher kam um kurz vor dem Zusammentreffen ein Fahrzeug auszuspucken.
Bei km 71 erreichten wir den Tombstone Campground, auf dem wir die kommenden Tage unser Zelt aufschlagen wollten. Im vorigen Jahr war der Capground vorrübergehend geschlossen, nachdem ein Grizzly dort ein Wohnmobil ausgeräubert hatte. Wir hatten Glück, er war offen.
Die Indianerfamilie, welche den Platz betreut, informierte uns gründlich über die Beschaffenheit der Trails im umliegenden Gebiet. Mehrere Wege waren gesperrt, damit sich die Grizzlies dort ungestört ihren Winterspeck anfressen konnten.
Wir stellten unser Zelt auf und machten uns dann auf den Weg in die Tundra. Eisiger Wind pfiff uns dabei um die Ohren - Mittelerde präsentierte sich von seiner unwirtlichen Seite. Immer dunklere Wolken brauten sich zusammen, das Zwielicht gepaart mit der grandiosen, urzeitlich anmutenden Landschaft erzeugte eine unwirkliche Stimmung. Schneeflocken, getrieben vom Wind, tanzten wild durch die Luft und plötzlich raubte uns minutenlang ein kleiner Schneesturm die Sicht. Wieder am Campground angekommen, war der Spuk schon vorbei.
Rauch quoll aus dem Schornstein der Schutzhütte, die anderen Camper hatten schon ordentlich eingeheizt und nach dem Eintreten machte sich wohlige Wärme breit. Wir schnackten eine Runde und während wir unser Abendessen zubereiteten, machte sich bleierne Schwere in den Gliedern breit. Die Hitze vom Ofen liess uns schnell auftauen, brachte die Wangen zum Glühen und das abendliche Bier gab uns den Rest - von der Müdigkeit übermannt trollten wir uns in die Nacht hinaus in unser frostiges Lager. Mehrere Lagen Kleidung, die guten Schlafsäcke, in welche wir ein paar mit heissem Wasser Flaschen gefüllte Flaschen stopften, sorgten dann schliesslich für warme Füsse und einen tiefen Schlaf.
Blitzen Trapper - Big Black Bird [mp3]
Blitzen Trapper - Canyon's Edge [mp3]
Blitzen Trapper - Sleepy Time In A Western World [mp3]
Werbung in eigener Sache
Heute zog ich aus meinen 38 Spams folgendes mail:
"Ihr Reisebericht
'Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak'
wurde soeben von unserer Redaktion als einer der besten Beiträge des Tages ausgewählt und erscheint somit in der aktuellen Bilderleiste auf der Startseite der GEO-Reisecommunity.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Team der GEO-Reisecommunity"
Da hat sie sich aber gefreut :)
"Ihr Reisebericht
'Von Pelly Crossing/Yukon nach Eagle/Alaska mit dem Kajak'
wurde soeben von unserer Redaktion als einer der besten Beiträge des Tages ausgewählt und erscheint somit in der aktuellen Bilderleiste auf der Startseite der GEO-Reisecommunity.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Team der GEO-Reisecommunity"
Da hat sie sich aber gefreut :)
Mittwoch, 4. März 2009
17. Midnight Dome
Böses Brummen in meinem Kopf weckte mich am nächsten Morgen - die vergangenen Nacht forderte ihren Tribut. Zahlungswillig am Tresen wartend und schwupps, standen gleich wieder drei Drinks vor mir - drei zuviel. Es war wohl Zahltag in den Goldminen und da schmissen die spendablen Jungs mit ihren Dollars nur so um sich.
Egal, ich bereute nichts.
Die Boote mussten erst mal versorgt werden, denn am nächsten Tag sollte es weitergehen auf dem Dempster Highway in die Olgivie Mountains. Also, eine Ladung eiskaltes Wasser ins Gesicht und schon war der Blick wieder klar.
Phil ist Frankokanadier, Goldwäscher und ein Freund von Jerry.
Auf den Goldclaims am Klondike River hinter Dawson lebt er im Wohnwagen, sein Husky hat ein eigenes Domizil in einem Autowrack. Auf diesem Gelände wollten wir bis zur Rückkehr aus den Bergen die Kajaks zwischenlagern. Nach einer Irrfahrt duch die Goldfelder fanden wir den Platz mit Hund, von Phil jedoch keine Spur. Eine kurze Nachricht geschrieben, Boote und Kisten abgelegt und zurück - Wasch- und Putztag war angesagt. Wir trollten uns mit dem Bündel Klamotten vom Fluss zu einem RV-Park in Dawson, wo man für ein paar Loonies die Waschräume nutzen konnte. Während die Wäsche in den Riesenmaschinen ihre Runden drehte, hüpften wir unter die Dusche und genossen ausgiebig dieses seltene, erfrischende Ereignis.
Ein paar Einkäufe, dann fuhren Bernd und Jerry nochmals zu Phil, um mit ihm über einen Autokauf zu verhandeln.
Das kam mir gerade Recht, so konnte ich mich mal abseilen und in aller Ruhe den Midnight Dome, einen Aussichtsberg hinter Dawson, erkunden. Ein abenteuerliches Unterfangen, denn was auf den ersten Blick ziemlich nah und leicht erreichbar wirkte, entpuppte sich als Gewaltmarsch. Stundenlang trabte ich durch den Wald, stiess dann auf eine Schotterpiste und wähnte mich dem Ziel nahe. Doch eine Serpentine nach der anderen folgte, kein Mensch weit und breit, gerade mal drei Fahrzeuge kamen mir entgegen. Dafür schienen sich hier mehrere Bären herumzutreiben, der Strassenrand war gepflastert mit gewaltigen, mit Beeren durchsetzten braunen Häufen - ein deutliches Zeichen.
Bei diesem Anblick wurde ich etwas hasenherzig und um mich zu beruhigen, suchte ich mir einen kräftigen Prügel und fing an laut zu singen, in der Hoffnung, die Bären damit auf Abstand zu halten. Sehr effektiv, denn offensichtlich vertrieb ich mit meinen schrägen Arien nicht nur die Bären, sondern auch sämtliche anderen Lebewesen, nicht mal die sonst überall präsenten Mücken trauten sich mehr in meine Nähe.
Endlich oben angekommen, genoss ich nur kurz den wunderbaren Ausblick, machte mich aber gleich wieder auf den Rückzug, denn es fing schon an zu dämmern.
Ziemlich erschöpft erreichte ich dann kurz vor Mitternacht die Fähre, welche zum Glück nachts durchgehend bei Bedarf zwischen Dawson und dem am gegenüberliegenden Ufer befindlichen Campground hin und her pendelt.
Bernd und Jerry waren sichtlich erleichtert, als sie das Irrlicht meiner Stirnlampe erspähten!
Blitzen Trapper - Wild Mountain Nation [mp3]
The Strokes - Walk On The Wild Side [mp3]
Beirut - My Wife, Lost In The Wild [mp3]
Dienstag, 3. März 2009
Salz auf meiner Haut
Am Anfang dachte ich
oft
wenig
an dich
immer dann
wenn ich an dich dachte
sah ich dich im Wind stehen
an einem Strand
an einem Fluss
warum auch immer
manchmal dachte ich
Rucksack packen
hinfahren
mich in den Wind stellen
ich hab es gatan
nicht zu feige
nicht zu weit
nicht zu gefährlich
und dann kam alles ganz anders
und viel besser
und dann doch jede Menge Wind
neben dir, hinter dir, vor dir
mit dir
gegen den Sturm
mit dem Sommerwind
kein Sturm
kann deinen Geruch
von meiner Haut pusten
aber immer
ein Lächeln
in mein Gesicht wehen
und Salz auf meine Haut
wenn ich an Dich denke
und immer öfter
angekommen bin
Antony & The Johnsons - Crazy In Love [mp3]
Bonnie 'Prince Billie' -You Remind Me Of Something [mp3]
Blondie - I'm Gonna Love You Too [mp3]
Ian Dury & The Blockheads - Hit Me With Your Rythm Stick [mp3]
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