Sonntag, 22. April 2007

Juliette And The Licks

Gestern war ich das erste mal im Rohstofflager in Zürich. Dieses entpuppte sich als feine Konzert-Location mit klasse Atmosphäre. Besonders gut gefiel mir unser luftiger Standort während des Konzertes oben auf der Gallerie. Das war fast wie auf dem Berg - erhaben, gute Fernsicht, im Vergleich zu unten wenig Menschen. Nur die Luft war aromatischer. In den Bergen riecht das Gras irgendwie anders.
Aber dann kam sie. Und dann blieb mir die Luft ganz weg. Rockröhre und Energiebündel Juliette Lewis mit ihren Licks brachte in wenigen Minuten das ausverkaufte Lager zum kochen. Wie ein Irrwisch, mit vollem Körpereinsatz und pathetischen Rockposen fetzte das zierliche Mädel über die Bühne - das weibliche Iggy Pop Pendant. Die anfängliche Skepsis wegen der unausgewogenen Abmischung des Sounds konnte dem Tempo auf der Bühne nicht mehr standhalten und ich hab's nur noch genossen.
Rohstoff Rock, pur und unverdünnt war das - den fantastischen Livequalitäten der Licks zu verdanken. Einfach ein geiles Konzert.

It was only Rock'n Roll but I liked it.

Juliette And The Licks - Get Your Tongue Wet [mp3]

Manche mögen's heiss

Im Grunde genommen mag ich's ja auch heiss.
Alles Mögliche, aber Musicals anzuschauen gehörte bisher nicht zu meinen heissen Beschäftigungsfavoriten - nein, ich war bisher eher die Musicalignorantin. Dank meines Theater-Abos kam ich nun am Donnerstag doch in den Genuss einer amusanten Ausnahme der Regel.
Eine umwerfend witzige Komödie - das gelang nicht nur Billy Wilder 1958 mit seinem Streifen "Some Like It Hot" sondern auch Rosamund Gilmore mit der temporeichen, musikalischen Buhnen-Fassung von "Manche mögens heiss" am Konstanzer Stadttheater.
Vor allem die zweite Spielhälfte war gespickt von Komik und Slapstick par Excellence.
Ingo Biermann als Joe/Josephine und Harald Schröpfer als Jerry/Daphne verkörperten ihre vertauschten Geschlechterrollen aberwitzig komisch und mit enormer Spielfreude, ganz ohne tuntig zu wirken.
Einfach köstlich, Daphne und dem Millionär Osgood - hervorragend gespielt von Frank Lettenewitsch - beim leidenschaftlichen Rosen-Tango zuzuschauen.

Daphne: "Ich bin Kettenraucherin"
Osgood: "Egal"
Daphne: "Ich kann keine Kinder kriegen"
Osgood: "Egal, dann adoptieren wir welche"
Daphne: "Ich bin ein Mann"
Osgood: "Egal. Nobody is perfect"




Alexia Rödiger in der Rolle von sweet Sugar überzeugte als naiv-charmante Ukulelespielerin, ihre Begeisterung für brillentragende und saxophonspielende Männer konnte man geradezu nachempfinden.

I Wanna Be Loved By You (Monroe Cover) [mp3]

Und - last but not least - kein Musical ohne Musik. Die swingende Damenkapelle "Constance Society Syncopators", die für diese Inszenierung via Zeitungsannonce zusammengefunden hat, war bei Bandleader Paul Amrod bestens aufgehoben.

Alles in allem eine unbedingt sehenswerte, spritzige Persiflage auf den "American Dream".

Normalerweise beurteile ich die Qualität eines Stückes am Rückenschmerzindex - je früher ich die Sitzposition verlagern muss, desto schlechter oder langweiliger das Theater. Dieses mal trat das Phänomen erst am nächsten Tag im Büro ein...

Mittwoch, 18. April 2007

Whitehorse



















Street To Nowhere - Chelsea Hotel (Cohen-Cover) [mp3]

Da werden wir also geerdet. Whitehorse von oben sieht recht übersichtlich aus - die Planung schreitet voran. Es sind zwar noch 4 Monate bis zu unserem Trip, aber der biometrische Reisepass und das Permit für den Trail wollen frühzeitig geordert sein. Pass beantragt, Permit gekauft (die Mädels im hohen Norden entlassen nur 42 Nasen pro Tag in die Wildnis und der wandertaugliche Sommer am Yukon ist kurz) - alles wird gut und die Vorfreude steigert sich langsam. Heute hab ich ne mail nach Whitehorse abgeschickt, und ratzfatz war die ausführliche Antwort da. Nicht mal 10 Minuten hat das gedauert. Zack und Peng - DAS liebe ich so an diesem Land. Wenn's so weitergeht, werd ich mich nebenbei mit Auswanderungsplänen beschäftigen...

Nun gehts erst mal weiter mit der Ausrüstung. Ruck- und Schlafsack sowie Zelt sind vorhanden. Neue Bergschlappen sind im Anmarsch und - ganz aktuell - ein Satelitenhandy will gebraucht werden. Ist doch mein einzigstes, heissgeliebtes und altbewährtes Nokia nach 5 Jahren in die Knie gegangen.
Manitou hab es selig.
Da bleibt mir nix anderes übrig, als mich durch den kapitalistischen Handyvielfaltsdschungel durchzuschlagen. Passt schon, wahrscheinlich hat's Nokiale frühzeitig gemerkt, dass es dieser Herausforderung nicht gewachsen ist.
Dann wäre da noch das Ladeproblem. Schliesslich fressen die Dinger Strom, wie auch die Kameras. Die sind zwar nicht überlebensnotwendig, sollte man aber mitnehmen, denn die knuffigen Knuts und die hübschen anderen Bären laufen nicht einfach zum Spass da rum - die wollen fotografiert werden. Und der Strom kommt bekanntlich aus der Steckdose. Nur - was tun, wenn es über Tage und weit und breit keine Steckdosen gibt? Klar doch, wir zapfen die Sonne an, die soll gefälligst ihre überschüssige Energie in die Solarzellen schiessen anstatt an den Knut'schen Eisschollen zu lecken.
Also, selbst auf der Suche nach einem Solarladegerät erlebt man Überraschungen.
Nicht unbedingt wildnistauglich, aber immerhin: der Solarbikini. Eine Solarladekappe wäre für meinen Fall sinnvoller - vielleicht kann man das Gewerke ja über die Gore-Klammotten ziehen? Würde sicher für eine interessante Optik sorgen und wäre bestimmt ein Blickfang.

Ich glaub mich knutscht ein Bär.

Dienstag, 17. April 2007

Surya Namaskar

Aus dem "Yoga des Patanjali" Sutra 30

7. Trügerische Vision ist nur eine Täuschung im psychologischen Instrument.

Das Denken und die Sinne sind nur Instrumente und haben ihre eigenen Beschränkungen. In der Dunkelheit kann man ein Seil leicht für eine Schlange halten. Manchmal mag man eine Schlange für ein Seil halten. Das wird Illusion genannt. Die Illusion dient dem Leben auf ihre Weise. Ohne die Illusion würde man einen Menschen nicht als seinen Ehepartner, sondern als ein Skelett mit Fleisch und Blut ansehen. Lassen wir das Spiel der Illusion nur im Rahmen des rechten Masses zu, dann sind wir auf dem Yogapfad. Sobald die Illusion ohne unser Einverständnis mit unserem Denken spielt, wird sie zu einem Hindernis.

Nick Drake - Pinkmoon [mp3]

Das war der Spiritus heute abend. Aber dann kam:
Surya Namaskar. Oder eingehildet: das Brett ruft.
In echt heisst das eigentlich "Sonnengruss". Das stellte sich aber als trügerische Illusion heraus, denn die Sonne hatte sich schon verabschiedet und meine Gelenke verweigerten nach 3-wöchiger Yogaabstinenz trotzig den Gruss. So wurde aus dem Gruss an die Sonne ein Kuss aufs Brett.
Das ganze sah dann angehübscht in etwa so aus (12 x):
















Und als Abschlussübung folgte mein Lieblings-Asana:
"Trinkno Äbier Undligna" oder "Das Bett ruft".











Om. Und Namaste.

Sonntag, 15. April 2007

Chilkoot Pass








Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Panoramablicks vom Chilkootpass.
Aufgenommen von Andreas, der mich freundlicherweise bei der Planung des Trails unterstützt.

Art Brut - Pump The Volume [mp3]

"Die Bergpässe nahmen während des Goldrausches grössere Bedeutung an, weil über sie die Goldfelder am Klondike am schnellsten erreicht werden konnten.
Am nördlichsten lag der Chilkoot Pass, der den heutigen Hafenort Haines mit Haines Junction im Yukon am Alaska Highway verband. Der dort lebende Wolf-Stamm, eine Gruppe des Chilkat-Stammes, hatte direkten Zugang zum Kusawa-See und konnte über den Takhini-Fluss problemlos den Yukon River erreichen. Es waren Chilkat-Krieger, die im Jahre 1852 das von dem kanadischen Pelzhändler Robert Campbell 1848 gebaute Fort Selkirk am Yukon angriffen und zerstörten. der Grund für diese Zerstörung war, dass der Handel zwischen den Küsten- und Inlandsstämmen durch die weissen Eindringlinge gestört wurden."

Samstag, 14. April 2007

Touren mit Herz

Bayerns Metallarbeitgeber haben eine "Tour mit Herz" gestartet, um für einen Mini-Lohn-Abschluss zu werben.
Der Siemens Konzern hat schon eindrucksvoll Herz bewiesen. Erst gab es dicke Geschenke an ausländische Kunden und dann auch noch etliche Millionen für eine "unabhängige Arbeitnehmerorganisation" Und letzteres, ohne auch nur die geringste Gegenleistung zu erwarten, aus purer Nächstenliebe.
Denn Siemens-Chef Kleinfeld hat "nicht den Eindruck, dass die AUB besonders arbeitgeberfreundlich ist".
Und trotzdem bekam sie 4 mal so viel Geld, wie Kleinfeld als Jahresvergütung erhält. Kleinfeld ist übrigens mit seinen gut 3,6 Millionen Jahressalär nicht der Spitzenverdiener unter den deutschen Vorständlern. Im Schnitt kassierte der Vorstandsvorsitzenede eines Dax-Unternehmens 2006 laut "Frankfurter Allgemeine" über 4,7 Millionen Euro - knapp 160 mal soviel wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer.
2006 gönnten sich Dax-Vorstände über 15% Gehaltserhöhung. Wir wollen noch nicht mal die Hälfte, sind aber nicht sozialneidisch.
Schliesslich können Vorständler
a) 160 mal soviel leisten wie wir und
b) tragen sie die Verantwortung - z.B. bei Siemens.

Für Miri ;-)