Mittwoch, 4. Juli 2007

Stalking - von Verfolgern und Verfolgten














Mit dem Thema "Stalking" kam ich das erste Mal intensiver in Berührung, als ich vor ca. 2 Jahren selbst Stalking-Betroffene war. Dieser Umstand ging zwar ziemlich an die nervliche Substanz, als Opfer würde ich mich dennoch nicht bezeichnen, da ich mich relativ schnell und effektiv zu wehren wusste. In meinem Fall war es eine Stalkerin, die mir über Briefe, emails und Anrufe frei erfundene, haarsträubende Geschichten andichtete. Die Spanne ging über "ich hätte einen Mann angestiftet, bei ihr Telefonterror auszuüben" bis "ich hätte ihr Leben zerstört" - und zu guter Letzt startete diese überspannte, phantasieüberfrachtete Person eine Verleumdungskampagne, die letztendlich doch zu dem glücklichen Ergebnis führte, im Freundeskreis die Spreu vom Weizen zu trennen.
Äusserst abstrus an dieser Geschichte ist, dass diverse Trittbrettfahrerinnen, welche ich weder jemals zu Gesicht bekam, geschweige denn ein Wort mit ihnen gewechselt hab, sich bis heute noch in übler Nachrede versuchen.
Vielleicht muss man wirklich nicht alles verstehen in dieser Welt, ich hab das Thema für mich erstmal unter der Rubrik "Denn sie wissen nicht, was sie tun" abgelegt und nach einem kurzen Anwaltsgeplänkel ist dann weitgehend Ruhe eingekehrt.
Nebenbei bemerkt, es war eine Anwältin, eine sehr gute.

Nun bin ich bei seemoz über einen interessanten Beitrag zu diesem Thema gestossen:

[...]
Die Ohnmacht der Opfer


Und die betroffenen Frauen bleiben allein mit ihren Ängsten. Oder grübeln über eigene Versäumnisse: „Hätte ich nicht konsequenter sein sollen?“, „habe ich nicht doch provoziert?“, „war ich nicht einmal zu häufig allein in der Kneipe?“. Kein Mann käme auf solche Selbstbezichtigungen - Frauen aber scheinen solche Zweifel anerzogen. Als wäre das Opfer die Schuldige und der Täter nur der Getriebene. Man kennt das aus Gerichtsverhandlungen in Vergewaltigungs-Verfahren.
[...]

Die Aussage: "Frauen scheinen solche Zweifel anerzogen" finde ich sehr pauschalisiert.
Mag sein, dass manche Frauen anders damit umgehen und es vielen Männern an kritischer Eigenreflektion mangelt, es gibt aber durchaus Frauen, die selbstbewusst in solchen Situationen auftreten und handeln.
Jüngst gibt es in meinem Umfeld einen besonders widerborstigen Fall von Stalking, in dem dieser Kreis von Zweifel durchbrochen wurde und die betroffene Frau nicht allein blieb mit ihren Ängsten.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass der Versuch der Gestalkten, auf ihre Geschichte aufmerksam zu machen, mehrfach mit der Behauptung, es handle sich hierbei um "persönliche Animositäten" verharmlost wurde.

Die Fragen drängen sich mir auf: gibt es überhaupt "persönliche Animositäten"?
Wenn ja, wie definiert man sie?
Wenn ja, wo fängt "persönlich" an und wo hört es auf?
Wie lange muss man zuschauen/hören, bis man sich zum Mittäter macht?

Auf diese Fragen hätte ich gerne Antworten. Nicht von Gesetzestextkundigen - könnte ich selbst nachlesen - und auch nicht von Feiglingen, sondern von denen, die im Besitz gesunden Menschenverstandes und Zivilcourage sind.

Der aktuelle Stalking-Fall ist zwischenzeitlich auf den Schreibtischen der Behörden und der Anwältin, mit guten Aussichten auf Erfolg.

Boondox - Sleep Stalker [mp3]
Funeral Dress - Stalking [mp3]
Inside Out A Cappella - Stalking Song [mp3]
Piebald - The Stalker [mp3]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen