Sonntag, 7. Oktober 2007

Das Bild zum Sonntag




















Das ist Jeckyll, mein neues, gemeines Haustier. Ist sie nicht wunderschön? Dieses prachtvolle Exemplar einer Tegenaria domestica, auch gemeine Hausspinne genannt, hat sich heute in mein Haus verirrt und fing dort an zu spinnen.

Johnny Cash - Sunday Morning Comin' Down [mp3]
Beirut - A Sunday Smile [mp3]

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Lob der Heuchelei

Um es gleich vorwegzunehmen - nein, Heuchelei ist keine Strategie. Und Strategien sind keine Heuchelei. Obwohl das Heuchler gerne bewusst verwechseln. Spinnen und spinnen ist eben auch nicht immer das Gleiche.

"Auf dem Schachbrett der Meister gilt Lüge und Heuchelei nicht lange. Sie werden vom Wetterstrahl der schöpferischen Kombination getroffen."

Das Rauchverbot kommt – die Menschheit ist gerettet. Der gesundheitsbewusste Zeitgeist hat gewonnen. Hurra! Jetzt kann man vielleicht noch ein Mal zurückblicken, ein letztes Mal das Wort ergreifen und – ohne jegliche Nähe zur Tabaklobby – die ganze Kampagne als das bezeichnen, was sie in Wahrheit ist: Gesundheitshysterie, heuchlerisch, undemokratisch, hypochondrisch und paranoid.
(Die Welt)

Es gibt da den berühmten Vergleich mit dem Gewand mit den vielen Knöpfen, bei dem man alle unteren Knöpfe falsch knöpfen muß, weil man beim obersten Knopf schon etwas falsch gemacht hatte. Heuchelei also als Kettenreaktion?

Ob nicht unsere Zeit vor allem deswegen so kaputt ist, weil so viel geheuchelt wird?


















zitiert aus einem Beitrag von Stefan Kröhl in der "Zeit"

"[...]Parteien, öffentliche Verwaltungen, überstaatliche Organisationen und Unternehmen haben gefälligst so zu handeln, wie sie reden. Visionen, Leitbilder, Werthaltungen und Programme müssten, so die dominierende Vorstellung, möglichst eng mit den konkreten Entscheidungen in Organisationen gekoppelt sein. Dieser Konsens liegt dem Mantra jeder Parteipolitik - die machen ja am Ende doch nicht, was sie versprechen - zugrunde.
Bei aller Klage übersieht man jedoch einen zentralen Punkt: den Nutzen, den Heuchelei für Organisationen hat. Scheinheiligkeit, darauf hat zuerst der schwedische Ökonom und Organisationsforscher Nils Brunsson aufmerksam gemacht, ist für Organisationen nicht ein Problem, sondern vielmehr eine Lösung. Regierungs- und Oppositionsparteien, multinationale Entwicklungsorganisationen genauso wie globalisierungskritische Nichtregierungsorganisationen, Betriebsleiter grosser Automobilkonzerne genauso wie der Betriebsrat dieser Firmen - sie alle sind, so die These Brunssons, darauf angewiesen, möglichst professionell zu heucheln.[...]
Das ungeschriebene Gesetz lautet jeweils, dass die Mitarbeiter am Ausschmücken ihres Schaufensters nach aussen mitwirken. Man beobachte nur, wie sich das Reden eines Mitarbeiters über seine Organisation verändert, sobald ein Mikrofon eingeschaltet ist oder eine Kamera läuft. [...]"

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Paco de Lucia - God of the Guitar



Paco de Lucia
kommt am 7.11. im Rahmen seiner Europatournee nach München und am 11.11. nach Hamburg.
Am 5.November spielt Paco in Luzern und zum Glück ist Luzern nicht am Nordpol.

Sockenclips

Zu meinem vorigen Beitrags möchte ich noch ergänzen, dass Blacksocks eine eingefleischte Männerbastion ist. Meine Nachfrage bezüglich der längst überfälligen Damenstrumpf- und wäschekollektion wurde bis heute ignoriert. Vielleicht besteht bei den anderen Damen auch kein Bedarf an einem Wäscheabo, weil sie ihre Zeit lieber mit Shoppen verplempern.
Jedenfalls konnte ich mich bisher deswegen noch nicht zum Tragen von Herrensocken oder gar Herrenunterhosen durchringen und fand als Zwischenlösung: Sockenclips.
Funktioniert prima, denn meine Waschmaschine frisst zwar Socken, aber eben nur Einzelgänger

Dienstag, 2. Oktober 2007

Blacksocks - warum nicht Socken abonnieren?
























Gerade las ich, der geniale Sockenabo-Onlineshop Blacksocks hat sein Angebot um Unterwäsche erweitert, und die sieht nicht mal schlecht aus.

Wer kennt es nicht - das ewige Sockensuchtheater. Da schmeisst du deine Wäsche mit den 10 Paar Socken in die Trommel, lässt alles ordentlich durchnudeln und nachdem du die Teile sauber aus der Maschine gezogen hast, stellst du beim Aufhängen fest, dass mindestens ein Socke ins Wäschenirwana entschwunden ist. Auch die penibelste Suche, das weisst du inzwischen aus Erfahrung, ist zwecklos. Manche Socken finden sich nach Jahren als kümmerliche Knäuel in einem Bettbezug wieder oder günstigerenfalls knuddelst du das Stück beim Anziehen der frischen Jeans aus dem Hosenbein.
Das Geheimnis um die endgültig verschollenen Socken konnte ich bis heute nicht lüften, es bleibt ein Mysterium. Aufschlussreiches dazu bietet die Seite The Meaning of Lost Socks.
So kam ich vor Jahren schon auf die Idee, Socken nur noch vom selben Typ und in der gleichen Farbe besitzen zu wollen. Nur, wenn ich nach einem Jahr eine Portion nachkaufen wollte, gab's die in der gleichen Art meist nicht mehr und um alle Single-Strümpfe in Sparstrümfe umzuwandeln, reicht mein Spar nicht aus.
Ich machte mir ernsthaft Gedanken, aus dem ganzen eine Geschäftsidee zu stricken. Da stolperte ich zufällig im Wirtschaftsmagazin brandeins über Blacksocks.
Zwei Schweizer - Samy Liechti und sein Geschäftspartner Marcel Roth - hatten die sensationelle Idee des Socken-Abo's realisiert.
Sie haben damit den den schweizerischen Anerkennungspreis 2001 in der Kategorie Service Design erhalten und die Jury schrieb: „Blacksocks löst ein zwar nicht ständiges Alltagsproblem elegant und mit einem wohltuenden Schuss Selbstironie.“

Diese tolle Geschäftsidee musste ich selbstverständlich gleich unterstützen. Erster Nutzniesser war mein damals gerade Verfliessender, er bekam als Trostpflaster ein Socken-Abo zum Abschied.
Doch, er hat sich gefreut.

Stiller Has - Gruusig [mp3]

Montag, 1. Oktober 2007

Die Landjägerinnen

Weils so schön war und auf zwiefältigen Wunsch gibt's noch ein Nachschlägle CCR.
Meinem Server hab ich das Fürchten gelehrt und ihm eine erste Lektion des Feueratems verpasst.
War er doch gestern noch der Meinung, die 2 wunderschönen Songs seien schwer verdaubare Kost und wollte sie nicht schlucken. Der Feueratem hat seine Wahrnehmung geklärt und auf einmal geht's dann doch. Warum nicht gleich, immer erst maulen...

CCR - Green River [mp3]
CCR - I Heard It Trough The Grapevine [mp3]

Und wils, verzeih, ich habs getan. Da mir eingefleischte Männerbastionen schon im zarten Kindesalter höchst suspekt waren - ich wollte als Kind nämlich auch immer Landjägerin werden. Du hast die Latte zwar hochgelegt, aber nicht hoch genug.
Ich fragte also die Fleischfachverkäuferin - kurz auch Metzgerin genannt - nach einem Paar Landjägerinnen. Nach kurzem Wortwechsel packte sie mir SIE in die Tüte. Zwei Fleischbällchen, schmackhaft und in formvollendeter Schönheit liegen nun auf meinem Teller.
Denk dran - Jungs weinen nicht, versprochen?

Zur Entschädigung gibt's noch ein Bonustrack auf die Ohren

The Dirty Duck - Under My Thumb [mp3]

Sonntag, 30. September 2007

Jamais-vu

Das Phänomen, welches weithin als "Deja-vu" bekannt ist, haben wohl die meisten Menschen schon mal erlebt.
Du läufst einen Weg lang, auf dem du vorher nie gegangen bist, siehst eine Biene auf einer Blüte sitzen, es läuft jemand hinter dir her und hustet. Aus der Ferne hörst du Motorengeräusche, die Sonne knallt vom Himmel und wirft scharfe Schatten und plötzlich hast du den Geruch von indischem Curry in der Nase - und du weisst: genau dieses Licht, denselben Geruch, die gleichen Geräusche und Details hast du exakt an diesem Ort irgendwann schon mal genau so erlebt.
So oder so ähnlich könnte das paradoxe Gefühlserleben eines Deja-vu aussehen.

Manchmal funktioniert das aber auch andersrum, als paradoxes Paradoxum.
Neulich fläzte ich, in irgend etwas vertieft, abends auf dem Sofa; nebenbei lief der Fernseher - ich hatte zuvor eine Talkshow mehr angehört als angeschaut und es nicht bemerkt, als diese zu Ende war. Hin und wieder drangen Fragmente der folgenden Sendung - wohl ein Kulturmagazin - an mein Ohr. Der Bericht über einen Künstler aus den 70ern, nicht interessant genug, als dass er mich hätte aufhorchen, geschweige denn hinschauen lassen, aber auch nicht ausreichend uninterssant, um abzuschalten.
Dann kam unvermittelt, für mich völlig zusammenhangslos, dieses eine Lied. Obwohl schon tausendmal gehört und aus dem TV von grausiger Klangqualität, war ich mir sicher, es nie zuvor in der Weise und Intensität wahrgenommen zu haben.
Wie vom Blitz getroffen riss es mich förmlich aus der Kuschelecke an meine Plattenkiste, etwas erschrocken darüber, dass diese Band eigentlich nie zu meinen Favoriten gehört hatte und ich dementsprechend tief graben musste, um an den begehrten Song ranzukommen.
Zu guter Letzt fand ich das leicht patinierte Stück - genug geschwätzt, hier isses:

CCR - Have You Ever Seen The Rain [mp3]

War das wohl ein Jamais-vu? Meine Yogalehrerin sagte neulich, regelmässiges Praktizieren von Yoga putze die inneren Scheiben, klärt die Wahrnehmung. Man sieht die Dinge oder Menschen ohne Filter, so wie sie sind. Das ist manchmal hilfreich und befreiend, oft aber auch erschreckend. In diesem Fall war es das zum Glück nicht, ich empfand es als Bereicherung. Egal, seit jenem Abend erlebt CCR ein ganz persönliches Revival und die Vorstellung von lauernder Demenz verliert etwas von ihrem Schrecken. Jeden Tag neue, tolle Musik und davon viel - paradiesisch ;-)

CCR - Who'll Stop The Rain [mp3]
CCR - I Put A Spell On You [mp3]