Donnerstag, 4. Oktober 2007

Lob der Heuchelei

Um es gleich vorwegzunehmen - nein, Heuchelei ist keine Strategie. Und Strategien sind keine Heuchelei. Obwohl das Heuchler gerne bewusst verwechseln. Spinnen und spinnen ist eben auch nicht immer das Gleiche.

"Auf dem Schachbrett der Meister gilt Lüge und Heuchelei nicht lange. Sie werden vom Wetterstrahl der schöpferischen Kombination getroffen."

Das Rauchverbot kommt – die Menschheit ist gerettet. Der gesundheitsbewusste Zeitgeist hat gewonnen. Hurra! Jetzt kann man vielleicht noch ein Mal zurückblicken, ein letztes Mal das Wort ergreifen und – ohne jegliche Nähe zur Tabaklobby – die ganze Kampagne als das bezeichnen, was sie in Wahrheit ist: Gesundheitshysterie, heuchlerisch, undemokratisch, hypochondrisch und paranoid.
(Die Welt)

Es gibt da den berühmten Vergleich mit dem Gewand mit den vielen Knöpfen, bei dem man alle unteren Knöpfe falsch knöpfen muß, weil man beim obersten Knopf schon etwas falsch gemacht hatte. Heuchelei also als Kettenreaktion?

Ob nicht unsere Zeit vor allem deswegen so kaputt ist, weil so viel geheuchelt wird?


















zitiert aus einem Beitrag von Stefan Kröhl in der "Zeit"

"[...]Parteien, öffentliche Verwaltungen, überstaatliche Organisationen und Unternehmen haben gefälligst so zu handeln, wie sie reden. Visionen, Leitbilder, Werthaltungen und Programme müssten, so die dominierende Vorstellung, möglichst eng mit den konkreten Entscheidungen in Organisationen gekoppelt sein. Dieser Konsens liegt dem Mantra jeder Parteipolitik - die machen ja am Ende doch nicht, was sie versprechen - zugrunde.
Bei aller Klage übersieht man jedoch einen zentralen Punkt: den Nutzen, den Heuchelei für Organisationen hat. Scheinheiligkeit, darauf hat zuerst der schwedische Ökonom und Organisationsforscher Nils Brunsson aufmerksam gemacht, ist für Organisationen nicht ein Problem, sondern vielmehr eine Lösung. Regierungs- und Oppositionsparteien, multinationale Entwicklungsorganisationen genauso wie globalisierungskritische Nichtregierungsorganisationen, Betriebsleiter grosser Automobilkonzerne genauso wie der Betriebsrat dieser Firmen - sie alle sind, so die These Brunssons, darauf angewiesen, möglichst professionell zu heucheln.[...]
Das ungeschriebene Gesetz lautet jeweils, dass die Mitarbeiter am Ausschmücken ihres Schaufensters nach aussen mitwirken. Man beobachte nur, wie sich das Reden eines Mitarbeiters über seine Organisation verändert, sobald ein Mikrofon eingeschaltet ist oder eine Kamera läuft. [...]"

10 Kommentare:

  1. Hier fehlt 'n Leerzeichen:gefälligstso (Zeile 2)und "Automoilkonzerne" braucht 'n "b"
    Fehler werden immer dem Zitierenden angekreidet, leider, selbst wenn das Original die Fehler schon aufweist

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  2. @hhg
    wir könnten mal versuchen, das Zitat solange zu verdrehen, bis wir daraus Rückschlüsse für die Heuchelei des Autors ziehen können.

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  3. @rainer
    guten Morgen, Rainer
    Wenn bei der Uhrzeit mal ne 4 davor steht, fang ich mir ernsthaft an, Sorgen zu machen.

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  4. Heeee, wo ist denn das schöne Spinnennetz hin?

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  5. mei, Dir kann ma's wo nich recht make ...achte, dir gefällt das :-(
    Ähm, vielleicht fällt das spinnennetz bald komplett der Zensur zum Opfer...da gibt's ein paar Spinner, die wollen mir unangenehm an die virtuelle Wäsche ;-)

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  6. Vor ein par Stunden waren es doch noch zwei Spinnen. Kann mich auch täuschen.
    Ein Blog in Bewegung :-)

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  7. @rainer
    Spinnen kommen, Spinner gehen -
    ganz wie im richtigen Leben.
    Spinnen haben ausserdem eine multiple Persönlichkeitsstruktur ;-)

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  8. Da darf ich nicht fehlen *gg*

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  9. @mr.hyde
    willkommen, alter Kumpel. So zeitig heute?

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