Montag, 17. September 2007

Von Hühnchen und verbrannten Tatzen















Der Morgen am Top of the World begann ähnlich gefärbt, wie der Abend zuvor aufgehört hatte, nur seitenverkehrt. Nach raschem Aufwärmen mit heissem Kaffee ging es weiter. Da wir bei Skagway schon mal die Grenze vom kanadischen Yukon nach Alaska/USA überschritten hatten, waren wir noch im Besitz der grünen Einreisekarte, ausserdem war der Sheriff gut gelaunt, was den Übertritt problemlos gestaltete.
Der Top of the World Highway geht kurz nach der Grenze in den alaskanischen Taylor Highway über. Dieser führt durch eine rauhe Landschaft, die sich auch auf der Strasse bemerkbar machte. Schlaglöcher und Bodenwellen wechselten im Sekundentakt und forderten meine volle Konzentration - mehr als 60 kmh konnte ich uns und dem Auto kaum zumuten. Obwohl die Strasse nur eine kurvenreiche Schotterpiste und zeitweise erschreckenderweise kaum breiter als eine Fahrspur ist, hat man schier unglaubliche Ausblicke auf Berge und Täler.














Auf der 303 km langen Strecke zwischen Dawson City und der nächsten grösseren Siedlung, Tok in Alaska, gibt es nur eine Möglichkeit zu tanken und etwas einzukaufen: Chicken heisst dieses urige Nest - eine Ansammlung von Häusern und Menschen, die sich, weit ab von der Zivilisation in die Wildnis verirrt haben. Ursprünglich hiess Chicken Ptarmigan (Schneehuhn), aufgrund der Rechtschreibschwäche der dort siedelnden Minenarbeiter kam es zu dem heutigen, kuriosen Namen. Obwohl dort nur ca 40 Menschen leben, besitzt der Ort eine Post, eine eigene Postleitzahl (99732 Chicken Alaska), 3 Häuser, Shop, Cafeteria, Saloon, Tankstelle und eine Flugpiste.














Nach kurzem Tankstopp ging es weiter, 19 km vor Tok mündet der Taylor Highway in den Alaska Highway. In Tok - was in der Sprache der Indianer soviel wie „friedliche Kreuzung“ bedeutet - angekommen, beschlossen wir spontan, dort auch die Nacht in einem Bett zu verbringen. Das Burnt Paw, ein Motel mit hübschen Blockhütten und einer Huskyzucht, hatte es mir angetan.














Diese Bleibe entpuppte sich als ebenso bezaubernd wie ihre Besitzer, Bill und Nancy. Vor 12 Jahren, als die beiden beschlossen, ein Cabin für Gäste zu bauen, betrieben sie einen kleinen Souvenirshop. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Cabins dazu, inzwischen sind es sieben.
Die vierte Hütte endete für Nancy und Bill in einer Krise - der Platz, auf dem Bill sie bauen wollte, war besetzt von Nancy's Lieblingsbaum, den sie auf keinen Fall opfern wollte. Bill's Kreativität rettete den Hausfrieden - er zimmerte das Blockhaus kurzerhand um den Baum herum.














Von ihren vier Huskywelpen verkauften sie am Tag unserer Ankunft einen hübschen mit verschiedenfarbigen Augen an Deutsche und Nancy verriet mir, sie wolle ihn im nächsten Jahr in Deutschland besuchen und dabei auch einen Abstecher nach Konstanz machen.
We'll see.

Sonntag, 16. September 2007

On the top of the World












Ein weiteres, unvergessliches Erlebnis meiner Kanada-Alaska Reise war die Fahrt über den "Top of the World" Highway. Er gilt zurecht als eine der schönsten Strecken des Yukon. Die Bezeichnung erhielt die Strasse wegen der eindrucksvollen Streckenführung entlang einer Kammlinie mit weiten, atemberaubenden Ausblicken über die Unendlichkeit des Landes. Wie ein graues Band windet sie sich 127 km durch die unermessliche Wildnis und mündet nach der alaskanischen Grenze auf 1376 m.ü.M. in den Taylor Highway.







Im Winter ist die Strecke gesperrt und die Grenzstation ist nur vom 15.Mai bis zum 15.September besetzt. Eine Tag und Nacht pendelnde Fähre befördert Reisende kostenlos von Dawson City über den Yukon, wo man dann direkt auf die über weite Strecken geschotterte Piste gelangt.
Wir hatten Jack London's Cabin besucht, auf den Claims nach Gold geschürft und versumpften im Saloon - 2 Tage in der alten Goldgräbermetropole Dawson City schienen genug der Zivilisation, wir wollten wieder hinaus, weiter nach Alaska.
Nachdem wir uns in Dawson noch ausgiebig mit Nahrung eingedeckt hatten, fuhren wir abends los. Sonnenuntergang ist dort, Ende August, gegen 22 Uhr - genügend Zeit, die Strecke bis über die Grenze bei Tageslicht zu bewältigen. Kurz hinter Dawson City wurde es schnell wieder sehr einsam. Ein paar Trucks begegneten uns anfänglich noch und hüllten uns auf der knochentrockenen Piste in mächtige Staubwolken ein - dann hatten wir die die restliche Strecke für uns allein. Die Strasse ist schmal und kurvenreich, führt selten durch Wald, oft über weite Flächen, und je höher man kommt, desto mehr fährt man durch arktische Tundra.










Nach etlichen Kilometern einsamen Schlaglochhoppings wurden wir müde und hungrig und überlegten, noch vor der Grenze unser Nachtlager aufzuschlagen. Auf meiner Karte waren mehrere Campiermöglichkeiten eingezeichnet, wir mussten aber leider feststellen, dass diese Plätze schon vor langer Zeit stillgelegt wurden und "wildes Zelten" wegen der Geländeform - auf der einen Seite ging es meist steil bergauf, auf der anderen runter - unmöglich war.
Also fuhren wir weiter, in der Hoffnung bei Chicken, der ersten Siedlung in Alaska, einen geeigneten Platz zu finden.
Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn einem in dieser Region stundenlang kein Auto entgegenkommt und keines vor- oder hinter einem herfährt. Ein wenig beunruhigte mich das aber schon und als wir die gottverlassenen Grenzstation erreichten, wussten wir auch warum. Täglich von 9 am bis 9 pm ist sie besetzt, als wir dort ankamen, war es 9:30 pm - die Strasse endete hier also für uns bis zum Morgen.



























Wir waren hier am höchsten Punkt der Strecke, also Top of the World, oberhalb des Zollhäuschens erstreckte sich eine weite, ebene Fläche, von der man einen fantastischen 360° Rundblick hatte.
Wir beschlossen, dort oben im Niemandsland unser Zelt aufzuschlagen- es blieb uns schliesslich nichts anderes übrig.
Was uns dann erwartete, ist nur schwer in Worte zu fassen. In dieser Nacht voller Licht und Farben, gepaart mit der überwältigenden, absoluten Einsamkeit und Stille, schaffte ich es kaum, meine Augen geschlossen zu halten. Ein schier endloser Sonnenuntergang auf der einen Seite, und auf der gegenüberliegenden der aufgehende Vollmond, dazu ein Ausblick, als würde einem die Welt zu Füssen liegen - dieses farbenprächtige Himmelsspektakel machte uns die Kälte vergessen, entschädigte tausendfach für das ausgesetzte Nachtlager und bleibt unvergesslich.

Samstag, 15. September 2007

Blackflies - von Mücken und Elefanten


















"You can leave the North after a few years, but the North will never leave you." sagen die Oldtimers aus dem Norden.
Ähnlich verhält es sich mit den Blackflies.
S'heilige Herrgöttle von Whitehorse ist wohl am Tag, als er diese Spezies erschuf, mit dem falschen Fuss aufgestanden.
Winzig und zahlreich treten sie in riesigen Schwärmen auf - Blackflies können einem so manche Stunde in Alaska und im Yukon zur Qual werden lassen. Vor allem in den Abendstunden in der Nähe von Flüssen und Feuchtgebieten tauchen sie schlagartig in Horden auf, überfallen alles und jeden und verschwinden meist ebenso plötzlich wieder. Die Blackflies stechen nicht, sie beißen (schneiden) ein Stück der Haut heraus und trinken das herausfließende Blut. Dadurch, dass sie so klein sind, spürt man es nicht, wenn sie auf der Haut herumlaufen und nach der richtigen Bissstelle suchen. Die Blutgerinnung verhindern sie mit einem entsprechenden Sekret, das sie in die Wunde laufen lassen. Am nächsten Tag kommt dann das böse Erwachen und die Stellen am Körper, die nicht durch Mittelchen oder Stoff geschützt waren, sind übersät von Quaddeln und jucken bis zum Wahnsinn. Das ist zwar nicht bedrohlich, aber ziemlich lästig.
Auch unter den Blackflies gibt es, wie bei den Menschen, besonders perfide und sadistisch geprägte Exemplare.
Zum Beispiel jenes, abends am Camp bei Keno. Wir hatten Holz gehackt und endlich das Feuer angeschmissen, in der Glut schmorten die Kartoffeln, auf dem Rost warteten die Steaks auf's Medium und unsere Mägen knurrten - da flog erneut ein Kampfgeschwader dieser fiesen Plagegeister ein. Eine davon zielgenau in mein Ohr. Nicht etwa in die Muschel, nein, auf den Gehörgang hatte sie es abgesehen. Mit allem hab ich gerechnet - dem Squirrel, welches uns keck die Kekse vom Tisch klaut, dem Bären, der sich zum Abendessen einlädt - aber nicht mit einem kleinen Vampir, der sich an mein Trommelfell ranpirscht. Das summte und brummte und kitzelte in meinem Ohr - an Essen war mit diesem Hubschrauber im Kopf erst mal nicht mehr zu denken.
Jeder Versuch, das Vieh auszuräuchern, scheiterte und trieb es weiter Richtung Zentrale.
Aus purer Verzweiflung drückte ich den Finger wie blöd auf's Ohr und - es wurde still.
Glücklich über die gewonnene Schlacht und die gesicherte Nachtruhe, machte ich mich über das fertige Steak her - da erwachte erneut das Tier in mir. Aaaaargh!
Kurz vor dem Wahnsinn griff ich zum Wattestäbchen - führte es in meinen Gehörgang und - stiess beherzt zu...aaaahhh...Stille! Little Blackflie ruhte in Frieden, von einem Q-Tip erschlagen.

Hattest du schon mal nen Floh im Ohr? Na also, dann weisst du, wovon ich rede.
Da sag noch mal jemand, man soll aus einer Mücke keinen Elefanten machen...

Mogwai - Killin' All The Flies [mp3]
The Low Lows - Dear Flies, Love Spiders [mp3]

Mittwoch, 12. September 2007

Der Buschpilot






































































Als wir am fünften Tag zum Ende des Chilkoot Trails in Bennett ankamen, hatten wir geplant, uns mit einem Floatplane aus der Wildnis fliegen zu lassen. Es gibt dort zwar einen gottverlassenen Bahnhof, von dem einmal täglich die White Pass Railway die Hiker in die Zivilisation bringt, aber wir hatten keine Tickets reserviert und die nächste Strasse ist ca 12 Meilen entfernt. Irgendwer drückte mir mal einen Zettel mit der Telefonnummer eines Buschpiloten in die Hand und ich dachte, man könne ihn von Bennett aus ordern. Dort gibt es aber ausser dem Bahnhof, Bergen, dem See und ein paar Hütten nichts, auch kein Telefon. Der Bahnhof ist vor der Abfahrt des Zuges bewirtet, also fragte ich eine Bedienung, ob sie den Piloten anrufen könne. Ich erfuhr dann, dass der Flieger täglich um 12:30 am Lake Bennett zwar auf Hiker wartet, aber eben nur nach Reservierung. Zum Glück konnte ich die Frau überreden, für mich über ihr Satellitentelefon anzurufen, es klappte - der Flieger sollte ca. 2 Stunden später da sein. Da alle anderen, die mit uns warteten, via Zug nach Whitehorse zurückfuhren, sassen wir am Ende mutterseelenalleine da und froren uns den Popo ab. Ein eiskalter Wind pfiff uns um die Ohren und machte die Warterei nicht grade zum gemütlichen Nachmittagsplausch. Zwei Stunden vergingen, absolute Stille umfing uns und nichts war zu sehen. Nach 3 Stunden fingen wir an, uns Geschichten auszudenken. 4 Stunden später halluzinierten wir Geräusche und stellten uns langsam zerknirscht auf eine weitere, kalte Nacht ein. Als wir uns schon fast sicher waren, dass dem Piloten etwas zwischen die Kufen gekommen ist oder einfach vergessen worden zu sein, vernahmen wir aus der Ferne ein immer lauter werdendes Brummen. Endlich! Das musste er sein. Kurz darauf tauchte ein kleines Flugzeug mitten aus den Bergen auf, flog an uns vorbei, drehte eine Schleife und - verschwand. Aufgeregt lief ich zum Ufer, das Brummen des Motors wurde immer lauter, aber ich konnte das Biest nirgends entdecken. Erst als er schon kurz vor meiner Nasenspitze war, sah ich ihn - er schwamm direkt auf mich zu.
"Dann könne mir ja deutsch schwätze" sagte der der Pilot nach kurzer Begrüssung und der Frage, woher wir kommen. Gerd Mannsperger ist vor Jahren in den Yukon ausgewandert und hat dort eine kleine Fliegerflotte aufgebaut. Es war ein Genuss, mit ihm zu fliegen - er beherrscht sein Handwerk. Nach einem etwa 30minütigem, spektakulären Flug landeten wir dann glücklich und wohlerhalten auf dem Yukon bei Whitehorse, wo wir herzlich von seiner Frau empfangen und von ihr freundlicherweise noch in unser Motel chauffiert wurden.

Sonntag, 9. September 2007

Musik ist erregender als Sex



















Sag ich doch - da lieg ich mit den Gefühlsschilderungen meines vorherigen Blogbeitrags ja voll im Trend, entreisse das Posting hiermit der Ironiefalle und stecke es in die Schublade der Ernsthaftigkeit.
Den folgenden Beitrag hat Rainer freundlicherweise aus dem Netz gefischt und mich damit vor dem qualvollen Tod des Ertrinkens im Bad der Selbstzweifel gerettet.
Allerdings haben die bei ihrer Befragung die Kategorie "anrührende Szenen aus der Wildnis des Yukon und Alaskas" unterschlagen, die würde definitiv an eineinhalbiger Stelle stehen.

Leset selbst:

"Es gibt Dinge, die den Menschen so zu erregen vermögen, daß sein Puls rast, Tränen rinnen und eine Gänsehaut wohligen Er­schauerns ihm über den Rücken läuft: an der Spitze dieser Dinge steht - falsch, nicht die Sexualität, sondern Musik. Das jedenfalls ha­ben amerikanische Psychologen herausge­funden, die 250 Studenten, Dozenten und sonstiges Personal der Stanfort Universität in Palo Alto (Kalifornien) befragten. Nach der Studie, über die die Zeitschrift »Psychology Today« in ihrer Dezemberausgabe berichtet, wurde Musik als Haupterregungsfaktor von 96 Prozent jener Probanden genannt, die zu derartigen Gefühlsausbrüchen überhaupt in der Lage waren, und das war nur die Hälfte der Befragten. An zweiter Stelle wurden be­sonders anrührende Szenen aus Filmen, Theaterstücken und Büchern genannt, an dritter Natur- und Kunstschönheiten. Sexuelle Aktivitäten folgten - mit 70 Prozent der Nen­nungen - erst an sechster Stelle."
dpa (Rhein-Neckar-Zeitung)

Zum Ausklang der Ferien und der Woche gibt's hier jetzt noch besonders erregenden Stoff.
Höret selbst und haltet die Ohren steif ;-)

Al Di Meola - Race With Devil On Spanish Highway [mp3]

den Tim muss ich leider auslagern, mein Webspace hat sich erregt

Tim Buckley - Devil Eyes [mp3]

Portugal.The Man



Die Jungs aus Wasilla/Alaska spielten heute abend im Züricher Abart. Gestern waren sie im KuLa, wäre näher gewesen, haben wir leider verplant - scheiss Jetlag.

Zu schreiben gibt's nicht mehr viel um die Uhrzeit- obwohl, eigentlich wäre jetzt früher abend.
Aber die Bettgehzeit verlagert sich allmählich von garnicht auf 4 Uhr. Morgen zumindest (heut?...hm) lässt sich das noch kompensieren. Bis zum Realitätsschock am Montag bleibt mir noch ne Mütze Schlaf.

Also, was ich sagen wollte, die Buben sind klasse. Das Beste, was ich seit langem live gehört/gesehen hab. Die Musik? Unmöglich klassifizierbar. Live um Klassen intensiver als aus der Konserve. Man muss sie erleben - hingehen - hören - abgehen.
Man, Portugal. The Man sind besser als Sex. Naja, zumindest gleich gut. Da verzeiht man ihnen doch glatt den bescheuerten Bandnamen - these guys are fuckin' great!

Portugal. The Man - The Pines [mp3]

Portugal. The Man - Children [mp3]
Portugal. The Man - Bellies Are Full [mp3]

Samstag, 8. September 2007

Jack London

Keno City













Jack London's Hütte mit Damenbesuch











"Ich will lieber Asche sein, als Staub!
Ich will lieber, daß mein Lebensfunke sich ausbrennt in einer hellen Flamme, als daß er in Fäulnis erstickt. Ich will lieber ein prächtiger Meteor sein der in all seinen Atomen zugleich verglüht, als ein langlebiger verschlafener Planet. Der Mensch ist gemacht, damit er lebt; nicht damit er existiert. Ich werde meine Tage nicht damit vergeuden, daß ich sie zu verlängern suche. Ich werde meine Zeit gebrauchen."
Jack London

Der Silver Trail führt in eine der wildesten, rauhesten und atemberaubendsten Buschlandschaften Kanadas. Der Silver Trail, auch als Highway 11 bezeichnete Schotterpiste, endet als Sackgasse in Keno City, einer historischen Bergbausiedlung mit heute 25 Einwohnern der dort angesiedelten Northern Tutchone Indianer.
Auf unserer Weiterreise von Whitehorse nach Dawson City schliefen wir in der Nähe von Keno im Zelt. Die Nacht war wieder mal frisch, Temperaturen Richtung 0°Celsius liessen mich trotz meiner Zwiebelprinzip-Nachtgardarobe früh aus dem Zelt schlüpfen, um heissen Kaffee und die wärmende Sonne zu suchen. Auf dem Weg dorthin nahm ich ein sehr kurzes Bad im nahegelegenen, eiskalten Fluss. Die Sonne blinzelte schon zwischen den Bäumen durch und ich liess mich, auf einem mächtigen Stein sitzend, von ihren wärmenden Strahlen trocknen.
Erstaunlich, so kalt es nachts auch war, die Sonne schaffte es immer wieder, in Kürze die steifen Glieder schnell auf Trab zu bringen. Tagsüber lagen die Temperaturen regelmässig bei ca. 25°, manchmal auch darüber, und erforderten damit ein Kleidungsspektrum von Wollmütze und Handschuhen bis kurze Hose und ärmelloses Top.
Als ich so auf dem Stein sass, die Wärme genoss und meinen erwachenden Gedanken nachhing, schaute ich dem Lauf des Wassers zu, wie es verspielt um die Steine hüpfte um seinen Weg zu finden. Es funkelte und glitzerte im morgendlichen Sonnenlicht, und ich träumte mich ein wenig in die Zeit des Goldrausches, erinnerte mich an die Geschichten Jack London's und überlegte, wie es damals wohl war, als die Männer mit ihren Schaufeln und Pfannen dem Glück hinterherjagten und dabei stattdessen so oft Elend und Leid eines harten Lebens ernteten.
Gedankenverloren spielte ich mit den Kieseln, grub mit den Händen Sand aus dem Fluss und liess das Wasser zwischen meinen Fingern zerrinnen. Ein Häufchen Sand mit einem kleinen Goldflitter darauf blieb in meiner Hand übrig. Schnell wickelte ich das hauchdünne Blättchen ein und konnte mich anschliessend kaum dem Drang entziehen, weiterzuschürfen. So muss das also gewesen sein - der magische Zauber des Goldes hatte mich in seinen Bann gezogen!
Wie einen kostbaren Schatz hüte ich seither den Mythos und Hauch von Gold in einem Glasfläschchen.

Jack London erzählt in vielen seiner Werke über den Goldrausch und die Wildnis, "The Call Of The Wild" ist wohl sein bekanntester Roman. Während seines Aufenthaltes im Yukon bewohnte er eine Blockhütte in Dawson, diese besuchten wir dann auf unserer Weiterreise.

Freitag, 7. September 2007

Hekla?



Während des Hinflugs nach Alaska tauchte plötzlich dieser Vulkan aus der Wolkendecke auf. Ich vermute, dass dies die Hekla auf Island ist. Genau weiss ich es aber nicht, da ich diese bisher nur von unten gesehen hab.

Donnerstag, 6. September 2007

Squirrel-Kamasutra

Pascal knipste wie wild die putzigen Squirrels, übersah dabei die eingestellte Videofunktion und drehte zufällig diesen Clip. Wir wurden dadurch unheimliche Beobachter ihres Liebesspiels.
Offensichtlich scheint das denen enormen Spass zu machen - naja, kein Wunder, mit so buschligen Schwänzen ;-)


Vermisstenmeldung

WANTED!

Gesucht wird die Homepage von "Schwester Gaby".
Dringend!
Hey Wils, wo bist Du untergetaucht? I miss your written words!

Für sachdienliche Hinweise zum Verbleib in jeder Form wird ein Finderlohn in Höhe eines maximal sinnfreien Kommentars ausgesetzt. Also ihr Dedektive...ran an die Tasten!

Mittwoch, 5. September 2007

End Of A Trail

Back to the Civilization.

Mit einem atemberaubenden Blick auf den majestätischen, 6194 Meter hohen Mount Mc Kinley, dem kältesten Berg der Welt und höchsten Gipfel Nordamerikas, begann das Ende unseres viel zu kurzen Ausflugs in die Weiten Alaskas und die faszinierende Wildnis des Yukons.


















Nach 20-stündiger Rückreise freu ich mich auf ein weiches, warmes Bett und die Nacht, welche mir gestern - oder war es heute? - abhanden gekommen ist. Auch die stabilen Wände, den Herd und das Dach überm Kopf weiss ich wieder zu schätzen.
Dennoch wird meine Seele noch eine Weile brauchen, bis sie hier wieder Heimat spürt und vollständig angekommen ist. Zu viele der Begegnungen mit Mensch und Natur, Erlebnisse und Eindrücke halten sie noch gefangen in diesem fantastischen Land der Sehnsüchte, Abenteuer und Extreme.
Das mit Abstand schönste und atemberaubendste Erlebnis war jene Nacht, in der Aurora borealis, Vollmond und anschliessende totale Mondfinsternis zusammentrafen und dieses Licht- und Farbspektakel uns bei Eiseskälte in Decken gehüllt, bis in die frühen Morgenstunden ans Lagerfeuer fesselte und fast sprachlos machte.















Nachtblick über den Yukon auf Dawson City und anschliessender Tanz der Nordlichter


















Beim Quitschen von Fahrradreifen hinter mir ertappte ich mich heute dabei, wie ich mich umdrehte, um zu schauen, welches Tier solche Gräusche macht und am Himmel suchte ich vergebens nach dem tollen Licht und dem berauschenden Farbspektrum.

Es war sicherlich nicht meine letzte Reise dorthin, hab ich doch schon ein Paket neuer Pläne als Souvenir mitgenommen.

Either you love it or you hate it, sagen die Alaskaner.

Gute Nacht.

Sonntag, 12. August 2007

Unsichtbare Worte


















ins Vergessen geschrieben
von fliegender Hand
dem Schwarz der Nacht
ein Zeichen gesetzt
ins Licht

Donnerstag, 9. August 2007

Rauchverbot

Zu diesem Thema ist in letzter Zeit wahrlich genug Wasser auf die Mühlen gekippt worden. Eigentlich ist schon alles gesagt, was gesagt werden kann - die einen finden's gut, die andern nicht. Und diejenigen, die nichts sagen, die haben nichts zu sagen oder denen ist es schlicht und ergreifend wurscht, weil sie z.B. keine Kneipengänger sind.

Standesgemäss verspritz ich jetzt dazu doch noch etwas Senf, denn ich zähle mich zur Spezies der bio-dynamischen Genussraucher. Das sind diejenigen welchen, die es tagsüber geniessen, nicht zu rauchen, weil es blöd ist, abends aber, nach dem bio, voll dynamisch zur Fluppe greifen. Und zwischendurch mal, weil die Ausnahme zur Regel gehört.
Das war bisher toll, vor allem in meinen Lieblingskneipen wie der Seekuh, dem Shan oder im Turm, am liebsten zu Musik und Guinness. Das beste am Kneipen-Genussrauchen ist: man hat das Gschmäckle zwar nachher in den Klamotten, nicht aber in der eigenen Bude.
Das hat uns Vatter Staat nun ganz schön vermasselt. Obwohl der Vatter sich eigentlich dringend um ganz andere Spezies kümmern sollte - die unfreiwilligen Nichtverdiener, die hätten wahrlich genau so viel Fürsorge verdient. Und was ist mit dem Gesundheitsschutz für Nichtautofahrer? Und wer schützt mich vor den Gesundheitsgefahren einer verblödeten Politik?
Die Nichtraucher hacken auf den Rauchern rum und umgekehrt, und schwupps - hat der Mop ein Problem, was eigentlich keines ist. Das ist der Trick, mit welchem von echten Problemen abgelenkt wird. Altbekannt und altbewährt.
Die einzig richtige Lösung wäre nach meiner Meinung, den Wirten aufzuerlegen, ihre Lokalität als Raucher- oder Nichtraucherzone zu deklarieren und es den Menschen selbst zu überlassen, ob sie lieber qualmend oder nichtqualmend kommunizieren. Alles andere ist Quatsch!

An dieser Stelle möchte ich Norbert, Wirt der Seekuh, zitieren:

"Wenn man täglich in der Gastronomie arbeitet und dazu gezwungen wird an der allmählichen Vergiftung des Einzelnen mehr oder weniger unfreiwillig teilhaben zu dürfen ist es geradezu eine
Wohltat nach den vielen, vielen Nächten mal endlich abends nicht in dem Qualm stehen zu müssen.
[...]Werde mir die Rauchraum-Geschichte noch in aller Ruhe überlegen. Tendiere aber - ehrlich gesagt - eher dazu das ganze Lokal als Nichtraucherbereich zu betreiben. Ist jedoch noch nicht endgültig entschieden."

Diesen Standpunkt verstehe und akzeptiere ich. Obwohl ich gerade die Seekuh als Raucherkneipe immer sehr geschätzt habe. Wenn das Rauchverbot den Wirten überlassen würde, könnte ich immerhin selbst entscheiden, mich für einen geschmacksneutralen Abend in die Seekuh zurückzuziehen oder eben die Socken und die Kippen zum Rock im Turm qualmen zu lassen, dessen Wirt Ali ganz anders tönt:

"Das Rauchverbot schadet unseren Umsätzen.
[...] Es ist dumm gemacht und es sollte uns überlassen werden, ob wir es so oder so handhaben wollen. Uns vorzuschreiben, was wir sein sollen ist einfach undemokratisch.
[...] Falls es wirklich so schädlich ist, müssten Zigaretten komplett verboten werden."

Heut abend sass ich nach rauchfreier Arbeit zur ersten Urlaubszigarette auf der Terasse des Kula und hab mir bei herbstlichen Temperaturen schier den Popo abgefroren. Aber die Hoffnung auf sommerliche Grade im Winter durch die wärmefördernden Abgase bleibt, falls uns das Wasser nicht vorher bis zum Hals steht.

Metallica - Smoke On The Water [mp3]

Joe Nichols - She Only Smokes When She Drinks [mp3]
Deep Purple - Smoke On The Water [mp3]
Mike Jones - I Smoke I Drink [mp3]
Placebo - Been Smoking Too Long [mp3]
Motley Crew - Smoking In The Boy's Room [mp3]

Dienstag, 7. August 2007

Mile Zero















Deishu, ein indianisches Wort der Tlingit, bedeutet soviel wie Beginn oder Ende eines Weges. Skagway ist immer das Ende einer Reise und der Anfang von einer anderen gewesen.
Whitepass Railroad's und Klondike Highway's Mile Zero sind beide in Skagway.
Das Mile Zero B&B in Skagway wird sinnigerweise auch unsere letzte Bleibe vor dem Trail.
Eine angemessen hübsche, finde ich ;-)

Montag, 6. August 2007

Zeitlos


















Schneeweisschen und Rosenrot - heut abend im Cafe Zeitlos - dem ultimativ schönsten Biergärtchen der Konstanzer Altstadt.


















Gewitterstimmung bei der Heimfahrt.

Hide On Jeckell


















So, die First-Night-Bude in Whitehorse ist nun eingetütet.
Die Auswahl ist nicht besonders üppig, geht aber von liederlicht bis lichterloh.
Ich entschied mich spontan für lichterloh. Was drauf steht, muss ja nicht zwangsläufig drin sein...

Okkervil River - Our Life Is Not A Movie Or Maybe [mp3]
Smashin Pumpkins - We Only Come Out At Night [mp3]
Shivaree - Don't Stop 'Til You Get Enough [mp3]

Samstag, 4. August 2007

Yukon Territory - Whitehorse und die Lachse

















Das Yukon Territory ist etwa 1,5 mal so gross wie die BRD und hat ca 31.200 Einwohner, hiervon leben ca. 20.000 in Whitehorse.
Es gibt dort 12 Landstrassen, welche die wenigen Orte miteinander verbinden.
Das grösste, nichtpolare Eisfeld der Welt beherbergt der Kluane National Park und dort liegt auch der höchste Berg Kanadas, derMount Logan mit knapp 6.000 m ü.M.
Es gibt im Yukon ca. 50.000 Elche, 160.000 Caribous und 18.000 Bären.
Eine Kanutour auf dem Yukon River Von Whitehorse bis Dawson City wäre vergleichbar mit einer Fahrt auf dem Rhein von der Schweizer Grenze bis zur Nordsee - 750 km lang.

Unsere Rucksäcke sind fast gepackt und wir scharren schon etwas mit den Hufen - bald geht's los.
Gestern, als wir unsere letzten Ausrüstungseinkäufe im VauDe Outlet in Tettnang erledigten, wanderten auch Handschuhe und Mützen in die Tüte. Zwei Jungs bemerkten erstaunt, für Handschuhe sei es wohl etwas früh. Stimmt fast, aber das Klima im Yukon kann sehr wechselhaft sein. Die kälteste dort jemals gemessene Temperatur betrug -52°C, die wärmste 35°C; die durchschnittliche Juli-Temperatur liegt bei 14°C. Im August/September muss man durchaus auch mit Nachtfrösten rechnen, besonders in den Bergregionen.
Das heisst, kleidungstechnisch volles Programm, vonn dünn/kurz bis dick/lang und das erfordert rucksackstopfmässig etwas Fingerspitzengefühl, denn mehr als 18-20 kg sollte der Sack nicht hergeben. Wir sind optimistisch - bis auf den ersten, total verregneten Teil der Alpenüberquerung war uns das Wetter auf solchen Trips immer wohl gesonnen.

Während der Routenausarbeitung schaute ich mich virtuell etwas in Whitehorse um, wo unsere Tour anfängt. Vor den harten Nächten in der Wildnis wollen wir zumindest nach dem Flug etwas Luxus in Form eines tollen, kuschligen kanadischen King Size Bed's.
Ausser einigen, preislich durchaus anspruchsvollen Ho- und Motels, hat Whitehorse noch einige Attraktionen zu bieten, z.B. das Rapids Fishway, eine Fischleiter mit Aussichtsplattform, 1959 errichtet, um den Königslachsen und anderen Fischarten den Weiterweg ins Landesinnere um den Damm der Yukon Energy Corporation herum zu ermöglichen.
Mitte August treffen die ersten Königs-Lachse nach ihrer mehr als 2.500 km langen Reise, von der Beringsee bis in den Yukon, an der Fischleiter in Whitehorse ein. Dort werden die Lachse nach ihrem Geschlecht bestimmt, gezählt und in den Oberlauf des Youkon eingelassen. Durch in der Aussenwand eingelassene Fenster und Unterwasserkameras lassen sich die Fische bei ihrer Ankunft gut beobachten.
Gerade rechtzeitig zu diesem Schauspiel werden wir in Whitehorse eintreffen und ich hoffe, von den Lachsen springen uns auch einige leckere Exemplare zwischen die Kiemen.

Der Name Whitehorse (weisses Pferd) stammt übrigens aus der Zeit um 1900, als die ersten, weissen Glückssucher während des Klondike Goldrausches in die Region kamen. So bezeichnete man die schaumgekrönten Stromschnellen, die die Passage des Yukon an dieser Stelle so schwierig machten.

Country Joe & The Fish - Death Sound [mp3]
Country Joe & The Fish - Silver And Gold [mp3]
Michelle Cross - Big Fish [mp3]

Beirut - The Fish Inside Me [mp3]
M.Ward - Green River [mp3]
Damien Rice - Woman Like A Man [mp3]

Do Not Believe

Hossa, Houssamix ist in die Flucht geschlagen. Freies Web für freie Spinnen und Kühe!

Do not believe because you read it in a book,
Do not believe because you saw it on television,
Do not believe because science says so,
Do not believe because a famous person says so,
Do not believe because a wise person says so,
Do not believe because a wise person believes it,
Do not believe because your best friend believes it,
Do not believe because everyone else believes it,
Do not believe because others have believed it for a thousand years,
Do not believe because you've heard it many times before,
Do not believe because you are told you must,
Do not believe because others expect you to,
Do not believe because it gets you accepted
Do not believe because it will make your parents happy,
Do not believe because it will get you noticed,
Do not believe because you want to believe,
Do not believe because you can't afford not to,
Do not believe because it helps you cope,
Do not believe because you'd go mad if you didn't,
Do not believe because you must believe something
Do not believe because there's nothing else to believe,
Do not believe because it feels good to believe,
Do not believe because it makes sense,
Do not believe because your eyes tell you it is so,
Do not believe because it is your own experience,
Do not believe because it feels true,
Do not believe because you know it is true,
Do not believe any of this, Believe only that you are,
And do not even believe that,
For that is beyond belief.

Mittwoch, 1. August 2007

Houssamix der Hacker




















Die kosmische Kuh ist neuerdings fest in schwarzer Hand.
Anstatt meiner hübschen Kühe, zierte neulich beim Seitenaufruf dieses Bild den Monitor. Ein schneller Abgleich mit einem Fremdrechner ergab, dass dies nur auf meinem der Fall ist. Beim Versuch, auf den Server zuzugreifen, erschien das gleiche Bild, d.h., keine Chance, irgendwelche Daten hochzuladen. Das Problem mit der Homepage-Indexseite hatte ich relativ schnell im Griff. Ein böses Rootkit hatte sich in die Registry des Rechners eingenistet, welches fix ausgemacht und bald darauf eliminiert war. Auf den Server kann ich immer noch nicht zugreifen, ausser über FTP. Der Versuch, über die Log-Dateien etwas herauszufinden, scheiterte - die für den betreffenden Zeitraum wurden wohl gelöscht. Eine Anfrage beim Server blieb bis heute unbeantwortet. Bei weiterer Recherche stiess ich auf folgende Seite: hacking.carcabot
Der kurze Mailwechsel mit dem Betreiber der Seite ergab jedoch keine aufschlussreichen Erkenntnisse. Jetzt könnte ich zwar weitere Daten auf den Server laden, weiss aber nicht, wer da die Finger drauf hat und vermeide dies vorläufig.
Der nächste Schritt wäre, eine neue Bleibe für meine Seite zu suchen.

Vielleicht gibt es den einen oder anderen Leser dieses Blogs, der sich mit Hackerangriffen auskennt oder schon mal ein ähnliches Problem hatte.
Über Tipps und Hinweise würde ich mich freuen!

Judgement Day - Introduction [mp3]
Judgement Day - Seventh Circle [mp3]
Judgement Day - Flight II [mp3]

Sonntag, 29. Juli 2007

Alaska Men - Susie und ihre Männer

"Die unendliche Weite und die atemberaubende Schönheit des nördlichsten Teils der Vereinigten Staaten machten Alaska zum Traumziel für wild-romantische Aussteiger. In Begegnungen und Gesprächen mit aussergewöhnlichen Einwohnern zeichnet Bernd Steinle ein differenziertes Bild vom Leben mit der Natur."

"Goldrausch, Eis und Bärenspuren - Abenteuerliches Alaska"
heisst das Buch von Bernd Steinle.
Ich hab's eben gelesen und fand es sehr unterhaltsam und informativ.
Bernd Steinle ist Redakteur bei der FAZ und arbeitete als Stipendiat drei Monate bei „Anchorage Daily News“ mit dem Berichtsgebiet Alaska. Seither ist er immer wieder für längere Aufenthalte nach Alaska zurückgekehrt.

Die Geschichte in seinem Buch über den Bärenflüsterer Timothy Treadwell, der 13 Jahre lang im Katmai-Nationalpark unbewaffnet in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Grizzlies lebte und das vor vier Jahren mit seinem Leben bezahlen musste, hat mich stark beeindruckt.



Am besten gefiel mir aber der Beitrag über die resolute Verlegerin des Magazins "Alaska Men", Susie Carter.

Sie bastelte das Magazin irgendwann am Küchentisch aus einer Kollektion einsamer, alleinerziehender Väter aus ihrem Berufsalltag. Sie wollte helfen, heiratswillige Männer aus dem dünnbesiedelten Norden an die Frau zu bringen. Denn in der ultramaskulinen Welt der "last frontier" herrscht Frauennotstand, auf 1 Frau kommen ca. 5 Männer.
Das Magazin ist inzwischen eine Institution und arbeitet sehr erfolgreich am Bindungsmythos.

Susie Carter hat neun Kinder grossgezogen, eine Kindertagesstätte in Anchorache betrieben und ist nebenbei in zweiter Ehe verheiratet. Als sie von ihrem ersten Mann geschieden wurde, wollte sie absolut sicher sein, dass sie mit ihm nichts mehr zu tun haben würde. Also stellte sie ihn auf die Titelseite von Alaska Men. Das wirkte. Bald darauf heiratete er. Eine Engländerin.
In Alaska scheint es ausser den vielen bindungswütigen Männern und respekteinflössenden Bären auch kreative, tolle Frauen zu geben. Einfach klasse, ich freu mich auf Alaska ;-)

Grizzly Bear - On A Neck On A Spit [mp3]
Grizzly Bear - He Hit Me [mp3]
Grizzly Bear - Little Brother [mp3]
Grizzly Bear - Shift [mp3]

Was hat ein toter Marder mit Schmetterlingen zu tun?

Weit jenseits aller Vorstellung von Falsch und Richtig ist ein Feld. Dort werden wir uns treffen.
Rumi

















An manchen Tagen gerät einiges durcheinander, was vorher geordnet in Schubladen sortiert war. So ein Tag fängt z.B. mit einer schönen, harmlosen Wanderung auf die Hochalp im Toggenburg an.
Im Vorbeigehen begegnete uns kurz der Tod inklusive der Erinnerung an die Einmaligkeit jedes Augenblicks.












Marder haben einen hübschen Pelz. Der Totengräberkäfer hatte aber mit seiner Arbeit schon begonnen. Alles, auch Schönheit ist vergänglich.
Auf der Rückfahrt an der Tanke gabs ein Eis, welches im Kreisverkehr unbemerkt einen Teil seiner Schokoladenhülle verlor. Diese schmolz sofort unter meiner weissen Hose und hinterliess einen grossen, braunen Fleck am Hosenboden. Scheiss drauf! Wo braun drauf ist, ist zum Glück nicht immer braun drin.
Das kleine Nickerchen vor den Abendaktivitäten wurde kurz nach dem Wegnicken durch Katzenterror unterbrochen.
Wir retteten das Leben der Maus, zum anklagenden Unverständnis der Katz. Verständnis ist relativ - Katzen sind zwar Raubtiere, aber die Einzelteile einer Maus gehören nicht auf den Wohnzimmerteppich. Punkt. Ich entschuldigte mich artig für das Entreissen der Beute und lobte das Tier widerwillig.
Der folgende Versuch, den Kühlschrankinhalt für's Wochenende zu optimieren, wurde durch eine Neuauflage des Katz- und Mausspiels sabotiert. Fixalleluja!
Die Maus entkam - ausgerechnet in mein Schlafzimmer.
Mäuse sind süss. Aber süsse, grosse Mausknopfaugen, die meine wilden Zuckungen im REM-Schlaf beobachten, sind mir suspekt und somit artete die Angelegenheit in eine rasante Mäusejagd aus.
Mäuse sind auch klein und schnell. Das halbe Zimmer musste ich auf den Kopf stellen, bevor mir nach ca. 2 Stunden die Gefangennahme im Salatsieb gelang.
Maus raus, Katz rein - inzwischen ist es knapp vor 23 Uhr.
Die Jungs von Skin'n Bone sind ja bekanntlich Feiermarathonisten, da standen die Chancen auf ein abschliessendes Samstags-Relaxed-Clubbing im lauschigen Naturfreundehaus-Areal am Rhein gut.















Dort passierte die Sache mit dem Rücken und den Schmetterlingen, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Die Party war toll und die Nacht war lang.

Samstag, 28. Juli 2007

Realaxed Clubbing



Willy DeVille II















































































































©marianne rieter


Nachträglich noch ein paar wunderbare Bilder vom Konzert, die ich auf Mariannes Blog gefunden hab. Mit freundlicher Genehmigung durfte ich eine kleine Auswahl auf meinen Blog entführen, vielen Dank, Marianne!
Übrigens, es lohnt sich, ihren Blog etwas ausführlicher zu durchstöbern, dort gibt es noch mehr klasse Bilder und tolle Texte, eine echte Fundgrube :-)

Donnerstag, 26. Juli 2007

Weinfest
















Mir war heut so weinerlich zumute, da dachte ich, gehste mal unter Gleichgesinnte auf's Weinfest.
Pustekuchen! Anstatt auf weinende feste Menschen, blickte ich ungläubig in weinseelige, breitgrinsige Gesichter und ich verstand...Musik gabs da auch. Die löste zuweilen einen heftigen Konflikt mit meinen Geschmacks- und Gehörsinn aus. Ich hätte ja gerne geweint, überlegte es mir aber anders, als ich den Stand mit den stabilen, handfesten Krügen entdeckte. Dann hab ich gebiert und es hat funktioniert: Die Musik einfach schöntrinken, that's it. Irgendwann war mir dann nur noch lächerlich zumute.

Iron&Wine - House-By-The Sea [mp3]
Iron&Wine - Die Working Title From Ice Storm Airport [mp3]
Iron&Wine - The Trapeze Swinger [mp3]

Mittwoch, 25. Juli 2007

Willy DeVille
























Fast hätte es gestern auf Anhieb geklappt - mit dem Auto mitten ins Konzert. Denn das schnieke Zürcher Kaufleuten besitzt ein eigenes Parkhaus. Doch man sollte das Parkhaus nicht vor dem Konzert loben - auch in Zürich wird gebaut, und das sogar im Pelikan-Parkhaus. Die "nur wenig zur Verfügung stehenden Parkplätze" standen natürlich nicht mehr zur Verfügung, eine Powerhalse brachte uns zu den noch Verfügbaren im Nachbarparkhaus. Dafür reduzierten sich die üblichen Züricher Konzertsuchkreisel auf nur einen. Wir sind ja lernfähig, und das Auto hat inzwischen sowas wie einen intuitiven Rockmusiknavi.
Es wurde trotzdem etwas hektisch, doch - arbeitnehmerfreundlich - Schlag acht Uhr war's dann soweit, Willy und die Band legten los. Das Konzert war ausverkauft und dementsprechend voll der Saal.
Erstaunlich, wieviele Fans Willy DeVille in der Schweiz auf Trab bringt.
DeVille's Erscheinung ist von seinen Songs nicht zu trennen und umgekehrt. Leider kam auch diesesmal das ungeschriebene Konzertgesetz zum tragen: die Grossen vorne, die Kleinen hinten. Somit waren mir nur wenige unscharfe Blicke mit Hilfe von Klimmzügen auf die nahe Theke und vollausgefahrenem Zoom auf DeVilles Erscheinung vergönnt.
Da hiess es, Augen zu und durch. Die Akkustik machte das Rennen.

Seit dem Weggang von New York nach New Orleans hat sich die Musik Richtung Süden entwickelt - eine Mischung aus Rhythm & Blues, Country, Rock, Soul und Latino Klängen, dazu die schwarze, rauhe Stimme, welche den Sound so einzigartig macht.
Der Ungezähmte krächzt sich nicht nur mit charismatischer Stimme den New-Orleans-Rock von der Seele, er heitert das Publikum auch immer wieder mit Spässen über Drogen, sein Alter und Sonstiges auf - ein Selbstdarsteller par Excellence.

Mein persönlicher Favorit des Abends war seine Interpretation vom Traditional "Hey Joe", dem er einen Cha-Cha-Rhythmus verpasste, was dem Lied einen völlig eigenen Charakter verlieh, weit weg vom Original, aber einfach genial. Nicht zu vergessen das begleitende Ittinger Bier zu einem geradezu majestätischen Preis von übern Daumen 1,20 Fränkli der Schluck. So ein kostabares Bier mussten wir uns Tropfen für Tropfen auf der Zunge zergehen lassen.

Buntgemischt das Publikum zum 30-jährigen Bühnenjubiläum DeVille's im Kaufleuten: Der harte Kern der Musik-und Discoszene traf auf die Gelegenheitskonzertbesucher aus dem Umland. Und alle waren gluecklich. Das zumindest spricht doch fuer Mr. DeVille.

Willy DeVille - Spanish Stroll [mp3]
Willy DeVille - Mixed Up Shock Up Girl [mp3]
Willy DeVille - Cadillac Walk [mp3]

Sonntag, 22. Juli 2007

Was ihr wollt














«Ich thue etwas, und weiß selbst nicht was; ich besorge, ich besorge, meine Augen haben mein Herz überrascht! Schiksal, zeige deine Macht: Wir sind nicht Herren über uns selbst; was beschlossen ist, muß seyn, und so sey es dann!»


"Twelfth Night” - Dreikönigsabend - ist der andere Titel, den Shakespeare seiner wohl bekanntesten und beliebtesten Komödie gab. Möglicherweise wird damit auf ein Uraufführungsdatum am 6. Januar angespielt, das aber als nicht gesichert gilt.
Eine andere Deutung ist interessanter: Die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönig gelten als die "Rauhnächte”, in denen das Geisterheer umherzieht und die Menschen, um ihre Gespensterfurcht und das Grauen vor der winterlichen Dunkelheit zu besänftigen, ausgelassene, dem Karneval vergleichbare Feste feiern - die seit der Antike begangenen Saturnalien. Bei diesem Fest gingen in bunter Verkleidung die Dinge nicht nur in erotischer Hinsicht drunter und drüber: ein turbulentes Was-Ihr-wollt-Durcheinander, das soziale und sexuelle Identitäten vertauscht und jeden möglichen Zweifel an der logischen wie der gesellschaftlichen Ordnung sät. Dieses vergnügliche Experiment mit dem "anderen” nutzt William Shakespeare als Begriff für die Versuchsanordnung der Liebes-Spiel-Arten auf der musikbeseelten Insel Illyrien.

Horst Hawemann's sehr moderne Konstanzer Inszenierung war wohl eher Komödie denn Drama, durchaus vergnüglich gespielt entbehrte das Stück aber nicht einer feinsinnigen Ernsthaftigkeit. Ein stolzes Aufgebot von 10 Schauspieler/innen bot zweieinhalb Stunden vor illustrem Bühnenbild beachtenswerte und rasante Kommödienfreude, ohne in albernen Klamauk abzudriften.
Klaus Redlin als verballhornter Lakai mit gelben Strümpfen entlockte dem Publikum etliche Lacher; der Narr - überzeugend gespielt von Olga Strub - durfte das Geschehen zwischen Glück und Wahnsinn beobachten und mit viel Wortwitz kommentieren.

Kurzum: es wurde mir nicht langweilig am Mittwoch, dem letzten Theaterabend dieser Spielsaison.
Umso unverständlicher fand ich deshalb das Verhalten meiner Platznachbarn. In manchen Szenen fiel auf der Bühne der Satz "Ich will nach Hause". Jedesmal nickte mein Nachbar deutlich und blickte dabei nervös auf seine Armbanduhr. Während des ganzen Schauspiels konnte er es sich nicht verkneifen, seiner Begleiterin abfällige Kommentare zuzuraunen. Zum Schlussapplaus sassen beide stoisch klatschlos da.
Theater ist nicht jedermanns Sache und über Inszenierungen lässt sich streiten, aber der Einsatz und die Spielfreude der Schauspieler hatten an diesem Abend definitiv Applaus verdient. Ich finde es respektlos den Akteuren gegenüber, demonstrativ nicht zu klatschen, vor allem wenn man in den vordersten Reihen sitzt.
Immerhin gibt es die Möglichkeit, sich in der Pause zu verabschieden, wenn das Stück nicht gefällt oder zu lange wird.
Zum Glück sind das Ausnahmen, diesmal hatte ich eine Tauschkarte. Meine üblichen Abonachbarn sind begeisterte Theaterfreunde und besitzen ein Mindestmass an Anstand.

Townes Van Zandt - You Are Not Needed Now [mp3]
M.Ward - To Go Home [mp3]
Lynyrd Skynyrd - Saturday Night Special [mp3]
Michael Andrews - Just A Thought [mp3]