Sonntag, 16. September 2007

On the top of the World












Ein weiteres, unvergessliches Erlebnis meiner Kanada-Alaska Reise war die Fahrt über den "Top of the World" Highway. Er gilt zurecht als eine der schönsten Strecken des Yukon. Die Bezeichnung erhielt die Strasse wegen der eindrucksvollen Streckenführung entlang einer Kammlinie mit weiten, atemberaubenden Ausblicken über die Unendlichkeit des Landes. Wie ein graues Band windet sie sich 127 km durch die unermessliche Wildnis und mündet nach der alaskanischen Grenze auf 1376 m.ü.M. in den Taylor Highway.







Im Winter ist die Strecke gesperrt und die Grenzstation ist nur vom 15.Mai bis zum 15.September besetzt. Eine Tag und Nacht pendelnde Fähre befördert Reisende kostenlos von Dawson City über den Yukon, wo man dann direkt auf die über weite Strecken geschotterte Piste gelangt.
Wir hatten Jack London's Cabin besucht, auf den Claims nach Gold geschürft und versumpften im Saloon - 2 Tage in der alten Goldgräbermetropole Dawson City schienen genug der Zivilisation, wir wollten wieder hinaus, weiter nach Alaska.
Nachdem wir uns in Dawson noch ausgiebig mit Nahrung eingedeckt hatten, fuhren wir abends los. Sonnenuntergang ist dort, Ende August, gegen 22 Uhr - genügend Zeit, die Strecke bis über die Grenze bei Tageslicht zu bewältigen. Kurz hinter Dawson City wurde es schnell wieder sehr einsam. Ein paar Trucks begegneten uns anfänglich noch und hüllten uns auf der knochentrockenen Piste in mächtige Staubwolken ein - dann hatten wir die die restliche Strecke für uns allein. Die Strasse ist schmal und kurvenreich, führt selten durch Wald, oft über weite Flächen, und je höher man kommt, desto mehr fährt man durch arktische Tundra.










Nach etlichen Kilometern einsamen Schlaglochhoppings wurden wir müde und hungrig und überlegten, noch vor der Grenze unser Nachtlager aufzuschlagen. Auf meiner Karte waren mehrere Campiermöglichkeiten eingezeichnet, wir mussten aber leider feststellen, dass diese Plätze schon vor langer Zeit stillgelegt wurden und "wildes Zelten" wegen der Geländeform - auf der einen Seite ging es meist steil bergauf, auf der anderen runter - unmöglich war.
Also fuhren wir weiter, in der Hoffnung bei Chicken, der ersten Siedlung in Alaska, einen geeigneten Platz zu finden.
Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn einem in dieser Region stundenlang kein Auto entgegenkommt und keines vor- oder hinter einem herfährt. Ein wenig beunruhigte mich das aber schon und als wir die gottverlassenen Grenzstation erreichten, wussten wir auch warum. Täglich von 9 am bis 9 pm ist sie besetzt, als wir dort ankamen, war es 9:30 pm - die Strasse endete hier also für uns bis zum Morgen.



























Wir waren hier am höchsten Punkt der Strecke, also Top of the World, oberhalb des Zollhäuschens erstreckte sich eine weite, ebene Fläche, von der man einen fantastischen 360° Rundblick hatte.
Wir beschlossen, dort oben im Niemandsland unser Zelt aufzuschlagen- es blieb uns schliesslich nichts anderes übrig.
Was uns dann erwartete, ist nur schwer in Worte zu fassen. In dieser Nacht voller Licht und Farben, gepaart mit der überwältigenden, absoluten Einsamkeit und Stille, schaffte ich es kaum, meine Augen geschlossen zu halten. Ein schier endloser Sonnenuntergang auf der einen Seite, und auf der gegenüberliegenden der aufgehende Vollmond, dazu ein Ausblick, als würde einem die Welt zu Füssen liegen - dieses farbenprächtige Himmelsspektakel machte uns die Kälte vergessen, entschädigte tausendfach für das ausgesetzte Nachtlager und bleibt unvergesslich.

3 Kommentare:

  1. Im TV sah ich mal jemanden der in Kanada war und sagte, es wäre so unheimlich still gewesen, dass er schreien mußte um etwas zu hören.
    Danach machte er Spätzle und hoffte nicht alle Bären damit an zu locken *lol*

    Morgen Hilde

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  2. Man muss sich da oben schon gut selbst aushalten können. Wenn man sich selbst nicht mag, stelle ich es mir grauenvoll vor ;-)

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  3. Wenn man sich selbst nicht mag,
    ---
    ist es da so schlimm ;-) ? *lol*

    Nö, das ist wohl gut beschrieben

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