
Du läufst einen Weg lang, auf dem du vorher nie gegangen bist, siehst eine Biene auf einer Blüte sitzen, es läuft jemand hinter dir her und hustet. Aus der Ferne hörst du Motorengeräusche, die Sonne knallt vom Himmel und wirft scharfe Schatten und plötzlich hast du den Geruch von indischem Curry in der Nase - und du weisst: genau dieses Licht, denselben Geruch, die gleichen Geräusche und Details hast du exakt an diesem Ort irgendwann schon mal genau so erlebt.
So oder so ähnlich könnte das paradoxe Gefühlserleben eines Deja-vu aussehen.
Manchmal funktioniert das aber auch andersrum, als paradoxes Paradoxum.
Neulich fläzte ich, in irgend etwas vertieft, abends auf dem Sofa; nebenbei lief der Fernseher - ich hatte zuvor eine Talkshow mehr angehört als angeschaut und es nicht bemerkt, als diese zu Ende war. Hin und wieder drangen Fragmente der folgenden Sendung - wohl ein Kulturmagazin - an mein Ohr. Der Bericht über einen Künstler aus den 70ern, nicht interessant genug, als dass er mich hätte aufhorchen, geschweige denn hinschauen lassen, aber auch nicht ausreichend uninterssant, um abzuschalten.
Dann kam unvermittelt, für mich völlig zusammenhangslos, dieses eine Lied. Obwohl schon tausendmal gehört und aus dem TV von grausiger Klangqualität, war ich mir sicher, es nie zuvor in der Weise und Intensität wahrgenommen zu haben.
Wie vom Blitz getroffen riss es mich förmlich aus der Kuschelecke an meine Plattenkiste, etwas erschrocken darüber, dass diese Band eigentlich nie zu meinen Favoriten gehört hatte und ich dementsprechend tief graben musste, um an den begehrten Song ranzukommen.
Zu guter Letzt fand ich das leicht patinierte Stück - genug geschwätzt, hier isses:
CCR - Have You Ever Seen The Rain [mp3]
War das wohl ein Jamais-vu? Meine Yogalehrerin sagte neulich, regelmässiges Praktizieren von Yoga putze die inneren Scheiben, klärt die Wahrnehmung. Man sieht die Dinge oder Menschen ohne Filter, so wie sie sind. Das ist manchmal hilfreich und befreiend, oft aber auch erschreckend. In diesem Fall war es das zum Glück nicht, ich empfand es als Bereicherung. Egal, seit jenem Abend erlebt CCR ein ganz persönliches Revival und die Vorstellung von lauernder Demenz verliert etwas von ihrem Schrecken. Jeden Tag neue, tolle Musik und davon viel - paradiesisch ;-)
CCR - Who'll Stop The Rain [mp3]
CCR - I Put A Spell On You [mp3]