Freitag, 21. September 2007

Chilkoot Trail - Puh! der Bär

Sheepcamp war das zweite Nachtlager auf dem Trail. Inzwischen waren wir ein nettes Trüppchen, ca. 20 Leute trafen sich abends am Camp. Der Weg dorthin verlief relativ unspektakulär durch nordischen Wald, über Stock und Stein, Wurzeln und Hängebrücken, immer gesäumt von Artefakten aus der alten Pionierzeit.

Am nächsten Tag galt es, den Chilkoot Pass zu erklimmen - der anstrengendste Teil des Trails wartete auf uns, für den man bis zu 12 Stunden Wegzeit rechnen muss und vor Tagesanbruch starten sollte. Deshalb wählten wir die kräfteschonende, kleine Etappe - von Canyon City bis Sheep Camp sind es nur 8 km.
Als wir dort ankamen, waren alle ganz aufgeregt - ein knuffiger Schwarzbär trieb sich in aller Seelenruhe zwischen den Zelten herum, rubbelte seinen Rücken am Baum (unter den links gibt's Videos), schnüffelte mal hier und mal dort und verschwand wieder.


















>Da Sheep Camp das letzte Camp auf der alaskanischen Seite und vor dem Chilkoot Pass ist, befindet sich in der Nähe eine Ranger Station mit Hubschrauberlandeplatz. Nachdem alle ihr Lager aufgeschlagen und ihr Süppchen ausgelöffelt hatten, erzählte uns der sympathische Ranger Geschichten aus der alten und der neuen Zeit, machte Spässe und spielte dazu auf seiner Klampfe.
Wir möchten ihm doch bitte Bescheid geben, falls jemand nachts auf dem Weg zum Buschklo den Bären trifft...und wir sollten uns möglichst in Vierergruppen auf den weiteren Weg machen, weil jenseits des Passes starke Bärenaktivitäten im Gange seien. Unter anderem treibe dort ein Problembär sein Unwesen, indem er sich den Wanderern in den Weg stelle, sie anpöble und ihnen dann hinterherlaufe. Zu tätlichen Übergriffen war es bisher aber nicht gekommen.
Grund war wohl, wie wir später erfuhren, eine Trekkerin, die unvorsichtig mit ihrem Essen umgegangen war, was der oder die Bären als Einladung und Fütterung verstanden hatten. Das ist fatal - wenn die Tiere einmal die Erfahrung machen, dass sie ohne Anstrengung an Leckereien wie Zahnpasta oder Schokoriegel rankommen, geben sie sich nicht mehr mit Beerenzählerei und kleinen Fischen zufrieden. Dann werden sie aufdringlich, was für Mensch und Bär unangenehme Folgen haben kann. Während der Mensch meist mit einer Überdosis Adrenalin davonkommt, bedeutet es für die Bären oft das Todesurteil.
Für diesen zum Glück nicht, er bekam nur die rote Karte, wie wir kurz vor unserer Abreise zu Ohren bekamen. Mit welchen Umerziehungsmassnahmen die Ranger das Problemtier in den Griff bekamen, erfuhren wir aber nicht.





Etwas mulmig war mir in jener Nacht schon, wir rückten mit unseren Zelten nah zusammen und waren beruhigt, als eine Familie mit Hund ihr Lager in unserer Nähe aufschlug.
Noch lange horchten wir in die Nacht hinein, es raschelte und knackte um unser Zelt, dann schlug der Hund einmal heftig und laut an, es wurde ruhig und wir fielen in tiefen Schlaf.

Calexico - Sunken Waltz [mp3]

Steve Earle - The Gringo's Tail [mp3]
Townes Van Zandt - My Proud Mountains [mp3]

8 Kommentare:

  1. Endlich kommt ein Bär.Mit ihm geknutscht?

    Bärige MorgenGrüße :-)

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  2. Nein.
    Hab nicht geknutscht.
    Ich bin zu schüchtern.

    Schönen Sonntag Rainer :-)

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  3. Der Bär wirkt wirklich einschüchternd.
    Danke für Sonntagsgruß :-).

    Muss weg vom Rechner, Sonne scheint.

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  4. Try and find copies of Paul St. Pierre's "Breaking Smith's Quarter Horse" and "Smith and Other Events" for a good natured glimpse inside the Old Chilcotin. His swan song, "Old Enough To Know Better" is a treasure of inpolitically correct Canadian philosophy and observations as well.

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  5. @rainer
    ich find den Bären auf dem Bild schnuffig.
    jetzt scheint der (fast)Vollmond.

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  6. @Mr. Beer N. Hockey

    "Monday morning I wake up
    With a hammer in my hand
    The boss-man yelling something at me
    That I dont understand
    I dont know how I got to work
    But I sure know Im there
    Im old enough to know better
    But Im still too young to care"

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  7. Steve Earle ... nicht Townes Van Zandt, Gruss Egon

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  8. Merci, Egon, gut aufgepasst!

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