Lauf ich neulich auf den Turmberg, auf den ich immer lauf, wenns mir zu eng wird.
Die Trude hatte mal wieder keine Zeit (Lust), ihr Mann, und so. Gut. Frau muss Mann hätscheln. Oder so. Oder andersrum. Oder auch nicht. Wer weiss.
Erhaben, frische Luft um die Nase, da werden meine Augen vom Abendrot angefallen, wie sie es noch nie zu sehen bekamen. Immer wieder fall ich drauf rein. Immer wieder seh ich das Abendrot zum ersten mal. Es ist jedesmal das Schönste. Und es reisst mich, immer wieder, von Neuem. Gerne würde ich es aussprechen, laut, oder singen. Ausser mir und dem alten Turmwächter ist keiner da. Also raus damit.
"Das ist das Leben" spricht da eine Stimme aus der Dämmerung zu mir. Oha. Das klingt. Unbemerkt, nach alter Indianermanier, hat sich ein Fremder, mit Kapuzenpulli vermummt, an dieses wunderschöne Farbenspiel rangepirscht. Wir stehen, erst still, wie berauscht, dann versuchen wir das
Unaussprechliche in Worte zu fassen. Wir reden, erzählen - zwei Fremde - und doch verbindet uns das Wesentliche. Sein. Leben. Eine halbe Stunde, dann ist es dunkel. Wir gehen beredt gemeinsam schweigend, bis unsere Wege sich in trennen. Eine halbe Stunde, in der alles gesagt wurde, was es zu sagen gibt.
Eben dachte ich noch: es wäre schön, mich mit jemandem über diese Farbenpracht austauschen zu können...
Ausserfahrplanmässig. Fügt sich alles.
Jahreswechsel [Goisern mp3]
"Wird's besser? Wird's schlimmer?"/ fragt man alljährlich./ Seien wir ehrlich:/ Leben ist immer/ lebensgefährlich."
Erich Kästner
Jetzt steht ne 7 nach der 200. Oder 2 plus 007. Und dann. Ist alles anders? Ja.
Morgen früh weckt der Wecker - als da noch 006 stand, weckte meist der Wecker morgens früh. Ein neuer Kalender hängt über dem Schreibtisch. Der neue von 006 ist übernacht gealtert. Der Sekt im Kühlschrank ist alle. Raketchen und Böller, die eben noch ihre Funken versprühten, übersäen in unansehnlichen Fetzen die Strassen, Wiesen und Parks. Sogar auf meine Terasse, obwohl streng bewachte Raketensperrzone, haben sich mehrere ausgebrannte Körper verirrt. Ein Lob im Vorraus an die schwäbischen Kehrwöchler. Schön, dass es euch gibt! Ihr guten Vorsätze! Heute gefasst - morgen gebrochen. Ist es ein guter Vorsatz, keinen guten Vorsatz zu haben? Ja. Mein einziger und mein bester. Es sind keine anderen mehr auf Lager, alle schon verbraucht und gebrochen. Ohne zu brechen lebt sichs besser.
Die Magnolienblüte wartet auf auf ihr Durchbrechen und die Schokimann-Ladenhüter sind klammheimlich zu schnuffigen Langohren mutiert und scharren in den Supermarktlagern mit den Pfoten.
Und nun ist Montag, einer ohne Arbeit, einer mit Frühstück und einer mit Ei und Familie. Darauf folgt ein Dienstag, einer ohne Ei, einer ohne Familie, dafür mit Arbeit. Und so weiter...und es ist gut so.
Schischi, Sekt und Trallala, Glitzerfummel, Küsschen rechts und Küsschen links.
In die Mottenkiste gepackt, bis zum nächsten.
Szenenwechsel [Medusa mp3]
Mein kanadischer Lieblingsonkel feiert heute das erste mal in seinem neuen Heim Geburtstag, im Kreise seiner 4 Söhne nebst Ehefrauen und seiner 16 Enkelkinder. Two stone's throws away from Vancouver.
Die Hütte, welche er einst, gemeinsam mit seiner Frau, eigenhändig, als Erfüllung seines Lebenstraumes in die Einsamkeit der Rocky Mountains zimmerte, umgeben von Wald, Bergen, glasklarem Wasser, mit häufigem Bärenbesuch auf der Veranda, verliess er vor einem Monat zugunsten der Familiennähe und kürzerer Arztwege und verkaufte sie schweren Herzens. Er zollte damit der Vernunft oder der Weisheit Tribut.
Rocky Mountains ade, das Alter wird beschwerlich in der Wildnis.
Schade eigentlich, ich hätte gerne die Kolibris noch mal Nektar aus den Blüten um "Wild Rose Place" schlürfen gehört. Wäre gerne noch mal mit dem Kanu lautlos über den Kooteney-Lake gepaddelt. Vorbei. Dann eben Alaska. So ist das Leben.
Zeitenwechsel [Skunk Anansii mp3]
Genau vor 10 Jahren starb meine Mutter. Mitten in der Silvesterparty zitierte mich die anrufende Krankenschwester auf den nächstbesten Stuhl und versuchte mir schonend das Unwiderrufliche begreifbar zu machen. Ich begriff nichts. War wie in Trance. Meine Gäste schmissen den Abend, bis ich mich von meiner Mutter verabschiedet und die Beerdigungsformalitäten erledigt hatte. Anschliessend stiegen wir mit Holz bewaffnet auf den Turmberg und machten ein Himmel-Höllen-Feuer. Meine Freunde blieben bei mir, bis das Feuer erloschen und ich anschliessend vor Erschöpfung und Trauer einschlief. Unvergesslich. Freunde. Unbezahlbar.
Blickwechsel [SunKilMoon mp3]
Sonnenuntergang auf der Reichenau, meiner Lieblingsinsel, an Silvesterabend
Happy new year
AntwortenLöschenDu ....
AntwortenLöschen@rainer
AntwortenLöschen...bist wieder klar?
Falls Du das sagen wolltest.
Klar, bin ich, Du...!